Volltext Seite (XML)
WHeritz-MtlMg -- Anzeiger für Dippoldiswalde «nd Umgegend. Dl« Amtsblatt für die Königliche Umtsh-uptmannschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. -Lswnch' Ullch drei mal: Dienstag, DonnerS- taa und Sonnabend und Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage de» Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 12 Pfg., solche aus unserer Amtshaupt- mannschast mit 1v Pfg. die Spaltzeile oder deren Raum berechnet. - Ta bellarische »nd kompli zierte Inserate mit ent sprechenden! Ausschlag. — Eingesandt, im redaktio nellen Teile, die Spalten zeile 2U Pfg. denAbenden ausgeger «reis vierteljährlich 1M. M Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. - Alle Postan- Palten, Postboten, sowie rmsere Austräger nehmen Bestellungen an. 69. Jahrgang. Donnerstag, den 1. Januar 1903. Nr. 1. Verantwortlicher Redakteur: Paul Irhnr. - Druck und Verlag von Carl Jehne m DippoWiswalde- Mit achtseitig-« „Illustrierten Unterhaltung-blatt". Mit land- und h°uswirtschaftlicher Monats-B-ilage. Zwangsversteigerung. Das im Grundbuche für Schmiedeberg Blatt 29 auf den Namen des Fabrik- tischlers Carl Ernst Eichler eingetragene Grundstück soll am 20. Februar 1903, vormittags l/211 Ahr, — an der Gerichtsstelle — im Wege der Zwangsvollstreckung versteigert werden. Das Grundstück ist nach dem Flurbuche — Hektar 23 Ar groß und auf 9500 M. — Pfg- geschätzt. Es besteht aus dem Wohnhaus nebst Schuppengebäuden und Garten Nr. 37 des Brandkatasters und umfaßt das Flurstück Nr. 67 des Flurbuchs für Schmiedeberg. Die Einsicht der Mitteilungen des Grundbuchamts sowie der übrigen das Grund stück betreffenden Nachweisungen, insbesondere der Schätzungen, ist Jedem gestattet. Rechte auf Befriedigung aus dem Grundstücke sind, soweit sie zur Zeit der Ein tragung des am 12. Dezember 1902 verlautbarten Versteigerungsvermerkes aus dem Grundbuche nicht ersichtlich waren, spätestens im Versteigerungstermine vor der Auf forderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, wenn der Gläubiger widerspricht, glaubhaft zu machen, widrigenfalls die Rechte bei der Feststellung des geringsten Ge bots nicht berücksichtigt und bei der Verteilung des Versteigerungserlöses dem Ansprüche des Gläubigers und den übrigen Rechten nachgesetzt werden würden. Diejenigen, die ein der Versteigerung entgegenstehendes Recht haben, werden auf gefordert, vor der Erteilung des Zuschlags die Aufhebung oder die einstweilige Ein stellung des Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls für das Recht der Versteigerungs erlös an die Stelle des versteigerten Gegenstandes treten würde. Dippoldiswalde, am 29. Dezember 1902. 2a. 22/02 Nr. 7. Königliches Amtsgericht. Abmemts ns die„Mmtz-MW" nehmen alle kaiserlichen Postanstalten, Briefträger, unsere Zeitungsboten und die unterzeichnete Expedition entgegen. Inserate werden in unserer Expedition und in allen unseren Annoncen-Annahmestellen angenommen und finden die weitgehendste Verbreitung. Ak WkNm kr „Nchmtz-WW" Lokales and TÜchNfchr» — Die kürzesten Tage sind überwunden, die Zeit in der unsere Sonne am meisten mit ihrem Lichte, ihrer Wärme kargte, sie liegt wieder hinter uns, und von Tag zu Tag steigt das Tagesgestirn höher am Himmel empor und verweilt immer länger über unserm Horizonte. Er freute uns die Sonne