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Dresdner Journal : 05.09.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-09-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190209055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020905
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020905
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-09
- Tag 1902-09-05
-
Monat
1902-09
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 05.09.1902
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vrzui-prrt«: Bei» Bezüge durch die !»»«»»» Vr^de»» >,L0 M. («inschl Zulruguna), durch di« Waß 8« Deutschen Reich« » M. ^llSichUNiuch '^tft,llgrld) vierteljährlich. Eiazeink Nummern 10 Pf Wird Zurückseuduna der für di« Schrlftleüung bestimmt«», aber von dieser nicht ein» »«forderten Beiträge b«an- pirucht, so ist da« Postgeld b«izuftlgen. Herausgegeben von der Königl. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr^ Anschluß Nr. 1295. Dresdner Mmml. Geschein«», Werktag« nach«. - Uhr. Aakündt»««U»,ebühee»: Die gelle kleiner Schrift der 7 »al gespaltenen Aukündi. gungz-Leite oder deren Raum »0 Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz 5 Ps Ausschlag für die Zeile. Unterm Re- daktion«ftrich (Mngesandt) di« Texlzeüe mittler Schrift oder deren Raum so Pf. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme d«r Anzeigen bi« mittag« 17 Uhr für dl« nach mittag- erscheinende Nummer. W 206.Freitag, den 5. September nachmittags. 1902 AmNichkr Teil. Personal-verLnderuugeu in der Armee. Offiziere, Fähnriche u. s. w. Im aktiven Heere. 4. September, v. Broizem, GeneraUtnt. und General-Adjutant Sr. Majestät de» Königs, zum Kommandeur der 1. Div. Nr. 23, d'Elsa, General major und Kommandeur der 6. Jnf.-Brig. Nr. 64, zum dienstthuenden General u 1» suits Sr. Majestät deS Königs, Graf Vitzthum v. Eckstädt, General major und Chef deS Generalstabes, zum Komman deur der 6. Jnf.-Brig. Nr. 64, Barth, Oberst und Kommandeur des 4. Jnf.-RegtS. Nr. 103, zum Chef deS Generalstabes — ernannt. Se. Majestät der König haben Allergnäbigst ge ruht, den nachzenannten Offizieren die Erlaubniß zur Anlegung der ihnen verliehenen Auszeichnungen zu erthellen, und zwar: des Ritterkreuzes deS Kaiserl. und Königl. Oesterreichischen Franz Joseph- OrdenS: dem Oberltnt. Huhle im 7. KönigS-Jnf.- Regt. Nr. 106; des Kaiserl. Russischen St. Stanis laus - Ordens 1. Klasse: dem Generalmajor Graf Vitzthum v. Eckstädt, Kommandeur der 6. Jnf.- Brig. Nr. 64; des Kaisers. Russischen St. Annen- Ordens 3. Klasse: dem Hauptm. v. Koppenfels im Generalstabe deS XIX. (2. K. S.) ArmeecvrpS; de« GroßoffizierkreuzeS des Königl. Belgischen Leopold - Ordens: Allerhöchstihrem dienstthuenden General L la suits, Generalmajor d'Elsa; des Ritteikreuzes desselben Ordens: dem Hauptm. Frhrn. v. Ompteda im 7. Königs-Jnf.