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MsdmfferTageblatt Da« Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmanuschust Meitzen, des Amtsgerichts und Etadtrats m Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nassen. für Äüraertum/ Beamte/ Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die8geipatteneSraumzeiie20 Gvldpfennig, die ^grspaltenr Zeile der amUichenDekunntmachungcr. TOGoid- Pfennig, die 3 gespaltene Siediamezeile im teMchen Teile 100 Goldpfennig. Acchweifnngsgel ühr 20 Goldpsennrg. T^or- .-eichriebeneErscheinungs-- ... tage und P'atzvorschriften werden nach Möglichkeit bk N sv k k tl-Sk: Attll A-^lS^rufs Nr. ß berücksichtigl. Anzeigen annahme bis oorm. 10 Uhr ' ' ' - — — Für die Richtigkeit der durch Fernrufubermirtelten Anzügen übernehmet» wir Kerne Garantie. Jeder Sia baNanipruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muh oderder Auftraggeberin Konkurs gerat. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Nationale Tageszeitung für die .Landwirtschaft, D-« »Wilsdruffer TugeblLit- erscheint täglich nachm. s Uhr sül Len gen. Tag. Bezugsxreis -. Bei Abholung in d« Deschäslaftelle und den Ausgabestellen 2 ML. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,3U Mb., bei Postdcstellung , M». zuzüglich Abtrag- gebühr. Einzelnummern lLPsg. AllePost-nst-llen Wochenblatt für Wtlsoruff u. Umgegend Postdotea und unsere Avs- teägcr und Geschäftsstellen . nehmen zu jeder Zeit Bc- »ellnngen entgegen. Im Kalle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht Lein Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung de, Bezugspreises. — Rücksendung cingesaudter Schriftstücke ersolgt nur, wenn Porto beiliegt. Nr.218, 85 JstzrgLKfi. Lrl»gr..Ndr.: ,Arnl-blatt- Wilsdruff-Dresde« Dostlcbkck: Dresden 2640 Freitag, 17. September 1826 Die neuen Ratsmitglieder. Die Ratswahlen in Genf. Ein Protest Uruguays. In Genf wurden am Donnerstag die neuen nicht- tändigcn Natsmitgliedrr gewählt. Der Wahlakt, der ge heim war, bestand im ganzen aus fünf Wahlgäu- ; e n. Aus dem ersten Wahlgang, in dem die neun nicht ständigen Natsmitgliedcr zur Wahl standen, gingen statt irr zu wählenden neun nur acht Staaten als gewählt hervor, so das; ein zweiter Wahlgang für den neunten nichtständigen NatSstaat nötig wurde. Die acht im ersten Wahlgang gewühlten Raatsstaaten sind Kolumbien, Polen, Thile, Salvador, Belgien, Rumänien, Holland und China. Die absolute Mehrheit, die für di- Zuteilung eines nicht ständigen Ratssitrcs entscheidend war, betrug, va im ranzen 4g Stimmen vorhanden waren, 25. Es entfielen "''Adem auf die Tschechoslowakei 23, Persien 2», Por- -imn Irland 10, Uruguay 9, Dänemark, Siam, Estland und .Kanada je 2 Stimmen. Im zweiten die Tschechoslowakei mit 27 von 49 als neuntes nichtständiges Natsmitglicd ge- wählt. Finnland erhielt 11, Portugal 7, Irland 4 Stimmen. Nach der Wahl der Tschechoslowakei zum neunten nichtständigen Ratsmitglied wurde ein S ch r e i b e u vo n Uruguay verlesen, das im wesentlichen auf einen Pro test gegen das Verfahren hinausläuft, mit welchem die Gruppe der latein-amerikanischen Nationen sich von vorn herein aus eine Kandidatenliste aus ihrer Mitte geeinigt und festgelegt hatte. Das Schreiben führt dabei aus, daß sich in diesem besonderen Fall nicht nur darum ge handelt habe, unter sich in unverbindlichen Vorbesprechun gen eine gewisse llbereinstinnnung herbeiznsühren, son dern, daß man unter Ausnutzung des Einflusses dieser Kontinentalgruppe der übrigen Versammlung diese Kan didatenliste als offizielle Liste überreicht und damit ans- gezwungen habe. Als Protest gegen dieses Ver fahren, das zu einer Bildung besonderer Gruppen im Völkerbund sichren niüsse und überdies im vorliegenden Fall eine ganze Reihe zurzeit nicht oder noch nicht im Völkerbund vertretener latein-amerikanischer Staaten