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81. Jahrgang. AS 88. Mittwoch, 4. AprU 1817. Drahtanschrift: ftrrnsprechrr-Taimnrlnummir: 88881. «ur für Nachtgespräch«: 88811. «aö ».» tt> »o, »«ntn, M. »,«««»»»Ich« Ach»»«»« »«* »8 »,»» «. <» «NMtj^N.Vnttsa. »t, «ttchMtt«, ZttU <«N»» « Sil»«»» »» VI-, 8«P><N»I»»« »ad »Mch«, «n t «ch «ann. m» Schta»tag«n I«tt 8»ttf.—«>,»»r««p«»ft»a» »»« ^«» «I»«ul»dq»»>»», — BeI«^I-tt l«P^ ^ and La»»chqch«ft.ft«8a: «arirnftratze 38^8. r«L u. »«rtag «n «epsch » «eicharhtiu vre»»»». - " ' - 8» ftHl-llWtll! lit! IU BoNLIIrn urrct lbttnApsck» in allen Orüken in grollen Korten stets am I^zer. « Nünigl.unkll'rlnrl.ttolllelor«,! 1^2!» I läUl 0res«Ien-H.,WalIstr.2S Kaffee ^35130 Leestr. Aartimittags: Salon- uns Opernmusll«. üben cts: weiteres Programm. Kasino-kapsll«, l.eltung Konzertmeister kost. Im beliebten E/elnsalon „Irlsncrn": üeltgemZSedäusilcvortrSge. kssobmaekvollö IIsmsn-KIsillung Nax klaelislein Kein Nation — Kains 8okautsn»tvr — nur l. unö ». Aook. vurok groks 8peson Ersparnisse — billigst« Verkaufspreise. llkö rlg erhalten gegen lnnsenäung von l Mark e Ts^oscnucn M «kmrtkMill von Hörrohren neuester Konstnilsticm. «Schl. «Sein. «lltiiefgksis IInS sintllllliek «SvIlAlNtSllchSI' «Vs v« II»VV« «UV II Die Kriegsbotschast Wilsons. Ae Haltung der Aedriilrntantrnhaus«. -- Me ve-eimktznai der eozllschen Unterhäuser. - Ser Schlffrraummaugel in kuglaud. Ae russische» radilalen Sorialdemotrateu gegen die Regierung. — Bersiuderuuge« iu der vbersieu Heererleitung iu Rublaud. Ser deutsche Adeuddericht. Berlin. 3. April. »bends. sAmtlich. «. T. B.s Am Westen lebhafte GefechtStätigkeit südwestlich vo« St. Quentin uni» «srdöstlich von Soissons, im Ostcn am mittlere« Stoch»-. Der österreichisch-ungarische LMegsbericht ist bereits im Borabend.Blatte enthalten. Stalin» »ehrende Itraalhett. Grlretdc-, Kohlen- und Frachtraumnot, dazu eure in beängstigender Weise steigende Verschlechterung der Han delsbilanz und der Fznanzen: das sind die Kennzeichen der allgemeinen Lage, in der sich Italien im gegenwärtigen Stadium des .Krieges befindet. Die finanzielle Krise wird verschärft durch das Ausbleiben der beträchtlichen Gvlü- strvmc, die in Fricdenszcitcn durch den Fremdenverkehr iu das Land slvsscn, und die von dem groben Heer der im Sommer zurückkrhrenden Wanderarbeiter durch ihre Rück lagen nach der Heimat geleitet wurden. Der Druck der schlechlcn wirtschaftlichen Verhältnisse lastet wie ein Alv auf dem italienischen Volke und wird von Monat zu Monat schwerer, je weniger die Möglichkeit besteht, den Mangel auS der eigenen ErzcngungSkrast dcS Landes zu ergänzen, und sc stärkere -Hindernisse sich einem organisatorische» staatlichen Eingreifen wegen des ungebundenen, disziplin losen «Lhnrakters der Bevölkerung rntgegcnstcllc». Die Unzufriedenheit ist allen Anzeichen nach weit verbreitet und manche Erscheinungen im öffentlichen Leben Italiens, wie die fortgesetzten lokalen Unruhen und die Kundgebun gen der kricgSgcgnerischen Sozialisten, muten an wie das Wetterleuchten, daS der russischen Revolution vvrherging. Auch ein besonderes Moment; das in Nutzland schon lange vor dem Ausbruch der Katastrophe in dir Erscheinung trat, lätzt sich an den jetzigen italienischen Zuständen beobachten, näml ich die wachsende Gegnerschaft gegen Eng land. Der Ruf nach der Londoner Hilfe ist in Presse