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Arlserate werden angenommen: »i, Abend» S.Sonn- Sa,» bis Mittag» ir Uhr: Martenstraste 13. Unzeig. in dies. Blatte Anden eine erfolgreiche Verbreitung. Auflage: 18,000 «rempla«. «glich stütz 7 Uhr. Abs»«e«e»t: viertel jährlich 70 Ngr. bei unentgeldlicher Lie ferung iu'I Hau«. Durch die «Lnigl. Post vierteljährlich 72 Ngr. Einzelne Nummern 1 Ngr. Anseratenpreise: Für den Raum einer gespaltenen Zeile; 1 Ngr. Unter „Einge sandt- die Zeile 2 Ngr. Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Tageblatt für Mitredacteur: Theodor Arabisch. Druck und Eigachnm der Herausgeber: A t epslh st Nktlhardt. — Verantwortlicher Redakteur: Julius Net Hardt. Dresden, dm 29 August. — Wir hören, daß Sc. Maj. der König von Sachsen «ach wie vor zahlreiche Aufwartungen der zum Besuche ihrer beim königl. sächs. Heere stehendm Angehörigen nach Wien ge reisten Sachsen empfängt. — — Seit dem vorgestrigen Tage befördern alle im König reiche Sachsen befindlichen Telegraphenstationen wieder Privat- depeschen. — AuS Wien, 24. August, schreibt man der „Boh.": Sie haben in Prag den sächsischen Hof und namentlich den König zu sehen Gelegenheit gehabt, und es bedarf daher keiner besonderen Schilde rung, um es begreiflich zu machen, daß schon die würdige, sinnige Erscheinung des Königs ihm allerwärt» die Achtung sichert, die man dem gekrönten Gaste des Kaisers und dem treuen Bun desgenossen ohnehin nicht versagen würde. Die Majestät des Thrones nicht allein, die Majestät des Unglücks ist es, vor der sich Alles beim Anblick dieses Monarchen beugt. Einzelne Züge, die man sich als Beweise seiner Leutseligkeit erzählt, tragen nicht wenig dazu bei, ihn allbeliebt zu machen. So erschien der König jüngst in Hütteldorf und hielt vor einem Hause, dessen Besitzer sechs verwundete sächsische Soldaten in unentgeldliche Verpflegung genommen hatte; ein ganz schlichter Kaufmann aus der Vorstadt, dem aber das Loos der fremden Krieger zu Herzen ging. Der König frug nach dem Manne; statt seiner erschien die Frau mit. dem Bemerken, daß dieser in Geschäften abwesend sei. „Erlauben Sie mir, ihn zu erwarten?" frug der Könif» und gab sich der Frau zu erkennen, die nicht wenig überra gt war. Der König ließ sich von ihr in den Garten führen und nahm in einer Laube Platz. „Haben Sie auch Kinder?" frug der Monarch. „Ja, ein Mädchen," lautete die Antwort. „Bitte, zeigen Sie cS mir." Das Kind kam, der König nahm eS auf den Schooß und wußte es so zutraulich zu machen, daß es seine Fragen beantwortete. „Kannst Du schon schreiben?" Das Kind verneinte. „Dann will ich Dir eS lehren." Mit diesm Worten nahm der König seine Schreib lafel, drückte dem Kinde den Bleistift ins Händchen, führte dieses und ließ eS seinen Namen „Bertha" in das Taschenbuch einkritzeln. „So, das bewahre ich als Andenken," bemerkte er lächelnd und verließ bald darauf das Haus. Am nächsten Tage erschien ein königlicher Leiblakai mit einer Niesenschachtel voll Epielwaarcn, auf der von des Königs Hand geschrieben stand: i,Für die liebe kleine Bertha." — Der Legationsrath von Zobel, Begleiter des sächsischen Friedensbevollmächtigten in Berlin, Staatsministcr von Friesen, hatte sich von Berlin nach Wien zum König Johann begeben und ist von dort zurück wieder in Berlin