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Wöäitnuich erschniik» drei Nummern. PränumeratirnS- Preis 22; Sgr. Tblr.) nierteijädrlich, 3 s t!r. für das ganze Jahr, ohne Er höhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. für die Man peinum-Art aus diese« Literatur-Dlati in Berlin in der Expedition der Wg. Pr. Staats-Zeitung (FriedrichSstr. Nr. 72); in der Provinz so wie im Auslande bei den Wohllöbl. Post-Acmtern. Literatur des Auslandes. 84. Berlin, Freitag den 10. Juli 1840. Italien. Die Stadt Catania in Sicilicn. Wer war der Gründer von Catania? Wer war der Ver wegene, der mit einem höheren Mnthe, als der erste Schiffer, der init einem von dreifachem Erz umgebenen Herzen den Wellen des Meeres trotzte, wer war der Verwegene, der zurrst sein Zelt unter Fcucrgewölben aufschlug und mit seiner Familie unter einem Stein- nnv Fclicnregeu Schutz suchte? Dies ist ein Geheimnis!, das unter den unzähligen Lav »schichten, unter denen so viele verschiedene Einwohnerschaften verschwunden sind, vergraben bleibt. Man könnte sich eben so gut fragen, woher der Aetna kommt, woher Sicilien selbst stammt, das, wie seine Nachbarn, die großen und kleinen Liparischen Inseln, an einem ohne Zweifel schönen Tage, in Folge einer unterirdischen Revolution aus der Tiefe des Meeres au dessen Oberfläche geschleudert worden ist. Die Alten glaubten zwar, es habe sich von dem Europäischen oder Afrikanischen Festlands losge- riffen: und in der That, Europa und Afrika können gleichen An spruch auf die Vaterschaft Siciliens machen , dessen Boden und Ein wohner das Siegel dieser beiden Zonen und Raccn an sich tragen. Aber Sicilien und die Sicilianer gehören vor Allem zu der vul kanischen Natur, die sich selbst erzeugt und von der man mit größerem Rechte sagen kann, was man neulich von Napoleon sagte: „Die Vulkane haben keine Aeltcrn." Immer bemerkten die ersten Reisenden des Alterthums, die sich dieser Küste näherten, von Rauch geschwärzte Schmiede, die einen Helm trugen, der vor den Augen nur eine einzige Ocffnnng hatte: erschreckt hierüber, schifften sie sich wieder nach Griechenland ein und erzählten dort, daß sie Cpklopen und Lästrigonen gesehen hätten. Man vermutbet, daß diese kühnen und arbeitsamen Kolonisten von den Jonischen Inseln gekommen sevcn, aber Gott allein weiß, wie. Als aus Chalcedon andere Einwanderer gekommen waren, wurde die Insel Tnnakria bekannter, der Gipfel des Vulkans bedeckte sich mit Wohnungen, und Catania wurde anfänglich von Sikanern, den alten Einwohnern des Gallischen Küstenstrichs, die aus Spanien stammten und in Ligurien cingcwandcrt waren, dann von Griechen und Afrikanern bevölkert. Eine alte Burg, einige schlechte Hütten und Höhlen, in welchen der Einwohner den wilde» Thieren seinen Aufenthalt ost abstrcitcn mußte, bildeten bald einen volkreichen Ort, als die Aevlier sich an diesem zugleich lachenden und öden Ufer festsetztcn. Die Griechen machten daraus eine Stadt und verwandelten die demo kratische Verfassung der Einwohnerschaft am Aetna in eine Oligarchie, wo nach nnd nach gute und schlechte Tyrannen, wie Gelon, Geron, Dionysius und andere herrschten. Während dieser Zeit erinnerte der Aetna mit Beharrlichkeit diese jungen Mächte daran, daß nach Gott noch eine Macht über ihnen sep, und die Ausbrüche gingen