-Reg». Nr. 106, kom. als Adjutant beim Generalkommando XII. (I. K. S.) Armeekorps. Se. Majestät der König haben Allergnäbigst zu genehmigen geruht, daß der Kammerherr Frhr. v. Burgk das von Sr. Majestät dem Könige der Belgier ihm verliehene Komturkreuz des Leopold- ordenS annehme und trage. Erueimunsen, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. JmGeschäftSbereichedeSMinifteriumSderFtnanzen. Bei der Verwaltung der StaatSeisenbahnen sind er nannt worden: Hühne, zeither StationSverwalt«r I. Kl. in Reuth, al- Bahnhof-inspeltor II Kl. in Zwönitz; Berner, zeither Bureauahiftenl, al- Bctrieb-sekreiär in Chemnitz; Kunzmann, zeither Weichenwärter II. Kl., as Schirrmeister in Zwickau; Künzel und Wehner, zeither Weichenwärter II. Kl., al- Weichenwärter I. Kl in Reick und DreSden-A.; die nachgrnannt.n HilfSweichenwärter re. al- Weichenwärter II Kl.: Barthel in Krumhermsdorf, Berger und Fischer in Dresden A, Dietl in FranzrnSbad, Gläsel in Zwickau, Hackel in Mittelgrund, Wittig in Liebschwitz und Zimmer mann in Nöbdenitz; Langer (Miliiäranwärter) und Sahre, zeither Streckenarbeiter, als Bahnwärter sür Posten Dresden— Werdau 40 II und Leipzig—Dresden 25 II. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums des Kriegs. Beamte der Militärverwaltung. Durch Verfügung dts KiiegSministerinmS. SV. August. Preißer, Zahlmstr. vom 1. Bat Schützen- (Fils.-) Regis. »Prinz Georg" Nr. 108, zum 1 Hus.-Regt. »König Albert" Nr. 18 unterm 1. Sep tember d. I, Schubert, Jntendantursekretär von der In tendantur der 4 Div. Nr. 40 unterm 1. Oktober d. I. zur Intendantur XIX. (S. K. S.) Armeekorps — versetzt (Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) nichtamtlicher Teil. Die polnische Frage und die Sozial demokratie. Es ist hinlänglich bekannt, daß unsere Sozial demokratie, wo immer das deutsch-nationale Moment Lunst und Wissenschaft. Königs. Opernhaus. — Am 4 d. Mt».: „Der WildschUtz". Komische Oper in drei Akten, nach Kotzebue frei bearbeitet Musik von Albert Lortzing. Al« Gräfin Eberbach i» dem liebenswürdigen musi kalischen Lustspiel Lortzing» begann Frau Schumann- Hein k von der Berliner Hofoper ein längeres Gast spiel an unserer Königl Hofbühne, da» sich selbst der Anteilnahme de» Publikums empfiehlt. Die Künstlerin ist un« keine Fremde. Als Frl. Rößler vor Jahren dem Berdande des Königl. Instituts angehörend, ent faltete ihr Talent hier zuerst seine Schwingen, und erst unlängst stellte sie sich den Dresdner Kunstfreunden al» eine in der Vollreife stehende Künstlerin von Rang und Ruf vor. Wie damals trat sie auch diesmal in der Rolle der für Sophokle» schwärmenden Gräfin auf, und wie damals entzückte sie uns durch jene Natürlichkeit in dem gesamten Sich Geben, die das Kennzeichen der Leistungen der Amterwählten im Bereiche der Kunst ist. Kein übertriebene« Posieren, kein überlautes Patho« bei der Charakterisierung der Schwärmerei der Gräfin, kein merkbares Erstreben komischer Wirkungen, alle« ungesucht, schlicht und vornehm. Und dabei doch ein Hauch von Schelmerei, von feinem Humor über dem Ganzen, der al« hinreißend empfunden wurde und angesicht« dessen e« begreiflich erschien, daß namentlich auch da« Finale de» Schlußakte» der Oper eine kaum geahnte Wirkung gewann Sllerding» aber fand der Gast bei den ein heimischen Künstler» auch treffliche Unterstützung Man war samt und sonder« in der Gebelaun« Da« gilt in«besondere von den Damen Wedekind und Nast, den erfolgbewährten Vertreterinnen der Partien der Baronin und de« Gretchen Aber auch di« Herren Geißler (Graf) und Gießen (Baron) sangen und spiilten mit in Frage kommt, sich regelmäßig auf die Seite der Gegner schlägt. Natürlich ist sie darum auch eine scharfe Gegnerin der Politik zum Schutze des Deutschtums gegenüber