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Im zweiten, reich figurierten Satz, träumerisch-poetische Adagio-Variationen, steilen zunächst die Streicher das etwas zerklüftete Hauptthema vor, das dann vom Solisten übernommen und abgewandelt wird. Das Orchester greift gegen Schluß die Grundgestalt des Themas nochmals auf. Keck-kapriziös, den zweiten Taktteil betonend, ist das Hauptthema des Rondo- Finales (Molto allegro). Es ahmt den Kuckucksruf nach und ist mit seiner Syn kopierung das treibende Element des abwechselnd melodisch und brillant kon zertierenden Schlußsatzes, der an folgende Worte Beethovens über den Schal fensprozeß erinnert: „Woher ich meine Ideen nehme? Das vermag ich mit Zuver lässigkeit nicht zu sagen; sie kommen ungerufen, mittelbar, unmittelbar, ich könnte sie mit Händen greifen, in der freien Natur, im Walde, auf Spazier gängen, in der Stille der Nacht, am frühen Morgen, angeregt durch Stimmungen, die sich bei dem Dichter in Worte, bei mir in Töne umsetzen, klingen, brausen, stürmen, bis sie endlich in Noten vor mir stehen." „Variationen und Fuge für großes Orchester über ein Thema von Johann Adam Hiller (1 77 0)" lautet der von Max Reger gewählte Titel seines Opus 100. Die Verleger Lauterbach und Kuhn in Leipzig haben auf dem Umschlag der Partitur das Hillersche Thema als „ein lustiges Thema" bezeichnet, das Reger dem komischen Singspiel „Der Aerndte- kranz" des um die Entwicklung des deutschen Singspieles so verdienten Leiters der ersten Leipziger Gewandhauskonzerte und späteren Thomaskantors Johann Adam Hiller (1728—1804) entnommen hat. Der Text jener einfachen Weise heißt: „Gehe, guter Peter, gehe! Ich verstehe, wie man dich zurücke bringt! Nur ein Wörtchen, nur ein Blick, und er ist vergnügt, und er kommt zurück!" Reger nennt die Melodie „ein entzückendes Rokokothema". Nur geht es in den Variationen nicht gerade „lustig" zu. Das schlichte volkstümliche Thema bleibt oft, wenn auch rhythmisch und melodisch verändert, der Cantus firmus in den einzelnen, in sich abgeschlossenen Variationen, freilich immer umrankt und manchmal förmlich überwuchert von den Gestalten, die Regers Phantasie ent stammen. Mit diesen frei erfundenen Motiven und den Elementen des Haupt themas arbeitet Reger. Seine Kunst der Kombination ist fast unerschöpflich. Darüber hinaus aber gestaltet er Sätze von inhaltlicher Geschlossenheit. Jede der elf Variationen hat ihren bestimmten Charakter. So umschreitet Reger den Kreis von Fröhlichkeit über graziöse Leichtigkeit, derbe Ausgelassenheit und kräftigen Humor, über stille Zartheit und graziöse Menuettseligkeit bis zu wildstürmender Leidenschaft, über darauffolgende verklärte Ruhe bis zu geist vollem Spiel, neuaufflammender leidenschaftlicher Aussage und stiller Ver haltenheit in der elften Variation, die die Fuge vorbereitet und einleitet. Die Fuge nimmt mehr als ein Viertel des Werkes ein. Von ihren beiden Themen ist das erste das wichtigere, während das zweite zwar an das Variationsthema stark anklingt, jedoch mehr episodischen Charakter hat. Das erste Thema erscheint in allen Instrumentengruppen, in allen Höhen und Tiefen des Ton raumes, immer deutlich erkennbar an der stark betonten Wechseltonfigur seines Anfangs. Auch in der Umkehrung kommt es vor. Beide Themen der Fuge ver einigen sich schließlich, wie es eine Doppelfuge erfordert, krönen jedoch diesen an sich schon kunstvollen Bau mit dem Zitat des Hillerschen Themas durch die Posaunen, damit prachtvoll und glänzend das Werk beendend. iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiilllllllllllllliliiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiililiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiillilliiiililliiiiiiiiliiiiiiliiiiliiiliiliiiiiiiiililiiilliiilllllllllilllllllllllllllllllllliliiiii VORANKÜNDIGUNGEN: Dienstag, den 25., und Mittwoch, den 26. Dezember 1973, jeweils 20.00 Uhr, Kulturpalast 5. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Hartmut Haenchen Solist: Amadeus Webersinke, Dresden, Orgel Werke von Händel, Bach, David und Mozart Freier Kartenverkauf Montag, den 31. Dezember 1973, 17.00 Uhr, und Dienstag, den 1. Januar 1974, 19.00 Uhr, Kulturpalast 6. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Günther Herbig Solisten: Elisabeth Breul, Leipzig, Sopran Ingeborg Springer, Berlin, Alt Eberhard Büchner, Berlin, Tenor Karl-Heinz Stryczek, Dresden, Bariton Chor: Philharmonischer Chor Dresden Einstudierung Wolfgang Berger Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr. 9 d-Moll Freier Kartenverkauf Freitag, den 11., und Sonnabend, den 12. Januar 1974, jeweils 20.00 Uhr, Kulturpalast Einführungsvorträge jeweils 19.00 Uhr Dr. habil. Dieter Härtwig 6. PHILHARMONISCHES KONZERT Dirigent: Günther Herbig Solist: Paul Badura-Skoda, Österreich, Klavier Chor: Frauenchor des Philharmonischen Chores Dresden Einstudierung Wolfgang Berger Werke von Debussy, Martin und Brahms Anrecht A (•biilhanmnionii Programmblätter der Dresdner Philharmonie — Spielzeit 1973/74 — Chefdirigent: Günther Herbig Redaktion: Dr. habil. Dieter Härtwig Die Einführung in Regers Hiller-Variationen schrieb Prof. Johannes Paul Thilman Druck: Polydruck Radeberg, PA Pirna - 111-25-12 2,85 ItG 009-122-73 5. PHILHARMONISCHES KONZERT 1973/74