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/ Amtsblatt für den Gtadtrat zu Adorf Freitag, den 6. August 1915. Hierzu Sonntags die illustrierte Gratisbeilage --Der Seitspiegel Verantwortlicher Schriftleiter, Drucker und Verleger: Gtto Meyer !n Adorf Anzeigen von hier und aus dem Amtsgerichts bezirk Adors werden mit 10Psg.,von auswärts mit 15 Pfg. die 5 mal gespaltene Grundzsile oder deren Daum berechnet und bis Mittags 11 Ähr für den nächstfolgenden Tag erbeten Reklamen dis Seils 30 Pfg: Tageblatt für Adorf und das obere Vogtland Dsr Grenzbots erscheint täglich mit Aus nahme des den Sonn- undAsiertagsn folgenden Tages und kostat vierteljährlich, vorausbezahl bar, 1 M. 35 Pfg. Bestellungen werden in dsr Geschäftsstelle, von den Austrägern des Blattes, sowie von allen Kaiserlichen Post- anstalten und Postboten angenommen Fernsprecher Nr. 14 180. Tel.-Ndr.: Grenzbotc 80. Iahrg. Adorfer Grenzbote (früher: Der Grenzbote^ Gertliches und Sächsisches. ! Adors, 5. August >1915. — Se. Majestät der König hat dem Staatsminijter Minister des Innern und der auswärtigen Angelegen heiten Grafen Vitzthum v. Eckstädt und dem Staatsmini ster Minister der Finanzen v. Seydewitz das Eroßkreuz des Verdienstordens verliehen. — Kriegsfamilienunterstützung. Da die Festsetzung der Kriegswitwen- und Waisengelder durch die Militär Verwaltung oft erst nach einigen Monaten erfolgen kann, werden die Kriegsfamilienunterstützung aus Reichs- und Bezirksmitteln zunächst einstweilen weitergezahlt. Dafür wird dann, wenn Nachzahlung der Witmen- und Waisen- geldcr auf die inzwischen verflossenen Monate erfolgt, die auf die gleiche Zeit gezahlte Familienunterstützung aus Bezirksmittcln voll und aus Rtvcbrmuteln insoweit in Ab zug gebracht als sie auf einen längen Z.-itraum als zwei Monaten nach dem Ableben des Kriegers gezahlt wurden, da eine weitergehende Doppelzählung nicht angängig ist. Diese Bestimmungen find mit dem 1. Mai d. I. in Kraft getreten. —> Achtung auf Brandstifter! Es ist bekannt gc- norden, das) das russische Generalkommando in Genf «inen Man entworfen hat, der daraus gerichtet sei, an einen noch nicht bestimmten Tage gleichzeitig möglichst viel deutsche Getreidefelder und Lager durch Feuer zu zerstören. Archer gedungenen Brandstiftern folien auch Militärflugzeuge dabei Mitwirken. Es ergeht daher an jeden lEinzelncn die dringende Bitte, auf Landstreicher und Verdächtige besonders zu achten und über verdächtige Wahrnehmungen sofort Anzeige zu machen. — Für Vogelfreunde. Voraussichtlich werden dieses Jahr Hanf und Rübsen und verschiedene andere Säme reien nicht immer zu haben oder wenigstens sehr teuer sein. Deshalb ist es ratsam, jetzt bei Spaziergängen die Samen vom Wegcbreit, Schafgarbe, Gras, Birken und Erlen usw., sowie rote, und schwarze Holunderbeeren usw. zu sammeln und gut zu trocknen, damit man iin Wnter Streufuttcr für Vögel im Freien hat. Zer kleinerte .Haselnüsse sind ein vorzügliches Futter für Meisen und Finken. Samen vom Sauerampfer wird im Winter von den Körnersressern gern genommen. — Maßlose Verteuerung der Räucherfische. Tie Tgl. Rundsch. s chreibt: Dem Zuge der Ausbeuter oder Wuche rer haben sich nunmehr auch die Großhändler mit geräucherten Fischen angeschlofsen: drei Bücksinge, die in Friedenszciten mit 25 Pfg. bezahlt zu werden pflegten, kosten jetzt 75 Pfg. In dein gleichen Verhältnis, also um das Dreifache, find auch die Preise für die anderen geräucherten Fischwaren gestiegen. Ten Kleinhandel trifft bei dieser Bewucherung des Volkes, wie ausdrück sich scstgcstellt werden muß, keine Schuld. Tiefer ist viel mehr, wie wir hören, fest entschlossen, den Verkauf von Räucherfischen so lange einzustellen, bis der Großhandel wieder zur Vernunft zurückgetehrt ist. Zu dieser Ent schließung wird nran ihn nur beglückwünschen können. Es wäre zu wünschen, haß dieses Vorgehen nicht auf Groß-Berlin beschränkt bleibt, sondern der Kleinhandel im ganzen'deutschen Reich dem Großhandel die Zähne Leigt. Treuen. Eisenerzfunde machte man auf den zur Dampfziegelei Eich gehörigen Grundstücken. Wie das „Tr. Tg'bl." erfährt, sind gegenwärtig