präjudiziere, ziehe Uruguay förmlich seine Kandidatur auf einen Natssitz zurück. Im dritten Wahlgange wurde darüber ab gestimmt, welche Mächte für eine Dauer von drei Fahren in den Rat gewählt werden sollten. Die meisten Stimmen, nämlich je 30, vereinigten sich auf Polen, Chile und Oku mänien. Im vierten Wahl gang wurden zu zweijährigen Mitgliedern Kolumbien, Holland und China gewählt, während der Nest der nrcht- ständigcn Natsmitgliedcr, also Belgien, San Salvador »nd die Tschechoslowakei, dein Völkcrbundrat ein Jahr mng angchören, also schon im nächsten Jahr erseht Verden. Polen wiederwählbar. Ein fünfter Wahlgang erwies sich als not wendig, da Polen, wie es nach dem neuen Ratsstatut zu- ässig ist, einen Antrag aus Wiederwählbarkett nach Ab- aus seines dreijährigen Mandats gestellt hatte. Diesem Antrag Polens wurde mit 36 von 48 Stimmen ent sprochen. Auch Deutschland hat für. den Antrag zc- ftimmt. — Der polnische Gesandte in Berlin, O> lszow - ski, ist vom polnischen Minister des Äußern nach Genf berufen worden. * vtk eiMttrttr Wkrtbimarral. Nun herrscht ja bei der Tagung des Rats das sog ,liberum vow", d. h. die Beschlüsse müssen einstimmig zefaßt werden. Das hat seine großen Nachteile — man venke z. B. an das deutsche Bemühen, die Ostgrenzen zu berichtigen oder die Rechte der deutschen Minderheiten im Ausland geltend zu machen u. a. —, hat aber auch große Vorteile sür uns, da wir uns unbequeme Be schlüsse verhindern können. Denn wir sind, durch die Er fahrungen der Jahre belehrt, nicht so optimistisch, zu glauben, daß die Machtkämpfe in der Welt an der Tür schwelle des Völkerbundrats haltmachen werden. Gerade infolge der Vermehrung der Ratssitze werden sich leichter Parteiungen, Gruppierungen bilden und dabei ist be sonders unerfreulich, daß gerade jene zwei Mächte aus- geschieden sind, mit denen wir in verhältnismäßig guten Beziehungen stehen. Weniger erfreulich ist, daß die Kleins Entente zwei Sitze innehat, zusammen mit Polen also der Südosten und Osten Europas sehr reichlich vertrete» ist, während ja von den ehemaligen Mittelmächten nur Deutschland einen Sitz innehat. Bei den gewaltigen Ein flußmöglichkeiten, die gerade dem Völkerbund den ehe maligen Mittelmächten gegenüber zustehen — auch Danzig scheint jetzt unter die finanzielle Kontrolle des Völkerbundes gezwungen werden zu sollen —, erwächst dadurch Deutschland eine große Aufgabe. Unvergessen bleiben die heftigen Anklageivorle, die im vergangenen Fahre der ungarische Delegierte im Völkerbund gegen die Art richtete, in der dieser Bund mit U ngar n Verfuhr. Mit den Wahlen zum Völkerbundrat ist nun auch äußerlich der Kampf zu Ende, der sich an den deutschen Eintritt knüpfte und der auch in der deutschen Innen politik eine so große Rolle gespielt hat. Betrachtungen nach rückwärts gerichtet anzustellen, hat also wirklich keinen Zweck mehr, sondern das Urteil oder die Beurteilung hat sich künftig nur darauf zu beziehen, ob Deutschland im Völkerbund etwas erreicht von den Erwartungen, die es an seinen Eintritt knüpfte. Mil der Neuwahl der nichtständigen Ratsmitglieder im Völkerbund ist ein weiterer Akt des diplomatischen Kampfes in Genf beendet. Aus der durcheinandcrwogen- ven Handlung ist nun dieses Kompromiß entstanden, das nicht bloß die Zahl der nichtständigen Mitglieder des Völkerbundrates um drei vermehrte, sondern auch das Recht der Wiederwählbarkeit schuf, d. h. also den Rat sehr wesentlich hinsichtlich seiner Zusammensetzung veränderte. Deutschland hat sich ja urspünglich unbe dingt gegen jede Veränderung gewehrt, aus politischen Gründen sowohl wie aus dem einfachen Bedenken heraus, daß bei einer Vermehrung der Ratsmitglieder der ganze Apparat viel zu unbehilflich wird; ist doch jetzt jede schranke fortgerissen dagegen, daß nicht jederzeit neue Mit glieder hineingewählt werden