ihren Gang fort. Im Uten und 4ten Jahrhundert vor Chr. fanden drei statt, von denen die ganze alte Welt wievcrhallte. °) Dann kamen die Römer, welche mau in der Geschichte überall der Griechischen Civilisation aus dem Fuße folgend sieht. Sic fanden zu Catania blühende Fabriken; den Ackerbau, von Geion vervollkommnet; die Goldschmiedckunst, die Malerei, die Skulptur, von den Griechischen Kolonisten naturalisirt; und sic, sie brachten daS Verderbniß, den Geschmack an Schauspielen, mit und verjagten auS dem Kollegium der Priester die Stephanophoren (Kranzträgcr), jene heiligen Sän ger, nnd setzten an ihre Stelle die Gladiatoren. Secks furchtbare Eruptionen des Vulkans fanden unter der Römischen Herrschaft statt. Von einer dieser Eruptionen des Aetna, die im Jahre 47» v. Ehr. gattsand, llngi Acjckulus in seinem Prometheus auf prophetische Weise Folgendes: Aus der wolligen Bergkuppe flyl und schmiedet sein gluthspruhend Erz HepnaihoS; dorther werde» Feucrgromc bald »ermederbrcckm rmas zergciswm mit wildem Zahn Die matengeüncü, tcl'gen Aun Sicilias- So wild hervor wird Tmwon tosen seine Wuth In des heißen Auswuns ilammenschlonendcn Gluthorkan. und Pmdar, der dmsclden Ausbruch beschreibt, schildert ihn ganz begeistert mit diewn Worte», Nun jedoch drückt die mecrumzättnete Beste von kmna und Eikclia dir zotiige Brust des Unthtersj auch die himmellraaeude Saule haltüic sest, die beschneite Aetna, welche reinste Bäche uiiuahbareu Flammen- geroüs aus Klüfrm lach autspeit- Die Stromstmh ergießt lei Tage des «luneudc» Rauches Ausdrang; daun trägt bei de> Nacht Umdunkeiung die fM- Flamme eutschlcndcrt- Felsen weit aus die Ebene der -Neerstiith mit „f/sach hinaus. Jenes Grauclthwr sendet ans den Abgründen die scheeck- !a» !w ^-ueueu des Hephaistos, cm naunenswürdiges Zeichen zu schau» und ei» ..vnndcx r^m Ohre des Nahende» auzuhoren. Anm- d- lieb. Unter dcn Vandalen, den Herulern und Gothen, deren Einfälle sich rasch auf cinanver folgten, gab es vier starke Eruptionen, die von der Pest begleitet waren, welche vollends die Barbaren vernichtete und so den Sarazenen die Eroberung sehr leicht machte. Hierauf wurde die Geschichte Catania'S die des ganzcn Sicilicns. Die Normannen grünveten hier die Lebnsherrschafc, uuv vic Aragonier vervollstän digten sic noch. Dic Kastiliancr unv Ocstcrrcichcr dagegen gründeten dort Klöster und geistliche Brüderschaften unv sahen wieder Alles zu Grunde gerichtet durch dcn Ausbruch im Jahre Gllll, welcher nichts weiter verschonte, als das vor kurzen, erbaute Benediktiner-Kloster. Endlich sah Catania unter dcn Bourbonen seine alten Constitutionen sinken, eben so wie es, gleich dem übrigen Sicilicn, seine neue liberale Constitution entstehen und fallen sah. Seit 1723 litt cs noch von vier starken Ernptioncn, in den Jahren 1755, 1811, I8IV und 1837, wo ich Zcuge war. Es war damals zugleich ein kleiner politischer Ausbruch, sind ich wunderte mich'sehr, baß der große Vulkan vcn Leuten noch Raum übrig licß, an etwas Anderes zu denken. Catania hat Privilegien, die dcn Stolz dcr Einwohner machen und die zu behaupten sic keine Anstrengung scheuen. Es ist nicht so ehrgeizig, sich die Hauptstadt der Insel nennen zn wollen; es über- läßt's Palermo und Messina, sich seit Jahren um diesen Titel zu zanken; aber seine Stimme