und Parcament so laut »nd nachdrücklich erhoben worben, datz die Regierung sich genötigt gesehen hat. bei den Macht habern an der Themse ernstliche Vorstellungen zu erheben, die aber nichts gefruchtet haben. Man zuckt in London gegenüber den italienische» Klagen und Beschwerden kübl die Achseln und weist darauf hin. datz man zwar grundsätz Ich gern bereit sei, den Verbündeten de» Brotkorb etwas niedriger zu hängen, datz aber die eigene Notlage die sonst zum Gebe» bereite» -Hände binde. Was es mit dieser an geblichen englischen Bereitwilligkeit zur Unterstützung des italienischen Bundesgenossen ans sich hat, hoben die Briten bisher dadurch bewiesen, datz sie den Italienern Kohlen und Frachtraum zu schwindelnden Wnchcrpreiscn lieferten und ihnen die Schlinge um den Hals immer fester zuzvge». Jetzt aber, wo der deutsche Unterseeboot-Krieg ans voller Höhe steht »nd den Engländern das Gespenst des Hungers selbst aus den Leib rückt, hapert cs auch mit diesen Wucher geschäften und die Londoner Regierung hat sich sogar ge nötigt gesehen, zum Schutze der britische» Interessen eine Maßregel zu treffen, die eine» schweren Schlag gegen de» italienische» Handel bedeutet: das Verbot der Einfuhr ent behrlicher Güter, das eine Entlastung dcö FrachtraumcS zur See, sowie die Schonung der englischen Goldvorrätc bezweckt, die dringend einer Auffüllung bedürfen. Die britiscl»« Matznahme macht sich in zahlreichen industriellen Betrieben Italiens empfindlich fühlbar, insbesondere im Scidci.gciverbc, dem dadurch eine jährliche Ausfuhr nach England In Höhe von Kill Millionen Lire vcrlorcngeht, und auch viele landwirtschaftliche Erzeugnisse werben davon bclrosscu. In den beteiligten Kreisen ist durch das Lon doner Vorgehen der Groll gegen England z» offener Flamme entfacht worden »nd es wird direkt der Rns nach Schutz gegen England an die Regierung gerichtet. Die cnglandkttnöUiLe Stimmung wird noch gesteigert durch die verächtliche Art. wie die englische Presse, unterstützt von der französischen» die militärischen Leistungen der Italiener beurteilt. Auf italienischer Seite ist iin Zusammenhang hiermit der Verdacht entstanden, datz die geflissentliche Ver kleinerung der militärischen Betätigung Italiens durch die Bundesgenossen einen bestimmten Zweck verfolge, und zwar nach der Richtung, datz das Vereinigte Königreich bei der Verteilung der Beute auf der Friedenskonferenz mit kargen Bisten abgespeist werden solle. Man traut also den Briten nicht mehr über den Weg und ist darauf gesatzt, vo» ihnen um den ,-Sicgespreis" schnöde betrogen zu werden. Der Verräter fürchtet selbst Verrat: so beginnt die MMstÄ.'Krtrgcltung unerbittlich und unaufhaltsam ihr' richteirdes ruid rächendes Werk an dem treulosen Volke zu vollziehe». Die römischen Machthaber lasten sich freilich in ihrem äußeren Gebaren vorläufig von den Seelenängsleii, die im Lande herrschen und von denen sie im stillen Kämmer lein wohl auch in genügendem Platze geplagt werden, nichts merken. Sie finden noch immer die hohen Töne von Siegeszuversicht, mit denen sie den Beginn dcS frevel haften Krieges begleiteten, und verschwenden einen grvßen Teil ihrer Zeit damit, in klangvollen Reden, denen man die innere Hohlheit ohne weiteres anmrrkt, das Volk über die wahre Lage hinwegzntäuschen. Weirn mau Herrn Svn- ntno Glauben schenken dürfte, stände alles zum Besten, die