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Dresdner Journal : 06.04.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-04-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187504064
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750406
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750406
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-04
- Tag 1875-04-06
-
Monat
1875-04
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 06.04.1875
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1875 Dienstag, den 6. April LV 77 I» »"« ! FtzKrK«»". . . U tztMeki-A- 4 N»rk 4» kt. «»»»>«»! »4 kk. L«,«««Id4MH»Wtz«-M K«ot»« 4ci« r«4- «D 8t«»p«1»»«^« di»» IiM«r»1«»prvk—r WO, -»>»«» «io« »«lxEto»«» k«Üt»«it»i » M. ^kwUEo«" äi« L«tt«I »O?L 1H-U-4 Wit awoolww ä« Soo»- ool r«tw4^, ^»«4« kär a» L»l^»a«» r>«. Dres-lttrÄumal. VerantwoMcher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. I»«r»t»»»»»»»»« »»HUr«,« L«»»A,: F>. t)owwi«o>oM» Hw Vwwiosr ^oorool»; «koockw : , L«»d>UF-»«U> HN«wL«tP^ « ».: L«««ut«,n F K«»At«, >«rlt» Vt«o L»»d»rM-rr»U-l.«lp«1^-rr»oLtw< » L. - : Lo«i Lkow«, I«rU» L Loc^c-:, /»vattcke^ «kant, L , Lwwoo: L So^iott«, >r«,I»«: T StaoA«,', 8ür«»o; vd«»uUl»: F'r. I7«»kl^ » N.: L o. F 6 ^«rwaoo »ooe ko^kd , DaoLeH Oo / S»rUt»: L»ooov,: V.Sc^üwi«, r«te: Lopa«, LuÜE <4 0« , «t»N<»pt: Loote «t 0o-, Li-dv,: Kw»«iF«o,' Vtw! H S«r»o»roSor« T-vl-l- Lipoäitioo äw Owwio«« 0««ä«o, tLiu^orott>«»»tr»w» So. K. Amtlicher Theil. Er. Ntajestät der König haben allergnädigst geruht, dem Oberingenieur, Premierlieutenant a. D. Salbach hier den Charakter al- Baurath beizulegen. Se. Majestät der König haben allergnädigst zu ge- nehmigen geruht, daß der Bahnhofsinspector Bogel in Leipzig da- ihm von Sr. Hoheit dem Herzog zu Sach- sm - Altenburg verliehene Ritterkreuz zweiter Classe des Herzoglich Sachsen-Emesttnischen Hausordens annehme und trage. Ee. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem Stadtrathe, Kaufmann Weltz zu Bautzen daS Rit terkreuz vom Albrechtsorden zu verleihen. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Wie«, Montag, 5. April. (Tel. d. Dresdn. J-urn.) Indem die „MontaaSrevue" die Zusam- menkuvst det Kaisers Aran» Joseph mit dem König Lictor Emanuel in Venedig bespricht, constatirt dieselbe, daß Oesterreich mit aufrichtiger Theil- nähme die Herstellung Deutschlands, sowie die Einigung Italiens begrüßt und die Annäherung an Rußland herbeigeführt habe Die alten Geg nerschaften seien für immer abgethan und neue wertbvolle Freundschaften erworben. Lie Interessen des Frieden- fänden in Oesterreich die wichtigste Bürgschaft. Triest, Sonntag, 4. April, Morgens. (Corr.- Bur.) Der Kaiser hat an den Statthalter ein Handschreiben gerichtet, in welchem Se. Majestät für die ihm hier bereitete Aufnahme (vgl. die aus führlichen Mtttheilungen in der Rubrik „Tagesgeschichte" unter Wien) seinen Dank abstattet. Das kaiserliche Handschreiben lautet: „Lieber Freiherr v. Pino! Auch bei Meinem dies maligen Aufenthalte in Triest habe Ich allseitig mit leb hafter Befriedigung die unveränderte Anhänglichkeit und die loyalen Gesinnungen der Bevölkerung wahrgenom men. Herzlich erfreute Mich das liebevolle Andenken, welche- Triest Meinem unvergeßlichen Bruder bewahrt und in so hervorragender Weise in dem schönen Denk male bethätigt hat. Für diese warmen patriotischen Kundgebungen spreche Ich der ganzen Bevölkerung Meinen vollen Dank und Mein besonderes Wohlge fallen aus und beauftrage Sie, dies derselben bekannt zu geben. Zugleich gebe Ich der zuversichtlichen Hoffnung Aus druck, daß es der Fürsorge Meiner Regierung und einer den veränderten Verhältnissen angcpaßten Thätigkeit des bewährten Handelsstandes Triests gelingen wird, die Schwierigkeiten, die sich dem commerziellen Aufschwünge im Augenblicke entgegrnstrllen, zu überwinden. Triest, am 3. April 1875. Franz Joseph." Udine, Montag, 5 April, Vormittag-. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Kaiser von Oesterreich ist heute früh 8 Uhr hier eingetroffen. Se. Majestät wurde von dem königl. Generaladjutanten, Gra- fen Mevabrea begrüßt und von der Bevölkerung mit lautem Jubel empfangen. Venedig, Sonntag, 4 April, Vormittag-. ICorr.-Bur.) Gestern Abend ist der Herzog v. Genua, und heute früh find der Kronprinz Hum bert und die Kronprinzessin Margarethe hrer ein- getroffen. Barcelona, Sonntag, 4. April, Morgens. (W. T. B.) Die Gräfin Montijo ist zum Em- pfange der Kaiserin Eugenie hier eingetroffen. Feuilleton. Redi-irt von Otto Banck. K. Hoftheater — Altstadt. — Am 3. April: „Der Wasserträger", Oper in 3 Acten von Cherubini. (Neu einstudirt.) Die Wiederaufnahme dieser Oper ist ein willkommener Gewinn für unser Repertoire in edelster Richtung der Knnst und des Geschmacks. Fünfundsiebzig Jahre sind verflossen seit der ersten Aufführung des „Wasserträ ger-" in Paris. Mit einem ähnlichen Alter — mit v8 und 67 Jahren dauernder Geltung — stehen diesem Werke unter den französischen Opern nur Möhul's „Jo seph" und Boieldieu's „Johann von Paris" zur Seite. In Deutschland behaupten sich aus dem vorigen Jahr hundert nur die Opern Mozart's und Gluck's auf dem Repertoire, die Opern aus dem Anfang dieses Jahrhun derts sind verschwunden. Unter allen Künsten ist die Musik der Veränderlichkeit des Zeitgeschmacks und der Ausdrucksformen am meisten unterworfen, und das Bühnenleben der dramatischen Musik ist am kürzesten bemessen. Und je mehr materielle Mittel zu ihrer Ge staltung verwendet werden, desto flüchtiger möchte sich ihr Bestehen erweisen. Wohl mag der Text de- „Wasserträgers" für den jetzigen Geschmack die Moral zu stark betonen, den hi storischen Hintergrund der Handlung zu wenig hervor- treten lassen und dem Dialog zu großen, die Musik beschränkenden Raum gewähren. Aber das Sujet enthält eine Handlung, einfach, natürlich und span nend, wie sie in allen Zetten der menschlichen Ge sellschaft wtedrrkehrt und unsere Sympathien ihrem lebensvollen Bilde zuwendet. Die Wahrheit, die Tugend und die Aristokratie de- Geistes — nicht der Rach in Bayonne eingegangev<n Berichten find die Befestigungsarbeiten von Bilbao auf Befehl der Regierung eingestellt worden General Quesada hat die Ausfuhr von Weinen in den Provinzen BurgoS, Navarra und den bas kischen Landschaften gestattet. Die Regierung hat die Geldstrafen erlassen, welche den Familien, deren Söhne in der Armee der Insurgenten Dienste genommen, a»ferlegt waren. St. Petersburg, Sonntag, 4. April, Mor gen-. (W. T. B.) Die St. Petersburger AdelS- versammlung hat die Weiterberathung deS von einigen Mitgliedern derselben vorgelegten Ent wurf-, betreffend eine neue Organisation der Land gemeinden, abgelehnt. Der Zeitungsnachricht, es seien zahlreiche Pe- titionen römisch-katholischer Geistlichen in Polen und Lithauen eingegangen, in denen um Aufhe bung deS CölibatS gebeten werde, und habe die Regierung die weitgehendsten Maßnahmen in dieser Beziehung in Aussicht genommen, liegt lediglich der Umstand zu Grunde, daß einige Pe- titionen