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Dresdner Journal : 13.05.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-05-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188205133
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820513
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820513
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-05
- Tag 1882-05-13
-
Monat
1882-05
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 13.05.1882
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W110. Sonnabend, den 13 Mai. 1882. ^do»ok«eot»preli: IM Lrnrrrt»«» Liick»: dLbrlicb: .... 18 LLitrk. ^)Lbrlicl>: 4 Lli^tc öO kk. Lior«to» Kummer»: 10 ks La»»«i-d»Id <ie» d«?vt»ckev Nsictie, tritt?o»t- uod 8tswp8lru»cblL^ biorn. loserateapretze: kür den N»um einer xespittteuea ?etitreNs 20 kk. Unter „Linxessndt" dis 2eils SO l'f Sei ^»beUen- uud Ä^erneittr 50 ^nksebla^. krsedeloen: Italic!» mit ^nsvabme der 8onv- vnd I'eieriLKS »bsod» kur äsn folgenden Zres-nerHoumal. Ioser»1ea»aa»kme »»»Mttri,: r«ixitx: />. Lrandrtetter, (,'ornmi«ionLr äs, Dresdner donrv»I»; Sswdurx L«rU»-Vl«» l^ipiiz b»»«l Sr„l»» rr»»kkurt ». U : I/aa«e-i«tein F s^0A/er, y«rN» -Vi,u kr»x-1.«ip»ix-rr»Lkknrt ». »-Nüncdsn: ü/osee,- LerUn: /n,atid^,danz, Lremen: §ck>/otte,- Sr«,l»n: F §ta»>Aen » Lurean ^adat^),' krsokturr » N: F darAei^-cbe üucktiLndlunx; VSrMi: kr. .Vü//er - »Lunover: <7. §c-ü«»ier, k»rt, N«rU» - kr»llkknr1 8. H Stotlxsrt: Laut^F <7o., S-undurx: ^1d. Lteiner. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. N e r » n 8 x e d e r: LSnisI. kr^edition des Dresdner dourn»!», Dresden, ^viozerstrLss« !ko 20. Ämtlicher Lliril. Dresden, 5. Mai. Mit Genehmigung Sr. Maje stät de« König- ist dem Vorsteher der Gestaltungs branche und Modellirlehrer bei der Königlichen Por- jellanmanufactur zu Meißen, Ernst August Leuteritz der Titel »Professor* verliehen worden. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Freitag, 12. Mai, Nachmittag». (Tel. d. DreSdn. Journ^) Der deutsche Reichstag setzte heute die erste Berathung der Tabakmono. polvorlage fort. In der Debatte sprach sich der Abg. Windthorst gegen da» Monopol, aber für CommlssionLberathung aus. Seine Ablehnung sei nicht ein Ausflug von Mißtrauen gegen die gegenwärtige Regierung, sondern lediglich das Product sachlicher Erwägungen. DaS Centrum sei aus wirthschastlichen Gründen gegen daS Monopol, namentlich weil dadurch die blühende, ausgedehnte Tabakindustrie durchaus vernichtet werde. Redner erblickt in dem Tabakmonopol eine Gefährdung der föderalistischen Grundlage des Reiches Selbst zu Culturkampfzwrcken könne das Monopol bei Verleihung der Posten Mißbraucht werden. Wien, Donnerstag, 11. Mai, AbendS. (Tel. d. Boh.) DaS hiesige Bethaus der polnischen Ju den wurde im Licitationswegr an eine Glasfabrik verkauft und wird nun zu einem Magazin umge baut. Die dort beschäftigten Arbeiter hänselten heute Nachmittag die vielen polnischen Juden, welche dem Umbau zusaben, mit dem Schicksale deS BethauseS. Die jüdischen Hausirer blieben die Antwort nicht schuldig, ein Arbeiter gab einem der Juden einen Schlag, und es kam zu einer Balgerei. Steine flogen hin und her, und eine große Menschenmenge sammelte sich auf dem Platze an. Der rasch herbeigeholten SicherheitSwache ge lang eS, dem Erceffe Einhalt zu thun, bevor der selbe größere Dimensionen annahm. 2 der Ar beiter und 1 Hausirer haben bei der Balgerei leichte Verletzungen erlitten. 