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Zweites Blatt WrM Men, Menlthn mir ine MMÄen »o. n« SS. Jahrs Sonnabend, den 1. Oktober 18S8 steinquadern gebaut, daß kein Gewölbe, kein Pfeiler den -'s/ in da Verfall zeigt. Noch ritten wir anderthalb Stunden, — wo es angiug, stets im scharfen Galopp — und je näher wir der heiligen Stadt kamen, umso gespannter wurden wir auf ihren Anblick. Die Gegend spricht von Simson, dem Richter, im Volksmnnde sowohl, als in der biblischen Ge schichte. Auf hoher Bergland znr Linken zwischen Pappeln späht ein schlankes Minaret wie eine Warte hernieder, Zorea, die Vaterstadt Simsons, des Schreckens aller Philister, der als Richter heute noch nicht vergessen ist. Höher und höher führt der Pfad durch wild zerklüf tetes Felsenthal, höher und höher, bis links auf dem Ab hange ein weißes Quadergebäude, daneben im Thal ein freundlicher Hänsertrupp mit seinen grünen, mamuuuiaßten Gärten, vor uns auf der Höhe Bau an Bau, hochragend, weitgedehnt und ziegelbedeckt, uns empfängt. Neu-Jerusa lem grüßt uns. Hier zeigt sich auch deutsche Arbeit, drunten das Aussätzigen-Hospital der deutschen Brüdergemeinde, droben ein deutsch-evangelisches Dorf der Tempelfreunde, weiterhin chrichstliche Anstalt neben christlicher Anstalt, das sind Jerusalems erste Häuser! Es war 1 Uhr, als wir die höchste Höhe erreicht hatten und nun dort standen, wo so oft die Kreuzfahrer mit Jauchzen, Gebet und Kampfes- muth die heilige Stadt begrüßt haben, wo Millionen und Millionen von Pilgern sich ihr in frommer Ehrfurcht uahen. Es ist nicht das heutige Jerusalem, dessen erster Anblick sie so tief bewegt, es ist das Jerusalem der Geschichte, Je rusalem die Gottesstadt! Die Stadt Davids ist dem Zwecke ihrer Gründung treu geblieben und hat trotz furchtbarer Schicksale ihre Be stimmung einer Gottesstadt nicht nur behalten, sondern er weitert. Jerusalem ist das Ziel der Wünsche für den gläubigen Juden, seine Tempelstadt, an der er mit weh- müthigem, unerschütterlichem Sehnen festhält. Jerusalem ist die heilige Stadt der Muhammedaner, es besitzt die Kubet-es-Sachra, die zweitheiligste Moschee. Jerusalem ist heilige Stadt für jeden gläubigen Christen, die Stadt, in Ihr aber, liebe Leser, wer sagt ihr, daß Jesus sei? Seid ihr tapfer und tren genug, um einer Welt ins An gesicht zu bekennen: er ist Christus? d. h. er ist der Sohn des Vaters, Gott von Art, der Gottes- und Menschensohn, mein Heiland und mein HErr, nicht todt, sondern lebendig, nicht bloß ein Lehrer von Gott gekommen, sondern der Regent aller meiner Geschicke, einst der Richter, der Selig keit und Verdammniß zu vergeben hat? er ist der Christus Jesus der Bibel? Danu habt ihr eure Häuser auf Felsengrund gebaut, der unbeweglich steht, wenn Erd' und Himmel untergeht. Wer da glaubet, daß Jesus sei der Christ, der ist vou Gott geboren. Wer von Gott geboren ist, der ist ein Felsen im Meere. genden zahlreichen Raubvögel sieht man hier wenig. Dann und wann scheucht der Galopp der Pferde ein Steinhühner pärchen auf: ein Schakal und Fuchs lassen sich blicken, aber im Ganzen ist alles wie ausgestorben. Gegen 11 Uhr kamen wir, immer stark im Gebirge auf schlechtem Wege aufsteigeud, an ein größeres Dorf Abu-Gosch, das biblische Emmaus, wo wir uns mit unsern Pferden auf einem Ra senplatze unter alten Oelbäumen lagerten und unser mit genommenes Mahl verzehrten. Wir lagerten neben einer stattlichen Kirche aus der Zeit der Kreuzzüge, einem hohen schönen Baue mit drei gewölbten Schiffen, ganz aus Kalk Aaiserfahrt nqch dem heiligen Lande. N Jerusalem. I. Der erste Eindruck. Das Gebirge Juda ist ein unfruchtbares Kalkgebirge, dem nur geringe Vegetation zu bemerken ist. Hier und neben kleinen Dörfern finden sich wohl Oelanpflanzungen, Gärten und kleine Wiesenstücke, wo eine Quelle entspringt, sonst ist alles öde und steinig; selbst die in solchen Ge «s» .f» «f» -s» «f» MV LN MV MV Av Ad iür das IV (tzuavtal 4898 auf die Monate Mr, ^»vember u. veromdsr Stellungen auf das ^chenblatt für Wilsdruff rc." 