dieser Art eingegangen find; von be züglichen Maßnahmen der Regierung ist nichts bekannt. Tagesgeschichte. * Berlin, 4. April. Der Reichskanzler Fürst Bis marck hatte gestern Stachmittag Vortrag bei Sr. Majestät dem Kaiser; Mittags 1 Uhr hatte eine Sitzung des Staatsministeriums stattgefunden. Vorgestern Abend beehrte der Kronprinz den Reichskanzler mit einem Be suche und verweilte von 10 bis gegen 11 Uhr im aus wärtigen Amte. — Der Gesundheitszustand der jüngern kronprinzlichen Kinder, welche in diesem Winter mehrfache Kinderkrankheiten durchzumachen hatten, ver langt einen Wechsel des Klimas. Der Kronprinz und die Kronprinzessin werden deshalb gegen Mitte dieses Monats nach Italien zu einem Frühlingsaufenthalte sich begeben. Es ist möglich, daß derselbe sich bis zur Reise des Kaisers ausdehnen kann, so daß die höchsten Herrschaften mit dem Kaiser noch in Oberitalien Zu sammentreffen werden. — Auch der Ausschuß des Bun desraths für Zoll- und Steuerwesen war gestern zu einer Sitzung zusammcngetreten. — Die „N. A Z." schreibt: Das Einschreiten gegen den Fürstbischof Förster erregt mit Recht besondere Aufmerksamkeit. Man hatte sich gewöhnt, Förster als den Repräsentan ten der gemäßigten Richtung unter den Bischöfen an zusehen, und von manchen Seiten wurden ihm bei jedem neuen Wendepunkte im geistlichen Kampfe Vcrmittelungs- absichten zugeschrieben. Es mag dahingestellt bleiben, inwieweit hierzu in den wirklichen Auffassungen des Fürstbischofs nach der Unterwerfung unter das Vati canum noch eine Berechtigung vorlag — jedenfalls be weist das schließliche Verhalten Förster's, daß mit jener Unterwerfung und gegenüber den in Rom maßgebenden Tendenzen von irgend einer selbstständigen bischöflichen Stellung nicht mehr die Rede sein konnte, und daß auch der persönlich gemäßigte Prälat eben nur noch Diener der herrschenden ultramontanen Richtung sein kann. Gewiß hat sich Förster darum bemüht, die äußersten Conflicte in seiner Diöcese möglichst hinauszuschieben, und bekanntlich hoffte er durch persönliche Verabredungen mit dem frühen: Oberpräsidenten v. Nordenflycht eine Art moltus vivenlli herzustellen. Aber es war dies Bestreben eben nur ausführbar auf Kosten der wirk lichen Durchführung der Staatsgesetze, und ebenso wie hieran der ftühere Obcrpräsident gescheitert ist, so mußte schließlich an der thatsächlichen Aufrechterhaltung der staatlichen Gesichtspunkte das Bestreben des Bischofs selbst scheitern. Die Verschärfung des Gegensatzes durch die Encyklika hat auch die Katastrophe für Förster nur eben beschleunigt, — zu vermeiden war dieselbe auch sonst nicht mehr. Es wird vielfach darauf hingewiesen, Geburt — verfolgt von der Macht und ihrer bewaffne ten Gewalt, und als Drittes das Volk in seinen edelen Elementen von Micheli's Familie repräsentirt, echt mensch lich und gut, rettend voll Redlichkeit und uneigennütziger Aufopferung. Und gerade das geringe Hervorhcben der Zeit Mazarin's und der Bewegung Ler Fronde wird zum ungemeinen Succös (1800) in Paris bcigetragen haben. Bei der sehr allgemeinen Fassung der Hand lung war es leicht und in der Stimmung der Zeit na türlich, für die verfolgende königlich ministerielle Macht ebensowohl das republikanische Schrcckcnstribunal zu verstehen, und so fanden die verschiedenen Parteien m dieser Oper nicht nur eine Erinnerung an jene Zeit, die der französischen Revolution vorhcrging, sondern auch an diese selber. Die Allgemeinheit und möglichst verschiedene Zcitinterpretation der Handlung, sowie