3 Hausirer wurden arrrtirt, jedoch nach Aufnahme des Nationales wieder entlassen. Gegen die Betheiligten wird die Strafamtshandlung eingrleitet. Wien, Freitag, 12. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die heutige „Presse" schreibt: Der Stand punkt der österreichischen Negierung zur ägyp tischen Krage ist durch die Ereignisse in Kairo nicht erheblich alterirt. Oesterreich und Deutsch land traten immer dafür ein, daß die ägyptische Angelegenheit als eine europäische Krage zu be handeln und jede Action daselbst nur im Ein- vernehmen aller Mächte zu unternehmen sei. Eng land und Krankreich hätten sich nach einigem Zö gern dieser Auffassung angeschlossen. Oesterreich könne eS nun den Westmächten überlassen, die Initiative zu ergreifen, und sei bereit, Vorschläge eutgegeuzunehmeu. Lemberg, Donnerstag, 11. Mai, AbendS. (W. T. B.) Der StaatSanwalt hat die Anklage gegen zwei der verhafteten Nuthrnrn, den Akade miker Lahol und den früher» Abgeordneten vr. Nauwowicz, zurückgezogen; Beide find anS der Haft entlassen worden. Paris, Donnerstag, 11. Mai, AbendS. W. T. B.) Der Senat hat heute die Handelsverträge mit Spanien, Portugal, Schweden und der Schweiz, sowie die Convention mit England genehmigt. Feuilleton. Nedigitt »on Otto Bauet. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 11. Mai: „Reis-Reiflingen", Schwank m 5 Acten von G. v. Moser. (Frl. Beckmann vom Stadttheater in Stettin, als Gast.) Ein sehr zahlreicher Besuch ist bisher diesem Schwanke getreu geblieben und wird auch noch ferner fein Amüsement bei demselben finden. Die Aufführung, welche schon ansangS eine treffliche war, schien sich, so wert ich sie in dieser Wiederholung gesehen, noch sicherer und behaglicher gestaltet zu haben. Interessant ist eS zu beobachten, wie derartige Stücke leichtesten Genres im Gebiete deS TrivlalamusementS ihr ganz bestimmtes, nur bei den ersten Vorstellungen mit einigen anderen Elementen gemischtes Auditorium haben: man sieht daS an der Dankbarkeit, mit welcher jede» kleine Späßchen, jede stehende Redensart, jeder Kalauer auf« genommen wird. Für diese harmlose, leicht entzünd liche Lachlust, die eigentlich schon verstohlen brennt, ehe das Fünkchen angeflogen kommt und sie zum Hellen Aufflackern bringt, muß e- eine Lust sein, die drama tischen Abendunterhallungen zu besorgen, eine Lust, die außerdem noch gut honoritt wird. In der Rolle der Försterstochter Huberta trat die» Mal Frl. Beckmann als Gast auf. Ihre Er scheinung und Leistung, die beide eine wohlthuende Noblesse haben, wirkten viel günstiger, al» die von Frl. Bäcker«; auch empfiehlt sich der Gast durch an« genehmen Ton, gut gebildete Rede und muntere Laune, Ja der Deputirtenkammer richtete Villeneuve eine Anfrage an die Negierung über die Ange legenheiten iu Aegypten. Villeneuve wünscht namentlich darüber Auskunft, welche» die augenblickliche Lage sei und welche Politik in Bezug auf eine türkische Intervention die maß gebende sein werde. — Der Ministerpräsident de Freycinet kündigt an daß die diplomatischen Schrift stücke über Aegypten der Kammer in etwa 14 Ta;en mitgetheilt werden würden, weist sodann auf die jüng sten Zwischenfälle in Aegypten hin und bezeichnet die Lage als eine ganz exceptionelle. DaS ägyptische Mi nisterium revoltire gegen den Khedive. Frankreich sei bemüht, die Unabhängigkeit Aegyptens so aufrecht zu erhalten, wie sie sich auS dem von den Mächten an erkannten Ferman ergebe; Frankreich werde keinem Schritt zustimmen, der Aegyptens Unabhängigkeit schmälern könne. Die Unabhängigkeit Aegyptens werde Dank dem vollständigen Einvernehmen zwischen