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Dresdner Journal : 05.07.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187707056
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18770705
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18770705
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1877
-
Monat
1877-07
- Tag 1877-07-05
-
Monat
1877-07
-
Jahr
1877
- Titel
- Dresdner Journal : 05.07.1877
- Autor
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W152 Domerstag, dm S. Juli. 1877 i» r»»»«» «„ix»» »M«»« IM»rli«b: . . 18 ftjRdrliob: 4 H»r>r »0 Kf. tLlo»»li,«Kaw»i«ii>: 10 ?t. tritt ko«t «»ck 8t»mp»I««,«dI»<r bi»»». r»G»r»1»»pr«I»«r t8r äsu K»»m vio»r ^»»p»1t«»«i> X) kt. votsr „Lio^Eocit" äi« /«il« »0 kL Kr»«b«l»»»t l'L^Iiod mit T»»»»bma äar 8oiu»- »ack Hb«»ck» für 6«v soljsvväsv ^»8- DreMtrIoumal. Verantwortlicher Redaeteur: Hoftath I. G. Hartmann in Dresden. L»ip,tL: » Lra-iktetter, l)»uitut«io»Lr 6« 1>r»»tillvr 1ourll»t»; ».: //»»»«»»<«»» ^0A/er, Vt«» N»»d«r, kr»»bNu»t». U Hso««e, I«rU» : ä. , Lr«»«a: /t Üe-Uott«, vr»»ttu: LtunA-n'» Uürv-tu, ev,»uut» - />> , »nudLkart ». H.: /t ^ueAer ucti« u. t». //errm«„n'ucds üuodtl., SörUl» /nv - /) , S»»»«„r: 0. ». ». /1ai4Ü« L S»wdiu^. L7«tck-e-», Vt,» t-ZPetit. N»r»»»jf«d»rr Lipvtiliioll cks» Vrviäosr ^o»ro»l», Orssckvo, Uo. SO. Amtlicher Theil. Dresden, 3. Juli. St. Königliche Majestät hat dem in Ruhestand getretenen Vorstande der Justizmini- sterial'Kanzlei, Hofrath August Wilhelm Manitius, seither Ritter ll. Klasse des Verdienstordens, das Ritter kreuz I. Elasse des Verdienstordens zu verleihen aller- gnädigst geruht. Dresden, 3. Juli. Se. Majestät der König hat die Erlaubnlß zur Anlegung des dem Vicewachmeister Freiherr» von Feilitzsch des l. Ulanen Regiments No. 17 verliehenen Fürstlich Lippe'schen Ehrenkreuzrs HI. Elaste allergnädigst zu erthrilen geruht. Aekanntmachung, den Umtausch der Actien der Leipzig-Dresdner Eisenbahn - Compagnie gegen Staatsschuldver schreibungen über 3"/» jährliche Renten betreffend. In Gemäßheit des zwischen der Königlich Sächsischen Staatsregierung und den Vertretern ver Leipzig-Dresd ner Eisenbahn-Compagnie unter Zustimmung der Ge neralversammlung der Letzteren über den Ankauf der Leipzig-Dresdner Eisenbahn abgeschlossenen Vertrages ist für jede Aktie dieser Conipagnie eine ans Grund des Gesetzes vom 6. Juni 1876 ausgefertigte Königlich Sächsische Staatsschuldverschreibung über 30 M. 3 db jährliche Rente von 1000 M. Kapital als Kaufpreis zu gewähren. Mit dem Umtausche dieser Aktien ä. ä. 19. Januar 1839 bez. 31. Dccember 1868 und 31. December 1874 gegen vorbezeichnete Rentenscheine sammt Talons und Coupons auf die 11 Halbjahrstermine 30. Juni 1877 bis mit 30. Juni 1882 soll den 25. Juni dieses JahreS bei der Staatsschulden-Buchhalterci im Landhause zu Dresden und der Filiale der Staatseisendahn-Hauptcasse auf dem Dresdner Bahnhofe zu Leipzig begonnen wer den. Die Inhaber dieser Aktien werden hiermit aus- gesordert, dieselben sammt Talons und den nicht mehr zur Einlösung gelangenden Zinscou pons auf die Termine 1. Oktober <877 und folgende und den Dividendenscheinen auf dir Termine 1. April 1878 und folgende bei einer der vorstehend genannten Umtauschstellen mit doppelten, nach der Nummerfolge geordneten Nummerverzeicbnisten, zu welchen Formulare bei diesen Stellen bereit liegen, von dem bezeichneten Tage an während der Vormittags stunden persönlich oder durch Beauftragte einzureichcn, da ein Schriftenwechsel zwischen den Aktionären und den Umtauschstellen nicht stattfinden kann. Bei Einreichung der Actien wird das eine Exemplar des