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Vesper in der Sophienkirche. Dresden, Sonnabend, den 2. Juli 1898, nachm. 2 Uhr. 1. Sonate für Orgel (^,-äur, 1. Satz) von I. Rheinberger. 2. Motette von Orazio Vecchi (1551—1605). Oantabo Domino in vita moa, psallam Doo moo c^ugln- äiu «uni. (Ich will dem Herrn singen in meinem Leben; ich will ihm spielen, so lange ich hier bin.) 3. Arie aus „Messias" von Händel, gesungen von Fräulein SophieCorsepius, Oratoriensängerin aus Königsberg. Ist Gott für uns, wer kann uns schaden? Wer beschul diget Gottes Äuserwählte? Wer klagt wider sie? Hier ist Gott, der sie gerecht macht. Wo ist er, der verdammet? Hier ist Christ, der starb, ja vielmehr, der wieder auferstand und sitzet zur Rechten bei Gott und fleht um Erbarmen für uns. 4. Gemeinde: Gesangbuch Nr. 316, 1. Ich weiß, an wen ich glaube, ich weiß, was fest besteht, wenn alles hier im Staube wie Staub und Rauch verweht; ich weiß, was ewig bleibet, wo alles wankt und fällt, wo Wahn die Weisen treibet und Trug die Klugen hält. Vorlesung. 5. Geistliches Lied (op. 113, Nr 2) von Oskar Wermann, gesungen von Fräulein Sophie Corsepius. Habt ihr nimmer noch erfahren, wie so reich er ist und gut? Wie er seit viel tausend Jahren allen Wesen Liebes thut? Liebend hat er ausgesehen manches lange Jahr nach euch; wollet endlich ihn verstehen, Menschen kommt in Gottes Reich. Segnend in der Menschen Mitte ist er jeder Seele nah; zu gewähren jede Bitte steht er immer freundlich da. Soll der Taumel ewig währen? Sprecht, wie lang' ihr sucht und irrt? Wollt ihr nicht zu Jesu kehren, welcher winkt, ein treuer Hirt? Kommt und laßt uns Herberg' nehmen, bei dem Heiland kehret ein; da wird Sehnen bald und Grämen, Welt und Schmerz vergangen sein! Wie sich alle Blumen wenden zu dem Hellen Sonnenlicht, nehm aus den durchbohrten Händen jeder an, was ihn gebricht. 6. ZlnMitivnl (Nr. 1, O-clni) von G. A. Homilius. Meine Seele erhebet den Herrn, und mein Geist freuet sich Gottes, meines Heilandes; denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen; denn siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Kindeskinder. Denn er hat große Dinge an mir gethan, der mächtig ist, und dess' Name heilig ist. Und seine Barmherzigkeit währet immer für und für bei Denen, die ihn fürchten. Er übet Gewalt mit seinem Arm und zerstreuet, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn. Er stößet die Gewaltigen vom Stuhl und erhebet die Niedrigen. Die Hungrigen füllet er mit Gütern und läßt die Reichen leer. Er gedenket der Barmherzigkeit und hilft seinem Diener Israel auf. Wie er geredet hat unfern Vätern, Abraham und seinem Samen ewiglich. Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem heiligen Geiste. Wie im Anfänge, so jetzt und allezeit und in alle Ewigkeit. Amen. Druck von Liepsch L Reichordl in Dresden.