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Oertliches «ud Söchfisches. Dippoldismalde, 23. Mai I92l. Der gestrige Sonntag bildet einen Markstein in der Geschichte des Turnvereins ,Jahn", konnte er doch an diesem Tage mit dem Anturnen die Weihe seines neuen Turnplatzes verbinden, der, an den Turnplatz des alten Turnvereins grenzend', mit seinem schmucken Gerätehaus einen würdigen und anheimelnden Eindruck macht und so aus sich selbst heraus auffordert zur fleißigen Pflege der Leibesübungen. In der dritten Nachmittagsstunde traf der Zug, an dem auch Mitglieder des hiesigen Brudervereins und Turngenossen aus Obercarsdorf, Seifersdorf und Rabenau sich beteiligten, aus dem geschmückten Platze ein, wo die Herren Stadtrat Riekert und Stadtverordneter Heinrich als offizielle Vertreter der Stadt sich bereits eingefunden hatten. Vor der erhöhten Erdtribüne, von der ernst des Turnvaters Jahn Bildnis herabblickte, nahm man Aufstellung, worauf der Vorsitzende des Vereins, Herr A. Schmidt, das Wort ergriff. Nach herzlicher Begrüßung aller Erschienenen führte er aus, wie der Wunsch nach einem geeigneten Turnplätze schon so lange bestand im Verein und wie er nun durch das Entgegen kommen der städtischen Kollegien und durch fleißige Arbeit und finanzielle Opfer der Vereinsmitglieder so schöne Erfüllung fand. Er dankte der Stadt und allen, die mitgeholfen, aus dem öden Platz eine Turnstätte zu schaffen, feierte in poetischen Worten das Turnen in Jahns Geiste und übergab den Platz mit den besten Wünschen seinem Zweck. Namens des Bezirks beglückwünschte Herr Bezirksvertreter Geißler aus Rabenau den Verein, für die Stadt Herr Stadtrat Riekert, der noch ausführte, weshalb der Wunsch des Vereins nach einem ge eigneten Turnplatz erst jetzt erfüllt werden konnte, weiter aber auch kräftig betonte, wie notwendig gerade jetzt das Turnen für die von dem Kriege und seinen Begleit- und Folge erscheinungen so ungünstig beeinflußte Jugend sei. Er schloß mit dem Wunsche, daß die Turnarbeit auf den, Platze von Unfällen verschont bleibe, daß der Verein seine Jugendmann schaft zu guten Bürgern heranziehe, er selbst aber kräftig weiterblühe. Für den alten Turnverein brachte Herr Rudolf Reichel die herzlichsten Glückwünsche dar, dabei kräftig unter streichend, wie gern man an dem Freudentage des Bruder vereins teilnehme, ja wie heute mehr denn je freundschaft liches Zusammenarbeiten notwendig sei. Seine Ausführungen gipfelten in der Hoffnung, daß dieser Turnplatz werde eine Stätte zur Ertüchtigung und Gesundung unserer deutschen Jugend, eine Stätte der Zucht und guter Sitte. — Aber noch ein Anderes gab diesem Anturnen ein besonderes Gepräge: Die Weihe eines Gedenksteins mit den Namen der im Weltkriege gefallenen Dereinsniitglieder, von einem Mit- gliede, Herrn Göpfert, gearbeitet, inmitten einer wilden Stcingruppe, als Hintergrund eine junge Eiche, aufgestellt. Das Ehrenmitglied des Vereins Herr Jänichen zeichnete in kurzen Strichen, wie die Turnvereine waren eine Vorschule des Soldatenstandes, wie aber eben deshalb bald nach Aus bruch des Weltkrieges die Turnplätze verödeten und oft mit Mühe und Not nur das Jugendturnen aufrechterhalten werden konnte. So habe auch der Turnverein „Jahn" l 5b Soldaten gestellt. Manch stille Träne sei beim Abschied im Auge zer drückt worden. Und leider nur zu begründet sei die Sorge ums Wiedersehn gewesen, denn 18 Mitglieder sollten nicht zurückkehren. Nach der Verlesung der Namen derselben er klang ergreifend eine Strcphe von „Moi genrot". Treues Gedenken gelobte Redner den lieben Gefallenen und schloß mit dem Gelübde für die Vereinsmitglieder, immerdar deutsch zu fühlen, deutsch zu denken und