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Großenhainer Unterhaltung- L Anzeigeblatt. Rniisffnü »ler Röiligk Rmig^auiitiilalulsc^uß, «leg Rönigk Ami.Hmcük uilä äe8 8tai!irail>8 zu Ero^en^oiu Trschtintn: Dien-tag, Donnn-tag, Sonnabend. Vierteljährliche» Abonnement: am Schalter l M., durch den Boten in- Hau- 1 M. 25 Pf., durch die Post ! M. 25 Pf., durch die Post in- Hau- l M. 50 Pf. Inserate für die am Abend au-zugebende Nummer werden bi- früh S Uhr angenommen und Gebühren für solche von auswärts, wenn die- der Einsender nicht anders bestimmt, durch Postnachnahmt erhoben. Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. Verantwort!. Redacteur: Herrmann Starke sen. Nr. 101. 72. Jahrgang. Dienstag, de» 26. August 1884. Von dem unterzeichneten Amtsgerichte soll den 3. September 1884 das dem Maurermeister Franz Herrmann Kreysiig in Dresden zugehörige Mühlengrund- stück Nr. 8 des Brandcatasters und Folium 5 des Grund- und Hhpothekenbuchs für Walda, welches Grundstück am 20. bez. 21. November 1883 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf zusammen 60935,60 Mark gewürdert worden ist, nachdem der Ersteher seines im Zwangsversteigerungstermine vom 29. Februar u. e. erlangten Erstehungsrechts verlustig gegangen, anderweit nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsslelle aus hängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Großenhain, am 20. Juni 1884. Königlich Sächsisches Amtsgericht. Schröder. Conrad, Ref. Dünger - Verkauf. Das unterzeichnete Regiment wird in der Zeit vom 3. b. m. 14. September ds. Js. im Barackenlager bei Zeithain verquartiert und beabsichtigt den Dünger von ca. 620 Pferden auf diese Zeit an den Meistbietenden zu verkaufen. Bewerber wollen ihre Gebote schriftlich bis zum 31. August s. c. an das unter zeichnete Regiment einsenden. Die Gebote sind pro Pferd zu stellen. Großenhain, am 25. August 1884. Königliches I. Husaren-Regiment Nr. 18. Brennholz-Auction. 2m Gasthofe „zum blauen Hirsch" in Radeburg sollen Freitag, den 20. August 1884, von Vormittags Punkt 9 Uhr an folgende im Würschnitzer Forstreviere aufbereitete Hölzer, als: 2 Raummeter buchene Brennscheite, Z 7 „ eichene „ i 381 „ weiche „ s 788 „ „ Brennknüppel, > in allen Theilen des Reviers zerstreut, 688 „ „ Neste, l 7,30 Wellenhundert weiches Reisig, 1 23 Raummeter weiche Stöcke, / einzeln und partieenweise gegen sofortige Bezahlung und unter den vor Beginn der Auction bekannt zu machenden Bedingungen an die Meistbietenden versteigert werden. Wer die zu versteigernden Hölzer vorher besehen will, hat sich an den mitunter zeichneten Revierverwalter zu Würschnitz zu wenden oder auch ohne Weiteres in die ge nannten Waldorte zu begeben. »MMW» Creditüberschreitungen sind unzulässig. Königl. Forstrentamt Moritzburg und Königl. Revierverwaltung Würschnitz, den 8. August 1884. Michael. Werner. Mitische wettschau. Lor einem Jahrhundert sang der geniale deutsche Dichter Christian Friedrich Dan. Schubart sein berühmtes Caplied: „Auf, auf, ihr Brüder und seid stark, der Ab schiedstag ist da: wir sollen über Land und Meer ins heiße Afrika!" Tausende haben seitdem dies wehmüthige Volkslied nachgesungen, ohne zu ahnen, daß eine Zeit kommen könne, wo Schubart'S Worte eine freudige pro phetische Bedeutung erhalten würden. Dennoch ist diese Zeit genaht, wo zahlreiche Deutsche, die im dichtbevölkerten Vaterlande bei den geschmälerten Erwerbsverhältnissen kein rechtes Feld für ihre Fähigkeiten finden, dorthin segeln werden, „wo sich der Tafelberg aus blauen Düften hebt", aber sich daselbst nicht wie die sonst nach fremden Wclt- theilen Ausgewanderten gleich Verbannten fühlen, sondern nach Schubart'S Worten „leben werden im fernen Land als Deutsche brav und gut". Während die vielen Hundert tausende, die in den letzten Jahrzehnten das deutsche Vater land verließen, um in Amerika eine neue Heimath zu fin den, ihrem Mutterlands mehr und mehr entfremdet wurden, werden jene deutschen Auswanderer, die sich künftig nach dem an der westasrikanischen Küste erstehenden neuen deut schen Colonialreich wenden, unter deutschen Gesetzen fortleben, die deutsche Flagge zu Ehren bringen helfen nnd ihren Fleiß nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihre Brüder in der Heimath Nutzen bringen