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g. o. 57, 12.18 5 uav Borm. Feier« et von 2-k Bor« «ochS ntags IN- u. Rach. lügen: n. 35 .0. 23. lrg, 36. iber: Die er. hc aran- rauch- inigen canker ich ge hlen. chen, «S- »wer und lnet- tadc- »eter jer, n e die Vieh- Liebe Mniß ichsten »rau. Izner in > Höcke- Gürlitz Leipzig - Hans r>g. -- Plauen, uselwitz -chl. mn in Ottilie den in oh geb. Druck WntmiM TaMlM und Waldenburger Anzeiger 6^3 Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg Sonnabend, den 3. September 1881 Der Abonnementspreis betrügt Vierteljahr- lich 1 Mk. 50 Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. —— *Waldcnburg, 2. September 1881. Zum Kulturkampf in Preußen. Der preußische Regierungsrath Hahn hat soeben eine sehr zeitgemäße Schrift veröffentlicht: „Ge schichte des Kulturkampfes in Preußen. In Acten- stücken dargestellt." Die Absicht, welche den Autor bei dieser auszugsweisen Zusammenstellung der auf den kirchenpolitischen Kampf bezüglichen Schriftstücke, Reden rc. geleitet, ergiebt sich aus der Vorrede, welche wie folgt lautet: Unsere Zeit vergißt sehr rasch ebenso die Ereig nisse wie die Stimmungen; es scheint daher an und sür sich eine gebotene Vorarbeit für den künftigen Historiker, die Thatsachen und die ersten Eindrücke derselben zu fixiren. Bei dem geistigen Kampf, in dem wir noch stehen, scheint eine solche Arbeit dop- pelt wünschenswerth, weil zu der Versöhnung, welche bisher vergeblich angestrebl worden, eine richtige Erkenntniß der Anfänge und der Ursachen des Con- fficls auf beiden Seiten erforderlich ist; abgesehen aber von dem schnellen Vergessen, wächst eine Ge naration in das politische Leben hinein, welche den Ausgangspunkt kaum noch kennt. Der Verfasser glaubt, daß der thatsächliche Verlauf des Conflicts den Beweis liefere, wie man von beiden Seiten von vornherein den Kampf nicht gewollt, daß man durch die Macht und Gewalt der ffch entgegenste henden Grundsätze, durch die beiderseitige erklärliche und entschuldbare Schärfe und die steigende Bitter keit in der Geltendmachung derselben weitergetrieben worden ist, als man zu gehen gedachte, daß aber der Augenblick gekommen ist, wo man sich beider seits auf den zurückgelegten Weg und zugleich auf den Ausgangspunkt besinnt. Die bisherige Schärfe des Kampfes ist vorhin als entschuldbar bezeichnet: man denke nur daran, was unmittelbar vorherge gangen, in welcher Stimmung sich die beiden strei tenden Theile, die wir im allgemeinsten Ausdruck als Kaiser und Papst bezeichnen wollen, befanden. Der Kaiser und sein Kanzler kamen aus Frank reich heim, wo sie beispiellosen Ruhm und für das Vaterland nach langer Erniedrigung ungeahnte Größe und Machtfülle errungen hatten: in dem Gefühl und Bewußtsein dieser für sich und das deutsche Volk neu errungenen Stellung traten ihnen nun Priester und deren Anhänger entgegen, die sie als ihre Untergebenen und Unterthanen zu betrachten gewohnt waren, die aber jetzt die Rechte derselben anzutasten und anzuzweifeln wagten: in dem Augenblicke, wo sie in der allgemeinen Achtung und Geltung so hoch standen, wo ihr Selbstbewußt- sein so hoch gesteigert sein durfte, versagten jene ihnen anscheinend den schuldigen Gehorsam! Wie hätte da der staatliche Sinn in ihnen sich nicht hoch aufbäumen sollen! Der Papst seinerseits hatte soeben seine weltliche Macht vollends verloren und sah den Einmarsch der Italiener in Rom als eine Folge des deutsch-französischen Krieges an, welche gut zu machen die Negierung des neuen Kaisers jedoch Anstand nahm. Gleichzeitig sah der Papst seine geistliche Macht durch den Haupterfolg des vatikanischen Concils, die Erklärung der Unfehlbar