während der Weihnachtszeit nur 73/4 Stunden mit ihrem Anblick, so haben wir Ende des Januar schon 9 Slunden Tag, und die Mittagshöhe der Sonne ist dann schon wieder auf mehr als 20 Grad an gewachsen, auf 6 Grad mehr als bei Beginn des Jahres. Die Zunahme der Tageslänge ist besonders am Abend bemerkbar, der Sonnenuntergang erfolgt an letzten Januar 3/4 Stunden später als am Neujahrstage. Von der vermehrten Wärine verspüren wir freilich zunächst noch nichts — im Gegentheil, Januar und Februar sind unsere kältesten Monate. Das ist die Nachwirkung der fehlenden Sonnenwärme im November und Dezember. Der Erdboden und unsere Atmosphäre zehren in den beiden letzten Monaten des Jahres von der Sonnen- würme, die sie im Sommer empfangen haben. Dieser Vorrath ist aber im Januar aufgebraucht, und da macht «s sich nun immer fühlbarer, daß die Sonnenstrahlen in folge des niedrigen Standes unseres Tagesgestirnes und feines kurzen Verweilens über unserm Horizonte nur so wenig Wärme zuführen. — Eine schöne aber auch ernste Weihnachtsfeier fand auch in diesem Jahre in der Herberge zur Heimat statt. Eingeleitet wurde dieselbe durch ein Weihnachtslied, nach dem hielt Herr Superintendent Hempel eine zu Herzen gehende und von Herzen kommende Ansprache. Möge auch durch diese schöne Sitte, der Wandernden am Weih nachtsfeste zu gedenken, der Herberge die Liebe und Wohltat der Freunde der inneren Mission erhalten bleiben. Glashütte. Die Christbescherung für Bedürftige fand am ersten Weihnachtsfeiertage sowohl vom Frauen verein al» auch vom Fechtverein statt. Der letztere hatte durch seine Warenverlosung einen hübschen Betrag dazu erhalten. Von dem durch die Massen-Neujahrsgratulation erzielten Reinertrag erhalten die beiden Vereine je die -Hälfte. — Die Kapelle des Schützenregiments Nr. 108, welche hier-noch von früher unter Herrn Keil in gutem Renommee steht, jetzt jedoch viele Jahre hier nicht kon zertierte, gab am dritten Feiertage unter der.Leitung ihres Dirigenten Herrn Helbig im „goldenen Glas" ein sehr gut besuchtes Konzert, welches erkennen ließ, daß die Kapelle von ihrer Leistungsfähigkeit nichts verloren hat. Das Programm war gut gewählt, es kamen Klassiker wie R. Wagner, Haydn, v. Weber usw. zu Gehör. — In der am 29. v. M. stattgefundenen Gemeinde ratssitzung wurde Herr Stadtrat Gessner auf weitere sechs Jahre als solcher gewählt. — Der Stadtgemeinderat hat im Jahre 1902 k, 20 Sitzungen 378 Beratungsgegen stände zur EHMWg gebracht. Fraueqf«» Am Heiligenabend traf hier auf fünf Wagen eine statte Zigeunerbande ein und verbrachte die Feiertage in unserem Städtchen. War man auch über diesen unerwarteten Feiertagsbesuch nicht gerade erfreut, so gönnte man den braunen Gesellen doch den Aufenthalt von Herzen. Aber bei den Söhnen der Pußta scheint die Dankbarkeit einem Veilchen zu gleichen, das im Ver borgenen blüht und von dessen Dasein man deshalb keine Ahnung hat. Bald gingen Männlein und Weiblein bettelnd und wahrsagend Haus für Haus und jeder gab wohl, um sie loszuwerden. Bei einem hiesigen Ein wohner lag eine schwarzäugige Schöne der Kunst des Wahrsagens ob und da diese nicht jedem gegeben ist, so forderte sie auch einen anständigen Lohn. Derselbe wurde ihr auch durch die Vertreter der heiligen Herman- dad, welche sie verhafteten und in das königliche Amts gericht