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Wchmtz-Zkitmz Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsblatt für die Königliche Kmtshauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrath zu Dippoldiswalde. Inserate, welche bet d« bedeutenden Auflage deS Blattes eine sehr wirk same Verbreitung^ finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.—Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. Die „Wei-rrttz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweinwnatlich St Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzeln« Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- ftaltrn, Postboten, sowie vie Agenten nehmen Be stellungen an. 62. Jahrgang. Sonnabend, den 4. April 1896 Nr. 38 Denkst Du, es will nicht Frühling werden, TDeil kühl noch seine Grüße weh'n, Und seine Boten und Gefährten. In ihrem Glanz Dich nicht umsteh'n? M sieh! Gs strahlt ja Gottes Sonne Noch oben in den, Aetherblau, Und eh' Du's ahnst, fließt Lebenswonne In Strömen schon durch Thal und Au'. Denkst Du, es will nicht Frühling werden, weil Todtenblumen vor Dir blüh'n, Und Du Dein Liebstes auf der Erden Mit Schmerzen sahst von hinnen zieh'n? Hast Du hinab zu dunklen Landen Die Liebe hoffnungslos gesenkt? G, siehe doch: Christ ist erstanden! Des Grabes Fesseln sind zersprengt. So nahe Dir der Gstermorgen, Des Lebens dreifach Unterpfand, Bring' Tröstung für das Herz voll Sorgen, Streu' Segen auf das weite Land. Die Engel folgen seinem Fuße In Sonnenglanz und Frühlingsweh'n, Und alles jauchzet seinem Gruße, Den, Gstergruße: Aufersteh'n. Verantwortlicher Redactmr: Pälll Ichnc in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem »Hllustrirten UnterhaltuugSblatt". Mit land- «nd hauswirthschastlicher MonatSbeilage. Ostern. Denkst Du, es will nicht Frühling werden, Auch auf des Herzens stillem Feld, weil Deinen flehenden Geberden Der Herr den Blick verschlossen hält? O sieh! An seines Thrones Stufen Hat noch kein Äug' umsonst geweint! Zu rechter Zeit hört er Dein Rufen, Und Lenz wird sein, eh' Du's gemeint. Ostern. Welche hohe und tiefe Bedeutung das größte christ liche Freuden- und Triumphsest Ostern für das Herz und Gemüth der christlichen Völker hat, lehrt dis herrliche Thatsache, daß überall Natur und Poesie, Geschichte und Sage dazu beitragen, die Weihe und Freude des Osterfestes zu erhöhen. Wenn in unseren Breitengraden die Natur im nahenden Lenze ihr schönes, -alle Herzen erfreuendes Auferstehungsfest begeht oder, wie es in der germanischen Sage heißt, wenn die Göttin Ostara, die Leben spendende, im Frühjahre vom Himmel herabgestiegen und der Erde neue Lebenskraft, neues Wachsthum, Blühen und Gedeihen eingehaucht hat, dann feiern wir auch die Auferstehung des Stifters der göttlichen christlichen Religion. Die rechte Wür digung des christlichen Osterns kann nun allerdings nicht die Ausgabe der Tagespresse sein, denn dies ver mag nur -in weihevollen Stunden religiöser Andacht und Erbauung zu geschehen. Aber wenn es wahr ist, daß die Staatsgebäude und gesellschaftlichen Ordnungen der christlichen Völker diejenigen der nichtchristlichen Nationen an Werth weit überragen, so kann dies nur deshalb der Fall sein, weil in oen Staaten der christlichen Völker die werthvollsten Errungenschaften deS Christenthums, die Nächstenliebe, die Brüderlich keit, die Freiheit vor Gott und den Menschen und der Glaube an eine hohe sittliche Mission der Menschheit mit zu den Grundlagen