können, wenn sie nur ihren wirklichen und vermeintlichen Anspruch recht hartnäckig verteidigen. Die Seuchsngefahr in Europa. Typhus, Cholera, Pest. Nach den amtlichen Mitteilungen sind in Hannover bisher 37 an Typhus Erkrankte an den Folgen dieser Krankheit gestorben. Der Krankenzugang ist dagegen etwas schwächer. Es sind 1259 Personen in Behandlung, 547 Männer, 535 Frauen und 177 Kinder, über die Ursache der Tvvbusevidemie sagt Medizinalrat Freiherr v. Vah- Das verseuchte Hannoversche Wasserwerk Ricklingen. renholz aus Berlin, der an dem Bericht mitgearbeitet bat, der vom Wohlfahrtsministerium herausgegeben worden ist, daß die Feststellung, die Erkrankungen seien durch im Leitungswasser enthaltene Typhuskeime hervorgerufen f worden, vollständig einwandfrei durch Beweise bestätigt worden ist. Paratyphusfälle in Fulda und Umgebung. Wie amtlich mitgetcilt wird, sind in Fulda und Um gebung einige Fälle von Paratyphus festgestellt worden. Die Erkrankten sind sämtlich in dem Landkrankenhaus in Fulda untergebracht worden. Der Typhus in Mähren. In letzter Zeit tritt der Typhus in verschiedenen Orten Mährens in bedrohlichem Umfange auf. Bet »offen sind besonders die Olmützer und die Proßnitzer Gegend. Choleraepidemie in Litauen. Nach einer Meldung der „Litauischen Rundschau" 5"^ Schaulen ist in Seduva die Cholera ausgebrochen. 300 Personen sind erkrankt. Pestfälle in Liverpool. An Berliner amtlichen Stellen sind Nachrichten ein getroffen, wonach in Liverpool zwei Pestfälle vorgekom men sind, von denen einer tödlich verlaufen ist. Die An steckung soll von einem im dortigen Hafen beschäftigten iWächter ausgegangen sein. Um einem übergreifen auf deutschen Boden von vornherein zu begegnen, hat der Reichsminister des Innern angeordnet, daß den aus Liverpool kommenden Schiffen verschärfte Aufmerksam keit zugewendet wird. Leistungen der SeuWen ReWbahnae'eMast Besörderungszahlen aus dem August 1926. Wie die Deutsche Reichsbahugesellschaft mitteilt, sind die Anforderungen an den Gülerwagenpark der Reichsbahn weiter gestiegen. Arbeitstäglich betrug die Mchransorderung durchschnittlich 4800 Wagen, das ist eine Zunahme von 3)4-L- gegenüber dem Vormonat. Diese Verkehrssteigeruug entfällt ' in der Hauptsache aus den wegen des englischen Bergarbeiter ansstandes imincr noch leb hasten Kohlenabsatz, vor allem nach dem Auslände, und in geringerem Umfang aus stärkeren Versand von künstlichen Düngemitteln, Kartoffeln, Getreide und Baustoffen. Die werktägliche Kohlen förderung im Ruhrgebiet überstieg mit 396000 Tounen die Höchstleistung vor dem Kriege <389500 To. im Jahre 1913) um 1,7 Dementsprechend wurden an der Rnhr im August 1926 arbeitstäglich 29 727 Wagen gestellt. Die Abbeförderungen aus Oberschlesien sind hinter den Mengen des Vor monats zurückgeblieben, weil die Ausfuhr nach den Seehäfen um 150 000 Tonnen zurückging. Der Fischverkchr erholte sich. So gingen in Weser münde und in Bremerhaven 163 000 Zentner ein Nm Vormonat 109 700 Zentner). Der Versand von Kali stieg hauptsächlich unter dem Einfluß drohender Preissteigerung um mehr als 50^. Auch der S1 i ck st o s s v e r s a u d gestaltete sich infolge der noch für August gültigen hohen Bezahlungsvergütung reger. Der Versand von Baustoffen war wegen der stärke ren Bautätigkeit lebhafter. Der Personenverkehr ge staltete sich auch im Berichtsmonat weiter lebhaft. Insgesamt wurden im Angust 5155 Züge gegen 5374 im Vormonat über Plan gefahren. Im Monat Juli 1926 betrugen die Einnahmen 110 595 000 Mark, die Ausgaben 400 951 000 Mark. Nack Deckung der entstandenen Ausgabcvcrpflichtungen verblieb ini Juli 1926 erstmalig für das Geschäftsjahr 1926 eine Mehr einnahme, die jedoch erheblich geringer ist als der Über schuß im Juli 1925. Sie dient zum Ausgleich der in schlechteren Verkehrsmonaten entstehenden Mehrausgaben. Die monatliche Zahlnng für den Reparationsschuldverschreibungsdienst wurde geleistet. Beginn des Schröder-Prozesses. Massenandrang zu den Verhandlunzen. 