Frank reich und England behauptet; daS Einvernehmen zwischen Frankreich und England werde nicht gestört werden. Die Dinge könnten eine Wichtigkeit anneh men, die das europäische Gleichgewicht intereffire; eS sei deshalb nothwendig, sich mit den Mächten über die Regelung der ägyptischen Frage zu verständigen. Von den Mächten werde die präponderirende Stellung Frankreichs und Englands in Aegypten anerkannt; „die Consultirung der Mächte kann uns daher nur eine um so größere Macht gewähren, um allen Even tualitäten entgegenzutreten. Es sind feste und sichere Schrltte nöthig, mit denen man vorgehen muß. Die Action der Regierung wird sich auf der Höhe ihrer Pflichten befinden, und die Regierung nimmt die Ver antwortlichkeit vor dem Lande von vorn Herrin auf sich." Villeneuve dankte dem Ministerpräsidenten für seine Erklärung, womit der Zwischenfall erledigt war. Die Kammer nahm die Gesetzvorlage über die Ausweisung von Ausländern in erster Lesung an. Lom Ministerium wurde eine Creditforde- rung von 3 Millionen für die Organisation mehrerer Dienstzweige in LunlS eingebracht. Die Kammer beschloß, dir brzüglichr Vorlage an eine besondere Commission zu verweisen. London, Donnerstag. 11.Mai, NachtS. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Zn der heutigen Sitzung deS Unterhauses erwiderte vor der Berathung der neuen irischen Bill der UnterstaatSsecretär deS Auswärtigen, Dilke, auf eine Anfrage WolfflS, zwischen England und Krankreich seien heute Mit- theilungen über die Situation in Aegypten aus getauscht worden. Den Hauptgegenstand für die britische Negierung bilde selbstredend der Schutz deS Lebens und EigenthumS der Engländer. Bis jetzt habe der britische Generalconsul in Kairo, Malet, keinen Beistand verlangt. Die Negierung habe die Pforte und dir anderen Mächte über die getroffenen Maßregeln informirt. Der Gesetzentwurf, betreffend die Unterdrückung der Verbrechen in Irland, wurde im Untrrhause vom Staatssekretär deS Innern, Harcourt, vor« gelegt. Durch diesen Gesetzentwurf wird die Bildung von besonderen Gerichtshöfen in den Distrikten, in welchen Unruhen Vorkommen, gestattet. Diefe Gerichtshöfe sollen auS 3 Richtern bestehen und ohne Zuziehung von Geschworenen verhandeln. Die Polizei wird er mächtigt, Haussuchungen vorzunehmen, um nach Mord werlzeugen zu recherchiren, sowie Personen zu verhaf ten, deren Benehmen verdächtig ist; ferner wird die Polizei ermächtigt, Ausländer, deren Anwesenheit für den Frieden in Irland bedrohlich erscheint, zu verhai- ten und auSzuweisen. Dem Vicekönig wird gestattet, Eigenschaften, die noch viel befriedigender ansprechen würden, wenn damit mehr beweglich? Leichtigkeit im Spiel, mehr echt soubrettenhafter Reiz jugendlicher Keckheit verbunden wäre. Auf der Bühne kann nicht immer Jung sein, was hier vorhanden ist, die Wirkung der jugendlichen Erscheinung hervorbiingen. Das Vor handensein der letztern läßt die besten Soubretten zu hohen Jahren kommen und zwar aus dem Theater. O. B. Am Ufer der Mulde. Novelle von H. Engelcke. (Fortsetzung.) Der Siedemeister war ein recht wohlhabender Mann, der gern und überall half, aber hier zog er doch die Stirn in Falten. „Ist mir eigentlich nicht recht", fo begann er, „der Lorenz ist ja em fleißiger ordentlicher Mann, aber — ich kenne ihn von Jugend auf — ein verschlossener, finsterer und jähzorniger Charakter. Sieh, Meta, daS ist seine zweite Frau, die er jetzt hat, d,e erste stürzte sich vom Factor stein in die Mulde. Sie war unheilbar krank, hatte drei Kinder, die Wirtschaft