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Amts- und Anzeigeblatt für das König!. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Schandau nnd den Stadtgemeinderath zn Hohnstein. Die „Sächsisch- Elb-Zeit,Illg" erschein« Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Poßanftalten, sowie durch die ErpedUion diese« Blaue« sstr 10 Ngr. viertel- iädrlich zu beziehen. — Inserate sstr da« Miiiwoch«blal> werden bi« Dienstag früh !> llhr, sstr da« Sonnabeubsblatt sväteßenS bi« Freitag früh 0 Ilhr er- beten; spiiter eingehende Inserate können erst in der daraus folgenden Nummer Aufnahme finden. — Auswärts werden Inserate sstr die Eibzcilung angenommen in Hohn» stein bei Hrn. Hesse, tu Dresden tu den Annoneen-Bureanr der Herren W. Saalbach nnd M. Rnschpler, und Haascnstcln L Vogler u. H. Engler in Leipzig. Z8. Schandau, Sonnabeiid, den 13. Mai 1871. Ta.qcs.qcschichte. Sachfr,i. Schandau. Wie wir hören, Irin der zum Direclor der hiesigen Bürgerschule er nannte Herr Urban Dreßler noch in, Laufe dieses Monats sein Amt an. Hoffen wir, daß er die Be lehrung und Erziehung der Rinder in gedeihlicher Weise segensreich leite, denn an dem Vorstände ei- »er Schule liegt rS sa hauptsächlich, die Liebe der Rinder zu den Lehrern erwachen und erstarken zu lassen. Mehr als rin Beispiel beweist, daß nm dem Wechsel der Person im Direktorat eine Rege neration deö ganzen Instituts c,„tritt; der Vorstand einer Schule hat die Aufgabe, die Lehrer auf ihre Pflichten aufmerksam zu machen lind ihnen mit Nath und Thal beijustehen. Wir dürfen daü Beste hof fen, denn Herrn Dreßler geht ein guter Leumund voraus. / — Ani Donnerstag früh e ist in der Nähe der Krippen-Postelwitzer lieberfahrt eine mit Röhlen be- ladenc Zille beim Stellen mitten in drr Elbe unter gegangen. Am Sonntag Nachmittag während heftigen Re gens versuchte ein französischer Sergeant sich seiner Gefangenschaft auf dem Röntgst ein dadurch zu entziehen, indem er mittelst rinro langen Hvizpareno, den er sich Vorgerichte«, sich über die Brustwehr an der südlichen Seile der Festung geschwungen und im Willen gehabt hatte, so von einem Felsensprunge zum andern das feste Land zu erreichen. Jedoch bereit« dein« ersten Versuche ist der Holzhaken vom Sleinwallc abgermscht, und so ist der daS Weite Suchende ca. 60 Ellen herabgestürzt und bald infolge seines herzerschütternden Wimmerns, schrecklich zugc- richiet, aufgcfundcu worden. Dresden. Am Dienstag Mittag hat die feier- liche Eröffnung der ersten evangelisch-lutherischen Synode für da« Rönigreich Sachsen stattgefniide». Der Eröffnungsfeierlichkeit ging Vormittag« ein Gottesdienst in der evangelischen Hoskirche voran«, bei dem (in Behinderung de« Odcrhosprediger« llr. Liebner durch Krankheit) der erste Hofprediger llr. Langbein vor einer zahlleichcn andächtigen Gemeinde die Predigt hielt. Mittag« gegen 12 Uhr versam melten sich die Abgeordneten der Synode im Land- Hause im Siyungosaalc der ersten Rammer. Die Tribünen waren überfüllt; auf der de« diplomati« schen Cvrp« waren der großbritanische GeschäftSträ- grr H. Burnley anwesend. Um 12 Uhr erschienen, von den ältesten Mitgliedern der Synode in den Saal geleitet, die in LvunsMcis beauftragten StaaiS- minister (Frhr. v. Falkenstein, Frhr. v. Friesen, I)r. Schneider und v. Nostitz-Wallwitz) nebst den von denselben für die Synode ernanmen Comunffareu (wirll. Geh. Nath llr. Hübel und die geh. Kirche,,- räthc llr. Feller und llr. Langbein). Nachdem die Abgeordneten sich von ihren Scheu erhoben, wurde die Synode durch Se. Ercellcnz den Herrn Staat« Minister de« CultuS und öffentlichen Unterricht«, Frhr». v. Falkenstein, mit einer Ansprache eröffne«. Geh. Justizrach llr. v. Gerber wurde zum Präsi- deinen und geh. Kirchcnralh llr. Hofmann zum Vice- Präsidenten gewähl«, worauf sciien de« Präsidcuien die Bcrpflichlung der beiden Secrcläre und der