den großpolnischen Bestrebungen. Seltsam aber muß es anmuten, wie in dem leitenden Partei blatte in der Besprechung der Posener Kaisertage diese Stellungnahme begründet wird. Das Blatt behauptet nämlich, daß es sich auch bei dem Natio- nalitätskampfe in unseren Ostmarken um nichts anderes, als einen markierten Klassenkampf handle. Mit dem polnischen Bürgertum und dem polnischen Adel kämpfe daS deutsche Bürgertum um das Recht, das polnische Volk ausbeuten zu dürfen! Hier zeigt sich, daß der Gedanke, in der heu tigen Gesellschaft beute eine Minderheit die große Mehrheit aus, nachgerade zur fixen Idee geworden ist, die die wunderlichsten Blüten hervorbringt. Auch die beiden Broschüren des sozialdemokratischen Parteithroretikers KautSky über die soziale Revolu tion und das, was nach ihr zu geschehen habe, sind durchaus von diesem Gedanken beherrscht; die soziale Revolution wird darin als daS Alleinheilmittel gegen die „Ausbeutung" des arbeitenden Volkes empfohlen, und es wird als die erste Aufgabe deS zur Alleinherrschaft gelangten Proletariats bezeichnet, die „Ausbeuter" selbst zu expropriieren. Wenn bei der Revolution schrittweises Vorgehen und für die Konfiskation deS Privateigentums der indirekte Weg durch Schein ablösung und Wiedereinziehung der Ablösungsrenten mittels danach bemessener Einkommen- und Erb- schafisstenrrn vorgeschlagen wird, so bezweckt diese Taktik offenbar nichts anderes, als die nicht prole tarische Gesellschaft in ihrem Optimismus gegenüber der Sozialdemokratie zu erhalten und so zu ver hindern, daß sie sich zu entschlossenem, alsdann für die sozialdemokratischen Bestrebungen gefährlichem Widerstand aufraffe. Diese Taktik ist auch nicht unberechtigt. Denn obwohl in den Kautskyschen Broschüren der revolutionäre Umsturz so offen ge predigt wird, daß sie nach dem Urteil der „Frei sinnigen Zeitung", die in bezug auf die Sozial demokratie sehr viel klarer sieht, als die ihr nahe stehenden Blätter, geeignet sind, „allen jenen Illu sionen von einer Mauserung der Sozialdemokratie, einer Entwickelung der Partei zu einer radikalen Arbeitervarlei ein Ende zu machen", hat sich die große Mehrzahl der linksliberalen und demokratischen Blätter dadurch alsbald wieder in den gewohnten Beruhigungsschlummer einwiegen lassen. Zum Teil mag daS eifrige Bemühen dieser Piesse, sich und andere über den wahren Charakter der Sozialdemokratie zu täuschen, auf die Waffenbrüder schaft zurückzuführen sein, die unsere linksliberalen und demokratischen Freihändler jetzt in dem Kampfe gegen den Zolltarif mit den Sozialdemokraten ver bindet. Welcher Art diese Waffenbrüderschaft aber in Wirklichkeit ist, führen diese unseren Freisinnigen auf das nachdrücklichste zu Gcmüte. Im Hinblick auf die auf dem letzten Parteitage beschlossene all gemeine Beteiligung an den nächsten Wahlen zum preußischen Abgeordnetenhaus? wird von ihnen als Gegenleistung für ihre Wahlunterstütznng die Ab tretung eines Mandats in allen denjenigen Wahl kreisen verlangt, in denen die Stimmen der sozial demokratischen Wahlmänner den Ausschlag geben. Und zwar wird dieses Verlangen neuerdings dahin verschalst, daß die freisinnigen Wahlmänncr im ersten Wahlgange für den Sozialdemokraten zu stimmen haben, wenn den freisinnigen Kandidaten in den anderen Wahlgängen die