Nummerverzeichnisses sofort quittirt zurückgegeben, gegen welches die Ausfolgung der Nentenscheine sammt Zubehör binnen 8 Lagen verlangt werden kann. Hier bei wird jedoch zugesichert, bei der Stratsschulden-Buch- balterei zu Dresden den Umtausch der kleineren Poften, soweit thunlich, nach der Reihenfolge der Anmeldung sofort Zug um Zug cintreten zu lasten. Schließlich ist darauf aufmerksam zu machen, daß diejenigen Actien, zu welchen die Zins- und Dividen denscheine nicht vollständig beigebracht werden können, lediglich bei der Ltaatsschulden-Buchhalterei zu Dresden einzureichen sind, von welcher besondere Bescheidung bierauf zu erwarten ist. Dresden, den 20. Juni 1877. -er L<>dtagia,lsch»ß zu Vtrwait»»g der Alaatrschildt» Or. ^r. Minckwitz tMiamtlillm Tluil. releqrapkisckc Nachrichten. Paris, Dienstag, 3. Juli, Abends (W. T. B.) Die verhafteten Führer der spanischen radica- len Partei, Zorilla, Lagunero und Munoz, welche sich noch in Gewahrsam befinden, werden, einer Meldung der „Apen« HavaS" zufolge, au» dem französischen Gebiete ausgewiesen werden. Pari», Mittwoch, 4. Juli. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Im Süden Frankreich» haben einzelne Präfrcten die Freimaurerlogen al» Herde revolu tionärer Umtriebe geschloffen. Der deutsche Botschafter in London, Graf zu Münster, welcher auf seiner Urlaubsreife nach Deutschland hier eingetrosten ist, wird morgen von Pari» abreiseu. DaS Zuchtpolizrigericht hat die Gambetta'sche „Ri'publique fran^aise" von der Anschuldigung der Verbreitung falscher Nachrichten durch deu Abdruck eiaeS Artikels der Londoner „Daily New» , betreffend die angebliche Mission de» Erzbischofs von Paris, CardmalS Guibert, nach Nom, kosten frei freigesprochen. DaS Urtheil führt aus, daß da» Blatt den Artikel erst nach 48 Stunden, nachdem daS Londoner Journal frei in Frankreich eingelassen worden, und 24 Stunden nach der Ver öffentlichung de» Artikel» im „Bien public" ab grdruckt habe, also habe glauben können, ein Recht zum Abdrucke zu besitzen. London, DienStag, 3. Juli, AbendS. (W. T. B.) Im Oberhause theilte heute in Beantwortung einer Anfrage des Earl Granville der Staat»- secretär des Aeußeru, Earl Derby, mit, daß die im Piräus stationirte englische Flotte den Befehl erhalten habe, auf ihre vorjährige Station in der Befikabai zurückrukehren. Dem Lord Harrowby erwiderte der Earl Derby, eine Grenzlinie zwischen der Türkei und Persien sei niemals festgestellt worden. Die Ver- Handlungen wegen derselben seien oftmals unter- drochen und neuerdings infolge des russisch-tür- kischrn Krieges suSpendirt worden: abgebrochen seien dieselben indessen nicht. Angesichts der gro ßen Wichtigkeit, einen Krieg zwischen Persien und der Türkei zu verhindern, werde die englische Re gierung ihr Möglichstes thun, um dem Ausbruche eines solchen Kriege» vorzubeugea. Im Unterhause machte da» Parlamentömit- glied JenkinS die Mittheilung, daß er demnächst die Aufmerksamkeit de» Hause» auf den jüngsten Drpeschenwechsel zwischen der englischen und rus- fischen Regierung lenken und eine darauf bezüg- Uche Resolution einbringen werde. Auf eine Anfrage Forster » erklärte der Schatz kanzler, Sir H. Northcote, rS sei richtig, daß die englische Mittelmeerflotte nach der Besikabai ab- gegangen sei. Im weiteren Fortgange der Sitzung wurde die Bill, betreffend die Universitäten, in zweiter Lesung einstimmig angenommen. Moskau, Mittwoch, 4. Juli (Tel. d. Dresdn. J.'urn.) Ur. Dtrou»berg ist aus der Schuldhaft entlassen worden und befindet sich in Hausarrest im „Hotel Dusseaux '. Die Falliterklärung wurde durch die betreffende Commission annuüirt. E» heißt, in