eine Anzahl Arbeiter unter Leitung eines Fachmannes damit beschäf tigt, den Umfang des Eisenerzlagers fcstzustellen. Wenn die Lager als umfangreich sich herausstellen, dürfte in der Gemeinde Eich ein neuer Industriezweig erstehen. M h lau. Am Hirschstein ist die 13jährige Tochter Ella des' Bäckergchilsen Halbauer beim Suchen von Himbeeren am Montag nachmittag in der 6. Stunde ab gestürzt und an Kopf, Armen und Beinen schwer ver letzt in die unten vorübcrsließcnde Göltzfch gefallen. Das bedauernswerte Kind konnte nur als Leiche ge borgen werden. — Ein merkwürdiger Zufall wird aus Meerane ge- Ateldet. Zwei Feldzugsteilnehmer aus Schönberg, der Gutsbesitzer Max Höstelbarth und der Hausbesitzer Max Leistner, starben in der vorigen Woche den Heldentod fürs Vaterland. Ter Zufall will es, daß beide, die schon die gleichen Vornamen führen, auch beide 1877 geboren und 1902 getraut wurden. Beide wurden an demselben Tage, zum Heere einberufcn, standen bei der selben Kompagnie, haben im Schützengraben gemein sam Freud und Leid geteilt und sind beide innerhalb 24 Stundet! im Kampfe gegen die Russen auf dem Felde der Ehre geblieben. Dresden. Wer für das Heer. Tie Bicreinkaufs- zentrale her Heeresverwaltung hat mit den Tresdner Brauereien vereinbart, daß diese zur Sicherstellung des Bierbedarfes der Feldtruppen vom 1. August an erwa 20 Prozent ihres Ausstoßes für die Armee bexeit- Kustellen haben. Eine gewisse Bierknappheit in der Stadt selbst dürfte die Folge sein. Dresden. Neues Verfahren zur Gewinnung von Benzin. Eine hochwichtige Erfindung ist von zwei Tresdner Chemikern gemacht worden. Ter Professor an der Technischen Hochschule Tr. Frhr. v. Walther und Chemiker. Dr. Graefe haben ein neues Verfahren zur Gewinnung von Benzin erfunden. Tie technischen Vorteile des Verfahrens bestehen in der Anwendung eines wesentlich geringeren Trucks als bisher, wodurch die Kosten herabgemiudert werden, und weiterhin da rin, daß die Destillation im Truckapparat selbst er folgt, wobei die als Nebenprodukte entweichenden Gase wieder zur Heizung verwendet werden können. Nicht ge nug damit, ist die erzeugte Menge Benzin doppelt so groß wie bisher- unter den gleichen Umständen bei an deren Verfahren. Tie eigentliche praktische Lösung der bedeutungsvollen Frage, wie schwere Wasscrstoffc in leichte umzuwandeln sind, ist nach Ansicht der Erfin der durch das neue Verfahren erzielt worden. Tie Ver wertung dieser Erfindung soll einer Aktiengesellschaft übergeben werden, die mit einein Kapital von vorläufig einer Viertclmillion begründet werden wird. — Ein Weberssohn als Generalmajor. Ter Sohn der Witwe des vor mehreren Jahren verstorbenen Haus webers August Krahl, Oberst Krahl, Inspekteur der Pioniertruppen (Tresdcn), der sich aus bescheidenen Verhältnissen zu hohen militärischen Stellen empor gearbeitet hat, ist jetzt, wie die „Schweidn. Ztg." schreibt- zum Generalmajor befördert worden. Asch. Ter Vater der 5 Jahre alten Maric Gru ber von hier ist im Dezember vorigen Jahres in den Kämpfen in Serbien gefallen und im Mai 1915 ist auch hie Mutter des Mädchens gestorben. Tas Kind hat keine Geschwister und nähere Verwandle und steht ganz allein auf der Welt. Tie Eltern hinterließen der Kleinen als Erbe verschiedene 'Wirtschaflsgcgcnstäudc, ferner Kleider, Wäsche und Stoffe. Tic Sachen, die einen Gesamtwert von 600 Kronen hatten, waren im Hause des Vormundes in Schränken und Koffern ver wahrt. Ter in dem Hause wohnende Bindergehilfe Karl Prell hat Hjie Koffer und Schränke erbrochen und daraus alle L>em Kinde gehörigen Sachen nach und nach gestohlen und verkauft. Er wurde verhaftet und deni Garnisonsgerichtc in Pilsen eingcliefert. Kin UmmM MkWM. Die Transvaaler „Vollstem" hatte das Urteil gegen Tewet — sechs Jahre Gefängnis - im Verhältnis zu feinem Vergehen theoretisch leicht genannt. Denn es hätte ja giuch ans Todesstrafe erkannt werden können. Tie Geldstrafe sand das Blatt nicht am Platze. Tenn das Geld würde ja auch aus öffentlichen Sammlungen zusammenkommen und dadurch wieder Stoff zu neuer Agitation gegeben sein. Nun hat Jean A. Joubert aus les Marais einen