sozialdemokratischen Stimmen zufallen sollen. Die Zumutung an die freisinnigen Wahlmänner, namentlich soweit sie Arbeitgeber sind, alsbald für den Kandidaten einer Partei, die sie al» „Ausbeuter deS arbeitenden Volkes" zu bezeichnen pflegt, öffentlich ihre Stimme abzugeben, ist aller dings stark. Sie zeigt aber, wie die Sozialdemokratie die Linksliberalen behandeln zu können glaubt, weil sie diese auf ihre Hilfe angewiesen hält. Tagesgerichte. Dresden, 5. September. Se. Majestät der König wird morgen, Sonnabend, nachmittag von der Insel Mainau wieder abreisen und in den Morgenstunden des nächsten Sonntags nach der Villa Hosterwitz zurückkehren. — Für die nächste Woche sind folgende Aller höchste Dispositionen getroffen worden: Montag, den 8. September abends gedenkt Se. Majestät der König nach Wermsdorf zu reisen, um Dienstag und Mittwoch den Uebungen der 2. Division Nr. 24 im Manövergelände beizuwohnen. Se. Majestät nimmt für diefe Tage Quartier im Königl. Schlöffe in Wermsdorf. Nach den Truppen übungen am Mittwoch wird Se. Majestät der König Sich von Grimma aus nach Chemnitz be geben, um die Stadt zu besuchen. In Chemnitz ge denkt Allerhöchstderselde bis Freitag früh zu weilen und Sich von dort aus zu den Uebungen der 4. Division Nr. 40 zu begeben. Nach dem Manöver wird sodann die Rückfahrt nach Niedersedlitz bez. Hosterwitz erfolgen. Am Sonnabend, den 13. September, wird Se. Majestät der König nach Potsdam reisen, um Ihren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin einen Be such abzustatten. Deutsches Reich. Berlin Ueber die Kaisertage in Posen liegen folgende weitere Meldungen vor, von denen einzelne bereit« in einem Teile der gestrigen Auslage unter Drahtnachrichten von un« gebracht worden sind: Zur Enthüllung de« von dem Bildhauer Boese-Charlotten burg geschaffenen Kaiser Friedrich-Denkmal« trafen Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin, Se. Kaiserl. und Königl. Hoheit der Kronprinz de« Deutschen Reiche« und von Preußen, d»e hier anwesenden Prinzen, der Reichskanzler Graf» Bülow, die drei Kabinettschefs sowie das Gefolge Ihrer Maje stäten gestern vormittag II Uhr auf dem Wilhelm-Platze ein. Di« Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften nahmen unter dem Kaiserzrlte Ausstellung Zur Feier hatten sich ferner eingefunden Finanzminister Frhr v. Rhein» baden, Kriegsminister v. Goßler, Minister de« Innern Frhr v. Hammerstein, Kultusminister vr Studt, die Spitzen der Zivilbehörden, die Generalität, die Fürst lichkeiten, darunter Fürst Ferdinand Radziwill, und die Geistlichkeit beider Konfessionen. Auf den Tribünen und in den angrenzenden Etraßenzügen hatte sich zahlreiche« Vudlrkum eingefunden Nach herzlicher Begrüßung des Oberbürgermeister« Witting schritt Se. Majestät der Kaiser die Front der Ehrencompagnie ab. Hiesige Sänger intonierten hierauf Beethovens „Die Himmel rühmen de« Ewigen Ehre". Sodann hielt der Oberbürger meister die Festrede, in der er Sr. Majestät dem Kaiser für da« Gnadengeschenk, da« Allertöchstderselbe der Stadt gemacht habe, dankte. Er erinnerte an die Beziehungen der Stadt zu dem hochseligen Kaiser Friedrich, der in den Herzen der Posener schon lange sein Denkmal habe. Er betonte, daß die Errichtung des Standbildes dem neuen Provinzial-Museum gegenüber ein Symbol sei