deutsch zu handeln im Geiste Jahns. — Nunmehr trat das Turnen in sein Recht. Freiübungen der Turner und der Turnerinnen folgte ReigeN- turnen usw. Eine ganz besondere Freude wurde den, Verein dadurch bereitet, daß seinem Mitbegründer und Ehrenniitgliede Herrn Hermann Jähnichen in Anbetracht der großen Ver dienste, die er sich um den Verein und damit um die deutsche Turnsache in langen Jahren erwarb, der Ehrenbrief der deutschen Turnerschaft überreicht wurde. Am Abend aber beschloß ein fröhlicher Turnerball, in dessen Verlause die Frauen 200 Mark für Zwecke des Kinderturnens Übergaben, mit seinem Drum und Dran diesen für den Turnverein „Jahn" so wichtigen Tag. — Möchten doch all die guten Wünsche uud Vorsätze — wenn auch nur zu einem Teile — Tatsache werden und so der Turnverein „Jahn" an seinem Teile bei tragen können an der körperlichen und geistigen Gesundung unsres ach so kranken armen Volkes! — RegeS Leben herrschte am Sonnabend und Sonntag auf der Kleinen Aue, dem zukünftigen Turnplätze des Turn- veretnS „Frisch auf'. Am Sonnabend nachmittag wurde nicht ohne Feierlichkeit, zu -er der Gesangverein „Lieder- Kranz' beitrug, der Grundstein zum Geräte- und Unter ¬ kunftshaus gelegt, und bald begann auch das Bauen selbst und wurde am Sonntag fortgesetzt mit einem Eifer, daß die Mauern aus der Erde zu wachsen schienen. Maurer und Handlanger sind die Mitglieder und einige Freunde des Vereins, die für ein „Danke schön' hier schaffen. Eine in den Grundstein eingelegte Urkunde enthält außer städtischem Notgeld, verschiedenen Lebensmittelmarken, einer kurzge- faßten Vereinsgeschichte auch eine fachmännische Berech nung der Gesamtkosten, die entstehen würden, sollte die Arbeit nach Tarif und sollten alle Materialien usw. bezahlt ! werden: 88 000 M. würden aufzubringen sein. Eine Un- ! Möglichkeit für den Verein. Noch manchen Schweißtropfen j wirbs kosten bis zur Platzweihe. Aber dann wirds auch ein schöner Turnplatz sein. — Der Gesangverein Höckendorf unternahm am gestrigen Sonntag in fünf geschmückten Wagen einen Aus flug und berührte dabei in der zehnten Vormittagsstunde auch unsere Stadt. — Ueber die Butterpreise nach Freigabe der Bewirt schaftung ab 1. Juni gehen die Meinungen sehr weit aus einander. Im Großhandel ist man der Ansicht, daß eine wesentliche Erhöhung nicht mehr oder nur für ganz kurze Zeit eintreten wird, um dann, infolge der einsetzenden Kon kurrenz, bedeutend herunterzugehen. Wir werden ja sehen, wer Recht behält. — Wie die Generaldirektion der Eisenbahnen mitteilt, treten am 1. Zuni d. Z. gleichzeitig mit dem neuen Sommer fahrplan auch die erhöhten Personentarife in Wirksamkeit. Schmiedeberg. Tagesordnung zur öffentlichen Sitzung des Gemeinderates Donnerstag den 26. Mai 1921, abends 7 1lhr. Mitteilungen. — 2. Lesung der Zuwachssteuerord nung. — 1. Lesung des 9. Nachtrages zur Gemeindesteuer ordnung. — Verfügung der Amtshauptmannschaft, Um gehungsgebühr der Hebamme betr. — Darlehnsrückzahlung. — Anfrage der Amtshauptmannschaft wegen Beitrags leistung zur Teerung einer Staatsstraße. — Verordnung wegen Anstellung eines Militäranwärters. — Versicherung der Gemeindeamtseinrichtung. — Unterstützungsgesuche. — Ferienpflege für Schulkinder betr. — Wohnungsbauten am Molchgrund betr. — Festsetzung der vorläufigen Gemeinde- grundsteuer. — Festsetzung des diesjährigen Wasserzinses. — Rechnungsprüfung. — Etwa noch Eingehendes. — Hiernach nichtöffentliche Sitzung. Tharandt. Bei einem hiesigen Einwohner wurden acht Zentner weißes Mehl, Grieß und Speiseöl beschlagnahmt. Er ist in einer Dresdner Mühle beschäftigt. Deuben. Der Haushaltplan 1921—22 stand Donnerstag abend erstmalig im Gemeinderat zur