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stbend-Ausgabe U2. ^ahrgaag Nr. 200 rm8 Sonnabend, den 20. April Verlag: Dr. Reinhold L Co., Leipzig Hauptschrifkleiker: Dr. Everih, Leipzig Neber 14 2 Milliarden gezeichRet Das Ergebnis der achten Kriegsanleihe «W. Berlin, 20. April. (Amtlich.) Das Ergebnis der 8. Kriegsanleihe betragt nach den bisher vorliegenden Meldun gen ohne die zum Umtausch gemeldeten älteren Kriegsanleihen 14 Milliarden, 550 Millionen Mark Kleine Teilzeichnungen, sowie ein 2>'l der Feldzeichnuagea, für welche die Zeichnungsfrist erst am l 8. i abläuft, stehen noch aus, so daß das Ergebnis sich n o az erhöhen wird. Zu den unvergleichlichen Erfolgen unserer Heere >gesellt sich damit eine neue überwältigende Leistung der deutschen Geldwlrtschaft. Die gewaltigen Ergebnisse der früheren Kriegsanleihen noch weit überholend, legte es vor aller Well Zeugnis ab von dem unerschütterlichen Entschluß des deutschen Volkes, standzu halten, solange es nötig ist, und von besten felsenfestem Ver trauen auf den vollen und endgültigen Sieg. * " Die bisherigen Ergebnisse waren: 1. Kriegsanleihe: 4 480 800 000 Mark v . 9 106 300 000 « 3. « 12162 600 000 . 4. 10 768 000 000 . 5. « 10 699 000 000 « <i. « 13 122 069 600 « 7. « 12 457941200 « 8. . 14550000000 « Gesamtsumme zirka 87 300 stüO 000 Mqrk, Die Kühlmann-Krise (D Berlin, 19. April. (Drahkbericht unserer Ber liner Schriftlettung.) In sonst gut unterrichteten politi schen Kreisen ist man überzeugt, daß es sich bei derErkältung des Herrn von Kühl mann diesmal nicht um die übliche ministerielle Erkrankung handelt, die dem Abschied vorauszugehön pflegt. Man hält dort die Krise im Augenblick für überwunden. Datz die Stellung des Staatssekretärs des Auswärtigen zeitweilig erschüttert war, wird nicht bestritten, man glaubt aber annehmen zu dürfen, daß ste jetzt nach dem Besuche im Hauptquartier aufs neue gefestigt sei. Ganz unabhängig davon gibt es aber Kreise und Politiker, d e der Sinnesart und politi schen Richtung des Herrn von Küh mann nahe stehen und den Rücktritt des Staatssekretärs zu wünschen scheinen. Sie meinen, datz Wetter hätte umgeschlagen und in die gegenwärtige politische Orientierung passe Herr von Kühl mann nichthinein. Ilm sich nicht frühzeitig zu verbrauchen, solle er jetzt den Abschied nehmen. Das dürfte im Augenblick der Stand der Dinge sein, wobei es natürlich nicht ausgeschlossen lsh datz er sich über kurz oder lang baldigst ändert. Graf Lzernln — Botschafter irr Berlin? Wle», 20. April. (Drahkbericht.) In gewöhnlich gut unter richteten Kreisen erhält sich das Gerücht, Graf Crernin werde in absehbarer Zeit den Berliner Botschafterposten übernehmen. Ob dieses Gerücht irgendwie Begründung hat, lätzk sich mit Sicherheit nicht feststellen. Italienische Truppe« für die Westfront Lugano, 20. April. (Drahkbericht.) 3n einem Gespräch mit eng- lischen Journalisten erklärte Orlando, er sei mit dem einheitlichen Oberkommando völlig einverstanden und bedaure nur, datz dieser Ent- schluß nicht früher gefatzt morden wäre. Um die Einigkeit innerhalb der Entente zu beweisen, Kämpfen bereits jetzt einige italienische Ab teilungen an der französischen Front. — Die Kammerrede Orlandos, in der die Anteilnahme der italienischen Truppen an den Kämpfen au der Westfront verkündet wurde, hat bet der italieni schen Presse, sogar bet den Sozialisten, große Begeisterung ausgelöst. Die .3dsä' erklärt, die Handlungsweise Zkaliens entspricht der Forde rung des Augenblicks. — Die «Epoca' beschwört die Abgeordneten, alle unnötigen Debatten zu vermeiden, da jede Kraftablenkung bei der gegenwärtigen KriegslagoBeM Verbrechen gegen die Menschheit sei. Haag, rv. April. (Drahtbericht unseres Sondert»«, richlerstatlers.) Die Mwtärkritiker verschiedeaer holländischer Blätter schreiben: Nach Orlandos Ankündigung kämpft ein« Anzahl italienischer Regimenter in Flandern. Entweder