ging zurück. So brav die Frau war, so schwach war sie. Er war hart, grausam, schalt und schlug, da gab sie sich selbst den Tod. Ich weiß noch, wie wir die Verschwundene suchten und wie er sie selbst sand an einem Weiden- strauche hängend. Kein Wort der Klage, keine Thräne hatte er sür die Aermste, kein Wort de» Danke«, daß sie b,S zum letzten Augenblicke sich geplagt und ge arbeitet hatte, so viel sie vermocht. Gieb acht, rch kenne ihn, viel Dank wirst Du auch nicht ernten." ein summarisches Verfahren einzuschlagen, geheime Ge- sellschasten, sowie unerlaubte Versammlungen und auf reizende Journale zu unterdrücken. Die Dauer der Bill wird auf 3 Jahre festgesetzt. Harcourt fügte hinzu, der Gesetzentwurf, betreffend die Regelung der Frage deS rückständigen Pachtzinses, werde demnächst vorgelegt werden — Northcote erklärte, die Opposi tion wolle der Regierung ihren vollen Beistand leihen; aber die Verantwortlichkeit für die Handhabung der Bill müsse der Regierung bleiben. — Forster billigte den Gesetzentwurf. — Parnell und Dillon beklagen lebhaft den strengen Charakter der Bill, welche noch vollständiger fehlschlagen werde, als daS gegenwärtige ZwangSgesetz. Die Bill wurde schließlich iu erster Lesung mit 327 gegen 22 Stimmen angenommen. Die Sitzung wurde hierauf vertagt. Parnell erbat sich infolge erhaltener zahlreicher Drohbriefe in London besonderen polizeilichen Schutz. Unweit Ballina wurde heute Abend auf einen Pächter namens Barret geschossen, als derselbe in seine Wohnung eintrat. Die Verwundungen find tödtlich. Barret hatte ein Pachtgut übernommen, dessen früherer Inhaber ermittirt worden war. Sl. Petersburg, Kreitag, 12. Mai. (Tel.'^d. DreSdn. Journ.) Das „Journal de St. PöteGbourg" coustatirt, daß die Nachrichten auS Bulgarien stark übertrieben seien. Nichts Außer- ordentliches habe sich im Kürstenthumr zugetrageu. Wenn die Lage Befürchtungen eivgeflößt hätte, so würde der Kürst da» Land nicht verlassen haben. Dasselbe Blatt meldet: Ueber die Situation in Aegypten findet ein lebhafter Meinungsaus tausch unter allen Großmächten ohne Unterschied Statt. Kairo, Donnerstag, 11. Mai. (Reuter's Office.) Die Beziehungen der englischen und französischen Generalcontrolrure mit dem ägyptischen Ministe rium find abgebrochen worden. Die Controleure wohnten dem gewöhnlichen Ministerrathe heute Nachmittag nicht bei, obgleich sie von ihren Ne gierungen noch keine Instructionen erhalten hatten. Die diplomatischen Agenten Frankreichs und Eng lands erwarten ihre Instructionen ebenfalls noch. Man meint, die ägyptischen Minister rechneten auf die Unmöglichkeit einer Verständigung zwischen den europäischen Mächten und der Pforte und vertrauten darauf, daß die Notabeln ihr Vorgehen gutheißen werden. Dies gilt jedoch in diploma tischen Kreisen für zweifelhaft, wenn nicht etwa die Notabelnkammer durch die Armee eingeschüch- tert wird. Die Minister sollen ihre Taktik ver ändert haben; nachdem sie der Intervention der Türkei offen opponirt und den Khedive Tewfik beschuldigt haben, die Rechte, welche Aegypten durch verschiedene KirmanS der Pforte erlangt habe, preisgegeben zu haben, sollen sie jetzt Vor schlägen, von der Notabelnkammer zu verlangen, daß dieselbe wegen der Negierungsunfähigkeit deS Khedive eine Petition au den Sultan richte. (Vgl. die „TageSgejchichle".) Dresden, 12. Mai. UeberauS bedeutsam sür die Entwickelung der Be sitzungen Frankreichs an der afrlkamschen Mittelmeer küste ist die von der französischen Regierung beabsichtigte Bewässerung des durch die