unserer staatlichen und gesell- fchastlichen Ordnung verwerthet worden sind. Denn wenn dies nicht der Fall wäre, so müßte es ein großes Räthsel sein, daß die christlichen Völker an Kultur, Macht und Gesittung die nichtchristlichen weit über ragen. Und in aufrichtiger Anerkennung dieser beweis kräftigen Thatsache hat da unser herrliches Osterfest neben seiner religiösen und überirdischen Bedeutung doch auch eine wichtige Bedeutung für unser staatliches und gesellschaftliches Leben, und die Folgerung ist leicht daraus zu ziehen. Denn es ist eine Thatsache, an welcher geschichtlich nicht zu zweifeln ist, daß die Nutzanwendung der christlichen Heilslehre auch die christlichen Völker und Staaten weit über alle anderen erhoben hat, so darf man wohl mit Recht fordern, daß auch weiterhin nur aus christlichen Grundlagen eine Vervollkommnung der Völker und Staaten, der Bürger und Menschen als gedeihlich erstrebt werden kann. Möchte doch unser Volk in diesem Streben ein- müthig werden, dann dürften auch viele Härten und Gebrechen au» unserem Dasein verschwinden. Das ist unser bester Osterwunsch! Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde. Nachdem am 24. September 4870 der damalige Bürgermeister Heisterbergk gestorben und die Verwaltung der Stadt von den Herren Frosch und Ochernal interimistisch übernommen worden war, wurde Herr Oskar Voigt, Kompagnon des Rechts anwalts und Justizraths Kanzler, zum Bürgermeister der Stadt Dippoldiswalde gewählt und am 5. April feierlich in sein Amt eingewtesen, sodaß auf den 5. April d. IS. daS Jubiläum seiner 25jähr. Thätigkeit als Bürgermeister fällt, und dankbarer Bürgerstnn schickt sich an, dieses seltene und wichtige Fest, und zwar am 7. d. Mts. würdig zu begehen. Wir aber, als Amtsblatt des hies. Stadtraths, wollen bei dieser Gelegenheit einen Rückblick werfen auf die Entwickelung unserer Stadt während dieser 25jährigen, segensreichen Wirksamkeit des Jubilars. Schon vor seinem Amts antritt war demselben durch den Brand des Oberthor- platzes am 16. März 1871 eine nicht geringe Arbeit zugewachsen, indem ein neuer Bauplan aufgestellt werden mußte, durch den obiger Platz erweitert und die allzuenge Schmiedegasse zu der schönen Dresdner Straße verbreitert wurde, sowie auch die baupolizei liche Beaufsichtigung der Neubaue genug Arbeitskraft in Anspruch nahm. Im Jahre 1875 sind auch die Freibergerstraße und der „Tempel" aus Schutt und Asche schöner, breiter und freundlicher erstanden. Seit dem sind nur Brände einzelner Gebäude vorgekommen. Der erstgenannte Brand führte zu dem Beschluß, am Oberthorplatz ein Wafferbasstn anzulegen, sowie später eine theilweise Erneuerung und Erweiterung deS Wasserleitungsnetzes vorgenommen wurde. Im Jahre 1873 erhielten die städtischen Kollegien vom Königl. Ministerium die Genehmigung, Dippoldiswalde unter die revidirte Städteordnung vom 24. April 1873 zu stellen, auch ersuchte Herr Bürgermeister Voigt an der Spitze einer Deputation in einer Audienz Se. Maj. den König, Dippoldiswalde zum Sitze einer Königl. Amtshauptmannschaft zu erwählen, deren Geschäfts stelle auch am 1. Okt. 1874 hier eingerichtet wurde. Von dieser Zeit an hat Herr Bürgermeister Voigt als Ver treter der Stadt Sitz und Stimme im Bezirksausschuß, sowie er auch als Coinspector für die Stadt der Kirchen- und der Schulinspcktion angehört. Als Wohnplatz eines königl. BezirksschulinspektorS mußte unsre Stadt auch in Schulangelegenheiten den übrigen Ortschaften