für die Pflege von Kunst und Wissenschaft in der Ostmark im Sinne Kaiser Friedrichs, und gedachte zuletzt in warmen Worten auch der verewigten Kaiserin Friedrich Auf den Wink Sr Majestät des Kaiser« fiel die Hülle de« Denkmal«. Der Vorsitzende de« Denkmalkomitre» Oberpräsident v Bitter brachte da« Kaiserhoch au«, da» von der Frftversammlung und von Tausenden, di« die Fenster und Dächer der umliegenden Häuser besetzt hatten, ausgenommen wurde. Oderpräsident v Bitter führte in seiner Ansprache au»: Liebe und Dankbarkeit hätten da» Denkmal errichtet und würden «» in treue Obhut nehmen bi« in die fernsten Geschlechter. Er ge lobte namrn« der Provinz Treue bi« in den Tod und schloß mit dem Hoch auf den Kaiser. Viele Kränze, darunter die von städtischen Behörde» und Vereinen, wurden niedergelegt Al« Erster legte d«r Kronprinz einen Kranz nieder. Se. Majestät der Kaiser be sichtigte da« Denkmal und zog Künstler und viele An wesende in» Gespräch. Nach der Enthüllung des Kaiser Friedrich Denkmals begaben sich die Majestäten, der Kronprinz, di« Prinzrn, der Reichskanzler und die Minister nach dem Landeühaus», wo die Provinzialstände ver sammelt waren Der ProvinziallandtagSmarschall Frhr. v. Wilamowitz-Möllendorff hielt eine Huldigung»- ansprach« und bot dem Kaiser den Ehrentrunk Der Kaiser antwortete bei Annahme de« Ehrentrunke« in längerer Rede folgendermaßen: , Dit patriotischen Worte, durch welche Sie Mir und der Kaiserin die Gesinnungen der Provinz Posen entgegengebracht haben, erfüllen Unsere Herzen mit Freude und Dank. Sie finden ihre Bestätigung durch den patriotischen Empfang feiten« der hiesigen Bevölkerung. Wir befinden uns hier in einer treuen deutschen Bevölkerung. Wir befinden un« hier in einer treuen deutschen Stadt, und treu ist die Arbeit, welche die Deutschen zur Hebung deS Lande- hier vollführcn. Soll diese Arbeit, deren Endziel die Hebung von Land und Bolk ist, zum Nutz und Frommen de- Ganzen gelingen, so ist not wendig einmal, daß die Deutschen ihren Erbfehler de« Parieihaders ablegrn, daß der Einzelne das Opfer seiner ausgeprägten Individualität zu bringen bereit ist, um in der Gesamtheit mit allen vereint zu wirken, so wie einst die Ritter de» Deutschen Orden», aus persönliche Ungebunden- heit und Bequemlichkeit verzichtend, sich zu dem festen Gefüge de- Orden» zusammenscharten, um in anhaltend harter Arbeit die deutsche Kultur zu verbreiten Zum andern versteht e» sich von selbst, daß Meine Beamten un bedingt nach Meinen Direktiven und gehorsam Meinen Besehlen ohne Zaudern die Politik durchführen, die Ich für da» Wohl der Provinz als richtig erkannt habe. DaS Zusammenwirken von Bolk und Beamtenschaft unter der Leitung der Krone wird nicht ermangeln, im Laufe der Jahre die segensreiche Entwickelung der Provinz zu fördern. Ich beklage tief, daß ein Teil Meiner Unterthanen nichtdeutschen Stammes sich nur schwer in unsere Ver hältnisse zu finden scheint. Der Lrund dazu dürft« in zwei Irrtümern zu fuchea fein. Einmal wird in ihnen wach gehalten die Besorgnis vor Antastung ihrer Konfession. Wer behauptet, daß Meinen Unterthanen katholischer Konfession Schwierigkeiten in der Ausübung ihres Glauben- gemacht oder sie gezwungen werden sollen, von dem selben zu lasten, macht sich einer schweren Lüge schuldig; Meine ganze