Beratung. Er zeigt an Bedarf 4 978 927,21 M., dem als Deckung nur 3 744 684,39 Mark gegenüberstehen, sodaß einFehlbetrag von 1 224 242,82 Mark berechnet würden. Dresden. Am 4. und 5. Zuni wird in den Hallen deS Westflügels des städtischen AusstellungSpalasteS eine große Ziegenschau abgehalten. Sehenswert wird besonders der Teil, der die schönen weißen hornlosen Tiere des Saanen- schlagS zeigt. Für den Laien wird das Probemelken der ausgestellten Tiere interessante Aufschlüffe geben, da Ziegen, die 5—6 Liter Milch geben, heute nicht mehr zu den Selten heiten in Dresden gehören dank der Tätigkeit der großen Dresdner Ziegenzuchtgenoffenschaft. Dresden. Dem Landtage ist eine Vorlage, den Entwurf eines Grundsteuergesetzes betreffend, zugegangen. Die Steuer soll danach nach dem Werte des Grundstückes erhoben werden. Der Wert ist mindestens auf den Betrag zu be messen, der bei der letzten Veräußerung als Preis für das Grundstück erzielt worden ist. Diese Bestimmung findet nicht Anwendung, wenn die Veräußerung mehr als 20 Zahre, gerechnet von dem für die Wertbemessung maßgebenden Zeit punkt ab, zurückliegt, oder soweit der Steuerpflichtige nach weist, daß der Wert des Grundstückes seit der letzten Ver äußerung um mehr als 20 v. H. gesunken ist. Der Steuer satz beträgt für jedes Rechnungsjahr 1- v. H. An dem Er trage der Grundsteuer werden die Gemeinden mit der Hälfte des Aufkommens beteiligt. Die Gemeinden können Zu schläge zur Grundsteuer beschließen. Die Zuschläge dürfen nicht mehr als 25 v. H. der Grundsteuer betragen und müssen für alle Grundstücke gleichmäßig sein. Zur Verzinsung und Tilgung des vom sächsischen Staate zur Förderung deS Wohnungsbaues für die Rechnungsjahre 1921 und 1922 be reitgestellten Betrages von 280 Millionen Mork wird von solchen Gebäuden, die vor dem 1. Zull 1918 fertlggestellt worden sind, ein Zuschlag zur Grundsteuer erhoben. Der Zu schlag beträgt 0,30 v. H. derjenigen Summe, mit der die Ge bäude am 1. Zusi 1914 zur Versicherung bei der LandeS- brandversicherungsanstalt eingeschätzt gewesen sind. Sind die Gebäude erst nach dem 1. Zuli 1914 zum ersten Male zur Landesbrandversicherung eingeschäht worden, so lst für , die Bemessung des Zuschlags die erste Brandversicherungs summe maßgebend. Bei Gebäuden, die am 1. Oktober 1811 noch nicht zur Versicherung bei der Landesbrandversicherungs anstalt — Abteilung für Gebäudeversicherung — eingeschätzt waren, ist der Herstellungswert nach den Preisen vom 1. Zickt 1914 für die Bemessung des Zuschlages maßgebend. DaS Gesetz soll mit Rückwirkung vom 1. April 1921 ab in Kraft treten. — 30 000 M. Finderlohn dürften nicht allzu oft geboten werden. Sie werden ausgesetzt für eine am 18. Mal hier verlorene Brieftasche. Es muß sich doch ein nettes Sümm chen darin befunden haben: vielleicht waren es auch sonstig« Wertsachen. Der Verlierer schweigt sich jedenfalls dar über aus. Coswig. Bei dem am vergangenen Mittwoch nachmittag in der dritten Stunde niedergegangenen Gewitter wurde in Gauernitz ein auf der Weide befindliches Rind vom Blitze getroffen, so daß es sofort abgeschlachket werden mußte. Zwei Rinder wurden durch den Blitz blind. Meißen. Die Fummel, das althlstorische Meißner Ge bäck, dem der Krieg bezw. die Rationierung das Lebenslicht oder die Luft ausgeblasen hatte, ist wieder da. Sie will neben dem neuzeitlichen Porzellangeld, mit dem sie höchstens äußerst zerbrechliche Eigenschaften gemein hat, ihren alten Ruhm erhalten wissen. Die ersten Exemplare dieses charak teristischen Meißner Gebäcks waren während der Feiertage in einer Konditorei zu sehen und die Ueberraschung aus der guten alten Zeit übte ihre Anziehungskraft auf die zahl reichen