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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. PränumerationS-PreiS 22) Silbergr. (^ THIr.) vierteljährlich, 3 Thlr. für das ganze Jahr, ohne Erhöhung in allen Theilen der Preußischen Monarchie. Magazin für die Pränumerationen werden von jeder Buchhandlung (in Berlin bei Veit u. Comp., Iägerstraße Nr. 28), so wie von allen König!. Post-Acmtirn, angenommen. Literatur des Auslandes. 1844. Berlin, Sonnabend den 4. Mai Süd-Afrika. Etwas über die Sprache der Kaffern. Von den Sprachen der Südhälste Asrika'S, die für uns zum größten Theile noch im dichtesten Dunkel ruhen, find die kafsrische und die des Bet- schuana-VolkeS wenigstens so weit angebaut worden, daß man von ihrem originellen Charakter sich einen Begriff bilden kann-, allein dieser unvoll kommene Anbau selber ist noch sehr neu. Der französische Missionar Eugene CasaliS ließ im Jahre 1841 eine mit geschickter Hand entworfene Skizze der Betschuana-Sprache erscheinen-, der britische Missionar W. B. Bopcr aber hatte schon 1834 zu GrahamStown eine tlrsmmsr »k rbe Kstir I^nxusxe drucken lassen, von deren Existenz ich zum ersten Mal Kunde erhielt, als ein ungenannter hiesiger Gönner der linguistischen Studien mir sein eigenes Exem- plar des Buches, von einem freundlichen Schreiben begleitet, zum Geschenk übersandte. Der Verfasser nennt sein Werk die erste Grammatik dieser Sprache, die jemals gedruckt worden (tbe strsl lisstr grsmmsx exer prittteck); im Buche selbst bezieht er sich einige Mal aus Vokabularien, die vermuthlich nur als Manuskripte vorhanden sind. Da er bei Entwickelung und Darstellung der Regeln einer so ungemein schwierigen Sprache nach bündigster Kürze gestrebt, so ist cS allerdings, wie er selber befürchtet, nicht ohne Dunkelheiten abge gangen, die aber zum Theil verschwinden, wenn man das Buch wiederholt aufmerksam gelesen, die Methode erfaßt und einen übersichtlichen Standpunkt gewonnen hat. Schon das Lautsystem des Kaffrischen bietet uns allerlei Merkwürdiges, namentlich in der Konsonanten-Bildung. Der reine R-Laut fehlt den Kaffern-, gleich den Chinesen und vielen Völkern Australiens vertauschen sie das R aus ländischer Wörter gewöhnlich mit L; dagegen besitzen sie einen verwandten Laut, der, ähnlich dem arabischen Ghain, räuspernd aus der Kehle kommt, und von dem eS zwei durch 'r und 'r bezeichnete Varianten giebt. Drei andere Laute, zu deren Bezeichnung man die Buchstaben c, g und x gewählt hat (Boyce nennt sie klappende, clicks), find dem Europäer, wenn er sie nicht schon in seiner Kindheit fich angeeignet, unaussprechbar-, beim ersten wird die Zunge gegen die Vorderzähne gedrückt-, beim zweiten die Zungenspitze gegen den Gaumen, und der dritte wird gar aus den Mundwinkeln hervorgestoßen. — Die Vokale find alle rein und hell auszusprechen; und der Verfasser folgt bei ihrer Schreibung weislich der deutschen Orthographie. Man bildet gern Diphthongen-, der zweite Vokal darf aber nur i oder u seyn, und« ver schmilzt oft mit » in u, mit i in e. Jedes Wort lautet in einen Vokal aus; es scheint , als solle die Wirkung der barbarischen clickn, die bisweilen oben drein zwischen andere Konsonanten eingeklemmt sind (xcw, iwvv, gqvv, nxw), durch eine gewisse Fülle von Selbstlautcrn