keit, unvergleichlich gesteigert. Wie hätte er eine gewisse Bitterkeit über den Lauf der weltlichen Er eignisse, der ihn zum „Gefangenen im Vatikan" machte, zurückdrängen, wie hätte er es unbefangen hinnehmen sollen, daß das neue deutsche Reich die Früchte der errungenen Unfehlbarkeit, die völlige Unterordnung der deutschen Bischöfe unter Rom zu vereiteln drohte und anscheinend die Spaltung in d" katholischen Kirche ermuthigte! Kein Wunder also, daß der Kampf sich bald zu einer ungeahnten Schärfe steigerte, auch abgesehen von den fremdarti gen Elementen, welche sich in denselben mischten. Vielleicht kann jetzt eine unbefangene Würdigung von beiden Seiten sich Gehör verschaffen. Dazu ist ein rein objectiver Rückblick auf die Entstehung und den Fortgang des Kampfes gewiß nützlich. Bei meiner Stellung zur Regierung glaube ich hervorheben zu müssen, daß die Anregung und Ausführung dieser Aufgabe ohne jeden Zusammenhang mit derselben, daher auch ohne jede Verantwortlichkeit von ihrer Seile oder eines einzelnen Mitgliedes derselben ent standen ist. Ich darf aber die Ueberzeugung hegen, auch der Regierung damit einen Dienst zu erweisen. *Waldenburg, 2. September 1881. Politische Rrm-schan. Deutsches Reich. Der Kaiser ist am 1. d. mittags von Berlin zu den Manöver» nach Hanover abgereist. Der Kaiser traf um 4 Uhr 35 Min. auf dem prachtvoll deko- rirten Bahnperron in Hannover ein und wurde empfangen von der Generalität und den Spitzen der Behörden und fuhr in einem sechsspännigen offenen Wagen in die festlich geschmückte Stadt, von der jubelnden Menge begrüßt. Am Bahnhofsplatz war ein großer Triumphbogen errichtet, gekrönt von einer Koloffalgruppe, darstellend die Stadt und das Land Hannover. Im Schloß fand um 5'/- Uhr Fami liendiner statt, UM 8'/r Uhr Thee. Das Negenwetter klärte sich im Moment der Ankunft des Kaisers auf. Die Wahlen zum deutschen Reichstage sind auf den 27. October anberaumt. Dem Bischof Korum ist bei Ueberreichung der landesherrlichen Anerkennungsurkunde die Ableistung des Eides erlassen worden. Dr. Korum soll diese Thatsache sofort telegraphisch nach Rom berichtet haben. Sein Einzug in Trier, an dem sich auch mehrere Delegirte der Staatsregierung betheiligen werden, dürfte im Laufe der nächsten Woche statt finden. Die „Elsaß-Lothringische Zeitung" schreibt, eine Gruppe aus dem rechtsrheinischen Deutschland stam mender, in Straßburg wohnhafter Arbeiter habe in letzter Zeit Verbindungen mit der früheren deutschen Demokratie angeknüpft; es sei Pflicht der Regierung, mit allen zu Gebote stehenden Mitteln solchen Be strebungen entgegenzutreten, um das Land vor Ein schleppung socialdemokratischen Giftes zu bewahren und jede darauf abzielende Bewegung schon im Keime zu ersticken. Der Statthalter habe im Bewußtsein der mit seinen Vollmachten verbun denen Verantwortung und Pflichten die Ausweisung zweier dieser Personen aus dem Reichsland befohlen, welche erwiesenermaßen mit den Führern der deut schen Socialdemokratie in Verbindung getreten, um deren Bestrebungen nach Elsaß-Lothringen zu ver pflanzen. Der „Reichsbote" führt in einer längeren Er örterung aus, daß eine Jude «frage existirt habe, ehe von Herrn Stöcker die Rede gewesen, und sagt am Schluß: „Die Judenfrage ist da, der Zünd stoff ist von den Juden massenhaft aufgehäuft; wir haben es ihnen oft vorausgesagt: Gelangt die Judenfrage in die Hände des liberalen und fort schrittlichen Volkes, dann mögen die Juden zusehen, wo sie bleiben. Das Beispiel des liberalen vr. Henrici und der von der Judenpresse bisher ge leiteten Volksmasse beweisen ihnen, wie sie gegen ihr eigenes Fleisch wüthen, wenn sie fortwährend gegen Stöcker und die