ist doch sehr wichtig in dcn Angelegen heiten des Landes. Cs hat einen zahlreichen Adel, hat ausgezeich nete Männer in seinen Mauern, die oft dcn Anfang machen, nützliche Einrichtungen in ihrer Stadt zu treffen, wenn sie von den größeren Städten zurückgcwicscn werden. Im Jahre 1782 führte Catania dic Impfung ein, während dic übrigen Städte sic bekämpften. Die Anstalten für wohlthätige und menschenfreundliche Zwecke sind dort sehr zahlreich. Wenn man einer mit dem Meer parallel laufenden Straße folgt, kömmt man zu dem berühmten Kloster San-Nicolo BArena, welches von den Benediktinern crbaut wurde und das sic jetzt bewohnen. Es ist cincs der herrlichsten religiösen Gebäude Europa's. Früher wohnten diese Geistlichen in einem sehr bescheidenen Hause, welches in einem Winkel dcr damals noch unansehnlichcn Stadt lag. Gegen das Jahr 1130 suchten einige Väter dieses Ordens ein Asyl, das noch einsamer und abgeschiedener läge; sie trennten sich von den Brüdern und zogen sich auf den Abhang des Aetna selbst zurück, in eine waldige Gegend, wo früher ein würdiger Bischof Eatania's, St. Leo, wohnte, dem sie eine Kirche hier erbauten. Bis 1830 kam keine Lava in diese Gegend; in diesem Jahre aber stürzte sie über Nicolofi herab und verschüttete die Kirche des heiligen Leo, bas Kloster und dic Wohnungcn dcr Priester. Letztere waren vorsichtig genug, beim ersten Lärm, den dcr Berg machte, ihn zu verlassen. Seit ihrer Ansiedelung auf dem Vulkan erhielten sic zu verschiedenen Zeiten vom Grafen Policastro und anderen Großen Ländereien im Süden des Aetna, nahe an der Stadt. Dorthin bauten sic ihr ncucs Kloster San-Nicolo, welchcS jetzt die sich vergrößernde Stadt in ihre Mitte genommen hat. Das gegenwärtige Kloster wurde erst 1738 ansgcbaut. Es be steht aus einem ungeheuren Parallelogramm, unv in dcr Mittc dcr Ostscite erhebt sich eine große Kirche mit einem wunberbaren Schiffe. Vor dcr Hauptseite läuft ein großer Hof; sie ist voll von marmorncn Ornamenten, reichen Pilastern und Balkons, dic dein Palastc eines souveraincn Fürsten Ehre machen würden. Steigt man die majestätische Treppe hinauf, so glaubt man eher, in die Audienz eines Königs zu gehen, als in dic stille Klause frommer Männer. Aus der herrlichen Doppeltreppc gelangt man zu einer Säulenhalle von größter Pracht. 3ü Säulen von weißem Marmor schmücken diese Halle, von welcher aus sich weite Gemälde-Galeriecn dem überraschten Blicke zeigen. Von den Galeriecn aus führen Thürcn in dic Wohnungen der Väter. Die Wohnung dcs Abtes war vor kurzem von dem Marguiü von Carctta besetzt, dcr nach Catania kam, den Aufruhr zu stillen. Hier trat auf seinen Befehl eine Militair-Kommissiou zusammen, nm den Obersten Daniclo zu richten, bcr dic Bevölkerung Catania's bei»: Aufruhr nicht entwaffnete. Zum Präsiventen des Kriegsgerichtes ward der General Caraffa ernannt, und dieser hat, wie ich später erfuhr, bei seinem schwierigen Amte die Strenge dcr Pflicht mit dcm Abcl seiner Gesinnung wohl zu vereinigen gewußt. In dieser Zeit nun batte das Kloster ein ganz anderes Aussehen, als daS gewöhnliche, ihm durch seine Bestimmung gegebene. Das Geräusch gespornter Ossiziere und das Klirren ibreu Waffen auf den Steinplatten war eine wun dersamc Unterbrechung der herkömmlichen Stille in diesen chrwürei- gcn Hallen.