'u/'^irthschaftlichev u. in»,strikter ssnn- Ziehungslisten der kgl. sächs. tj/ue für die Stadt Wilsdruff bei unterzeichneter zu 1 Mark 50 Pf., für auswärts bei Michen Postämtern zu z Mark 55 Pf. an- ^ni iMentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1Mk. 55Pf. gerate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespaltene Corpuszeile. - Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. 6e8estäfl88t6ll6 Ü68 unä Wochenblatts M Wi>8ll^uff eie." welcher Jesu Fuß gewandelt, in welcher der Heiland ge litten hat, gekreuzigt, gestorben und begraben ist, wo er auch auferstand. Die Stadt präsentirt sich dem von Jaffa Kommenden nur theilweise, weil sie auf dem Abhange liegt, auf dessen Höhe man steht. Hinter der Stadt steht man den Oel- berg sich erheben, den schönen, ehrfurchtgebietenden Berg, auf dem Christus so gern weilte. Das erste Gebäude, au dem wir vorbeikommen, ist das Kaiserswerther Mädchen waisenhaus, Talitha Kumi, in welchem 129 Kinder von 9 Schwestern erzogen werden. Dieses Haus will, wie Zoar in Beirut, für die weibliche Jugend das sein, was das syrische Waisenhaus für die männliche ist, die Ge burtsstätte eines neuen, christlichen Lebens. Bereits sind über 50 der früheren Zöglinge der Schwestern als Lehrer innen im Orient thätig, 23 wurden bisher Diakonissen, andere Bibelfrauen, eine große Anzahl Dienstboten. Die meisten geben als christliche Hausfrauen den empfangenen Segen weiter. Außerdem haben die Kaiserswerther Schwestern in Jerusalem im Norden der Stadt ein schönes, neues Krankenhaus mit 814 Pfleglingen. Wir grüßen das „preußische" Diakonissenhaus, wie es die Leute dort nennen, welches niit so wackerer Arbeit die heimische Kirche in Je rusalem vertreten hat. Links an der Straße liegen die weitläufigen und statt lichen Gebäude des russischen Konvents, namentlich ist die Kirche desselben mit ihren zahlreichen Kuppeln ein wirklich schönes Gebäude. Je näher wir ber Stadt kommen, desto mehr gelangen wir unter Pilger, die sich zwischen Pferden und Eseln gelagert haben, an Zelten vorbei, auch an ein zelnen Wirths- und Kaffeehäusern, die ausnahmsweise dort stehen. Enblich sind wir im engen, dunklen Jaffathor, reiten durch die schmalen Gassen, bergauf, bergab. Welch ein Gewimmel! Das heutige Jerusalem list eine mauer umgürtete, stille Provinzialstadt mit steilen, engen, dämm rigen Gassen, ohne monumentale Bauten, ohne Plätze, ohne Gärten, mit einer kosmopolitischen, alle Sprachen redenden, alle Kleidungen tragenden, eingeborenen Bevölkerung. Seine Anziehungskraft konzentrirt sich auf die Grabeskirche, die Omar-Moschee und die Umgebung. Wie in jeder orientalischen Stadt geht und sitzt alles vom frühen Morgen bis zum Abend auf der Gasse. Die Gassen sind so eng, daß sich kaum ein paar Menschen aus weichen, nimmermehr Wagen fahren können, eingeengt durch Budeu, in denen Handwerker sitzen und schneidern, kochen und ihre Waaren unter freiem Himmel ausgelegt haben, durch über die Straße ausgespannte Leinwand vor der Sonne Strahlen geschützt, Erzeugnisse des Ostens und Westens überall ausliegend, Datteln, Trauben, Kaktus feigen, Getreidehaufen, selbst Schafe und Ziegen angebun den zum Verkauf, herrenlose