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MsdmfferTagMtt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ für Bürgertum/ Beamte/ Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die «gespaltene SiaumzeUe 2VRxsg.. die 1 gespaltene Keile der amtlichenBebamumachun«-» MReich». psennia, die «gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. NachweisungsgcdLhr LV Reichrpsennige. Var, geschriebene Erscheinung-, . .. tag« und Pladnarschriftrn werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeige», annahmcdis nnrm.loUdr. — Für die Richtigkeit der durch FcrnrufübermittellcnAnzcigen übernehmen wir keine Garantie. IederRadattanspruch erlischt, wenn derBetrag durch Klage eingezogen werden muß oderderAnftraggeberinKonkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Das »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. 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Jahrgang Telegr.-Adr.: »Amtsblatt- Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Menschen, nicht Maschinen. , »Vater sein" — das ist zu einem überaus ernsthaften Problem geworden. Denn jeder Vater, dessen Sohn die Schule verläßt, um in das Leben zu treten, weiß ein bitter ernstes Lied davon zu singen, von welch großen Schwierig keiten dieser Schritt in das Leben hinein begleitet ist. Jeder Vater kennt das bitter genau und bitter genug, was man als den „Unfug des Berechtigungswesens" laut und ost bezeichnet hat, an dem aber leider herzlich wenig geändert wird. Das bittere „Schuhmacherlehrling mit Abiturientenexamen" ist natürlich eine maßlose Über treibung, aber einen gewissen Kern der Wahrheit enthält es doch. Zu allerletzt sind aber die Behörden berechtigt, Worte der Mahnung von sich zu geben gegen dieses Un wesen des Berechtigungszwanges, weil bei der Annahme von Anwärtern für die Beamtenlaufbahn genug gesündigt wird und bei der Besetzung höherer Beamtenstellen »Außenseiter", also Männer ohne vorgeschriebene „Be rechtigung" Verwendung finden. Weil man mit Recht von der Ansicht ausgehl, daß für Leistung und Können das Leben selbst, die Praxis, die — Persönlichkeit ent scheidender ist als das Examen, die Berechtigung allein Wenn Amerika zur führenden Weltwirtschaftsmacht ge worden ist, fo liegt der Grund hierfür letzten Eudes auch darin,.daß man niemandem durch den Bcrechtigungszwang den Weg nach oben versperrt Man kann natürlich hier nicht das ganze Problem der „Vorbildung" erörtern und z. B. darauf Hinweisen, daß unser Schulwesen schon stark unter dem Zeichen einer sehr weitgehenden Zersplitterung steht, die dem Schüler oft genug die Verwertung seiner Anlagen aus Grund der „Berechtigung" fast zum Glücksspiel macht. Was aber — volkswirtschaftlich gesehen — in Deutschland brenncndstcsProblem ist, das ist nicht diie„Qualifikation", sondern die „Qualifizier ung", deutlicher und deutsch gesprochen: der qualifizierte Arbeiter. Ihm war es zu verdanken, daß sich das „Naäe In Oeriunn^" die Welt eroberte, und nur ihm wird cs heute, in der Zeit schwerer wirtschaftlicher Not, aus einer schmal gewordenen Rohstoffbasis und unter dem Druck großer Sonderlasten, auch wieder zu verdanken sein, wenn dieses „Nacks in 6sr- mrm7" sich sxjne Wcltstellnng zurückerobcrt. Der preußische Handelsminister Dr. Schreiber hat sich in seiner Etatsrede besonders eingehend mit dieser Frage bester fachlicher Ausbildung beschäftigt, will dabei stärker als bisher Männer der Praxis, „Meister" ihres Berufes herangezogen wissen für die Berufsaus bildung des Heranwachsenden Geschlechts. Denn der „Mann am lausenden Band" ist es nicht, der letzten Endes die Spitzenleistungen des wirtschaftlichen Produktions fortschrittes vorbereiet oder herbeiführt, sondern jener Mensch, der nicht der Maschine, dem vielmehr die Maschine dient. Stärker noch als die Wissenschaft verlangt die Technik eine immer weitergehende Spezialisierung und in ihr ist der universal gebildete Mensch glattweg zur Unmöglich keit geworden. Darum hat das „FürdasLebenlernen" auch einen viel ernsthafteren, man möchte sagen: drohen deren Sinn erhalten. Der Kampf ums Dasein ist — zum Weltkrieg geworden und man kann diesen Vergleich auch nach der Richtung hin ausweiten, daß in diesem Krieg ebenso wie einst im Ringen auf blutiger Walstatt der „qualifizierte" Soldat deu Sieg an sich reißt. „Nen not moasuro«", ins Deutsche von heute übersetzt: Menschen, nicht Maschinen sind die Kämpfer in diesem Ringen, bei dem ebenso wie einst die Initiative, das Drausgehen dock? der geistigen Sprungkraft des einzelnen anheimgestellt ist. Diese „Sprungkrast" dem Heranwachsenden Menschen zu geben, sie auszubilden, ist ja Aufgabe der Schule, Pflicht des Staates seiner Jugend gegenüber. Man mag das auch in die Forderung kleiden, daß auch dem oben zitierten „Schuhmacherlehrling" so viel an Wissen und Bildung auf den Lebensweg mitgegeben werden muß, als dies nur möglich ist. „Berechtigung" also, als Zeugnis über dieses Wissen und diese Bildung, soll sein und muß bleiben, darf aber nun nicht — jedenfalls weniger, als das heute der Fall ist — dasalleinEntfcheidende für diesen Lebensweg sein. Immer wieder muß unter strichen werden, wie notwendig cs ist, den jungen Menschen aus eine möglichst hohe Stufe der All gemeinbildung zu stellen — ihn sogar auch in den Schmelzofen der Examina, der „Berechtigung", zu schieben, kann, nein: muß die Rüstung für den Kampf ums Dasein schmieden. Aber auch hier kommt es doch letzten Endes auf den Menschen an, der sie trägt, und wer die Reihe der deutschen Technikerfürsten des vergangenen Jahrhunderts hinunterblickt, wird schnell feststellen können, daß gar manchem von ihnen jegliche „Berechtigung" fehlte. Die haben sie sich erst im Leben durch die Leistung geholt. Und noch längst ist Fausts Sinnieren über den Anfang der Bibel nicht veraltet, ist sein Hinweggehen über das „Im Ansang war das Wort" berechtigt, und es bleibt heute mehr denn je tiefste Warheit: „ImAnfangwar die Tat." iMSrdert die Ortspresse » Die Sozialversicherung Gewerkschaften gegen Reichsregierung Einmütige Auffassung. Bei dem auch für 1930 fast zweifellos eintretendeu Fehlbetrag für die Arbeitslosenversicherung ist in letzter Zeit der Plan erwogen worden, die ausfallenden Sum men durch gesetzliche Maßnahmen den übrigen Zwangs Versicherungseinrichtungen zu entnehmen und so eine einstweilige Sicherstellung der Anforderungen für die Arbeitslosen herbeizuführen. Dagegen erscheint nun ein gemeinsamer Aufruf der großen Gewerkschastsver- bände, der die Idee als unausführbar ablehnt. Unter zeichnet ist die Entschließung: Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund, Allgemeiner freier Angestclltenbund Deutscher Gcwerkfchaftsbund, Gewcrkschaftsring Deutscher Arbeiter-, Angestellten- und Beamtenvcrbände. Zum Eingang heißt es, wie bekanntgeworden sei. bestehe im Reichsfinanzministerium die Absicht, das zu erwartende Defizit der Arbeitslosenversicherung für das Geschäftsjahr 1930/31 durch eine Zwangsänleihc bei den Landesversicherungsanftalten und der Reichsver stcherungsanstalt für Angestellte zu decken. Schärfsten