sehen. In der ver gangenen Woche haben einige Bergleute die sächsische Berg stadt Freiberg verlassen, um mit der Wünschclruthe der echtveutschen Betriebsamkeit den unterirdischen schätzen nach zuforschen, die unter der dünnen Sandschicht der ersten deutschen Colonie an der Angra Pequena-Bucht liegen. Möge ihre Mühe mit Erfolg gekrönt werden! Einen doppelten unschätzbaren Nutzen hat aber diese Unter nehmung des Bremer Kaufmanns Lüderitz bereits ohnehin gehabt; sie rief jene ermunternde Erklärung des Fürsten Bismarck hervor, welche jedem ähnlichen Unternehmen im Voraus den deutschen Reichsschutz zusicherte, und sie veran laßte jene Provocation der englischen Capcolonie, welche der thatkräftige deutsche Reichskanzler damit beantwortete, daß er durch den Generalconsul Or. Nachtigal im Hafen von Bi mbia und zu Kameruns die deutsche Flagge auf hissen ließ. Seit einem Menschenalter ist Kameruns, einer der wichtigsten Handelsplätze an der Westküste Afrikas, unter- englischem Einfluß und nur einem Zufall ist cs zu danken, daß derselbe nicht längst von England förmlich annectirt wurde. Wie fast an der ganzen Westküste Afrikas, von den Cap Verde'schen Inseln an bis Angra Pequena, sind aber die deutschen Interessen gerade in Kameruns, welches im Centrum der Westküste, am Golf von Guinea, gelegen ist, sehr bedeutende. Es befinden sich in jener Gegend mehrere Hamburgische Niederlassungen, in Kameruns speciell eine sehr wichtige des Hauses C. Woermann, das auch mit West- und Südwestafrika eine direkte und regelmäßige Dampfer-Verbindung unterhält. Die ausgedehnten Be sitzungen dieses Hauses sind nun unter deutschen Schutz gestellt; außerdem haben dem Vernehmen nach mehrere Negerhäuptlinge ihre Gebiete freiwillig dem deutschen Kaiser überlassen, so daß also das Reich bei Kameruns eigenen Besitz erworben hat. Die Eng länder werden von diesem neuen Acte deutscher Colonial politik um so weniger erbaut sein, als ihre Besitzung in Lagos im Norden ziemlich nahe an Kameruns grenzt. Der Augenblick ist also gekommen, wo neue deutsche und alte englische Interessen unmittelbar aufeinander Koßen. So be dauerlich das bei der Stammesverwandtschaft der beiden Nationen sein mag, kann doch Deutschland nicht länger ferne stehen und sich bescheiden in die Ecke drücken, wenn andere Nationen die Welt theilen. Nachdem jetzt mit gün stigem Erfolg der Anfang gemacht worden ist, wird der deutsche Unternehmungsgeist immer neue frische Anregungen empfangen und seine Ziele trotz allen Kleinmuths und aller Gehässigkeiten höher und höher spannen. Im Auslände wird man sich daran gewöhnen müssen, die deutsche Flagge auch an Küsten wehen zu sehen, wo sie nach althergebrachter landläufiger Ansicht nichts zu suchen hatte; namentlich Eng land wird mit der Thatsache rechnen müssen, daß auch Deutschland Licht und Luft in der Welt zur Entfaltung seiner überschüssigen Kräfte gebraucht. Für die Kleinmüthigen im Inlande, denen bei den weit tragenden Colonialplänen bange wird vor den neidischen Ränken des Auslandes, genügt der beruhigende Hinweis auf die neue Bekräftigung des deutsch-österreichischen Bünd nisses durch die Zusammenkunft der leitenden Staatsmänner Deutschlands und Oesterreichs unter den Ulmen des pommer- schen Dorfes Varzin. Zwischen dem Fürsten Bismarck und dem Grafen Kalnoky ist dabei jene Allianz neu befestigt worden, an der Italien sehr gern festhält und der sich Ruß land zuzugesellen strebt. Immer mehr verbreitet sich das Gerücht von einer Drei-Kaiser-Begegnung anläßlich der russischen Manöver in Polen und diese Annahme findet durch das Zusammenarbeiten der deutschen, österreichischen und russischen Behörden behufs gemeinsamer Bekämpfung der Anarchisten in den weitesten Kreisen Glauben. Die ungeheuchelte Begeisterung, mit welcher in der ganzen österreichisch-ungarischen Monarchie am vorigen Montag der Geburtstag des Kaisers Franz Josef begangen worden ist, hat wiederum gezeigt, daß in diesem einen Gefühl der Loyalität sich alle die verschiedenen Natio nalitäten des Nachbarlandes begegnen. Die czechisch-pol nische Verbrüderung, welche vor einigen Tagen in Krakau gefeiert wurde, förderte wiederholt enthusiastische Kund gebungen für den Kaiser ans Licht. Aehnlich verlief auch das in Hermannstadt glänzend begangene siebenbürgische