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MßMMeMTtzM Wochen- und Rachrichtsblatt zugleich ÄttiliN sir HMns, kiNitz, Pnrsiiis, Wins, ?s. Win. kmiiAal, Nimm, Mickl, kiimiMs PSIsti rl Nii!«s Zini, Mck, An«nins, Am, Nitimicki, SiMmel ui NMti» Amtsblatts» SosKgl.Amtsgericht m i> »Stadtvat z«Lichtenstein. älteste Zeitung im königlichen Amtsgerichtsbezirk. — — S4 Jahrgang. < — - — Nr. 38. s--«sp--ch f»'chluß - Dienstag, den 16. Februar 1904. Dieses Glatt erscheint täglich (auftcr Sonn- und Festtags) nachmittags für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Griugsprei« t Mark L5 Pta-, durch die Post dnogen 1 Alk. 50 psg. Einzelne Nummern 10 Pfennige. — Gestellungen nehmen nutzer der Trpedition in Lichtenstein, Zwickaurrftrahe 397, alle -kaiserlichen Poftanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. OM" Inserate 'N« werden die fünfgespnltcne Lorpuszeile oder deren Naum mit 19 Pfennigen berechnet. — Annahme der Tnseratc täglich bis spätestens »M' vormittags 1v Uhr. "W» „amtlichen Teil" wird die zweispaltige Zeile oder deren Naum mit 30 Pfennigen berechnet. Für auswärtige Inserenten koket die fünfgespaltene Zeile 15 Pfennige. Bekanntmachung. Vom diesjährigen Reichsgesetzblatt sind die Nummern 1 bis 4 und vom Gesetz- und Verordnungsblatt Stück 8 erschienen. Diese Gesetzblätter liegen während der nächsten 14 Tage in der hiesigen Ratsregistratur zu jedermanns Einsicht aus. Lichtenstein, am l2. Februar 1904. Der Ltadtrat. Steckner, Bürgermeister. Z. Neichsgef etzblatt Nr. 1. Verordnung, betreffend Abänderung der Verordnung über den Urlaub der Reichsbeamten und deren Stellvertretung vom 2. November 1874 und der Verordnung, betreffend den Urlaub der gesarwtschaft- lichen und Konsularbeamten und deren Stellvertretung, vom 28. April 1879. Vom 4. Januar 1904. Bekanntmachung, betreffend die dem Internationalen Ueber einkommen über den Eisenbahnfrachtverkehr beigefügte Liste. Vom 7. Januar 1904. Nr. 2. Bekanntmachung, betreffend den Befähigungsnachweis und die Prüfung der Seeschiffer und Seesteuerleute auf deutschen Kauftahrtci- schiffen. Vom 16. Januar 1904. Nr. 3. Gesetz, betreffend die Feststellung eines Nachtrags zum Reichs haushalts-Etat für das Rechnungsjahr 1903. Vom 25. Januar 1904. Gesetz, betreffend die Feststellung eines Nachtrags zum Haushalts- Etat für die Schutzgebiete auf das Rechnungsjahr 1903. Vom 25. Januar 1904. Nr. 4. Bekanntmachung, betreffend Aenderung des 20 Abs. 2 und der Anlage 8 der Eisenbahn-Verkehrsordnuna- Vom 3. Februar 1904. Gesetz- und Verordnungsblatt Nr. 1. Bekanntmachung, die Lehr- und Prüfungsordnung für die Realschulen betreffend; vom 8. Januar 1904. Nr. 2. V e r o r d n u n g, die von den Standesbeamten für Zwecke der Be völkerungsstatistik zu liefernden Nachweise über Legitimationen unehe licher Kinder durch nachfolgende Ehe, sowie über Scheidungen und Nichtigkeitserklärungen von Ehen betreffend ; vom 29. Dezember 1903. Nr. 3. Bekanntmachung, die Rangstellung der Oberstudienräte und der Studienräte in der Hofrangordnung betreffend; vom 30. Dezem ber 1903. Nr. 4. Bekanntmachung, eine Abänderung der Telegraphenordnung für das Deutsche Reich vom 9. Juni 1897 betr.; vom 31. Dezember 1903. Nr. 5. Bekanntmachung, die Festsetzung des Betrags der für die Naturaloerpflegung der Truppen im Jahre 1904 zu gewährenden Ver gütung betreffend; vom 5. Januar 1904. Nr. 6. Bekanntmachung, Ergänzung und Abänderungen der Hof rangordnung betreffend; vom 11. Januar 1904. Nr. 7. Verordnung, den Verkehr mit Geheimmitteln und ähnlichen Arzneimitteln betreffend; vom 13. Januar 1904. Die Ostasiatische Besatzungs-Brigade sucht Freiwillige. Unteroffiziere und Mannschaften de.: Reserve und Landwehr I, welche hierzu bereit sind und sich zu einer Dienstzeit bis 30. 