Protest müßten die Gewerkschaften gegen diesen Plan erheben, denn dieser sogenannte „Gefahrenausglech" innerhalb der Sozialversicherung würde nichts anderes bedeuten als eine Übertragung der Lasten, die in Zeiten besonderer Arbeitslosigket nach dem Gesetz und nach den Grundsätzen einer gerechten Sozialpolitik die Allgemeinheit zu tragen hat, auf ganz anderen Zwecken dienende Versicherungs träger E°':e Gefährdung der unmittelbarsten Aufgaben dieser Anstalten und eine weitere Aushöhlung des gerade von ihnen befruchteten Banmarktcs, damit eine weitere Einschränkung der Arbeitsmöglichkeiten, würde die unaus bleibliche Folge sein. Eine bei weiterer Verschlechterung des Arbeitsmarktes eintretende Verzögerung des Rück zahlungstermins würde die gesamte Sozialversicherung in ihren Grundfesten erschüttern und für die Arbeits losenversicherung insbesondere zu einer neuen bedroh lichen Krise führen. Keine Beruhigung der Oeffenitichkeii. Nicht Sanierung der Arbeitslosenversicherung und Beruhigung der Lssentlichlcit, sondern Gefährdung der gesamten Sozialversicherung und neue Hetze gegen die Arbeitslosenversicherung würde das notwendige Erqeb- nis sein. Die Gewerkschaften erklären daher als ihre einmütige Auffassung, daß, soweit die Sanierung der Arbeitslosen versicherung nicht durch eine von ihnen für tragbar ge haltene Beitragserhöhung erfolgen kann, auf die Hilfe des Reiches zurückgegriffen werden muß." ; V Giühung -es Roggenprerses. Noch keine bestimmten Pläne. Wie von verschiedenen Seiten bekannt wird, beab sichtigt der Reichsernährungsminister, mehr als 100 00!» Tonnen Roggen aufzukaufen, um dieses Getreide durch Aufspeicherung aus dem Markt zu ziehen und so eine Er lcichterung auf dem deutschen Roggenmarkt zu schassen. Die dazu notwendigen Gelder im Betrage von 20 Mil lionen Mark sott der Rcichsernährungsrninister bereits beim Ncichskabinett angefordert haben. Natürlich müßte zunächst das Reichskabinett seine Zu stimmung geben. Die Durchführung soll so gedacht sein, daß der einzulagernde Roggen von berufenen Stellen ge kauft wird und beim Verkäufer liegenbleibt, so daß er bis zu einem geeigneteren Zeitpunkte vom Markte fcrngehaUen Würde. Von anderer Seite wird gemeldet, cs schwebten auch uoch andere Pläne, um den Noggenpreis zu festigen. In Börsenkrcisen schenkt man den Plänen und Ecwägun gen des Reichsermährungsministers größte Beachtung. Es ist erklärlich, daß über die beabsichtigten Maßnahmen des Rcichscrnährungsministers die verschiedensten Ge rüchte im Umlaus sind. Das Eiergsseh. Kennzeichnung der Auslan. dseier. Wie die Landwirtschaftliche Wochenschau erfährt, wird im Reichsernährungsministerium seit geraumer Zeit ein Gesetz zur Regelung des Verkehrs mit Eiern vorbereitet, dessen Zweck der Schutz und die Förderung der einheimischen Eiererzcugung ist. Inhaltlich soll sick das Gesetz im wesentlichen mit drei Fragen beschäftigen Einwandfreie Kennzeichnung der Kühl Haus ei er die heute vielfach als Frischeier angeboten werden Kenuzeichnung der Auslandseier und Standar disierung der einheimischen Eier. Die Regelung dieser Frage nimmt aber noch geraume Zeit in Anspruch' das Gesetz kann frühestens im Frühsommer zur Erledi gung kommen. Deshalb wird angesichts der kritischer Lage auf dem deutschen Eiermarkt ein Sosortpro gramm durchgeführt, das vom Reichsausschuß für Ge flügel- uud Eiervcrwertuug im Einvernehmen mit dem Reichsernähruttgsministerium und mit dem Deutscher Landwirtschaftsrat aufgestellt ist. Angriffe gegen den Reichsernährungs minister. Das schwedische