8 Magdeburg, 16. September. Mit besonderm Interesse sah man allgemein dem Beginn des Magdeburger Prozesses entgegen, hatte doch die Mordassär« Helling wochenlang in ganz ungewöhnlichem Maße die Offent- lichkeit beschäftigt. Man erinnert sich noch des Kompetenz- konflikts'zwischen der Berliner und der Magdeburger Krimiual- Polizei und dem Untersuchungsrichter. Damals hatte sogar das Rcichsjustizministerium eingreiscn müssen. Ebenso erregte die wochcnlange Inhaftierung des Großindustriellen Haas großes Aufsehen, dessen Unschuld sich schließlich hcrausstellte. Das große Interesse, das die Öffentlichkeit an dem Mord prozeß Schröder nimmt, äußert sich darin, daß schon mehrere Stunden vor Beginn der Verhandlung große Mcnschenmassen vor dem Gcrichtsgebäude warteten. Ein starkes Aufgebot uni formierter Schutzpolizei hat dauernd zu tun, um die Ordnung rusrechtzucrhalten. Vor der Anklagebank war eine Staffelei mit einer Tafel angebracht, auf der der Plan des Mordhanscs in Groß-Rott mersleben mit der Einrichtung der einzelnen Zimmer ausge zeichnet war. Aus dem Gerichtstisch lagen der Chaufseuranzug Schröders, den seine Schwester vom Blut gereinigt hatte, ein Paket mit dem durchschossenen Schädel sowie mit Knochemeilen des Opfers, deren verkohlte Stellen Zengnis dafür ablegen, daß Schröder zuerst versucht hat, die Leiche seines Opfers zu verbrennen. Geladen sind 31 Zeugen und drei Sachverständige. An einem besonderen Tisch haben Vertreter des preußischen Innenministeriums und des Justizministeriums Platz genom men. Kurz vor Beginn der Sitzung wurde der Angeklagte Schröder von einem Gefängnisbeamten und einem Schutz polizisten gefesselt in den Anklageraum geführt. Der Ange klagte ist auffallend klein und schmächtig. Als Zeugin ist auch seine Braut, Hilde Götze, anwesend. Aus Anordnung des Landgerichtsdirektors Löwenthal wurden dem Angeklagten während der Verhandlung die Handfesseln gelöst. Der Vor sitzende wandte sich dann in längeren Ausführungen an die Geschworenen, in denen er die Eigenart dieses Falles hervor hob, der die Öffentlichkeit in außergewöhnlicher Weise beschäf tigt habe. Nach dem üblichen Zeugenausrus begann dann das Verhör des Angeklagten. Vors.: Sind Sie vorbestraft? Angekl.: Jawohl, wegen fahr lässiger Tötnng mit drei Monaten Gefängnis und wegen unbe fugten Waffenbesitzes. Beide Strafen sind jedoch vorläufig ausgesetzt. Vors.: Ihnen wird zur Last gelegt, einen Menschen, den Buchhalter Helling, getötet nnd dann beraubt zu haben. Ferner sind Sie des Betruges und der Verleitung zum Mein eid an der Hildegard Götze beschuldigt. Wie ist Ihr Leben bisher verlaufen? Angekl.: Ich bin in Groß-Rottmersleben geboren und habe die Dorfschule bis zum Jahre 1917 besucht. Dann biu ich zu einem Schmiedenleister in die Lehre gekommen. 1920 bin ich dann zum Militär gegangen. Dieser Beruf er schien mir sehr interessant und ich meldete mich bei den Magde burger Pionieren, wo ich anch angenommen wurde. Vors.: Weshalb haben Sie denn den Soldatenrock wieder ausgezogen? Angekl.: Weil ich im Oktober 1923 meine Braut, Hildegard Götze, kennenlernte, und weil ich als Soldat doch nicht gut heiraten konnte. Vors.: Sagen Sie einmal, Angeklagter, wes halb ist Ihnen beim Militär ein solch schlechtes Zeugnis aus gestellt worden? Angekl.: Ich bin mit Arrest bestraft worden, Weil in unserer Kompagnie so viel getrunken wurde. Deshalb kam ich einigemal zu spät. Vors.: Sie sollen vor allen Dingen durch Ihre Großmannssucht sich unbeliebt gemacht haben; denn Sie wollten mehr erscheinen als Sie waren. Angekl.: Das möchte ich bestreiten. Ein Grund, die Reichswehr zu verlassen, war sür mich auch der, daß ich dte Handelsschule in Masdebura