sind Fachs Reserven schon so anfgebraucht und di« physisch« Abspannung der britischen Trup- so groß, daß italienisch« HUfe nolwenKp ist, oder den Verbündete« er schein» eine neue Stärkung der Moral ihrer Trnppe« notwendig. Beides läßt erkennen, datz die Lage des franko-briti- sche» Heeres kritisch geworden ist. .Hondelsblad' hält die Ent sendung italienischer Kontingente hauptsächlich für «in« Demonstratio», da Italien bereits mit großer Sorg« «i«e österreichische Offen siv« erwart« und keinesfalls größer« Truppenmengen abgeb«» könne. Bei einem großen Erfolge ei»er österreichischen Offensiv« erivachfe üb rigens dann für Oesterreich die moralisch« Verpflichtung, anch seinerseits Truppen nach der Westfront za entsende». Llemeneeau vor dem Senatsausschuß Basel, 20. April. (Eigener Drahtbericht.) Rach einem Pariser HavaSbericht wird eine amtlich« Rote mitgeteilt. 3« drei Senatskommissione» für auswärtig« A»g«leg«nh«1ten für Heer »nd Mari»« aurrden in Vgenwart von Picho» die Erklärung«« El«, «enceans über die letzte» »o» Ez«r»i» hrroorgerufeu«, diplomatisch«, Zwischenfälle eirtgegengmrommen. Rach- d«m ßch dt« Minister «q«t hall«», Md «ib»r okWchmk Anskmrfi Der deutsche Heeresbericht Amtlich. Großes Hauptquartier, 20. AprN. Westlicher Kriegsschauplatz An deo Schlachtfronten blieb die Tätigkeit der Infanterie auf Erkundungen beschränkt. Starker Feuerkampf bei Wyt- schaete und Bailleul. Zwischen Scarpe und Somme lebte die Artillerietäligkeik gegen Abend auf: an der Avre nord westlich von Moreuil blieb sie tagsüber gesteigert. In den Vogesen südwestlich von Markirch brachte ein erfolgreicher Vorstoß in die feindlichen Gräben Gefangene ein. Von den anderen Kriegsschauplätzen nichts ReneS. Der Erste Generalqnarkiermeister, Ludendorff. (W.T.-B.) 26000 Tonnen im Mittelmeer versenkt Eine französische U-Bootsalle vernichtet vtb. Berlin, IS. April. (Amtlich.) Im Sperrgebiet des Mittelmeeres versenkten unsere U-Boote sechs Dampfer und fünf Segler von zusammen etwa 28 000 Brutto-Register-Tonnen. AiHerdem vernichtete ein U-Boot vor Biserta die französische ll-Bootfalle «Madelaine" (149 Tonnen), einen mll zwei 7^-Zentimeter-Geschützen bewaffneten Zweimastgaffelschoner mit Hilfsmotor und Funkentelegraphie und machte drei Man» der Besatzung za Gefangenen. s Der Chef der Admiralstabes der Marin«. M»MMWIW«W»WMWWW>M»M»WWW»»WWW>»»WWWMM»>»WW»MWW>M> ! über bi« Mag«, die sich während seiner Regierung ereignet habe«. De- I vor sich Elemenceau entfernte, legt« «r Beweisstück« zu seinem Er klärungen vor., . Einigung zwischen Rumänien und der Ukraine? Wien, 20. April. (Drahkbericht.) In ukrainische« parla mentarischen Kreisen glaubt man, so meldet die «Rordd. Allg. Zlg.', daß zwischen der ukrainischen Republik und Rumänien «in lleberelnkommea über die Teilung Beharabie»S er zielt wer-ea wird. * Bafel, 20. April. (Eigener Drahkberkchk.) Wie die «Neue Korrespondenz' aus Bukarest meldet, ist der bekannte ru mänische Sozialistenführer Rakowski vor kurzem in Ruß land getötet worden. Rakowski wurde von der rumänischen Re gierung im Gefängnis von Jassy eingekerkert und auf Ver langen des Volkes ausgeliefert. Er hatte aktiven Anteil am Kongreß von Zimmerwald genommen, und die Regie rung Lenins hak sich seiner bei der Organisakion der bolschewisti schen Bewegung hinter der rumänischen Front bedient. Das Ende von Stockholm Stockholm, 20. April. (Eigener Drahtbericht.) Der «Frkf. Ztg.' wird berichtet: Wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren, wirb das Stockholmer Bureau des holländisch-skandinavi sche» Sozialistenkomltees im Lauf« des Monats Mai auf gelöst w«rden. Bis jetzt ist das Bnreaa noch damit beschäftigt, das Memorandum der int er alliierten Konferenz zu übersetze« and es den So zialisten der Mittelmächte übermitteln zu lasten. Sobald das geschehen ist, gilt Aufgabe des Bureaas als erledigt. Die neue Sozialistenkonferenz, die