9. 1906 ver- pslichten, haben sich umgehend spätestens bis 28. Februar dss. Js. beim unter zeichneten Bezirkskommando zu melden, woselbst nähere Auskunft erteilt wird. Bezirks komrnando (Glauchau. Wer LM-WmstMa M hie Herero entnehmen wir dem im evangel. Arbeiterverein ge haltenen Vortrage des Herrn Oberpfarrcc Seidel folgendes: Tas deutsche Schutzgebiet in Südwest afrika, welches im Süden vom Lranjesluß, im Norden vom Kunencfluß begrenzt, westlich vom atlantischen Ozean bespült wird und im Osten in die Wüste Kalahari verläuft, umfaßt einen Flächeninhalt von fast der doppelten Größe des deutschen Reiches. Hinter dem sonnigen, trockenen, besonders im Süden mit zahlreichen Felsblöcken übersäten Küstenstrich erhebt sich terrassenförmig eine Hochebene von ca. 1200 m, die von mehreren Gebirgszügen überragt, im Süden öde und unfruchtbar, in der Mitte reich an grünen Weideplätzen und im Norden von tro pischer Fruchtbarkeit ist. Das Klima ist für Euro päer gesund. Ein großer Mangel ist, daß die meisten Flußläufe nur während der Regenzeit im Frühjahr mit Wasfer gefüllt sind. Der Bod^n birgt an Mineralien Kupfer und Gold, auch spuren von Diamanten. Der mittlere Strich ist zu Viehzucht und Ackerbau, der nördliche zu Plantagenbau ge eignet. Bei gehöriger Kapitalanlage verspricht sich die Kolonie gut zu verzinsen. Die Urbevölkerung des Landes, ca. 200 000 Menschen, besteht in dec Hauptsache aus 3 Völker schaften. In der südlichen Hälfte wohnen sehr zerstreut die N a m as , ein gelbbrauner Holtentotten- stamm von ca. 15 l)OO Seelen, in der Mitte die Hereros, ein Nomadenvvlk mit großem Vieh- reichtum, ca. 110 000 Seelen, im Norden die Owambos , ca. 70 000 Seelen, beides echte Negerstämme. Außerdem wohnen im Lande zerstreut ca. 3000 Buschmänner, die verkümmerten Reste der ältesten Ureinwohner, mehrere tausend Damaras, die von den Hereros ins Gebirge verdrängt worden sind, und 2000 Bastards, Abkömmlinge von Weißen und Schwarzen, welche die übrigen an In telligenz überragen. Die beginnende Kultivierung und Christiani sierung des Landes ist das Verdienst der Rhei nischen Mission. Nachdem schon im Jahre 1806 einige deutsche Missionare vom Süden her in das Land eingedrungen waren, hat die genannte deutsche Missjonsgesellschaft mit unsäglicher Mühe und Geduldsarbeit seit 1840 zuerst die Namas für das Christentum zu gewinnen gesucht und zählt jetzt auf 13 Hauptstalionen (Warmbad, Bethanien, Keet- mannshoop,Gibeon usw) 8123 eingeborene Christen. Bald darauf begann auch die Arbeit an den Hereros mit Anlegung der Stationen Windhuk (jetzt Sitz des deutschen Gouverneurs i, Okohandja und Ltjimbingue. Beständige Kriege zwischen den Namas und Hereros hinderten jahrzehntelang das Missionswerk, bis end lich seit 1870 eine längere Friedensperiode emtrat, in der die Mission auch unter den Hereros tiefere Wurzeln fassen konnte. Jetzt sind daselbst in 11 Gemeinden 44M Hereros gesammelt, seit 1880 be gann ein neuer langdauernder Kamvf zwischen dem Namahäuptling H e n d r i ck Wittboi und den Hereros, der sich noch lauge bis in die Zeit der deutschen Schutzherrschaft hiuzug. Im Mai 1883 hißte der unternehmende Bremer Großkaufmann Lüderitz an dem Hafen von Angra Pcquena die deutsche