Schotts bezeichneten, tief gelegenen Landstrichs im südlichen Theile der Regent schaft Tunis und der Provinz Constantine durch die Herstellung eine- afrikanischen Binnenmeeres. Daß dort ehedem Meer gewesen ist, steht außer Zweifel; „Vater", fagte Meta, die still und nachdenkend zugehört hatte, „ich hätte wahrlich das Gegentheil ge glaubt. Ich weiß, wie er während seiner Krankheit immer nur von den Seinen sprach, und was aus ihnen werden sollte, wenn er stürbe, wie er Nagte, daß die Kleider der Kinder zerrissen seien, daß die MiethS- zahlung an das Rentamt zu Johannis bevorstände, daß er mit Frau und Kindern auf die Straß: ge worfen werden würde. Die Noth ist gar zu groß!" „Gut, gut, mein Kind", entgegnete der Siede meister, „hier hast Du 10 Thaler, gieb ihm zurrst die Hälfte und verwalte die andere, sage ihm, mit der Wiederbczahlung habe es Zeit, biS er ganz kräftig und gesund sei." Meta eilte zu Lorenz, traf aber nur dessen Frau; der Mann war auf ärztliche Anordnung in den Wald gegangen, um Waldluft zu genießen. Sie händigte der hoch erfreuten Frau 5 Thaler aus und begab sich wieder auf den Rückweg. Hier begegnete sie Anna mit Pluto und beide Mädchen wanderten nach dem Factorsttlne. Sie setzten sich aus eine Bank neben dem Stein und blickten hinunter in die Aue. Er war Anfang Mai und eS duftete und blühte ringsum. DaS zeitige Frühjahr hatte die Knospen deS Flieder» entfaltet. Mehr und mehr begann ,s zu dunkeln, auS dem Flusse stieg weißer Nebel zu den Höhen empor in einem langen, sich krümmenden, dem Schlängellauf de» Lasier» entsprechenden Streifen. „Sieh", fagte die etwa» furchtsame Meta, indem sie sich dicht an die Freundin schmiegte und ihre Hand aus Plu'o'S Kops legte, „dort unten, sagt mein Vater, wo die Mulde die Krümmung macht, dort hat man doch nahmen unsere Geographen bisher an, daß jene Bodensenkung nicht bis unter den Wasserspiegel de» MittelmeereS herabgesenkt sei, mithin auch nicht von dort auS bewässert werden könne. Französische In genieure vertreten dagegen die entgegengesetzte Meinung und stützen sich auf die Ergebnisfe mehrjähriger, in den betreffenden Gegenden im Laufe der letzten Jahre au»- geführter VermesiungSarbelten. Diesen Ausnahmen zufolge würde eS nur der Herstellung eine» Durch stichs von geringer Länge nördlich von Gäbe- bedürfen, um da» Einströmen der Gewässer deS MittelmeereS au» der kleinen Syrte in da- Schott - el - Dscherid zu veranlassen. Von dort auS würde sich da» Meer wasser sodann nach dem Schott-el-Melghir, sowie von dort au» südwärts bis Tugurt und Temassin verbrei ten. Da« auf diese Art geschaffene Binnenmeer würde mithin von Gabes bis zum 6. Grad östlicher Länge (von Greenwich) reichen und den südlichen Theil der Regentschaft Tunis, sowie daS anbaufähige Land in der Provinz Constantine von der Wüste scheiden. Wenn dieses Unternehmen ausführbar sein sollte, so würde dasselbe nicht allein in militärischer, sondern vielmehr noch in handelspolitischer Hinsicht wichtig werden. Tunesien und die Provinz Constantine wür den gegen fernere Einfälle der m der großen Wüste lebenden Araber mit einem Schlage völlig sichergeftellt und in ihrem südlichen, bisher noch nicht cultivirten Theile dem Anbau europäischer Ansiedler erschlossen. Daß die Herstellung deS Binnenmeeres auch in meteoro logischer Hinsicht von großem Einfluß sein würde, steht nicht zu bezweifeln; ebenso müßte der Colonisation jene» Landstrichs die direkte Wasserverbindung mit den euro päischen Hafenplätzen sehr zu Statten kommen. Ende vorigen MonatS