gemildert werden. Die Kaffern-Sprache giebt sich in ihrem ganzen Bau als eine Schwester der Betschuana-Sprache zu erkennen-, nur hat sie die allen beiden ge meinsamen Eigenthümlichkeiten kühner und großartiger ausgebildet: sie ist thcils gehaltreicher (zu ihrem wahren Gewinne), theils wenigstens viel üppiger entwickelt. Wenige Verhältnisse der Wörter bezeichnet man durch Endungen, bei weitem das Meiste durch Vorsätze und vielfache Umbildung der Anfangs laute, besonders in regierten Wörtern. Wohl nirgends wird handgreif licher und gewissermaßen despotischer zum Bewußtseyn gebracht, daß alle Satz glieder um des einen Subjektes willen da find. Während die amerikanischen Sprachen durch gegenseitige Einkörperung der Glieder jeden Satz auch dem äußeren Sinne als ein logisches Wort kundgebcn, lassen die südafrikanischen den Häuptling, das Subjekt, in mehr oder weniger durchscheinender Vcr- larvung auS jedem Winkel hervorblicken. Dort scheint die Einheit des Satzes wie aus gütlicher Verabredung entstanden, hier wie durch das Machtgebot eines Herrschers ins Daseyn gerufen. Jedes Selbstandswort besteht aus einer Wurzel und einem Präfixe, d. h. einem Bestandttheil ohne eigene Bedeutung, dessen vornehmste Bestimmung die ist, das Selbstandswort als solches kenntlich zu machen. So z. B. find in den Wörtern inknui, Häuptling, itmucke, Pferd, mnkonw, Speer, »kantu, Volk, das in, i, IN" und ab» Präsixa. Es giebt aber besondere Präfixa für die Einheit und besondere für die Mehrheit: so wird auS mimte, Schwester, »stacke, Schwestern; aus m»k»8i, Weib, absta^i, Weiber, u. s. w. Das Präfix des Subjektes hat nun die Tendenz, vor jedem abhängigen Worte fich zu wiederholen. Geschähe dies allemal im buchstäblichen Sinne, so wäre eine gar zu rohe und obendrein Konfusion erzeugende allgemeine Nivclli- rung die Folge davon. Ganz wiederholt es fich daher nur vor dem Adjektiv; den übrigen Worten schickt es gewisse Einzellaute, bloße Fragmente seines Wesens, als seine Repräsentanten zu. Hat z. B. ein Subjektswort ulu als Präfix, und soll das folgende Wort im Genitiv gedacht werden, so wird dessen Präfixe ein bloßes I vorgesetzt, das aber, beiläufig bemerkt, wenn der Anfangs vokal u ist, demselben o substituirt: in istuli lomkomo, Schaft eines Speers, steht das zweite Wort für umknnl»; derselbe Genitiv würde aber nach SubjektSwörtern mit anderen Präfixen,, womkonto, j-ywbonto, sombonto u. s. w. lauten. Zu größerem Nachdrucke bedient man fich auch wohl einer Reduplication mit euphonischer Lautveränderung: xovvomkorwo, 8v8<>m- konc» u. s. w. Von den Fürwörtern widersetzen fich nur ich und du diesem Einflüsse des Subjekt-Präfixes; die dritte Person aber gehört ihm so ganz an, daß sie selbst als Stellvertreterin des Subjekt-Nomens, d. h. im Nominativ, immer nur eine relative Form hat, weil man kein Er (Sie, Es) denken kann, ohne ein Substantiv mit irgend einem bestimmten Präfix im Sinne zu haben. Ihr Nominativ lautet abwechselnd ^en», >»»», 8on», i>»n», Kon», won»; ihr Accusativ, sm, li, ^i, m, lu, vvu u. s. w. Wird der Genitiv, (besitzanzeigend) einem Nomen bcigegcben, so hat er, je nach dem Präfixe des jenigen Nomens, das den Besitzer ausdrückt, die Formen »K», »I», »>o, »no, sw» u. s. w., und vor diese Formen tritt noch ein Laut, welcher