einlieferten. Die Gefangene sieht wegen Betrug, Diebstahl, Erpressung und Bettelns einer Bestrafung ent gegen. Hermsdorf i. Erzgeb. Gleichwie die erste, so war auch die am vergangenen Sonntage im hiesigen Gasthofe veranstaltete zweite Weihnachtsaufführung des Herrn Kirchschullehrer Knebel mit seinen Schülern eine aufs beste gelungene. Trotz der höchst ungünstigen Witterung war doch der Besuch sehr zahlreich. Groß war der pekuniäre Erfolg, größer aber noch der Erfolg der Dar stellung. Es war eine Lust, das muntere Spiel der Kin der zu beobachten, wie auch den oft meisterlichen Ge sängen zu lauschen. Herrlich gelang auch der ins Spiel eingeschlossene Kinderreigen, wahre Lachsalven aber erntete der Nixen- und Zwergtanz. Lange noch hätte man den munteren Sprüngen dieses kleinen Volkes zugeschaut. Es bleibt nun noch zu erwähnen, daß die- einzelnen Szenen in einer Weise dargestellt wurden, wie sie schöner nicht gedacht werden können (z. B. Familien-, Schulszcne u. a ). Auch die Garderobe, um die sich die Eltern der Kinder besonders verdient gemacht, war eine glänzende. Auch an dieser Stelle sei Herrn Kirchschullehrer Knebel und seinen Schülern Annerkennung und innigster Dank gesagt. Dresden, 30. Dezember. Das Allgemeinbesinden des Königs ist unverändert. Schleimabsonderung noch bedeutend, Appetit und Kräfte mangelhaft. Dresden, 30. Dezember. Das „Dresdner Journal" meldet amtlich: Nachdem Seine König!. Hoheit dec Kron prinz die Absicht kundgegeben haben, die mit Höchstseiner Frau Gemahlin entstandene Eheirrung auf gerichtlichem Wege zum Austrag bringen zu lassen, ist von Sr. Majestät dem Könige darauf gemäß § 12 Absatz 1 (ursprünglich Absatz 2) des Nachtrages zum Gesetze vom König!. Hause vom 20. August 1879 zur Entscheidung dieser Eheirrung ein besonderes Gericht von 7 Richtern niedergesetzt worden, das aus dem Präsidenten des Oberlandesgerichts und 6 vorwiegend mit Ehesachen beschäftigten Oberlandesgerichts räten besteht. Auch über das Verfahren hat Se. Majestät der König besondere Vorschrift getroffen. Der Klageantrag wird auf Aushebung der Ehegemeinschaft gerichtet werden (8 1575 d. B-G-V). — Der Dresdner Rathausneubau bildete den Gegenstand einer längeren Debatte in der letzten geheimen Sitzung des Dresdner Stadtverordnetenkollegiums. Das Ergebnis derselben war in der Hauptsache, daß ein neuer Wettbewerb unter den deutschen Künstlern ausgeschrieben werden soll, da der ganze Plan eine neue Gestalt ange nommen hat. Während früher geplant war, das Ge bäude an der reformierten Kirche bis zum ehemaligen Hohcnthalschen Palais und dem dazu gehörigen Parke auszudehnen, wobei der hierbei in Frage kommende Trakt der Eewandhausstraße überbaut und zu einer großartigen Passage mit Fuhrstraße ausgestaltet werden sollte, ist der Rat jetzt hiervon wieder abgekommen und beabsichtigt den Bau nur bis zur Gewandhausstraße auszudehnen, sodaß also diese Passage in Wegfall kommt. Da außerdem die letzen Wettbewerb eingegangcnen Entwürfe eigent liche erstklassige Arbeiten nicht enthielten, so hofft man innerhalb der städtischen Kollegien, daß bei einem neuen Wettbewerbe sich noch bessere Pläne als die bisherigen vorfinden werden. Für den Bau sind als Gesamtkosten acht Millionen Mark bereitgestellt worden. — Eine Brutalität sondergleichen beging in Zittau ein czechischer