den nächsten Tagen werde ein anderweitig gegen Strouöberg erfolgter UrtheilSspruch aus Landesverweisung zur Ausführung kommen. Bukarest, DienStag, 3. Juli, AbendS. (W. T. B.) Der Civilgouverneur von Bulgarien, Kürst TscherkaSki, wird in Tirnova residiren. Die Wah ¬ len für den bulgarischen Administrativrath find angrordnet worden. Der Wiener,.Presse" geht von türkischer Seite die Nachricht zu, daß der Gouverneur von Tir- vova, Said Pascha, fick am Sonntag nach Ga- brova zurückgezogen habe. Konstantinopel, DienStag, 3. Juli, AbendS- (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die au» k Panzerschiffen bestehende englische Flotte ist heute in der Besika bai eingetroffen. Au» Bulgarien wird berichtet, daß die Russen von Sistovo in der Richtung auf RaÜgrad (zwischen Rnftschuk und Schumla) vorgerückt sind und bei Biela stehen, wo zahlreiche türkische Streitkräfte angesammelt sind. DaS Bombardement zwischen Rustschuk und Giurgewo dauert fort. Die Russen bombardireu NikopoliS. Ein vom gestrigen Tage datirteS Telegramm deS Gouverneurs von Erzerum meldet, daß die Russen mit großen Verlusten aus Karakilissa ver trieben worden sind, weiches ebenso wie die um liegenden Positionen von den Türken besetzt wurde. Konstantinopel, Mittwoch, 4. Juli (Tel. d Dresdn. Journ.) Dem Vernehmen nach würde Mahmud Damat Pascha während der Abwesenheit deö KriegSministerS Rebif Pascha dessen Function versehen. Die Minister sind angewiesen worden, ihre Wohnungen am Bosporus zu verlassen und nach Stambul übcrzusiedeln, um ohne Zeitverlust außerordentlichen Sitzungen de» MinisterratHS beiwohnen zu können. Der ehemalige Botschafter in Wien, Haidar Efendi, ist zum Botschafter in Teheran ernannt worden. Nach der Regierung aus Bulgarien zuge gangencn Meldungen hat bis Sistovo zwischen 18 russischen und 12 türkischen Bataillonen ein Gefecht stattgefunden, in welchem die Türken den Sieg dwon trugen. Vom asiatischen Kriegsschauplätze wird ge meldet, daß die Russen bei Alasckkerd große Ver luste erlitten haben. Die Aussen wurden gezwungen, die Belagerung von Kar» aufzugeben. Auch bei Suckum Kalrh wurden dir Russen neuerdings ge schlagen. Lur orientalischen /rage. Belgrad, 3. Juli. (Tel.) In Kragujcvacz er öffnete gestern Nachmittag der Fürst Milan die Skupschtina mit einer von rauschendem Beifalle be gleiteten Rede. Dieselbe betont die Anstrengungen Serbiens zur Erfüllung der nationale« Mission und hofft, daß die Geschichte den letzten Krieg in der Zahl der Verdienste Serbiens einreihcn werde. Die Rede erwartet vertrauensvoll die Früchte, welche das vergoffene Blut bringen werde; aber die Resultate so großer natwnaler Bewegungen pflegen gewöhnlich nicht sofort zu Tage zu treten. Das serbische Blut wird nicht sruchttos vergaffen sein, weder für die Christen im Orient, noch für die Inter essen der Humanität,-noch für die Zukunft Serbiens. Der Fürst erinnert an die von ihm gelegentlich des Friedens schluffes ausgesprochenen Worte, daß dasjSchicksal der Christen in mächtigeren Händen ruhe. Die Ereignisse haben diese Worte bestätigt. Der Fürst spricht von seiner Reise in das russische Hauptquartier, um dem Kaiser Alexander für den Serbien gewährten mächtigen Schutz deu Dank zu unterbreiten- Der Fürst ist glücklich, der Versammlung zu verkünden, daß der großmüthige Monarch ihn in wohlwollender Weise em pfangen und chm die gnädige Versicherung gegeben habe, daß das serbische Volk nicht aufhören werde, den Gegenstand seiner väterlichen Fürsorge zu bilden Unter diesen Verhältnissen ladet der Fürst die Skupschtina ein, mit Vertrauen das legis lative Werk, für welches sie einberufen ist, in