übri gen Mitglieder der Synode erfolgie. — Am Mi», woch beschloß die Landc«synode auf Vorschlag ihres Präsiden»», Or. v. Gerber, fede Sitzung mii einem Äalcrunscr, welches der Vicepräsiden«, geh. Kirchen- rach llr. Hofmann zu sprechen ha«, zu eröffnen. Ma«i machte damit den Anfang. Die Feierlichkeit hinterließ einen tiefernsten Eindruck. Hierauf wur den sämmtlichc Wahlen für gillig erklärt, da bei ihnen keinerlei Fvrmvcrletzung stattgefundcn Hai. DaS Kirchcnregiment hat der Synode 3 Gesetze zu- gehcn lassen. Da« eine bezweck! die Errichtung ei nes evangelisch - lutherischen OberconsistoriumS, so daß daS KnltuSimmsterium ausschließlich auf den Unterricht beschränkt wird, während seine sonstigen kirchlichen Befugnisse auf diese« Obereonsistorium übergehen: da« zweite schlägt vor, sür die Zeit, wo die aller fünf Jahre zusammemrctcndc Synode nicht versammelt ist, einen ständigen Synodalauüschuß zu ernennen; da« dritte endlich leg« die Hand an die Umgestaltung de« Patronat«. Die beiden ersten Gesetze wurden an den VetsaffungSanSschuß, dessen Vorstand Bürgermeister Haberkon, ist, verwiesen; da« Patronalgesetz wird wahrscheinlich im Plenum der Synode berathen werden, wozn diese um so eher befähigt ist, al« die Frage«« ziemlich einfach und die Mitglieder der Synode mit denselben wohl vcr- traut sind. In Bezug auf Handhabung der parla- mentarischen Formen zeigt sich jedoch namentlich bei den geistlichen Mitgliedern noch ein sehr großer Mangel an Geschäftserfahrung. Die Synode wirb wahrscheinlich 4 Wochen dauern. — Ani Dienstag feierten die Mitglieder de« Di- rectoriumS de« Zoologischen Gartens und eine An zahl Aciionäre daü Fest deö lOjährigen Bestehens diese« ebenso gemeinnützigen wie allbclicblcn VvlkS- bildunaSmüitutü durw »m H-gmop, >n v-,1 drr zoologische«, Restauration. Bei dieser Gelegen heit erwähnte der Vorsitzende, Herr Geh. ginanzrath FreirSleben, die interessante Thaisache, daß der zoolo gische Garten seit seiner Gründung vor lO Jahren den Besuch von 1,300,000 Menschen erfahren habe, daß seine Ausgaben seither über 200,000 Thlr. be tragen haben. — Um den au« den Lazarcthcn entlassenen oder sonst durch die Strapazen de« letzten Kriege« ge schwächten Soldaten den Gebrauch einer Aadecur zu erleichtern, hat da« Direktorium de« internatio nalen HilfSvereinS hier neuerdings in Augustusbad bei Radeberg auf die Dauer der Badezeit dlcscS Sommer« 50 Freistellen und ebenso in Warmbad Wolkenstein 20 solcher Freistellen errichtet und die selben dein königl. Krirgöministerium hier zur Ver fügung gestellt. Von diesem Anerbieten ist erfreu licher Weise anügiebiger Gebrauch gemacht worden und sind diese 70 Freistellen, welche freie Wohnung, Kost und Bäder bieten, seit Anfang diese« Mona«« bereit« vollständig besetzt. In Bad Elster, woselbst eine Anzahl Hausbesitzer einen Theil ihrer Räume in ähnlicher Weise dem KriegSministerium zur Gc- Währung freier Wohnung an verwundete und kranke Soldaten zur Verfügung gestellt hatten, ha« der in ternationale Verein die Gewährung der Beköstigung an diese Kranken übernommen, während ihnen den« Vernehmen nach der unentgeltliche Gebrauch der Bäder auf Anordnung de« Ministeriums de« Innern durch die dortige Babevcrwaltung zu Theil werden wird. Für Teplitz hatte der Leipziger Verein 50 Freistellen gleicher Art zu unterhalten übernommen. — Der definitive Abschluß de« Frieben« zwischen Deutschland und Frankreich bürste zur Folge haben, daß alSbald ein Theil deö deutschen Hccrcö nach Deutschland zurückgerufen wird. — Von dem Schleppschiffe „Hansa" der Prager Dampfschifffahrt«-Gesellschaft stürzten am Dienstag Vormittag der Bootsmann nnd der Heizer des Schiffe« beim Anziehen eine« über die Barriere des selben gelegte«« Seiles dadurch in die Elbe, daß die Barriere brach und die Leute daü Uebergcwicht be- kamen. Leider war cü nicht möglich, den Heizer, welcher