offenen Brief an General Tewet der „Volkstem" zur Aufnahme zugesandt mit folgendem Wortlaut: „Sechs Jahre Gefängnis! Sechs Jahre, sechs Jahre! General, ich grüße dich. Sechs Jahre! Ja, und wenn es auch sechs Jahre sind, ich grüße dich, und wenn du auch im Gefängnis List. Und wenn es auch unter dem Galgen wäre, und all die anderen hätten dich verlassen, ich würde dir sagen: Ich grüße dich, Ge neral! Tu weißt, was das bedeutet: Du bist ein Bur uno ich Lin ein Burensohn. Hast du nicht für Transvaal vor l5 Jahren gekämpft? Aber damals vor 15 Jah ren Ivar es noch das wirkliche Transvaal, und nun sechs Jahre und überdies durch Transvaaler! Denn du verstehst ja nicht, die. kleinen Völker zu schützen; du bist ein Ficistaatler, du verstehst nichts von imperialisti schen Interessen! Ja, es ist wahr, vor 15 Jahren riefen die Transvaaler Hosiannah, als dein Name genannt wurde, heute aber heißt es: „Sei froh, daß es nur sechs Jahre sind und daß du nicht erschossen wirst." Aber das ist auch nur die „Volkstem", General. Cs ist nicht die Stimme aller Transvaaler. Es ist nur die Stimme von denen, die den Begriff „imperialistische Interessen" verstehen. Das Herz des wahren Trans- vaalers hat noch immer die alte Treue. Ja, General, und sind es auch sechs Jahre, 7000 gibt es noch immer die nicht das Nuic vor dem Gotzen Versöhnung beugen, 7000, die noch nicht ver gessen haben, was vor 15 Jahren geschah. Sechs Jahre, sechs Jahre, das ist der Tank der Transvaaler! Ja, es sind o ndere, denen 'sie ihren Tank bezeugen, und dann wird er Sir Star genannt. Ja, zu der Zeit war auch ein Transvaaler als Richler da. Aber er Ivar groß gieboren. Und wenn er heute noch sprechen könnte, würden es keine sechs Jahre sein. Ich weiß, du leidest für das Afrikandcrtum, und die sechs Jahre sind nur ein weiterer Dolchstich in das Afrikander- Her:, in den letzten 25 Jahren. Ja, es ist wahr, der Tod eines geliebten Kindes, der Verlust an Geld und Gut ist schwer, aber die andauernde Erbitterung des Gemüts, diese sechs Jahre, dieser neue Dolchstich in das Afrikanderherz, das alles macht den Schmerz zur Hösienqual. Ja, diese sechs Jahre, und dann der Tod des Joseph Fourie, sie stammen alle aus derselben Duelle, wo alles, was für Transvaal verderbenbringend ist, herstammt, und nun haben sich zu diesem Werke Transvaaler hinzugeseilt. Aber was kümmern dich die sechs Jahre. Du leidest ja für dein Volk. Ich habe es immer von dir gewußt, ich weiß, dein Herz ist groß. Ich weiß, dit bist noch derselbe Held wie vor 15 Jahren. Du Ui st als Held auf den südafrikanischen Schlacht feldern geboren, du hast nie in Ministersesseln eine Rangerhöhung gesucht, es ist auf den Schlachtfeldern unseres Landes, wo du dir deinen Generalsrang ver dient und gewonnen hast. Ich danke dir, General, daß du dein Volk verteidigt hast. Dafür, daß du die Sache deines Volkes verteidigt hast, darum bist du groß und wirst weiterleben in den Herzen der Afrikander. Daß du nicht wie die anderen bist, die die Inter essen Englands verteidigen, dafür danken wir dir. Sechs Jahre sollst du nun im Gefängnis schmachten, Ge neral, aber ob sechs Jahre oder sechs Stunden, wir werden draußen vor dem Tore stehen und auf dich warten, all die Zeit." In einer Nachschrift sucht sich die „Volkstem" gegen die bitteren Vorwürfe des Brieses zu verteidigen. Der Fall des Sir Star Jamefon, der nur zu 15 Monaten verurteilt wurde, fei'd enn doch ein anderer gewesen, llebrigens habe Dewet auch keine Berufung eingelegt, und dann habe her General-Gouverneur eine Begna digung in Aussicht gestellt. Mach warte nur, bis sich der Schlußakt des ganzen Dramas abgespielt habe. Niemand glaube, daß Dewet seine Strafe verbüßen werde. Der Weltkrieg. — Warum Deutschlands Handelsflotte den Englän dern entging. Auf der in vergangener Woche in Lon don abgehalkenen Generalversammlung der Mareoni- Gescsischaft für drahtlose Telegraphie kam der Vor sitzende, Senator G. Marconi, auch aus die deutschen Funkcnstationen zu sprechen. Seiner Ansicht nach habe dre deutsche Regierung in der letzten Zeit vor Kriegs ausbruch für den Bau von Funkenstationen, insbe-