Angriff zu nehmen, und empfiehlt ihr die größte Umsicht, da eine falsche Ri taug in diesen entscheidenden Augenblicken, ja selbst ein unüberlegter Beschluß die schönen Aussichten, welche sich für Serbien eröffnen, zu compromittireu vermöchte Die Versammlung wird eingeladen, in der Weise zu arbeiten, um Serbien aus jener moralischen Höhe zu erhalten, welche ihm die Entsagung der Bevölkerung bereitet hat. und um die bedeutungsvollste Periode der neuefteo Geschichte Serbiens würdig zu Ende führen zu könveu. Schließlich giebt der Fürst der Versammlung Kunde von der Geburt deS Thronfolgers, den er erziehen werd« in der Liebe zum Baterlande, auf daß er einst sich würdig erweite, der Anhänglichkeit, welche daS Volk der Dynastie Odrenovitsch seit dem glorreichen Tage von Takovo in den schwierigsten Zeit epochen erwiesen hat. Die Regierung verfügt in der Skupschtina über eine starke Majorität. Die Skupschtina wählte gestern den Appellationsrath Demeter Jovanovic (liberal) zum Präsidenten und den Großhändler Alexander Nikoljevic zum Vicepräsidenten. * Bukarest, 3. Juli. Wie man der „Pr." tele- graphirt, soll der Allianzvertrag zwischen Ruß land und Rumänien gestern unterzeichnet worden sein. Man will auch von dem bevorstehenden Ab schlusse eines Bündnißvertrages zwischen Rumänien und Serbien wissen. — Im Stabe des Fürsten Tscher- kaski befinden sich alle russische Consuln, welche in Bulgarien als solche in Verwendung standen. — Laut einem Bukarester Telegramm der „Polit. Corr." versuchten am^l. Juli 4 russische Schaluppen, emcn türkischen Monitor bei Nikopolis mit Tor pedos in die Luft zu sprengen. Der Versuch miß lang, indem der Capitän des türkischen Monitors sehr geschickt den Torpedos auswich. Der türkische Monitor- capitän wurde bei diesem Anlasse von dem russischen Offizier, welcher die Torpedoexpedition leitete, durch einen Nevolverschuß verwundet. — Der „N. fr. Pr." wird aus Siminitza bestätigt, daß bei Nikopolis die Russen bei ihrem Uebergangs- versuche eine schwere Niederlage erlitten haben. Da gegen hatten die Russen bereits am 1. Juli zwei Armeecorps bei «sistovo über die Donau gesetzt, und sollte am selben Tage noch ein drittes Corps dahin folgen. Wie der Corresponoent der „N. fr. Pr." hinzufügt, rücken die Russen in drei Colonnen gegen Strisevo-Strisar (Jstidzar), Kozleres (türkisch Slivo) und gegen Sorejar (Sarijar) vor. Daß eine russische Avantgarde, welche sich Bielas und der dortigen Brücke über die Jantra bemächtigen wollte, von den türkischen Truppen zurückgeschlagen worden sei, wird zwar aus Konstantinopel, sowie in Schumlaer Depeschen des „Standard" und des „Daily Telegraph" gemeldet, von dem Bukarester Correspondenten der „Pr." aber dementirt, welcher vielmehr von verläßlicher Seite er fährt, daß eine Abthcilung der 9. Infanteriedivision Swjatopluk-Mirsky diesen Ort besetzt habe. Englischen Berichterstattern im türkischen Lager zufolge kosteten die bisher bewerkstelligten Donauübergänge den Russen weit mehr Leute, als man nach den bisher eingeiroffenen Berichten hätte glauben sollen. Sie erzählen von zahl losen Menschen- und Pferdeleichen, die den Fluß hin abtreiben, erzählen auch (ohne es noch verbürgen zu wollen), daß eine zwischen Siminitza und Sistovo ge schlagene Brücke durch türkische Monitors zerstört worden sei und viele Russen dabei ihren Tod gefunden hätten. - Galacz, 2. Juli. In Bestätigung der gestern von uns mitgetheilten Depesche telegraphirt man der „N. fr. Pr.": Den englischen Consuln in Galacz, Bralla und Sulina sind Weisungen zugegangen, über die von den Türken in der Dobrudscha begangenen Scheußlichkeiten Erhebungen