Conservaliven Hetzen. Sie sollen sich doch nicht einbilden, daß sie durch solche Albernheiten, indem sie die Judenfrage als „eine Schmach für Deutschland" bezeichnen, dieselbe aus der Welt schaffen können! Sie ist da und wird auch eine Lösung finden: es handelt sich nur darum, ob sie auf dem von Stöcker und den Conservaliven befürworteten Wege ruhiger, gesetzlicher Reform oder ob sie durch liberale Volkshaufen auf dem Wege der rohen Gewalt gelöst werden soll. Wir wiederholen, die widerwärtigen Hetzereien und Spöt tereien sind das Schlimmste, was die Judenpresse thun kann. Die Judenfrage ist durch die Schuld der Juden unserem Volke aufgenöthigt worden und die Judenblälter sind es, welche dasselbe durch ihre Hetzereien vergiften. Ueber die Exlrasahrt nach Oelheim schreibt der Berichterstatter des „Berliner Börscn-Courisr" u. A.: Wir waren 2'/r Stunden auf den Anlagen und während dieser Zeit hat Bohrloch III ohne jede Unterbrechung den schon erwähnten mehr als arm dicken Oelstrom zu Tage gefördert. Wir haben ferner der Procedur des Faßfüllens mit der Uhr in der Hand beigewohnt und können constatiren, daß in circa sieben Minuten ein Dreieinhalb-Centner- faß gefüllt, sowie daß vor unseren Augen einige zwanzig Faß gefüllt und für den Transport zurecht gemacht wurden. Diesen Thatsachen gegenüber er scheint es uns ziemlich unbedeutend, daß die Con- currenz behauptet, man habe Bohrloch III im Laufe der der Besichtigung vorangegange nen Nacht zeitweilig pausiren lassen, um die Mächtigkeit des Stroms zu erhöhen. (So, so.) Frankreich. Zu den Orten, welche Herr Gambetta auf seiner Rundreise in der Normandie besuchen wird, ist noch Pont-Leveque hinzuzufügen. Auf dem Feste zu Neubourg wird sich der Präsident Gräm) durch den General Pittiö vertreten lassen. Das Bankett, welchem mehrere Minister, sowie der Generalgouver neur von Paris, die Generäle des 3. Armeecorps und zahlreiche Deputirte beiwohnen werden, findet, da die Zahl der Theilnehmer sür den Saal des Stadthauses zu groß wird, — es sind bereits 1600 Personen angemeldet! — unter einem für diesen Zweck besonders errichteten prachtvollen Zelte statt. Die „Nepublique Frantzaise" kämpft fortwährend für die Verfassungsrevision und besonders für die Abänderung des jetzigen Wahlmodus und des Budgetrechts des Senats und es heißt, daß die Ganibettaisten, sobald sie sich der Zügel bemächtigt haben, gegen den Senat vorgehen werden. Tie Republique droht bereits: „Der Senat muß der Revision seine Zustimmung ertheilen, sonst wird das Land dieselbe mit Zorn verlangen." Auch die Frage der Klostergüter steht auf der Liste der For derungen, die Gambetta als Abschlagszahlung von den Kammern erwartet. In Algerien entwickelt sich ebenfalls eine regel rechte Judenfrage. Daselbst wird jetzt eine Mas- senpetitionirung für Aufhebung der Judenemancipa- tion inscenirt. Der officiöse Tälägraphe bringt einen heftigen Artikel gegen die Juden in Oran und nennt den erwähnten Deputirten den Candidaten der Juden. Zahlreiche Proteste von Europäern gegen diese Wahl werden unterzeichnet. Nach den getroffenen Dispositionen werden vor Ende September in Algerien und Tunesien 100,000 Mann Militär sein. Gleichzeitig wird sich aber die französische Armee in einem, gelinde gesagt, wenig normalen Zustande befinden, da bei nahe sämmtliche Regimenter in Anspruch genommen werden, um ohne Einziehung eines einzigen Reser visten die Sendung der Streitkräfte nach Afrika zu ermöglichen. Die Kriegskosten werden natürlich die von den Kammern notirten Kredite sehr bedeu tend überschreiten, so daß die Regierung sogleich nach dem Zusammentritt der neuen Kammern ge zwungen sein wird, Indemnität zu verlangen.