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Lindegnist und betraute mit der einst weiligen Leitung des Kolvniaiamtes den Gouverneur von Samoa, Dr. Lols. Im gestrigen französischen Mini st errat gab dar Minister des Aeußcren bekannt, daß die deutsch- französischen M a r o k t o v e r h a n d l n n g e n c n d, gültig abgeschlossen sind. Der Wortlaut des Marvkkvvertrages wird am Montag gleichzeitig in Berlin und Paris verössentlicht werden. Nähere Einzelheiten des Vertrages werden schon jetzt bekannt gegeben. Der 1. Internationale Kongreß für Kunst- il n t e r r i ch t tritt im August 1S12 in Dresden zu sammen. Der Leipziger Lchrerverein sprach sich in einer Mitgliederversammlung gegen die Beschlüsse der Spnode aus. Im ganzen Nuhrgebiet hat neben dem Typhus eine Scharlach-Epidemie erschreckend zugenommen, der bereits zahlreiche, Personen znm Opfer ge fallen sind. Neschad Bei richtete an den italienischen Kummandantcn in Tripolis die Aufforderung, sich zu ergebe n. , Das italienische Expeditionskorps svll aus 8i> VOll Mann gebracht werden. Die chinesischen Rebellen haben das Arse nal von H ania u eingenommen. Die mexikanische Kammer bestätigte die Wahl Made ros znm Präsidenten. iHvllweg weichen. Nur ist es unseres Erachtens grundfalsch, dem Kolonialstaatssekretär wegen seines jetzigen Schrittes den Borwurf der Illoyalität zu machen, immer voraus gesetzt. das; zwingende Gründe ihn zu seinem Vorgehen veranlaßt haben. Auch Fürst Bülow ging, da chm die Reichsfinanzreform in ihrer endgültigen Gestalt unan nehmbar schien, und er hintcrließ seinem Nachfolger kein leichtes Erbe. Wenn also Herr von Lindegnist in den letzten Tagen abermals zu der Ueberzeugung gekommen ist, daß er die Verantwortung für den deutsch-französischen Kvngo- vertrag nicht übernehmen kann, so war es sein gutes Recht, diese» seinen Standpunkt durch seinen Rücktritt zu dokumentieren. Es handelt sich fetzt lediglich darum, welche Gründe Herrn von Lindequistö Rücktritt veranlaßt haben, nachdem er sich erst vor wenigen Tagen mit einem Dementi einverstanden erklärt hat. Im Reichskanzleramt herrscht begreifliche Aufregung über den Schritt des Kolonialstaatssekretärs, die sich in sehr gereizten Auslassungen Lust macht. Damit scheint man dort des Guten etwas zuviel zu tun. denn es ist doch ziem lich auffällig, daß mau gewisse Indiskretionen indirekt dem Kolonialstaatssekretär in die Schuhe schiebt. Das sind Vermutungen, die man nur aussprechen sollte, wenn ihre Wahrheit erwiesen ist. Wir können uns jedenfalls zu einer Verurteilung des Verhaltens des Skaatssckreärs erst dann entschließen wenn wir die Vorgeschichte des Rücktritts genau kennen. Ans jeden Fall verlieren wir in Herr» von Lindegnist einen vorzüglichen Kvlonialstaatssckretcir» der das Vertrauen des ganzen deutschen Volkes im reich sten Maße besessen hat. KinüeWstr MktrM. Der Vertrag über den Kongo ist am Donnerstag abend von dem Staatssekretär des Auswärtigen Amtes und dem französischen Botschafter in Berlin paraphiert worden, und am Freitag hat der Staatssekretär des Kolviiialamts, Herr von Lindeqnist. sein Abschiedsgesuch er- n euer t. Das ist der erste „greifbare" Erfolg des Kongo- vertrages. Wir erfahren zugleich, daß Herr von Lindegnist bereits im Sommer sein Abschiedsgesuch eingercicht hat, weil er mit den in Frage kommenden Kompensationen nicht ein verstanden war. Damals hat der Kaiser das Gesuch ab gelehnt. Schon seit geraumer Zeit waren Gerüchte in: Umlauf, die die Unzufriedenheit des Kvlonialstaatssekretärs mit der Lösung der Koinpcnsationssragc erkennen liesten. Sie wurden, wie das so üblich ist, als „völlig unbegründet" prompt dementiert. Heute wird amtlich zugegeben, daß die Gerüchte ans Wahrheit beruhten. Einigermaßen aufsüllig ist die offiziöse Feststellung, daß Herr von Lindegnist noch am Sonnabend sich mit der Demen tierung des Rücktritts einverstanden erklärt haben soll, uw nach wenigen Tage» abermals sein Abschiedsgesuch zu erneuern. ES müsse» sich also in diesen Tagen hinter den Kulissen allerlei Dinge abgespielt haben, die uns vorläufig noch verborgen sind, die aber den Staatssekretär bewogen haben, trotz des kürzlichen Dementis zu demissioniere'.!. Es versteht sich vvn selbst, daß ein