anzustellen. Die Consuln begaben sich, von angesehenen Einwohnern begleitet, zuerst nach Matschin. wo ihnen der russische Commau- dant versicherte, die einzigen vorgcfallcncn Exccsse rührten von Bulgaren her, welche türkische Häuser geplündert hätten. Was die auf dem Schlachtfclde begangenen Grausamkeiten betrifft, so war kein anderer Zeuge auf- zufinden, als der Pope von Matschin, der sich indrß weigerte, die verscharrten Leichname ausgraben zu lassen. Die Berichte der Consuln sind bereits nach London ab- gegangen. Rennfelde von Longchamps im Bois de-Boulogne über die Armee von Paris adgehalten hat. Die ausgerückte Truppenmasse belief sich auf nahe an 40,000 Mann; die in der Umgegend von Paris cantonnirenden Truppen batten in der vorhergehenden Nacht im Bois deBoulogne bivouaquirt; obgleich die Revue erst auf Nachmittag 3 Uhr angesctzt war, rückten die in Paris garnisoniren- den Regimenter doch schon bei früher Tageszeit aus und nahmen unter klingendem Spiele die ihnen auf dem Revucplatze angewiesenen Stellungen ein. Der Dienst der Ambulanzen war verdoppelt, da man den nachthri- ligen Einfluß der glühenden Temperatur auf die parade mäßig ausgcrückten Truppen befürchten mußte. DaS Wetter war sehr heiß. Die Truppen waren in vier Treffen ausgestellt; die drei ersten Treffen bestanden aus 70 Bataillonen In fanterie; die Artillerie^ in einer Stärke von 13 Batterien, bildete das vierte Treffen; die in sechs Colonnen einge- theilte Cavallerie war in einer Gesammtstärkc von 44 Schwadronen auf dem rechten Flügel aufgestellt. Diese ganze Truppenmasse stand unter dem Oberbefehl deS Generals Ladmirault, Gouverneurs von Pari». Um 3 Uhr verkündeten 21 Kanonenschüsse das Herannahen des Präsidenten der Republik. Der Marschall Mac Mahon, umgeben von einem zahlreichen und glänzenden G.neralstabe, in welchem sich mehrere fremdländische, auch einige deutsche Offiziere befanden, ritt die Front der Truppen ab und nahm sodann der großen, für die Wettrennen in Permanenz errichteten Tribüne gegen über Aufstellung; in dieser großen Mittrltridune, der sogenannten tridnns äbvnnsur, hatten die Frau v. Mac Mahon, die Minister mit ihren Frauen und mehrere Damen der hiesigen Gesellschaft Platz genom men. Der Höchstcommandirrnde der concentrirteu Trup- prnmasir, General Ladmirault, sprengt« an di« Seift Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 3. Juli: „Der Oheim". Lustspiel in fünf Acten vom Ver fasser von „Lüge und Wahrheit". (Neu eiustudirt.) Nicht nur zum Vortheil des Repertoires, sondern auch des Publikums muß man es willkommen heißen, daß durch ein sorgsame- neues Einstudiren das beliebte Stück der geistvollen und gemüthswarmen Dichterin nach längerer Zeit wieder ausgenommen und für die Theaterabende nutzbringend gemacht wurde. Gerade in dieser Eomödie verkündet sich das zwanglose Ergebniß eines unmittelbaren, gesund entwickelten Bühnentalents, welches ohne Hang nach plötzlichen überraschenden Ef- secten die Begründung der Action in natürlichen psycho- , logischen Motiven erkennt und mit inniger Nachempfin dung in die Anschauungsweise und Herzenswelt des bürgerlichen Leben- rinzudringen versteht. Dieser ein fache dramatische Verlauf, von heiterm Scherz und fie sem Emst wechselvoll gleich dem wirklichen Leben er- srischt, findet seine Kraft in der Eharakterschtlderung und Steigerung der Gefühle, nnd bietet den Schau spielern unbefangen und für den Zuschauer so fesselnd al» überzeugend Gelegenheit dar, ohne forcirtr künstliche Sprünge ihr Darstrllungsvrrmögen auch in kleinen Zügen und Episoden bestens zu entsaften. « Dieser schönen Aufgabe kam denn auch die Dar