Beziehungen -n England wären so herzlich und freund schaftlich wie nur sc, das „edle" Englaied täte alles, um Ita lien hilfreich bcizusvringen. und bald winkte den Italie nern der Sicgcspreis in Gestalt der erstrebten Gebiets erweiterungen auf dem Balkan und auf Kosten Oesterreich- Ungarns. .Die Zeiten sind aber vorbei, wo das Parlament solche Beschönigungen und Vertuschungen noch mit gläubiger Miene und stiller Geduld über sich ergehen ließ, »nd Sonnino bekam bei seiner letzte», in dieser Art ge- haltenen Kammerrede eine kräftige Kostprobe von der wirk lichen Stimmung im Lande zu spüren. „Alter Narr! Eng lischer Spitzel!" rief man ihm wütend zu. und die Kammer lieb cs geschehen, datz die mangelnde Voraussicht der Regie rung in bezug auf die wirtschaftlichen und finanziellen «Folgen und auf die Dauer des Krieges vo» verschiedenen Rednern ungeschminkt gegeißelt wurde. Schließlich erhob sich ein allgemeiner Sturm der Enrpürung. in dessen Tosen ein Sozialist die Worte hinctnschmcttcrtc: „Ihr seid be trogene Betrüger, ihr von der Regierung!" So sind die Wogen der Gärung, die nach fast zwei- jähriger Kricgsdauer im italienischen Volke schäumt und brodelt, schon bis ins Parlament hineingebrandet, und wenn die Ereignisse sich in der bisherigen Richtung weiter ent wickeln, mutz in nicht ferner Zeit der Augenblick kommen, wo das ganze Land von der Hochflut übericinvemmt wird. Diese Bcryegung. die aus der Tiefe der italienische» Volks seele hcrvvrwächst und in dem erwachten Zorn über den ungeheuren, durch das vcrbrechcrisst>e KricgSspiel verübten Betrug ihr«! Ursache hat. ist nicht von Engiands Gnade, sonder» kehrt ihre Spitze direkt gegen Englnd. Als Sir Rcnnell Rodd. der Bnchanan RomS. die durch seine Agenten bestochenen und betörten Masten auf die Straße rief, um gegen den Willen der friedlichen Mehrheit des italienischen Volkes den Eintritt Italiens in den Krieg zu erzwingen, mar er noch Herr der Lage und hielt die Zügel sest in der Hand: heute aber sind sie ihm entglitten und schleifen am Boden. Nicht flüsternd und scheu, sondern öffentlich und unumwunden wird heute in Italien hcrauögesagt, daß das unglücklich« Land sein Blut für England vergieße, »nd datz das auSgdsogenc. verarmte und verelendet«, hungernde Volk dazu verdammt sei, zugunsten der britischen Weltherrschaft sich rnintcren zu lasse». Diese Erkenntnis kommt spät, aber sic kommt: sic ist da und breitet sich a»S und sic wird lawinenartig anwachsc», wenn unter dein Einfluß des deut schen Untcrsccbovl-Kricges die allgemeine Not den Gipfel punkt erreicht hat und das Voll dadurch zu einer llaren Entscheidung gezwungen wird. Namentlich der Kohle»- maüLcl laüü unmöglich aus die Tauer ertrage» werden. Schon vor der deutschen Sec sperre kam «och nicht die Hälfte der erforderlichen Gesamtmenge an Kohle ins Land, und was setzt, nach der Eröffnung des unbeschränkten deutschen Unterseeboot» Krieges, noch cingeht. ist so wenig, datz schon ein Wunder geschehen wüßte, wenn die Italiener damit noch lange anskonnnen sollte». Die Zeit arbeitet nicht für. sondern gegen Italien, und bald wird cs so weit sein oder ist vielleicht schon heute so wett, daß nicht bloß jeder Monat, sondern jeder Lag. den der Krieg länger dauert, die iu allen Winkeln lauernde Krise ihrem Ausbruch näher bringt. Die NriegSbotschaft WttsoaS. Affvciadrt Prctz meldet aus Washington: Die