ihr sittlich edler Inhalt sichert dem Sujet stets die allseitige Theilnahme. Und die Musik blieb von der Zeit bis auf einige veraltete Formalismen unberührt und zählt zu den Mei sterwerken musikalischer Dramatik. Sie ist weitmehr vom deutschen ernsten Geiste erfüllt, als vom französischen oder italienischen. Mozart und Haydn vor Allem waren Chrrubini's Vorbilder, Haydn vor Allem war sein Ideal und hatte auf die Entwickelung seines eigenthümlichen Stils den entschiedensten, unverkennbarsten Einfluß. Die einfache charakteristische Wahrheit, die Frische, der vornehme Geist und das natürliche declamatorische Pathos dieser Musik, ihre empfindungsvolle, edle, wenn auch nicht reiche und schwunghafte Melodik und die lebensvolle Gewalt ihres Totaleindrucks werden von jedem gebildeten Geschmack und empfänglichen Sinn er faßt werden. Es sei nur noch aufmerksam gemacht auf den breiten, gesteigerten, so klar und für die einzelnen Charaktere und Empfindungen treffend gegliederten Auf- daß Förster ein besonderes Ansehen bei Hofe genieße. Das ist richtig und nach seiner ganzen frühern Stellung sehr erklärlich, und der Kaiser hat bekanntlich ebenso, wie die Kaiserin, dem Fürstbischof noch vor Kurzem Zeichen der allerhöchsten Theilnahme gewährt. Umso mehr ist in dem jetzigen Vorgehen der Regierung zu erkennen, daß in allen bezüglichen Verhältnissen bei uns lediglich die Staatsraison und das öffentliche Interesse die Entscheidung geben. — Unter dem Vorsitz Ihrer Majestät der Kaiserin fand am Sonnabend Mittag 12 Uhr im großen Saale des Justizministeriums die Generalversammlung desBerlinerFrauenlazareth- ver ei ns statt. Im Auftrage Ihrer Majestät, der Pro- tcctorin des Vereins, verlas der Hr. Geh. Rath Haß den Jahresbericht pro 1874. Nach Erledigung der Ta gesordnung sprach die Kaiserin dem Curatorium ihren Dank dafür aus, daß derselbe mit so viel Liebe und Hingebung die gute Sache gefördert hat. — In den letzten Tagen coursirte in den Zeitungen die von einer hiesigen Korrespondenz verbreitete Nachricht, daß es in der Absicht liege, beim Zusammentritt des Landtags die Regierung über das Pferdeausfuhrverbot und seine beabsichtigte Dauer zu interpelliren. Die „D. R.-Z." kann auf das Bestimmteste versichern, daß eine solche Interpellation im Herrenhause nicht erfolgen wird. Sollte, was von unterrichteter.Seite auch noch bezweifelt wird, eine derartige Absicht bei einem Mitgliede des Hauses vorgelegen haben, so dürfte dieselbe bei der inzwischen erfolgten Beruhigung der betreffenden Kreise und bei der thatsächlich gelinden Handhabung dieser Maßregel jetzt nicht mehr vorhanden sein. * Ems, 3. April. (Tel.) Nach den bis jetzt be kannten Reisedispositionen Sr. Majestät des Kaisers von Rußland wird derselbe am 10. Mai in Berlin eintreffen und sich nach 3tägigem Aufenthalt daselbst zum Curgebrauch hierher begeben. Der Kaiser wird, gutem Vernehmen nach, während seines hiesigen Auf enthaltes auch den Besuch seiner Tochter, der Herzogin v. Edinburgh empfangen. * München, 3. April. In Bezug auf den in der gestrigen Sitzung der Abgeordnetenkammer zur Berathung gelangten Entwurf eines Gesetzes, die Aus scheidung der Zuständigkeiten der Polizeidirection und des Magistrates München bezüglich der Polizci- und Districtsvcrwaltung betr., schreibt man der „Allg. Ztg.": Die Gemeindeordnung vom Jahr 1868 enthält eine Bestimmung, welche verfügt, daß die Zu ständigkeiten der k. Polizeidirection und des Stadtmagi strats in München auf gesetzlichem Wege ausgeschieden