stellung im Ganzen mit achtungswerthrm Bestreben nach und sowohl die Einzelleistungen wir das gefällige Ensemble wurden von dem in Anbetracht der ungün stigen Jahreszeit überraschend gut besetzten Hause mit dcnälOgcm Antheil aufgenommen. Hr. Porth, der gleich in seinem ersten Zusammen - spiel mit seinem Neffen, Baron Löwenberg, von Hrn. Richelsen in haltungsvoller Auffassung der oben genannten Rolle sehr brav unterstützt wurde, hat in der Hauptpartie des Lustspiels, im Oheim, sich eine bürgerlich wahre, gewinnende Leistung erworben. Der Ausdruck der inneren Jugendlichkeit der Seele, diese schwierigste Seite der Rolle, gelang dem fleißigen Künstler sehr erfreulich. Eine treu der Wirklichkeit entnommene und heute wie damals die Erfahrungen aller Gebildeten ergötzlich wachrufende Partie ist die der Frau v. Stürmer, welche Frau Bayer mit der vorzüglichsten Laune eines satirischen Humors, Stimme und Haltung je nach dem Auaenbftck wechselnd, zur Geltung brachte. Und hierbei fand wieder eine treffliche Unterstützung durch eine gar feine Vorführung der Stieftochter Anna von Seite Frl. Guinand's Statt- Den Ton des Bedienten Martin, der recht gut war, dürfte Hr. Herbold, Naturell seines Herren entsprechend, ein schränkter halten Pariser Briefe. Pari», 2 Juli >877. Nach langem Zögern ist nunmehr der Sommer in seine vollen Rechte getreten. Die Wasserfreunde beeilen sich, um in den chocolatefarbigen Fluthen des Pariser Stromes ihre graciösen Schwimmüdungen anzustellen. Die Badeanstalten find die ßre»1-»ttr»ction des Mo mentes. Dieser Augenblick, wo alle Welt nach Er frischung lechzt, scheint mir günstig gewählt, um rin Wort über die große Cascade zu sagen, die auf dem .Trocadero", dem für die nächstjährige Weltausstellung in der Maske dem dclicaten wenig einge- O. B. ausersehenen Platze, angelegt wird. Diese Cascade wird ohne Zweifel einen der hauptsächlichsten Anziehungs punkte der Ausstellung bilden; ihre Herstellung ist auf 700,000 FrcS. angeschlagen; die erforderlichen Vor arbeiten sind schon fast vollendet. Diese Cascade wird noch breiter werden, als die berühmte Cascade im Park von Saint Cloud; die Wassermasse, die auf täglich 35,000 Kubikmeter berechnet ist, wird sich etagcnwcise in ei« großes Bassin ergießen, das am Fuße des „Trocadero" ausgcgraben wird und das einen Durchmesser von 60 Metern erhalten soll. Da aber die Wasserleitung der Stadt täglich nur 10,000 Kubikmeter Wasser liefern kann, sso wird eine riesige Dampfmaschine angelegt werden, die den Mehrbedarf an Wasser direct aus der Seine schöpfen wird. Das ganze Ausstellungswerk, das trotz der Ungunst der äußeren und inneren Verhältnisse — per t'as et nek»» — zu Ende geführt werden soll, hat übrigens schon sehr bedeutende Fortschritte gemacht. Es erheben sich bereits auf dem „Trocadero" und auf dem gerade gegenüber gelegenen „Marsfelve", das ebenfalls zur Ausstellung benutzt werden wird, ganz imposante Ge bäude, die von der Großartigkeit des Unternehmens einen annähernden Begriff geben. Bei der gegenwär tigen sehr starken Hitze haben die an dem Werke be schäftigten Arbeiter, die natürlich nach Tausenden zählen, sehr viel auszustehen; die Journale verzeichnen tätlich zahlreiche Fälle von Sonnenstichen, Blutschlägen u. s. w-, von denen diese Arbeitermasse decimirt wird. Die künftige Ausstellung verschlingt also schon jetzt zahlreiche Opfer. Seltsamer Weise, vermuthlich zu kriegstüchtiger Ab härtung der Truppen, ist just der gegenwärtige heißeste Moment des Jahres zu einer Revue ausersehen wor den, welche der Präsident der Republik gestern aus dem
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