Viehkontingent. In der Bayerischen Volksparteikorrespondenz richtet Landesökonomierat Kropp-Würzburg, der Führer des Christlichen Bauernvereins in Unterfranken, Angriffe gegen den Reichsernährungsminister Diet rich. Es wird darauf hingewiesen, daß der erhöhte Viehzoll sich auch auf das neue deutsch-schwedische Handelsabkommen auswirken sollte. Zur allgemeinen Überraschung sei aber deu Schweden ein Kontingent von 7000 Stück Vieh zur Einsuhr nach Deutschland zu einem verminderten Zoll zugestanden worden. Von dieser Begünstigung würden mindestens drei Länder durch die Meistbegünstigungsklausel Vorteil haben, so daß mit einem Viehkontingent von 21 000 Stück ge rechnet werden müsse. Nm so mehr habe es auffallen müssen, daß auf Veranlassung des Reichsernährungs ministers Dietrich der Präsident der Badischen Landwirt schaftskammer, Graf Douglas, Hals über Kopf uach Schweden geschickt worden sei. Graf Douglas habe per sönliche und wirtschaftliche Interessen in Schweden. Er sei Kammerherr des schwedischen Königs und außerdem habe er auch noch Besitzungen in Schweden. Der Reichs- ernührungsminister sei Pächter des Grafen Douglas; denn Dietrich hat vom Grafen Douglas einen Hof ge pachtet. Die Landwirtschaft -müsse verlangen, daß zur Vertretung ihrer Interessen Sachverständige ernannt' werden, die unabhängig seien von eigenen und wirtschaft lichen Interessen. Zn diesem Angriff teilt Reichsminister Dietrich u. a. folgendes mit: „Es ist richtig, daß ich von dem Grafen Douglas ein Gut gepachtet habe. Was das aber mit der Entsendung des Grafen Douglas nach Schweden zu tun haben soll, ist mir gänzlich unerfindlich. Noch iveniger vermag ich zu erkennen, daß aus diesem Pacht verhältnis ein schwerer Vorwurs gegen mich ab geleitet werden könnte. Sollte aber der Hinweis auf das Pachtverhältnis den Zweck haben, die Meinung hervor ¬ zurufen, als ob ich Anlaß hätte, den Grafen Donglas zu bevorzugen, um irgendwelche Vorteile von ihm her auszuschlagen, so muß ich allerdings jeden, der etwas derartiges aussprcchen würde, als einen infamen Perlen m der bezeichnen." Da-en-Würiiemöerg.' Die V e r e i n i g u n g s p l ä n e. Im Badischen Landtag wurde bei Beratung des Vor anschlages des Ministeriums des Innern von verschiede nen Rednern die Frage der Vereinigung Badens und Württembergs angeschnitten. Dazu äußerte sich Innen minister Wittemann. Nachdem er sich als Anhänger eines gesunden Föderalismus' bekannt hatte, sührte er u. a. aus: Sie dürfen nicht von mir verlangen, daß ich das Innere meines Herzens herauskehrc, nachdem über die Rede des Ministers Remmele solcher Staub aufgewirbelt wurde. Ich möchte nur sagen, daß im Interesse Badens die Vereinigung mit Württemberg in einem gegebenen Zeitpunkt und unter gegebenen Umständen geboten sein dürfte. Nun ist es aber nicht so, daß wir einen Fuß fall tuu müßte«, damit uns Württem''crg ausnimmt. Das badische Land hat Werke kultureller und wirtschaftlicher Art genug, die auch unserem württembergischcu Nachbar begehrenswert erscheinen können. Schließlich läßt sich auch das Verhültuis zur Psalz schiedlich und friedlich nach dem Grundsatz eines einheitlichen Wirtschaftsgebietes regeln. Abgeordneter Poul Levi gestorben Ein tragischer Tod Berlin, 9. Februar. Der sozialdemokratischc Reichstagsabgeordnete Rechtsanwalt Dr. Paul Levi ist, wie die Berliner Blätter melden, Sonntag morgen unter tragischen Umständen gestorben. Levi, der vor einigen Tagen an einer Grippe erkrankte, mußte sich mit einer hin zugetretenen Lungenentzündung zu Bett legen. Seit