Mann wie Lindcanist nur durch triftige «gründe hierzu veranlaßt werden konnte. Herr von Lindeanist hat zu keiner Zeit den Reichskanzler darüber im Zweifel gelassen, daß die beabsichtigte Lösung der Kompensationssrage nicht seinen Beifall finde. Das war zu einer Zeit, als die Kongosrnge noch in der Schwebe war. Wenn der Reichskanzler den Kaiser trotzdem bewogen hat, das erste Abschiedsgesuch abznlelmen, so mußte er von uvrnherein mit der Gegnerschaft des Koloninlamtes rechnen. Die folgenden Verhandlungen sind nun scheinbar in der Hauptsache, nntcr Ausschluß Lindegniits geführt worden, denn sein jetziger plötzlicher Rücktritt ist nur so zu erklären, das; er bis zum gestrigen Tage über gewisse Punkte im »„klaren gewesen ist, die er für unannehmbar hält. Gleich zeitig ist auch der Referent im Kolonialamt. Gcheimrat von Dankel mann, znrückgetreten. die Mißstimmung mutz also in den leitenden Kreisen des KolvnialamtcS allgemein sein. Es verlautet, datz insbesondere der Gebietsaiistainch in Kamerun und Togo in der schroffsten Form vom Kvlo- ntalamt abgelehnt worden ist. Es ist selbstverständlich, daß der Reichskanzler eine Gegenaktion eines ihm unterstellten Ressorts gegen seine Politik wicht dulden kann. Lindegnist muß Vethmann- Werlens Kries. Der kommende Mittwoch wirst seine Schatten voraus. Eine merkliche Bewegung geht durch das deutsche Volk, das mit Spannung dem Tage entgegensieht, an dem die Rcichs- regieruiig das Werk des vergangenen Sommers dem Reichstag vorlegen wird. Und ganz allmählich sickert an die Oeffentlichkett, was inan bisher ängstlich verborgen hielt, was aber schon seit einiger Zeit eingcweihten Kreisen bekannt war, daß nämlich unser Staatssekretär des Aus wärtigen Amtes, Herr von Kiderlei«,Wächter, der Londoner Negierung eine geharnischte Note bat überreichen lassen, in der er sich eine Wiederholung dev dreisten Anrempelnng Dcntschlands durch den britischen Minister Lloyd George energisch verbeten hat. In London soll man geradezu ver- blüfst gewesen sein über die ungemein deutliche Sprache der deutschen Note. Man hak es aber vorgezogen, die Note cinzustecken und sich von Sknnd an tatsächlich ruhig zu ver- lmlten. Die Vorgänge, die Herrn von Kiderlen-Wächter zu diesem Schreiben veranlaßt haben, sind kurz folgende: Im englischen Parlament wurden, als die Marokko-Frage von neuem anfgcrollt wurde, vom Ministertisch ans Erklärun gen abgegeben, die ziemlich unverblümt eine Drohung gegen Deutschland enthielten. Als dann der „Panther" vor Agadir erschien, äußerte sich der englische Schatzsekretär Llond George ziemlich osfcn über die Möglichkeit eines Krieges »nd führte dabei ans, es könnte der Fall cintrcten, daß der Friede „nur durch das Opfer der großen und znm Guten wirkenden Stellung erhärten werden könne, die sich Großbritannien durch seine Heldentaten n»d Anstrengun gen erworben habe: wenn diese Lebensinteressen im Spiele wären, und wen» Großbritannien io behandelt würde, als ob rS im Rate der Nationen nicht mitzähle, dann wäre die Erhaltung des Friedens eine unerträgliche Demiitignng «ür eine große Nation wie die englische". Das hieß mit anderen Worten: Wenn wir Engländer nicht erst gefragt werden, oh wir mit der Lösung der deutsch-französischen Verbandlnngen einverstanden sind, gibt es Krica. Tatsache ist, daß Frankreich infolge dieser englischen Stellungnahme begann, Schwierigkeiten zu machen, während es ursprünglich nicht akxzcneigt schien, im wesentlichen nach- zngcben. Diese Wirkung wurde in Deutschland sofort be merkt trotz aller Diskretion unseres Auswärtigen Amtes, und da unsere Offiziösen auch keine amtliche Entgegnung aus Lloyd Georges unverschämte Drohung brachten, so mußte das deutlcke Volk der Meinung sein, Deutschland habe sich durch England cinschüchtcr» lassen. Diese An schauung ist heute allgemein verbreitet, und ihr ist es vor allem znzuschreiben. datz die Bolksstimmung eine derartig verbitterte ist. Heute wissen wir. Herr von Kiderlen-Wächter hat die englische Provokation nicht ruhig eingesteckt, er hat sich , vielmehr mit Erfolg gegen jede englische Einmischung vcr- I wahrt. Es erhebt sich nur die Frage, warum ist dieses Schreiben nicht seinerzeit verössenilich! worden? Daraus hat man erwidert: es entspricht nicht dem völkerrechtlichem Brauch, derartige Aktenstücke zu veröffentlichen. Das mag im allgemeinen wohl stimmen, aber es entspricht ebenso wenig dem völkerrechtlichen Brauch, wenn ein aktiver Minister öffentlich einer Großmacht mit dem Kriege droht. Wenn sich die englische Regierung von diesem Brauch frei- gemacht hat, so kann niemand es der deutschen Regierung verargen, wenn sic »ach demselben Prinzip verfährt. Wäre das Schreiben damals verössentlicht worden, so hätte sich die öffentliche Meinung Deutschlands geschlossen hinter den Staatssekretär gestellt, Herr von Kiderlen-Wächter wäre der populärste Mann Deutschlands gewesen. Ter Staatssekretär hat ans diesen Ruhm verzichtet, das ist unter den gegebenen Verhältnissen sicherlich nicht zu unterschätzen. Entscheidend hierfür mag wohl die Er Wägung gewesen sein, daß das Bekanntwerden seines Schreibens in diesem Zeitpunkt die Bolksstimmung der artig erregt haben würde, daß die Gefahr eines Krieges um so größer geworden wäre. Das hat man in der Wilhelmstraße vermeiden wollen, denn man wollte die Verantwortung eines Krieges nicht aus sich nehmen. Wichtige Gründe mögen das Auswärtige Amt hier;,, ver anlaßt haben, denn es ist sicher, daß auch die maßgeben den Faktoren unserer Heeres- »nd Marinevcrwaltnng hierbei befragt worden sind. Dar inst hat man von der Ver öffentlichung des 'Schreibens abgesehen. Diese Beweg gründe sind durchaus z» verstehen, aber es ist doch noch die Frage, ob diese Politik unS Segen gebracht hei. Das. Gefühl der Demütigung durch England hat in Deutsch land viel böses Blut gemacht, und England selber hat sich noch immer zurückgezogen, wenn cs merkte, daß bei uns der Wille zur Tat vorhanden war. Biet Verbitterung wäre uns erspart geblieben, im deutschen Volke hätte man wieder Vertrauen gehabt zur Reichslcitung, und das sind Momente, die eine Regierung nicht nntcrschätzen sollte. Wir können nur hofsen, daß das Vclauntivcrden des Kiderlenschen Schreibens Regierung und Volk wieder näher znsammenbringcn möchte, daß beide, Negierung »ui» Volk, die notwendigen Lehren ans der jüngsten Ver gangenheit ziehen werden. — Neueste vrshtmeltlungen vom 3. November. Endgültiger Abschluss der Marokkoverhandlungen. Paris. Im heutigen M i u i st c r r a t, der unter Vor sitz des Präsidenten der Republik in Elyss« stattsand, gab der Minister des Aenßeren bekannt, daß die s r a n z ö s i s ch- deutschen Vertrags-Abmachungen abge schlossen »nd vom deutschen Sekretär des Auswärtigen Amtes und dem französischen Botschafter in Berlin end gültig paraphiert worden seien. Preßstimmen zum Abkommen. Berlin. sPriv.-Tel.s Die „Nativnalzcitnng" schreibt zn dem Marokko Abkommen: Der Epilog zn den Verhand lungen wird im Reichstage gesprochen, wo Kanzler und Staatssekretär ihr Werk verteidigen müssen. Beide sind, so sagt man, gnien Mutes »nd sehen den Verhandlungen mit zuversichtlicher Erwartung entgegen und »offen, die Ocssent- lichkeit zn ilircn gnsten zn überzeugen. Herr v. K i d e r l e n- Wächter äußerte, die Abgeordneten würden überrascht, sein von dem tatsächlich in Marokko Erreichte», da das Abkommen Deutschland die weitestgehenden Ga rantien ,«sichere. Die deutsche Diplomatie wolice ihr Bemühen einzig und allein auf das praktisch Erreichbare richten, sie glaubte im nüchternen Sinne, den tleineren realen Gewinn den aroßen Hoffnungen und Wünsche» idealer Patrioten voranstrllen zu sollen. Berlin. «Prtv.-Tel.» Tie „'Berliner Börsen-« z e i I n n g" schreibt: Das deutsch-französische Marokko Ab- lommcn, dessen Vervisentlichung unmittelbar bevvrsteht» wird viele», die der Bekanntmachung der getroffenen Ver einbarungen nicht ohne Sorge entgegensebe», insofern eine angene h m e Enit ü n s ch n n a bereiten, als sie die wirt schaftlichen Interessen Deutichlands und der anderen Mächte in weitestgehender Weise sichergeskellt sehen werden. Berli». «Priu. Teil Der Agndir-Krenzer „Berlin* hat in Las Palmas ietnen neuen Kommandanten, Fre gattenkapitän Wilhelm T ä g ert, an Bord genommen. Er soll setzt nach Agadir zurückdampsen, mn den dort ankernde» „Eber" abznlösen. Paris. sPriv. Tel.j Das französische Marokko« Protektorat dürste, da Mulen Hasid einverstanden ist« Neujahr M2 beginnen.