den besessenen Gegenstand repräsentirt- Will man z.B. ihreFraucn sagen, und soll ihre auf Männer, smsstost», fich beziehen, so muß wegen des Präfixes »ms von »msckock» die Form »wo des Pronomens gewählt werden, und dieser Form tritt noch ein i> vor, welches von dem Präfixe ab» in »bsk»8i, Frauen, ver langt wird: sbsksm bswo. Dieselbe vollkommene Unselbständigkeit zeigen die Demonstrativa, welche, obgleich vor dem Nomen hergehcnd, nach Maßgabe jedes Präfixes ihre Form wesentlich verändern, z.B. sb-»bsmu, dieses Volk; el-ilisselm, dieses Pferd; ezi-^s, dieser Korb u. s. w. Das bezügliche Fürwort ist ein bloßer Vokal, », e oder o (letztere beiden statt a-«- i und s-t-u). ES vermittelt die Verbindung des Hauptwortes mit dem Beiworte; denn Beiwörter schließen hier den Begriff des Seyns mit in fich. Außerdem wird vor dem Adjektive das Präfix des Substantives wieder holt, wie oben bemerkt, z. B. um-k»8i »m-kulu, die Frau, welche groß (ist), die große Frau. °) — Willman zwei Hauptwörter in Apposition bringen, so leidet keines durch den Einfluß deS anderen, da sie von einander unabhängig find; cs wird aber dem zweiten eine Präposition vorgesetzt, deren Form von dessen Präfixe bedingt ist, und dieser wieder das bezügliche Fürwort. Man sagt also z. B. nicht: der Mann, welcher Häuptling (ist), sondern der Mann, welcher als (durch, mit) Häuptling eristirt. AuS umt» und iiikosi wird in diesem Verhältnisse umm Dieselbe Präposition verknüpft jedes Prädikat mit seinem Subjekte. °°) — Um den Genitiv und Accusativ des bezüglichen Fürworts auszudrücken, hat man die Wahl zwischen verschiedenen Wendungen, die wiederum eine reiche Fülle von Formen er zeugen und mit dem sonstigen Charakter der Sprache im schönsten Einklänge. Im Verbum kann nur die abstrakte, als Nomen gebrauchte, Form Prä fixa erhalten. ES giebt einfache Verba und solche, die mit gewissen, die Be deutung abschattcnden HülfSwörtcrn unzertrennlich zusammcnhangcn. Das Leiden, die Verursachung, Rückwirkung, Gegenseitigkeit u. s. w. bezeichnet man hier, wie in gewissen Sprachen-Klassen anderer Weltthcile (z. B. der semitischen, tatarischen, finnischen) und wie in den Neger-Idiomen von Senegambia, durch Zusätze an der Wurzel, z. B. ismls, lieben; t.-mckw». geliebt werden; l»ncki8», bewirken, daß Einer liebe u. s. w. Auch die Ne gation schmiegt sich in verschiedenen Formen dem Verbum an. Bon vorn werden Fürwörter angcsügt, die aber mit den abstrakt gebrauchten keine oder geringe Achnlichkcit haben (man vergleiche im Französischen j» neben moi; >.u neben coi; i> neben In!) und, je nachdem sie dieses oder jenes Tempus kon- stituiren oder konstituircn helfen, auch unter sich verschieden sind. Die erste >) Nm in om-kulu steh! sür a-k-um, d. h. für das Relativ »nd das wiederholte Pröfix deS Hauptwortes. — In der Betschuana - Sprache fallt hier daS Relativ weg. -) So wird in den slawischen Sprachen daS Prädikat dem Subjekte unter gewissen Bedingungen nicht im Nonünatio, sondern im Instrumental beigegeben: «tat t«elwlo. rvek kxll 8 01Satom (nicht »«Mat), dieser Menslh war Soldat; so sehen die Araber daS Prädikat stciS in Len Objekts-KasuS, welcher eigentlich adverbialer KasuS ist. DaS Prädikat wird in allen diesen Fällen ein zum Verbum der reinen Existenz gc hörendes Adverb.