Kriegs- botschaftdes Präsidenten wird eine der ansfühv- ttchsten Botschaften sein, die jemals an den .Kongreß ge richtet wurden. Wilson wird darin darlcgen. daß dis Taten DentschlanLs und die .LZcrnichtuiigSwnl der Unter seeboote" die Vereinigten Staaten in Kriegszustand mit der deutschen Negierung, aber nicht mit dem deutschen Volke gebracht hätten. Weitere Erklärungen Wilsons. K. Reuter meldet aus Washington: Wilson erklärte weiter, datz der Krieg gegen Deutschland ein wirkungs volles Zusammenarbeiten mit den Negierungen See Länder, die jetzt mit Deutschland im Kriege sind, bedinge. Die Mitwirkung werde einen großen fi n a «zielt e n -Kredit nötig machen. Wilson erbat Vollmachten zue Aushebung von östllstljtt Mann durch die allgemeine Dienst pflicht »nd setzte weiter auseinander, daß Amerika gegen Oesterreich-Ungarn nnd «die anderen Berlin,,betest Denischlands nicht Vorgehen werde. Das Repräsentantenhaus. Der Vorsitzende des Ausschusses für auswärtige An- gelegcirheitcn im Abgeordnetenhaus F > nod beantragt: „Da die Handlungen der deutschen Negierung in der letzten Zeit tatsächlich KriegShcmölnngen gegen die Negie rung und das Volk der Vereinigten Staate» waren, be schlicht das amerikanische Volk im Kongreß, daß der Kriegszustand zwischen den Vereinigten Staaten und der deutschen kaiserlichen Negierung hierdurch formell er klärt und datz der Präsident ermächtigt wird, die Schritte zu tun, um nicht nur das Land in vollständigen Verleid« - gungszustand zu bringen, sondern auch seine ganze Macht nnd Hilfsmittel zu gebrancben. um gegen die deutsche Ne gierung Krieg zu führen und diesen Krieg zum glücklichen Ense zu bringen." Die Sitzung des Repräsentanten,Hauses wurde »un einem Geistlichen mit Gebet eröffnet. Dieser sagte: Die Mittel der Diplomatie haben versagt. d,e Stimme» der Vernunft und des Nechts haben kein Gehör gesunden. Wir haben einen Abscheu vor denk Kriege und lieben den Frie den: aber wenn der Krieg uns ansgezwungen wird, beten wir. datz die Herzen aller Amerikaner von Vaterlandsliebe schlagen und das ganze Volk sich um den Präsidenten schare und ihn unterstütze bei allen Matznahme». die nötig sind, um das Land wie die amerikanischen Bürger zu schützen und unser Erbteil zu sichern. Die Pazifisten. Eine Reutcr-Privatdcpcschc meldet ans Washington: Einige Pazifisten trafen in der Hauptstadt ein, um die Mitglieder beider Häuser zu bearbeiten. Ein Abgeord neter non Massachusetts begab sich zum Senator Lodgc. nur za bitten, ihre Ansichten zu unterstützen. Lodgc, der republi kanische Senator für Massachusetts, antwortete: ,F'8enn der Präsident eine Kriegserklärung wünscht, werde ich dafür stimmen." „Das ist Feigheit," sagte einer der Pazifisten. „Degeneration des Volkes ist aber schlimmer, als Feig heit," antwortete Lodgc darauf. „Du bist ein Feigling," erwiderte Brammwart. „Du bist ein Lügner." sagte Lodgc. Bramnrmart verzichtete dann auf seine pazifistischen Grund sätze nnd versetzte Lodge einen Schlag ins Gesicht. Lodgc schlug dann zurück, so datz der Pazifist aus die Fließen des Saales niedcrsank. Lodge ist 67 Jahre alt. Geheimtirgttttft des englische« Unterhauses. >«. Der parlaincnlarischc Mitarbeiter des „Dalli, Tele graph" schreibt: ES steht sest, daß die Negierung gleich nach Ostern dem Unterhaus« Gelegenheit geben wird, in ge he i iner Versa in m lung über verschiedene Fragen,