vorübergehenden Fremden sowohl als auch auf die Einheimischen aus, denn unter den letzteren fanden sich, namentlich unter der jüngeren Generation, eine ganze An zahl, die die Meißner Fummel noch nicht kannten. Bad Schandau. Am Freitag nachmittag stürzte auf dem Kuhstall vom sogenannten Schneidesloch ein junger Dresdner Student ab, der sich zu weit vorgewagt hatte. Er geriet mit dem Kopf in einen Felsspalt, so daß er sich fest klemmte. Die Bad Schandauer Samariter konnten ihn erst nach dreistündiger anstrengender Tätigkeit angeseilt wieder nach oben bringen. Dr. Cartsburg brachte ihm die erste ärztliche Hilfe und konstatierte doppelten schweren Schädel- bruch. Mittels Krankenwagen wurde er nach 9 Uhr mit der elektrischen Bahn nach dem hiesigen Krankenhaus über geführt. Kamenz. Vom 21. bis 23. Mai veranstaltet der Sächs. Bürgermeistertag, e. V., in Kamenz seine diesjährige ordent liche Zahresversammlung. Die Tagung selbst ist im Fest saale der Lessingschule, eine einfache Begrüßung findet in den Räumen der Hutbergwirkschaft statt. Für Sonntag nach mittag ist ein Ausflug nach dem Bad Schmeckwitz und am Montag nachmittag eine Besichtigung der Grube Marga bei Senftenberg (Lausitz) geplant. Die Beteiligung an der Tagung dürfte zahlreich sein, sie ist größtenteils ernster Arbeit und dem Meinungsaustausch gewidmet. Bautzen. Eine Bewegung gegen die polnischen Arbeiter macht sich unter den Bergarbeitern der Grubenwerke an der sächsisch-preußischen Grenze geltend. 3n einer in Welzow stattgefundenen Versammlung wurde fast einstimmig be schlossen, bei den Grubenverwaltungen zu beantragen, daß sämtliche polnischen Arbeiter, Beamten und Schachtmeistcr binnen 14 Tagen zu entlassen sind. Und zwar soll dieser Beschluß in allen Gruben der Niederlausitz durchgefühlt werden. Ferner wird gefordert, daß überall, also nicht nur in den Gruben, wo polnische Arbeiter beschäftigt sind, mit aller Macht darauf ringewirkt werden soll, daß polnische Arbeiter aus den Betrieben entlassen werden. Ausnahmen sollen nur mit den Polen gemacht werden, die ein Grundstück haben. Bernsbach i. E. Bei einem Gewitter sind zwei Personen durch Blitzschlag getötet worden. Der 36 Zahre alte Guks- beflherssohn Max Höfer wurde auf dein Felde aus der Stelle getötet, der 34 Zahre alte Klempner Ernst Friedrich mit Frau und Sohn, die im Walde mit Stöckeroden beschäftigt gewesen, wurden auf dem Heimwege vom Blitz getroffen. Friedrich war sofort tot, seine Frau wurde betäubt, erholte sich aber bald wieder, und der Sohn kam ohne Schaden dävon. . Mittweida. Die neue Wasserkraftanlage für das städti sche Elektrizitätswerk soll in den nächsten Monaten ferti,- gefiellt werden. DaS Gesamtobjekt kostet 7 550 000 M. Von der 6-Millionen-Anleih« der Stadt werden allein 5 150 000 M. für das großzügig« Werk verwandt. Rach WecheritzZeilung Tageszeitung unö Anzeiger siir Dippolüiswalöe, Schmie-eberg U.L Aeltesle Zeitung des Bezirk» Verantwortlicher Redakteur: Daul Helme. — Druck und Verlag: Earl Hebne in DivVvl-t«oaU>«. Nr. 118 Dienstag den 24. Mai IS21 87. Jahrgang hauptmauufchaft 7S Pf», im amtliche« EM w» «« Behörden) die Zeile 200Pf»- «nartaM >M Reklamen 200Pf» RoMOLNtpsk' Vierteljährlich ^.JMK.ohneZu° vrsustvtttrw. »ragen. - Einzelne Nummern LO Pf. — Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 3. Gemeindeverbands-Girokonto Nr. 3. — Postscheck konto: Dresden 12548. Dieses Blatt enthült die amttlche« Bekanntmachurige» der Amtshauptmannschast, des Amtsgerichts und -es Stadtrats zu Dippoldiswalde uw» ejp>» . Schenk :uch<n. u tragen, us zurück. »rten und Dienstag n - Hotel. au» , :2Z rer. tkg. ndengaricr l l. alt, Siegel, motte Nohr- ineum, ii aller «. vdruer fle