geplant wird, soll in Holland oder in der Schweiz stattfinden, da man der Ansicht ist, daß Stock holm seit dem Frieden iw Oste» die Bedeutung als neutraler Mikkel- punkt verlöre« habe. Lord Milner Haag, 20. AprÜ. (Drahkbericht unseres Sonderbe richterstatters.) Lord Milner ist persönlich unbe liebt, jedoch wegen seines festen Charakters, eisernen Willens und Harken methodischen Arbeitens geschätzt. Einzelne Blätter meinen, daß Milner der beste KriegsnUnister Englands sei. .Daily Mail' schreibt, es werd« sich zeigen, welch« Folgen die Unbeliebtheit Mllners auf die Ar beiten des komplizierten Mechanismus des KriegSministeriums haben werde. Beim Genqralstab zucke man die Achseln. .Morning Post' schätzt die administrativen Eigenschaften Misners, der jedoch bis lang keinerlei militärische Eigenschaften oder Erfahrungen an den Tag gelegt hab«. * Zürich, 20. April. (Eigener Drahkbericht.) Die «Post' berichtet aus Paris: Wie das .Journal' aus London meldet, erklärte der UnterstaakSsekrekär des KriegSministeriums im Unter haufe, mit den Vorarbeiten zur Konstruktion eines Geschützes mit 330 Kilometer Tragweite sei bereits begonnen worden. Die englische Ostküste unter deutschem Teuer? Wien, 20. April. (Eigener Drahtbericht.) Di« Wiener .MitkagSzeitung' gibt eine Rotterdamer Meldung wie der, wonach eine Reihe von Ortschaften an der eng lischen Ostküste seit kurzem sich unter ständigem Feuer befindet. Der Kanonendonner und die furchtbaren Ex plosionen feien i» London zu hören. Line anderweitige Bestäti gung dieser Meldung liegt nicht vor. (Weshalb wir die Verant wortung für ihre Richtigkeit dem Wiener Blatt« überlaste» ochste». D. SchriWg.) Der Weltrekord kl. T. Mehr als vierzehn und eine halbe Milliarde! DaS erste Mort, daS angesichts dieses außerordentlichen Ergebnisses sich einstellt, ist ein Fremdwort, das eigentlich nicht ganz zu dem Ernste der Dinge, um die cs sich handelt, patzt, aber doch am schlagendsten die Gefühle der Genugtuung und zugleich das Aufsehen, daS daS Ereignis machen wird, ausdrückt: .Rekord'. Diese vaterländische Leistung, die zugleich eine machtvolle Selbst- darstellung der wirtschaftlichen Kraft Deutschlands bedeutet, stellt eine Höchstleistung nicht nur unter allen Kriegsanleihen dar, die in Deutschland bis jetzt gezeichnet worden sind, sondern einen Weltrekord. Für seine Beurteilung ist cS natürlich nicht gleichgültig, wann ein solcher unvergleichlicher und eine lange Reihe von anderen Anleihen weit überbietender Erfolg er reicht wird, ob etwa im Anfänge des Krieges oder im vierten Jahre des Kampfes. ES liegt auf der Hand, daß durch diesen Umstand der Eindruck, den daS Ergebnis überall in der Welt machen wird, noch verstärkt werden mutz. Wie ist dieser Aufschwung nun zu erklären? Zunächst ist zu zugeben — aber das bedeutet ja vom Gesichtspunkte der wirtschaft lichen Kriegstechnik auS ebenfalls einen Ruhm —, datz die Wer bung für diese Anleihe im Reichtume der angewandten Mitte! und in der Intensität ihrer Verwertung alle früheren Bestrebungen dieser Art weit hinter sich lieh. Dabei Haden alle möglichen Kreise nicht nur zeichnend, auch werbend mitgewirkt, nicht allein staatliche Stellen in großer Zahl, soirdcrn auch zum Beispiel die Vertretungen der verschiedenen Wirtschaftszweige, wie Handels kammern, oder große Berufsorganisationen, wie die wirtschaft- liche Organisakion -er deutschen Presse. Mehr als jemals vorher haben sich Künstler für wirksame Plakate und auch Aufrufe kleineren Umfangs eingesetzt, und selbst die Schulkinder haben wahrscheinlich mehr als jemals früher zu den» einzigartigen Erfolge beigetragen. Diese ganze beispiellose Propaganda war zum großen Teil aus dem Geiste der freiwilligen Hingabe ent standen, und wohl nur die so gewährleistete Mannigfaltig keit der Mittel konnte einen solchen Ertrag erbringen. Es wäre abwegig, zu sagen, dieses Mal sei eben mit unerhörten Mitteln