Schneider an seinem bjährigen Töchterchen. Das bedauernswerte Kind war schwerkrank, trotzdem miß handelte der Unmensch dasselbe so, daß äußere Zeichen davon zurückblieben, auch hat der Barbar, wie Augen zeugen versichern, das Kind durch Fußtritte mißhandelt. Am 1. Feiertage erfuhr die Polizei von der Sache und fand das Kind bereits im Sterben liegend allein in einem finsteren Raume vor, worauf dasselbe seinem Peiniger weggenommen und im Krankenhause untergebracht wurde. Hier ist die beklagenswerte Kleine alsbald darauf ver storben. Der Unmensch wurde verhaftet. Freiberg. Einmal im Jahre, und zwar am letzten Tage desselben, öffnet sich dem Publikum, einem alten Brauche zufolge, die Pforte, die zu dem unterirdischen Gefängnis führt, in dem der Prinzenräuber Kunz von Kaufungen dem Vollzug seines Todesurteils ent gegenharrte. Ein mittelgroßer Naum, aus dem stockig feuchte Kellerluft entgegenschlägt und in den nie der Strahl des goldenen Sonnenlichtes dringt, liegt er zwischen weitläufigen Gängen und anderen Zellen alter tümlicher Bauweise. Auch in diesen lichtlosen Räumen unseres Rathauses sprechen Jahrhunderte zu uns; ihre Sprache ist düster, wie das Mittelalter es war, und wie viele der Besucher mögen dort schon versucht haben, das Gruseln zu erlernen. Pirna. Die Wesenitz ist jetzt zum reißenden Strome geworden. Die Regengüsse haben den in ihrem Quellengebiete vor den Festlagen reichlich gefallenen Schnee aufgelöst und auch die Eisdecke ist von den Wassermassen zum Bersten gebracht und abgeschwemmt worden. Fast überall ist die Wesenitz aus ihren Ufern getreten und an manchen Punkten wurden Wiesenflächen unter Wasser gesetzt. In der Flur des benachbarten Mühlsdorf sind Uferbeschädigungen zu verzeichnen. So mußte der Weg von der Lochmühle nach der Grützner- schen Holzschleiferei gesperrt werden, da bei dein dort be findlichen Wehre durch die Gewalt der andrängenden Wassermassen ein Stück der Ufermauer umgerissen und fortgeschwemmt wurde. Meißen. Eine Schadenersatzklage gegen die Stadt Meißen hat nun nach 13/4 jährigem Prozeß ihr Ende gefunden. Wie erinnerlich, wurde am 13. Januar 1901 eine Anzahl Bewohner der hiesigen Lessingstraße von einer Gasvergiftung betroffen. Der starke Frost hatte ein Gasrohr zersprengt und dem Gas unter der gefrorenen Erde Zutritt in mehrere Häuser verschafft. Es gelang den Aerzten, alle Erkrankten bis auf einen wieder herzu stellen. Die Witwe des Verunglückten, des Fabriktischlers Bretschneider, erhob nun für sich und ihre Kinder An spruch auf eine Rente. Die Versicherungs-Gesellschaft Alliance in Berlin, bei welcher die Stadt gegen Haftpflicht versichert ist, beantragte gerichtliche Entscheidung. Diese ist nun dieser Tage vom Landgericht Dresden zu Gunsten der Hinterlassenen gefällt worden. Radeburg. In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag früh 3 Uhr ertönte Feueralarm. Erschreckt er schienen alle Einwohner auf den Straßen, weil heftiger Sturm herrschte. Zum Glück war nicht Feuersgefahr, sondern nur große Wassersgcfahr vorhanden. Durch das in den letzten Tagen gehabte milde Wetter, nebst vielen Regen war das Lis des Röderflusses in Bewegung ge raten, und es hatten sich bei der sogenannten Herrnmühle und in der unteren Stadt an der Brücke der Königs brücker Straße Eisschütze gebildet, so daß die Mühle und