und geregelt werden sollen. Vorläufig war diese Aus scheidung durch Verordnung erfolgt, und seit fast 6 Jahren befindet die bayersche Hauptstadt sich wohl bei dieser, wenn auch nur provisorischen, Ordnung der Dinge. Nicht so jedoch der Stadtmagistrat, welcher nach einer Erweiterung seiner Befugnisse trachtete und An strengungen machte, solche zu erreichen. Die Regierung brachte denn auch einen Gesetzentwurf über die fragliche Materie bei der Kammer der Reichsräthe ein; diese nahm ihn nach dem Referate des Prof. v. Pözl mit wenigen Aenderungen an, und in ihrer heutigen Sitzung be schäftigte sich die Abgeordnetenkammer mit ihm. Der Ausschuß, dessen Referent Or. Edel war, schlug nur wenige und unwesentliche Modifikationen vor, mit Aus nahme einer sehr einschneidenden bei Art. 14, wo, dem Regicrungsentwurf entgegen, fast die gesammte Gesund- heitspolizei der k. Polizeidirection entzogen und dem Stadtmagistrat überwiesen werden sollte. Auf die Dis- cussion dieses Artikels concentrirtcn sich denn auch das Interesse und die Kräfte der Redner; aber in wie treff lichem Vortrag der Minister des Innern, y Pfeufer, Unter Berufung auf Autoritäten wie Brater und Fried berg und auf die Gesetzgebung Englands, des Mutter landes des Selfgovernments, den Negierungsentwurf ver- theidigte, er fand nirgends Unterstützung. Vielmehr sprachen die Abgg. Or. Henle, Wülfrrt und v. Schauß, vornehmlich aber Or. Edel gegen ihn, indem sie geltend machten, daß die Selbstverwaltung der Gemeinden mög lichst wenig eingeschränkt werden solle, und daß, wenn in Nürnberg, Augsburg und den andern Städten die Magistrate die Gesundheit-Polizei löblich handhaben könnten, dies auch in München möglich sein müsse. Der Gesetzentwurf wurde mit dieser Aenderung einstimmig angenommen. — Die in der heutigen Sitzung der Abge ordnetenkammer vom Abg. Or. Schleich vorgetragene Interpellation bezüglich der Aufhebung oder Durch führung der Art. 57 und 58 der 11. Verfässungsbeilage, das ?int-sium roj-inm betreffend, lautet ihrem we sentlichen Inhalte nach wie folgt: „Während über die verfaflungsmäßi-e Giltigkeit de« „Con- cordats" die Meinungen getheilt sind, bildet die ll. Berfas- suuasbcilage einen über alle Zweifel erhabenen Bestandtheil derselben. ES sind unbestreitbare königliche Rechte, welche die selbe zur Evidenz bringt Aber auch das Volk hat Anspruch auf die Ausführung v»n Bestimmungen, in welchen Katholiken und Protestanten eine Garantie erblicken sollen, daß nicht eine uncontrolirbare Macht von heute aus morgen Conflicte schafft, welche die Autorität der Gesetzt und ihrer Organe in Frage stellen. Das neuconftituirte Bayern vor dieser Gefahr zu schützen, war der ursprüngliche Zweck der Art. 57 und 58 der a»nannten Verfässungsbeilage. Die darin erwähnte „hoheit liche Aufsicht" erstreckt sich über alle innerhalb der Grenzen deS Staates vorfaüenden Handlungen, Ereignisse und Verhältnisse. Diese Ausdrücke sind vielleicht nicht sehr glücklich gewählt: aber über ihren Sinn kann bei Denen, die eines guten Wil lens sind, kein Zweifel herrsche». Hiernach — das heißt auf Grund des ausdrücklich gewahrten AussichlsrechtS — dürfen keine Gesetze, Verordnungen oder sonstigen Anordnungen der Kirchengewalt nach den hierüber in den k. Landen längst be stehenden Generalmandaten ohne allerhöchste Einsicht und Ge nehmigung vollzogen werden. Diese allerhöchste Einsicht uns Genehmigung bethätigt sich durch das sogenannte IU>». et«m rexrum, dessen erbetene Gewährung von den Bischöfen selbst am