Hunde, ihre Jungen säugend, quer im Weg, Esel dazwischen mit Säcken auf dem Rücken oder halben Fudern von Heu! In einzelnen Gaffen auch Kameele einhertappend mit schweren Bausteinen und Lasten von Getreide beladen! Es begegnen uns Beduinen mit weißem Mantel und flatterndem Kopftuch, lateinische Mönche in brauner Kutte, armenische mit spitzer, schwarzer Kapuze, griechische Popen, mit den seltsamen, krempenlosen Zylindern, schwarze Nonnen und Diakonissen mit weißen Händchen, türkische Frauen, das Gesicht mit dem Schleier bedeckt, europäische Damen in elegantem Modekostüm, türkische Herren im schwarzen Rock, den Fez auf dem Kopfe, Reisende mit Bädeker und Tropenhelm, russische Pilger im Schafspelz und Pelzmütze, kurz, Leute aus allerlei Volk, das unter dem Himmel ist. Durch enge, steile, von Bogen, Gewölben und der Abenddämmerung beschattete Gassen gingen wir an dunklen, hockenden Straßengestalten vorbei, bis uns bei einer Treppe das Johanniterkreuz grüßt. Wir sind im deutschen Jo hanniter-Hospiz, wo wir gastliche Aufnahme finden. Das Hospiz ist kein stattlicher Bau, wie die Bauten der Russen, Griechen, Oesterreicher und Franzosen, sondern ein altes Jerusalemer Haus mit einer Reihe von Zimmern, rund um einen kleinen Hof liegend; auf einen, Theile ist eine zweite Etage. Sämmtliche Zimmer sind gewölbt und des halb feucht, wie alle Gebäude hierselbst, weil nämlich das Wasser von den mit Zement abgeputzten Gewölben auf die -i. .t. .i. Imlsblall ö h l. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Lorstrentamt zu Tharandt. — r - ^enktage -es Jahres §898. Leben König Alberts und Sachsens Geschichte von 1828-1898. l v. . 1. Oktober. W ^Art wird auf der Jagd in Steiermark von einem großen herabfallenden S^msk und ihm die Büchse aus der eckt geschlagen; wie durch Gottes Wunder ent- er schwerer Lebensgefahr. ' 2- Oktober. uz?^bmg der Prinzessin Josepha von Sachsen °en, Erzherzog Otto von Oesterreich. ' Ti? b. Oktober. Frauenstein in Sachsen wird durch vollständig eingeäschert. Lsnntage nach Trinitatis. Marci 8, 27: Wer sagen die Leute, 'S daß Ich sei? „ nach dem äußersten Norden seiner 8 fragte Jesus von Nazareth seine Jünger dtzo^Er sagen die Leute, daß Ich sei? Sie sagen, Du seiest Johannes der wgkn, Du seiest Elias; etliche, Du seiest Da fragte der HErr weiter: Ihr ° »ff chr, daß Ich sei? Da antwortete Petrns LDu bist Christus! tönt durch alle Jahrhunderte, und bnd allezeit so verschieden ausgefallen, wie " der Heiland leibhaftig über die Erde t s, sind die Erwiderungen gar verschie- i > haltet Leute fragt, wofür sie Jesum deu Na- ^Ü''Ä8^mokratie sagt: Dieser Jesus war m war der Auwalt des Proletariats, < derlichkeit, der Gleichheit, der Freiheit, be^ ihn beseitigt, indem dcK Sechsten Todes sterben ließ. Mau wird Rssen ^rtyrers neben Lasalle und Marx auf- /u wird^uu erst die rothe Fahne Regierungs- ^»n^ralen sag^: war ein ausgezeich- Z/s/k den Lehrern der Moral ein Stern erster hw' daß die Legende sein Lebensbild so stark v u" s,? daß seine waren Züge nur äußerst schwer Manches in seinem Wesen verräch bud- shey Vieles aus ihr ist von der Zeit über- r man wird ihn immer unter die ersten E'lbt zMbeit rechnen, denn der geistige Einfluß, v, - 'st sehr bedeutend. "r°derne Theologie sagt: Jesus war /^Unchen; er ist das geistige Haupt der o wird es bleiben, so lange die Welt steht. I Wegen seines einzig artigen Verhältnisses zu Gott kann man ihn auch getrost Sohn Gottes nennen und ihm gött liche Ehren erweisen. Ob man zu ihm beten darf, ist eine offene Frage. Seine Auferstehung wird doch nur geistig, nicht leiblich zu fassen sein.