Regierungszeit und Meine Worte in Aachen beweisen, wie hoch Ich Religion, das heißt daS persönliche Verhältnis jedes Menschen zu seinem Gott, achte, urd er beleidigt durch eine solche Verleumdung den Nachfolger de» großen König», der erklärt hat, ein jeder folle auf seine Fayon selig werden. Der zweite Irrtum ist der, daß die Besorgnis wach erhalten wird, daß die StammrSeigen- tümlichkeiten und Ueberlieserungen ausgelöscht werden sollen. Dem ist nicht so Das Königreich Preußen setzt sich au- vielen Stämmen zusammen, die stolz sind auf ihre frühere Geschichte und ihre Eigenart. DaS hindert sie jedoch nicht, vor allen Dingen brave Preußen zu fein. So fall e» auch hier sein. Ueberlieserungen und Erinnerungen können ruhig bestehen, allein sie sind Geschichte, der Vergangenheit angehörig. Jetzt kenne Ich hier nur Preußen, und Ich bin eS der Arbeit Meiner Vorsahren schuldig, dafür zu sorgen, daß diese Provinz unauflöslich mit der preußischen Monarchie verknüpft, daß sie sittlicher Hingabe, und Hr. Erl bot als Pantrauuv wieder ein Kabinettstück feinkomischer Charakterisierungs kunst Den Baculu« sang zum erstenmale Hr. Greder. Der Künstler hatte diesmal keinen leichten Stand, insofern sein Vorgänger, Hr. Brag, die Rolle zu seinen besten zählen durste. Man wird denn auch nicht wohl sagen können, Hr Greder habe ihn übertroffen, eS sei denn bezüglich tue Volumens und der AubdruckSfähigkrit der Stimme. Im übrigen aber wird man nur Kenntnis nehmen können von den verschiedenen Auffassungen der Rolle seitlns der beiden Künstler Betonte Hr Brag mit einem An flug von Bonhomie nachdrücklich die komische Seite der Rolle, so legte Hr Greder da« Schwergewicht aus die Seite einer schärferen Charakteristik der Gestalt Wie er aber den steifen, verknöcherten alternde« Schulmeister aus die Scene stellte, da« muß wohl al« eine Leistung nicht gewöhnlicher Art bezeichnet werden, und der virtuo« herausgearbeitete Vortrag seiner Arie trug ihm mit Recht stürmischen Beifall ein. Die musikalische Leitung führte, wie immer, mit Temperament und Feingefühl Hr. Kapellmeister Kutzschbach. OS. Die Deutschuationale Kunst-Ausstellung Düsseldorf 1S0L. 1. Wenn vielleicht bi« vor einem Jahrzehnt die noch in der jüngsten Auflage de» Baedeker für Nordwest-Deutsch- land zu lesende Angabe, daß Düsseldorf seinen weit über Deutschland« Grenzen bekannten Namen vorzugs weise der im Jahre 1767 gestifteten und 1819 erneuerten Kunstakademie verdanke, al« zutreffend angesehen werden konnte, so haben sich die Verhältnisse in der Zwischenzeit so geändert, daß ihre Richtigkeit heute stark ang,zweifelt werde» muß. Die Bedeutung de« heutigen Düsseldorf beruht vielmehr auf seiner sich immer großartiger ent- wrckelnven InVUsine uns gtelchzrMg aus seinem seil Ver Errichtung der neuen Hafenanlage rasch emporgeblühten Handel. Diese Thatsache kann durch nicht« besser belegt werden, als durch den Hinweis auf die diesen Sommer in Düsseldorf arrangierte „Rheinisch-westfälische Industrie« und GewerbeauSstellung", die ohne Zweifel zu den am besten gelungenen Unternehmungen dieser Art, die wir in Deutschland bisher gehabt haben, zählt und deren Erfolg bei Einheimischen und Zugereisten schon heute, da bereit« die zweite Million von Besuchern überschritten ist, al« ge sichert gelten kann. Die Industrie