Eingänge ihrer Erlasse constatirt werden soll, aber nicht wird. Aus der Fülle der also placetlos erfloffenen Aktenstücke entnehme ich nur die Collectiveingabe der bayerschen Bischöfe vom Januar 1875. das Gesetz über Beurkundung des Perso nenstandes betreffend, und die jüngst veröffentlichte Adresse der Nämlichen an den heiligen Vater. In ersterm Falle haben die Bischöfe Das, was sie angeblich und vertrauensvoll am Throne nicderlegten. alsbald unter das Publicum geworfen, der Appell an die Oeffentlichkeit wird dadurch zur Hauptsache und Krone und Staatsregierung scheinen gezwungen, sich vor den Bischöfen und dem Publicum zugleich zu verantworten. Wenn die Staatsreaierung sich mit der Erfüllung dieser Zu- muthung nicht überstürzt, ist es keineswegs Verdienst der Bi schöfe. Noch mehr. Der gegenwärtige bayersche Episkopat, immer korporativ austretcnd, veranstaltet auch internationale Meinungsaustausche, aus die der Staat nicht den geringsten Einfluß üben kann, deren etwaige Folgen aber jedenfalls zu tragen hat. Konnte überhaupt ein aufrichtiger VaterlandSsreund ohne gelinden Schrecken hören, daß die bayerschen Bischöfe eine mit Genehmigung des Deutschen Kaisers erfolgte diplo matische Action als „verruchtes Unterfangen" bezeichnen, daß sie dem uns nicht eben feindlichen Ministerium in Berlin „ver ruchte Plänc" insinuiren? Wenn dieselben Bischöfe bei icder Gelegenheit di« Selbstständigkeit des König- von Bayern her- vorheben, warum bringen sie ihn dann so indiscreter Weise in die Lage, auf die Nachsicht der Reichsgewalt rechnen zu müs sen? Hoffentlich wird Niemand einwenden, es handle sich hier um keine „Gesetze und Verordnungen". Die als maßgebend angeführten Generalmandatc des vorigen und vom Anfänge dieses Jahrhunderts bezeichnen alle in Glaubens- oder Sitten- sachen zu erlassenden Erklärungen als placetbedürstig Aus den ConcordatSverhandtungen selbst erhellt, daß die bayersche Regierung Hirtenbriefeund Kundgebungen, sie mögen einen Namen haben, welchen sie wollen, der vorgängigen Einsicht des Staa- tes unterstellt wissen wollte". Die Interpellation weist nun daraus hin, daß, nachdem zu Anfang der vierziger Jahre der Verkehr des Clerus und des Pubiicums mit Rom in rein kirchlichen Dingen gestattet worden, im Oktober l848 die in Würzburg versammelten Bischöfe die augenblickliche Schwäche des Staates benutzten und sich verschworen, das Klaceiam eigenmächtig faktisch und gänzlich zu beseitigen, und schließt mit folgenden Sätzen: „Wie gualisicirt sich die Stellung der Staatsregicrung. welche einer cideswidrigen Nichtbeobachtnng der Staatsverfassung fortwährend passiv zusehen muß? Wie glaubt sie ihre völlige Nichtverantwortlichkcit begründen zu können, wenn es den Bischöfen demnächst belieben sollte, ohne Rücksicht aus Bayern ihre amtliche Polemik gegen das Reich und seine Gesetze in dem bisherigen Tone sorlzuführen. Man sicht: es handelt sich nicht mehr allein um eine Frage der Würde, sondern allmählich auch der Sicherheit deS StaateS. Nament lich von der letzter« Besorgniß geleitet, erlaubt sich der Unter zeichnete die Ansrage: 0 Hält es die Staatsregicrung nicht für angezcigt, anstatt den 8 58 der II. Vcrsaffungsbeiloge ein fach preiszugeben, denselben, wenn er nicht mehr lebensfähig ist, aus verfassungsmäßigem Wege zu beseitigen? 