veröffentlichte da» „Jour nal oificiel" einen sehr interessanten Bericht de» Con« seilspräsidenten de Freycinet an den Präsidenten der Republik über die Herstellung deS afrikanischen Bin- nenmeer?S, welche im Principe nach dem Projekte de» Majors Roudaire vom Ministerrathe angenommen worden ist. Danach soll im Süden Algeriens in der Regentschaft TunlS ein Wasserbecken geschaffen werden, dessen Fläche 17 Mal so groß ist, als die deS Genser SeeS, und welches mildem Meere durch einen 240 langen Canal, der in den Golf von GabeS mündet, rn Verbindung gebracht wird. Zur Herstellung diese» Beckens werden die natürlichen Bodenvertiefungen dienen, welche unter dem Namen der Schotts von Rharsa und von Mel-Rn bekannt und in Wirklichkeit nur früher auSgetrocknete Salzseen sind, so daß sich die Menschenarbeit auf die Anlegung deS Verbindung«» canaleS mit dem Meere beschränken wird. Dieser Ca nal wird übrigen« schon sür sich allein ein sehr bedeu tendes Werk bilden, da er bei einer Tiefe von min destens 10 m an der Oberfläche eine Breite von 100 m erhalten soll. Die Herstellungskosten werden keine außerordentlichen sein, da man während der Zeit mehrerer Jahre, welche die Füllung deS Becken» bedarf, den Lauf deS Wassers vom Meere in den See bei den LanalerwelterungSarbeiten auf höchst vortheil« haste Weise benutzen kann. In der gegenwärtig ganz wüsten Gegend wird durch die vom Wasserbecken und dem Canal ausgehende Frische ein mehr oder weniger ausgedehntes Terrain für die Cultur gewonnen wer den. Fischereien und Salzwerke sollen hergestellt und so schon durch die natürlichen Produkte allem die Herstellungskosten weitaus gedeckt erscheinen. Einige behaupten sogar, daß daS Klima der umgebenden Sa hara eine vollständige Aenderung ersahren werde. In politischer Beziehung macht man geltend, daß da» innere Meer und der Canal „eine Barriäre gegen die Barbarei", nämlich ein fast unübersteigbareS Hinder« niß für die räuberischen Nomadenstämme der Sahara und TripolitanienS bilden wird. Auch würde hier der französischen Handels und Kriegsmarine rin wunder die erste Frau deS Steiger» Lorenz im Wasser ge funden!" „Gewiß", entgegnete Anna, „ich war selbst zugegen, al» die Bergleute sie herauSzogen, am Ostermontage vor drei Jahren!" „Vor drei Jahren und Du warst dabei? Weshalb erfahre ich denn jetzt die Geschichte erst?" „Du lagst schwer an den Masern, und Deine selige Mutter verbot, eS Dir zu erzählen, und als Du wieder besser wurdest, kam ja der Krieg, und in seinen Wirren wurde so Manches und auch diese Sache ver gessen." „Schrecklich, hier herunter vom Stein in die Tiefe!" - „Glaubst Du daS?" entgegnete Anna, „ich glaube eS nicht und habe eS nie geglaubt. Dort unten liegen ja die großen scharfen Steine, und aus dem Abhang ragen die alten Wurzeln hervor. Sie hätte daran hängen bleiben oder sich unten zerschmettern müssen, denn die Mulde war zwar groß, aber da« Wasser reichte doch nicht biS an die Steine. Al« die Nach richt sich verbreitete, sie se« gefunden, eilten wir olle zur Stelle. Sie lag schon am Ufer, so blaß und bleich, wie sie immer au-gesehen hatte, aber nirgends, wider am Kopfe, noch an den Händen war eine Verletzung vorhanden, ebensowenig ein Riß in ihrem Sonntag«- kleide, da» sie trug." „In ihrem Sonntagskleid« hat sie sich " „Ja, ich wunderte mich auch darüber, sie war so arm und so sparsam, und da» Klcid war nun ganz verdorben, aber e» war ja das Osterfest." „Wo soll sie denn ab«r in daS Wasftr gegangen sein?"
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