des Bezirks vorangehen, und dies zeigte sich ganz be sonders in der Einführung des Turnunterrichts im Jahre 75 und in dem Bau und der Ausstattung einer Turnhalle im Jahre 76, die 21122 Mk. kostete. Nach dem neuen Schulgesetz vom Jahre 1878 wurde die Stadtschule als eine mittlere Volksschule organistrt und der Unterricht in den weiblichen Handarbeiten eingeführt. Die Lehrerstellen wurden innerhalb 10 Jahren von 5 auf 10 vermehrt und mit einer zeit gemäßen Gehaltsstaffel versehen. Die Stellung Dip poldiswaldes unter die revidirte Städteordnung, die Uebernahme der standesamtlichen Geschäfte am 1. Jan. 1876, die Ausführung anderer neuer Reichsgesetze (Arbeitergesetz und dergl.), die Veränderung in der Kaffenkontrole und die Vermehrung der Einwohner zahl von ungefähr 2900 auf 3340 machten eine Ver mehrung der städtischen Beamten nöthig, sür die nun auch auf Anregung der städtischen Kollegien eine Ge- haltsstaffet ausgearbeitet werden wird. War schon im Jahre 1871 die VerbindungSstraße mit Klingenberg und Edle Krone hergestellt, so sorgten die BezirkS- straßen nach Glashütte und Kreischa, die Straßen über die Aue, nach Malter, nach Rabenau, die neue Bahnhofstraße, die Erweiterung der Schulgasse und die Pflasterung der inneren Straßen und Plätze für einen leichteren und regeren Verkehr mit den Nach barorten. Nachdem schon im Jahre 1872 die Bahn bauprojekte Dresden-Dippoldiswalde-Landesgrenze und Freiberg-Dippoldiswalde-Pirna seitens unserer Stadt vertretung kräftige und dringende Unterstützung ge funden hatten, wurde endlich im Jahre 1882 vom Staate durch die Sekundärbahn Hainsberg-DippoldiS- walde-Kipsdorf unsere Stadt und Umgegend an den Haupteisenbahnzweig Dresden-Chemnitz angeschloffen, und wie die Berichte des Landtags bekunden, liegt demselben bei jeder Zusammenkunft eine Petition der städtischen Kollegien von Dippoliswalde um Weiter führung der Bahn bis zur LandeSgrenze vor, und ist eine Verwirklichung dieses Gesuchs in nicht allzu ferner Zeit zu wünschen und zu erhoffen. Mit den« Bau des Bahnhofs, dem die Errichtung deS Bahnhofshotels und einiger Wohn- und Speditions gebäude folgten, bekam das sonst so öde und sumpfige Stadtgebiet sein jetziges schmuckes Aussehen. Ein anderes, ebenso schöne» Stadtviertel ist seit ungefähr 10 Jahren an der ReinholdShainer Straße im Anfang begriffen. Diese und andere Neubau« erforderten eine Verlängerung und Aenderung der Straßen, Wege und EntwäfferungSschleusen. Das Jahr 1887 war für unsere Stadt von großer Wichtigkeit durch Ueberstedelung der „Deutschen Müllerschule" nach hier, die in dem schönen Schulgebäude auf der Aue eine zweckmäßige Unterrichtsstätte gesunden hat und im Jahre 1890 von der Stadt in eigene Verwaltung genommen worden ist, deren erfolgreiche Thätigkeit für Hebung der Schule, Heranziehung von Schülern, Anstellung geeigneter Lehr kräfte und Jnteressirung des Königlichen Ministeriums und deS Mühlenverbandes behuks Unterstützung der Anstalt als schätzenswerth anerkannt werden muß. Als neueste Anlage in unserer Stadt ist die zur elek trischen Beleuchtung zu verzeichnen, die am 28. Aug. v. Jahres zum ersten Male in Thätigkeit trat und seitdem durch Prioatanschlüffe zur Beleuchtung und zum Betrieb von Motoren sich in der Bürgerschaft Eingang verschafft hat. De: städtische EntwickelungS- gang hat hier natürlich nur in seinen Hauptpunkten Erwähnung finden können. Zieht man nun wctier die laufenden Anforderungen der Poltzeiverwaltung,