2) Wäre an dernfalls nicht wenigstens der Versuch zu machen, die zur Durchführung oder Ersetzung des 8 58 fehlenden gesetzlichen Mittel von emem bayerschen Landtage beschaffen zu lassen?" bau der größeren Ensemblefätze, auf die schönen Ver hältnisse der Formen, auf die gleichmäßig sorgsame Aus arbeitung, die geistvolle, sprechende Instrumentation und den vollendeten einheitlichen Organismus des ganzen Werks, welches der Ergötzung, der Erhebung und der Rührung des Gemüths auch die seelische Beruhigung des wahrhaften Kunstgenusses zugesellt. Und doch er widerte Cherubini, als er aufgefordert wurde, diese Oper Haydn zu widmen: „Nein, noch habe ich Nichts ge schrieben, was dieses Meisters würdig wäre!" — In unserer Zeit würde man solche Bescheidenheit vergebens suchen. Der dramatische Schwerpunkt dieser Musik beruht in den beiden ersten Acten. Für die Bedeutung, welche im „Wasserträger" dem Dialog und dem Spiel zuge- theilt wird, für die Verwendung einfacher Formen (des Strophenliedes), welche an das deutsche Singspiel er innert, crgiebt sich eine natürliche Erklärung. Es währte zehn Jahre, ehe Cherubini mit seinen Werken Zugang zur Großen Oper, zur ^»clemi^ impörmlo fand; diese hatte das Privilegium, Opern nur mit Recitativen und mit Ballet zu geben. Cherubini mußte seine Opern für die OpöiL comiHno (früher Tböstro h'e^clean) schrei ben. Jene hemmende Beschränkung hatte indrß für die Ausbildung der französischen Spieloper gute Folgen, denn sie zwang bedeutende schöpferische Talente, sich ihr zu widmen. Die Darstellung der Oper unter Leitung des Herrn Generalmusikdirrctors Rietz war eine in ihrer Gesammt- heit sehr befriedigende: präcis in den Ensembles, muster haft feiten der Kapelle und des Chors, mit sichtlicher Liebe studirt und mit überwiegend gutem Erfolge aus geführt seitm der Sänger der einzelnen Partten. Herr Decarli vor Allem sang, sprach und spielte die Titelrolle, den biederherzigen, heitern und thatkräf- tigen Micheli ganz vorzüglich. Obwohl diese Baßpartie durch ihre hohe Lage für seine Stimme manche unbe queme Stelle bietet, möchte sie in fertiger Ausarbeitung und charakteristischer, lebensvoller Durchführung wohl als die beste seiner bisherigen Leistungen hervortreten. Herr v. Witt sang den Armand vortrefflich, mit ge schmackvoller Behandlung und mit sehr entschiedener und wirksamer declamatorischcr Steigerung in der Schluß- scenc. Die Partie der Constanze liegt zu hoch für eine Mczzosopranstimme. Fräul. Malten überwand diese Schwierigkeit indcß sehr lobcnswcrth, wenn auch nicbt ohne Anstrengung. Die volle Hingabe ihres Gefühls, mit welcher sie ihren Vortrag erfaßt, die warme Em pfindung, welche ihre Stimm: belebt, bleiben eines sym pathischen Eindrucks gewiß, auch wo ihren Intentionen noch eine freier beherrschte, vollkommene Gestaltung fehlt. Es ist zu hoffen, daß Fräulein Malten in der Entwicke lung ihres Talentes durch guten Unterricht im Spiel unterstützt wird. Die Fortschritte hierin werden in dra matischen Partien auch ihrer gesanglichen Haltung zu Gute kommen. Als Marcelline zeichnete sich Fräulein Pichler aus. Auffällig ungenügend war Herr Witte- Wild in der Rolle des Anton, namentlich im Gesänge. Möge das Publicum durch lebhafte Theilnahme der Wiederaufnahme dieser Oper seinen Beifall erweisen und dadurch zum neuen Einsiudircn anderer älterer Werke, z. B. von Mshul und Boieldieu, ermuthigen. C. Banck. Rtfidenztbeater. Gastspiel der Frau Frieb« Blumauer aus Berlin: „Der Kammerdiener", Posse von P. A. Wolff. „Die Dienstboten", Lustspiel von Benedix. Das Auftreten der Frau Frieb-Blumauer war mit einem gesteigerten Interesse des Publikums verknüpft,
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