gearbeitet worden, und so sei anch der Abschluß nicht weiter zu bewundern: glaubt jemand, daß unsere Gegner, die in diesem Kriege ja doch von ihrer Organisationsgabe recht ansehnliche Proben abgelegt haben, und die sich namentlich auf alles, was mit einer durch die Presse zu bewirkenden Propaganda zu tun hat, meisterlich verstehen, sich bei ihren Anleihen weniger ins Zeug gelegt haben und am Ende weniger geschickt in der Erfindung der Mittel gewesen sein werden? Und dennoch ist eä ihnen nie ge glückt, eine annähernd ähnliche Wirkung zu erzielen. Diese Tat sache bleibt bestehen. Sodann ist aber daä Ergebnis doch noch auf andere Gründe zurückzuführen. Man könnte einen wesentlichen Teil dieser Be weggründe mit dem Worte «S iegesanleihc' bezeichnen. Die Franzosen haben ja einmal eine ihrer Anleihen besonders zugkräftig zu unterstützen gesucht, indem sie ihr jenen Rainen von Amts wegen beilegten, aber der Befund, der sich am Schluß herausstellte, war ebensowenig glänzend wie ihre SicgeSauSsichten. Bei uns hat man glücklicherweise trotz unserer besseren Sieges aussichten den Geschmack gehabt, jene Benennung nicht noch- zuaymen. Doch war gerade in den letzten Wochen die Sieges zuversicht in Deutschland — zwar nicht, wie manche es heut hin stellen, erst wiedergekehrt, aber doch — stärker belebt als seit langer Zeit. Dieser Umstand hat wohl am allerwesentlichsten bei getragen zu dem strahlenden Erfolge. Die Zeichnungszeit siel in die Wochen der beginnenden und fortschreitenden Offensive im Westen, und daher kam ein Aufschwung der Stimmung, ein frischer Hauch der Hoffnung, der unser ganzes Leben durchdrang. Von der Auflösung deS Grabenkrieges und seiner Umwandlung in den frei flutenden Bewegungskrieg her überkam eine Befreiung auch daS gesamte Empfinden der Heimat. Es handelte sich nicht mehr allein, wie lange Zeit vorher, um hartnäckiges Durchhalten, das ost nur mtt zusammengebissenen Zähnen geleistet werden konnte, sondern daS beschwingende Mort «Vorwärts', das der Heeresbericht uns seit nunmehr einem Monat so oft zurief, belebte auch alle Entschlußkraft daheim und nicht zuletzt den Wunsch, an dieser Vorwärtsbewegung wenigstens mit der wirtschaftlichen Kraft tätigen An teil z« nehmen. Daß die Stimmung, in der die Offensive im In land ausgenommen wurde, nicht einfach übermütig war, sondern daß der ganze Ernst dieser Machen mit ihren großen Opfern an Menschenleben ebenso stark empfunden wurde, das zeigt sich jetzt in dieser Finanztat des deutschen Volkes, und das macht ihr Er gebnis auch rm geistigen Sinne so erfreulich! Man ist sich offen- bar sehr bewußt gewesen, daß jene draußen gebrachten Opfer auch von der Heimat besondere Leistungen verlangten, wenn das Heimatvolk in dieser Zeit neben dem Heere bestehen wollte. Es war aber auch nicht allein daS Gefühl, dieses Mal eine Siegesanleihe zu zeichnen, sondern wohl noch viel mehr die Hoff nung, wenn auch nicht gerade die letzte Kriegsanleihe, so doch eine «F r i e den s a n l e i h e" in der Bedeutung des Wortes vor sich zu haben, daß draußen wie drinnen jetzt um die Herbeiführung deS Friedens gerungen wird. Auch diese seelischen Umstünde geben der finanzkcllen Leistung neben ihrer wirtschaftlichen und kriegS- techntschen Bedeutung einen besonderen Hintergrund mensch lichen Gefühls. Ein Weiteres mag hinzugckommen sein rmd den Ausfall günstig beeinflußt haben: das war der Ausblick auf die in dielen Tagen wieder besonders mahnend ins Bewutztse.n getretenen Steuerprobleme der Zukunft. Wenn auch die öffentliche Er örterung dieser Fragen in der Zeit der Werbung für die Anleihe naturgemäß etwas in den Hintergrund getreten war, so waren doch unmittelbar vorher die Gedanken der Allgemeinheit in stei gendem Maße auf dies« Bedürfnisse der Zukunft hingelenkk worden. Et ist verständlich, und es läßt sich auch gar nichts da- «NE etnwendeu, wenn bei mcollchp» namentlich de,r .größeren'