Flagge und schloß mit mehreren Namastämmen Verträge, durch welche sich diese unter die deutsche Schutzherrschaft stellten. Nach Einsetzung eines deutschen Gouverneurs, Major Francois, gelang im Laufe von 0 Jahren auch noch sämtliche Hcrerostämme und die Owambos unter die deutsche Schutzherrschaft zu bringen. Tie erste Auf gabe des deutschen Regiments war die noch immer fort dauernden Stamme sfehden zu beendigen. Erst dem Nachfolger Francois, dem vortrefflichen Gouver neur Major Leutwein gelang es, den kühnen Hendrick Wittboi nach füufvierteljährigem Kampfe zur Unterwerfung zu bringen, der seitdem ein treuer Anhänger der deutschen Regierung ge worden ist. Nun begann allmählich die wirtschaft liche Erschließung des Landes, für welche der Bau der 1902 vollendeten Eisenbahn von Swakopmund bis Windhuk von großer Bedeutung ist. Bis Ende 1901 hatten sich 686 Farmer, darunter etliche Buren, 719 Handwerker und Arbeiter und 238 Kaufleute und Händler angesiedelt und die Gesamtzahl der Weißen betrug, einschließlich von 860 Beamten und Soldaten, 4635 Seelen. Fast alle ehemaligen Mis sionsstationen sind jetzt zugleich Milstärstationen geworden. Die 4 Hauptgarnisonen der deutschen Schutztruppe sind Windhuk, Okohandja und Oma- ruru im Hererolande und KeetmannShoop im Namalande. Die beginnende Ausbreitung der weißen Be völkerung brachte natürlich allerlei Nachteile für die Schwarzen mit sich. Große Landstrecken wurden ihnen abgenommen. Durch leichtsinniges Borgen gerieten sie in Abhängigkeit von den Händlern, die sich dann wieder durch Landabtretungen bezahlt machten. Vergeblich suchten die Missionare dahin zu wirken, daß den Eingeborenen gewisse unveräußerliche Reseroalgebiete gewährleistet wurden. So brach denn unvermutet am Anfang dieses Jahres der Auf stand der noch größtenteils heidnischen Hereros aus. Major Leulwein befand sich gerade auf einer Straf- expedilion nach dem äußersten Süden, 20 Tage reisen von dem Aufstandsgebiet entfernt, als die Hereros, durch die Entblößung ihres Gebiets von Schutztiuvpen ermutigt, die in ihrer Nähe wohnen den Farmer und Kaufleute überfielen, viele von ihnen ermordeten und ausplünderten, die Stationen Windhuk und Okohandja einschlossen und die Eisen bahn teilweise zerstörten. Glücklicherweise ist dem Leutnant Franke mit der in Omaruru stationierten Kompanie gelungen, die belagerten Orte zu befreien und da nun inzwischen zur Verstärkung der deutschen Schutztruppe 500 Mann mit dem Dampfer Darmstadt in Swakopmund eingetroffen, auch die Rückkehr des Gouverneurs Leutwein aus dem fernen Süden täglich zu erwarten ist, so steht zu hoffen, daß die aufständischen Hereros in kurzer Zeit überwältigt sind. Möge die deutsche Regierung nach der jetzt notwendigen Züchtigung der Aufständischen sich nicht von gewissen scharfmacherischen Kolvnialpolitikern dahin bringen lassen, die Hereros vollständig recht los zu machen und die Früchte der mühsam be gonnenen Kulturarbeit unter ihnen vollends zu ver nichten. Möge es gelingen, auf der Grundlage strenger Gerechtigkeit zwischen Weißen und Einge borenen ein solches Verhältnis hcrzustellen, daß auch die letzteren allmählich an den Segungen deutscher und christlicher Kultur tcilnehmen können! Von unserm Berliner parlamentarischen Berichterstatter. üb. Berlin, 13. Februar 1904. Wahlprüsungen I Dieses Zauberwort wirkt immer anziehend auf unsere Reichsboten ein, und erklärlicherweise namentlich auf diejenigen Parteien, die Grund zu der Befürchtung haben, daß einer der