Wachsen-Jubelfest, von dem aus, auf Anregung des Bischofs Teutsch, eine Huldigungs-Depesche aller sächsischen Vereine an den Kaiser Franz Josef abgeschickt wurde. In den bei dem Festbanket gehaltenen Tischreden kam aber neben der loyalen Gesinnung gegenüber dem ungarischen Vaterlande der unzerstörbare geistige Zusammenhang mit der deutschen Mutternation klar und deutlich zur Geltung. — Für die liberalen Deutsch-Oesterreicher hatten die Siege viel Er- muthigendes, welche bei den steierischen Landgemeindewahlen die liberale Partei der Bauern über die Klerikalen errungen hat. In Judenburg hat sich mit schwerer Mühe ein kleri kaler Abgeordneter gehalten, sonst ist diese Partei im ganzen steierischen Alpenlande verdrängt worden. Es läßt sich gar nicht ermessen, welche Folgen eine ähnliche Erhebung der österreichischen Bauernschaft gegen den klerikalen Druck für die Zukunft des Liberalismus haben müßte. — Das Bei spiel Deutschlands scheint die österreichische Regierung zu colonialen Unternehmungen anzuspornen. Nach einer Mit- theilung der volkswirthschaftlichen Wochenschrift steht die Ausführung des Planes, vier österreichisch-ungarische Kriegs schiffe zur speciellen Berücksichtigung der kommerziellen In teressen zu entsenden, unmittelbar bevor. Ende August ver lassen die Corvetten „Helgoland", „Aurora", „Frundsberg" und „Saida" den Centralhafen mit Instructionen der be sonderen Wahrnehmung der handelspolitischen und consula- rifchen Interessen. Den fanatischen Eifer, mit welchem die Ultramontanen in Belgien an den Umsturz des Bestehenden gehen, hätte Niemand für möglich gehalten. Hohnvolt weisen die jetzigen klerikalen Minister selbst alle sachlichen Anfragen ihrer Vor gänger und der liberalen Minorität ab. Jede Sitzung der Deputirtenkammer zeigt dem Lande aufs Neue, welchen Zielen das Ministerium entgegenführt. Der Staatszuschuß wird, wie jetzt die Zahlen ergeben, für das Elementar- schulwesen um 4 Millionen vermindert; für die Gemeinden ein großer Verlust, welchen sie nur unter den schwersten Opfern, wollen sie ihre Schulen erhalten, wieder einbringen werden. Frankreich steht an der Schwelle eines Krieges mit China. Das chinesische Ministerium des Auswärtigen hat die französische Forderung einer Kriegsentschädigung von 80 Millionen rund abgelehnt und den Gesandten Li-Fong- Pao angewiesen, Paris zu verlassen und sich nach Berlin zurückzubegeben. Ferry ließ dem chinesischen Diplomaten seine Pässe zustellen und hat den Admiral Courbet ange wiesen, das Arsenal von Foutschon ungesäumt zu besetzen. In Shanghai ließ der französische Gesandte Patenotre seine Flagge einziehen und betraute den Vertreter Rußlands mit dem Schutz der französischen ttnterthanen. Die Kugel ist also bereits im Nollen. Unter solchen Umständen muß der französischen Regierung viel daran liegen, mit Deutschland in gutem Einvernehmen zu bleiben. Der deutsche Bot» schafter, Fürst Hohenlohe, hatte am Mittwoch eine lange Eonferenz mit den: französischen Minister Ferry, bei der sich der Letztere sicher ziemlich verlegen für die Coulanz der deutschen Reichsregierung bedankte, welche die beiden fran zösischen Offiziere, die in Koblenz bei strafbarer Spionage ertappt wurden, ruhig wieder laufen ließ. Die norwegischen Rheder werden ihrer Regierung begreiflich machen, daß die Maßregel, deutsche Schiffe als choleraverdächtig zu behandeln, falsch war, da der deutsche Kanzler ihnen bewiesen hat, daß man diese unnütze Be helligung mit gleicher Münze an der deutschen Küste heim zahlt. Die norwegische Schifffahrt nach Deutschland ist bedeutender als der deutsche Schiffsverkehr nach Norwegen, so daß die Norweger mit ihrer thörichtcn Maßnahme haupt sächlich sich selbst schädigen. Der Mudir von Dongola, dessen Persönlichkeit durch die jüngsten Ereignisse in Egypten so sehr in den Vorder grund gedrängt worden, dessen Loyalität lange bezweifelt wurde, und der gegenwärtig als das Bindeglied zwischen General Gordon und dem eigentlichen Egypten betrachtet werden kann, wird jetzt von den Engländern geradezu ver herrlicht. Das Loos der Expedition des Letzteren, welche durch daö Fallen des Nils sehr erschwert wird, hängt aller dings wesentlich von der Zuverlässigkeit des Mudirs ab, der in der dortigen Gegend eine fast unumschränkte Ge walt ausübt.