sofort unter den angelegten Schiffen vcr- schwand, vom Tode des Ertrinkens zn reite««, wäh rend drr Bootsmann, welcher schwimmen konnte, wieder dem Strome entrissen wurde. Alö vor einige« Tagen Mittag der Zug, welcher Vll Uhr in Leipzig einzutreffen hat, bei ei,«cm Bahnübergänge unweit Posthause«, zwischen den Hal ¬ testellen Borüdorf nnd Machern vorübersuhr, welchen eben rin Schäfcr mit scinrr Hrerdc pasfirrn wollte, liefe«, plötzlich mehrere Stücke der Heerde auf den Bahndamm. Um dieselben abzuhalten, eilte ihnen der Schäfer voraus, kam dadurch aber den, Zuge zn nahe und wurde von einen, Wagenlriltbrcle ge faßt und u,„gestoßen. Leider fiel dersclbc dabei so unglücklich, daß die Näber über ihn wegginge». Der Mann blieb auf der Stelle toll. Auch ein Stück seiner Heerde wurde überfahren. In Bischofswerda ist rin Fall von umfang- rcichrr Untrrschlagung, rrsp. Entwendung entdeckt worden, drr seinrn historischen Ursprung in Frank- rcichü Schlachtfrldrrn hat. Nach umsichtigen Nechcr- chrn ist es der Klugheit des Genödarmen in Bischofs werda gelungeil, b,e verbrecherische Thäligkeit eines mii vor Par,S grwesencn Spannfuhr,nannS zu e„t- hüllen, bei dessen AuSsuchung man bedeutende Vor- räthe von, nach und aus Frankreich «ranSportirlcu Waaren vorfand, die meist von den Eisenbahnen ge stohlen sind. Lewer ist dabei auch ein in Nabrbcrg wohnender sehr naher Verwandler deS Spannsuhr mai,„S ermilleli, der einen Theil dir emwendcicn Waarcn in Verwahrung genommcn. (Dr. N.) ^jm L-V!«c ueinunne, or, Luaivyeim yal eul 16fährrü Mädchen ringrstandcn, zwei«,,al Feuer an- gelrgi zu haben, wodurch eine Scheune, Wohnhaus und r,n Seile,«gebäubc brS Wirlhschaflöbcsitzcrü Lindner total uirderbranntcu. Das Mädchen hatte keine Lust mehr dort zu dienen, und die« verleitete sic zu den, Verbrechen. (U nglückSfäll c.) An, 4. Mai find in Stürza bei Pirna die Wohn-, Stall- und Wmhschaftügebäudc deS Gulübcsitzerü C- G. Kotte total niedergcbrannl. — Am 6. fiel im Bahnhosc zu Glauchau der Weichensteller Dietrich von einer langsam fahrenden Maschine, wobei er so unglücklich überfahren wurde, daß sich die Amputation des linken Beine« uöthig machte. Preußen. Berlin, 10. Mai. Die Session dcü Reichstags wird, der „Prov.-Evrr." zufolge, wahrscheinlich bis nahe a» Pfingsten dauern. — Ucbrr die in einer gestrigen Abendsitzung stattgehab- len Beralhttngrn der Elsässer Lommi>sion beü Reichs tags über den Gesetzentwurf, betreffend die Vereinig ung von Elsaß und Lothringen mit dem deutschen Reiche, verlauiet Folgendes: Znnächst wurde zn Ar- l,lel III ein Antrag des Abg. Wigard auf sofortige Berufung einer elsässisch-lothringischen LandeSverlre« »ing abgelehnt. In, Laufe der Diücussion Ihcilte StaatSminister Delbrück Folgendes mit: Statt der Eintheilung in Arrondissements soll die Emlhcilung in Kreise in Elsaß und Lothringen erfolgen. Inner halb der Kreise bleibt die Cantonalcinlhcilung. Au- ßerdem werden drei größere Bezirke nach Analogie der früheren Departements gebildet. ES ist noch zweifelhaft, ob die gemeinsame Ccimalbehördc im Lande selbst rcsibirt, ober ob die Centralverwaltung von, Bundeskanzlcramtc auSgeübt wird, Für Zölle und indirecic Steuern wird im Lande eine Ceniral- bchördc gebildet. Schließlich wird als erstes Alinea drü § 3 ein Antrag deS Abg. Lamey angenommen, welcher also lautet: „Die Staatsgewalt in Elsaß und Lothringen übt der Kaiser aus." — Eine iicuc Verfügung des GeneralpvsiamteS bestimmt, baß wegen Eintritt« von Truppendiöloci- rnugcn im Bereiche der 2. Armee die Zuführung von Privaipäckereic» an die auf dem Marsche be« indlichcn Truppenthe,le für die nächsten acht Tage eingestellt ist und zivar seit dem 7. Mai. Frankfurt a. M. Am Mittwoch, den 10. Mai ist der definitive Frieden zwischen Frankreich und Deutschland unterzeichnet worden. An demselben Tage Abend noch reisten die französischen Minister