der beiden gewcrbe- retchsten Provinzen unsere« Vaterlandes feiert hier, wo sie sich völlig frei ausbreiten konnte, einen Triumph, der um so höher anzuschlaaen ist, je mehr man in Pari» vor zwei Jahren versucht hat, da« Uebergewicht der deutschen Konkurrenz durch Raumbeschränkung und ungünstige Anordnung zu verbergen. Es ist daher kaum zu verwundern, daß den Düsseldorfern die Freude über den glücklichen Ausfall der Ausstellung etwa« zu Kopf gestiegen ist und daß sie heute schon von einer allgemeinen deutschen Gewerbe- und Industrieausstellung, die etwa in einem Jahrzehnt an beiden Ufern des Rheins stattsinden soll, träumen Diese«mal hat sich Alldeutschland nur an der mit der Industrieausstellung verbundenen Deutschnationalen Ausstellung beteiligt. Sie ist ein schönes Zeichen dafür, daß die reich gewordene Industrie nicht vergessen hat, daß vor ihr die Kunst in Düsseldorf und am ganzen Rhein dagewesen und dem Lande wie der Stadt »inen großen Teil ihre« Ruhme« gegeben hat Die Ver treter der Industrie und de» Gewerbe« haben dem Wunsche der ganzen Künstlerschaft Düsseldorf«, hier im Jahre 1902 eine Deutschnationale Kunstausstellung veranstalten zu können, entsprochen und die Mittel aus gebracht, um in Düsseldorf einen Kunflpalast ouszu- führen, der die rheinische Kunststadt in den Stand setzen soll, wieder mit den übrigen deutsche» Kunststädten auf oem Gebiete ver AuSfteUungen m Wettbewerb zu treten, nachdem sie seit dem Jahre 1888 auS Mangel an einem geeigneten Gebäude darauf hatte verzichten müssen. So ist denn seit dem Juli 1900 rasch ein Kunst- auSstellungSbau errichtet worden, der wenigstens räum lich selbst für größere Veranstaltungen genügt und durch gehende mit günstigem Oberlicht versehen ist Die innere Anordnung des Baue« imponiert durch einen ge schickt für den Zweck berechneten übersichtlichen Grundriß und hat vor unserem Dresdner AuSstellungSgebäude den großen Vorzug, daß von vornherein verschiedene große Säle und Kabinette eingebaut worden sind, die nicht jedr-mal wieder mit großen Kosten neu hergestellt werden müssen Auf die Ausstattung der verschiedenen Räume hat man zum Teil viel Sorgfalt verwendet und im allge meinen einen guten Geschmack entwickelt. Um so weniger befriedigt die Fassade de» von einer Kuppel in der Mitte gekrönten Gebäude» Sie ist so ledern aka demisch und konventionell, daß sie kaum in die Augen fällt, da der hier angewendete Musiumstil der fast überall bei uns in Deutschland übliche ist Vor allem aber ist der 132 rn lange Bau zu wenig au» dem Boden herauigehoben und dadurch jede monumentale Wirkung von vornherein ausgeschlossen worden. Wer die Schuld an diesem nicht wieder gut zu machenden Ver- s«hcn trägt, vermögen wir nicht zu sagen Von dem preisgekrönten Entwurf de» Düsseldorfer Architekten A Bender hat man nur den, wie schon bemerkt, vor trefflichen Grundriß beibehalten Die Ausführung wurd« der Frankfurter Firma Philipp Holzmann u Co übertragen, di« den Architekten E Rückgauer mit der Bauleitung betraute Diesem wieder standen die Professoren Schill und Klersattel al» künstlerischer Beirat zur Seite ES haben also wieder einmal viele Köche den Brei verdorben, und man kann nur froh sei», daß die Sache nicht noch schlimmer abgelaufen ist.
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