eingetroffen. — Unter den Schriften, welche die kriegerische Zeit auf dem Felde der Literatur heroorgerufen und besonders für das Volk bestimmt sind, liegt das erste Heft einer solchen vor uns. Es nmnt sich'das Werk: „Deutschlands KriegS-Ereig- «isse 18L6. JllustrirteS Gedenkbuch für das deutsche Volk von Franz Lubojatzky. Dresden, Verlagshandlung von Tittel und Wolf". Das Werk erscheint in circa 15 Heften k 5 Ngr. und als Prämien empfangen die Abonnenten drei Schlachtscenen: Schlacht bei Königgrätz, bei Langensalza und Custozza. Sämmtliche Bilder sind in Oelfarbendruck ausgeführt. Was den Text anbelangt, so ist der Name des als Volksschrift steller hinlänglich bekannten Lubojatzky eine Bürgschaft, daß der Leser ein getreues Bild von allen den Ereignissen empfängt, welche die Ruhe Europa'« erschüttert haben. — Der vergangene Montag lieferte im zoologischen Garten wiederum ein seltenes, frisches, buntes Bild. Dasselbe war ein militärisches, zusammengestellt aus den verwundeten Kriegern der österreichischen, preußischen und sächsischen Armee. Der Eingang zum eigentlichen zoologischen Garten war mit Blumen geschmückt und dicht am Büreau entfaltete sich auf einem weißgedeckten Tisch ein reicher Blumenflor, mit welchem zwei weißgekleidete Mädchen die Krieger hier und da schmückten. Welche bunten Uniformen der drei Staaten! Alles untereinander in friedlichster Eintracht und sie Alle, die im Schlachtenkampf und Kugelregen einander gegenüber standen, sie saßen hier friedlich, fröhlich und brüderlich neben einander, der preußische Husar, der österreichische Kaiserjäger, der sächsische Trainsoldat. Sie saßen an gedeckten Tafeln m langen Reihen, theil» lustig mit einander plaudernd, theil» in dem gedruckten „Führer durch den zoologischen Garten" blätternd, von dem jeder Mann ein Exemplar zum Geschenk erhalten hatte. Da» Publikum drängte sich dicht an sie heran, ja mischte sich eben so unter sie, wie die Offiziere aller Rang, klaffen. Se. Excellenz Herr General von Schack ging durch die Reihen, sich mit allen Soldaten ohne Unterschied herzlich unter haltend, manchem die Hand drückend, manchem die Wange strei chelnd, aber jedem etwas Freundliche» sagend, gleich einem Vater, der unter seinen Kindern weilt. Die gesunderen Krieger durch streiften den Garten, zumeist mit Etrüußchen und Kränzen ge schmückt, für die kränkeren waren Rollstühle da, auf denen sie die Gänge durchfuhren. Die Musikkapelle des Garderegiments ließ ihre schönen Märsche, in welche die verschiedenen National hymnen eingewoben wurden, ertönen und so herrschte Freude, Lust und allgemeine Heiterkeit ; denn trotz der Leiden und Schmer zen, die sich auf dem Antlitz manches Soldaten abspiegelten, fehlte es doch nicht an Humor. Leider waren schreckliche Ver stümmelungen zu sehen, namentlich bemerkte man viele Krücken und Stöcke. So war unter Anderem ein Oesterreicher da, dem ein großer Theil der unteren Kinnlade fehlte, so daß eS mit der Sprache und dem Essen sehr schlecht ging, desto bester aber mundete ihm der Rothwein, der ihm von den Dresdnern ge spendet wurde. Es war ein stattlicher junger Mann, der von Heiterkeit übersprudelte. Rührung mußte allerdings das Herz eines Jeden ergreifen, wenn er die jungen Männer, von denen Viele für immer zur Arbeit unfähig geworden sind, mit den gesunden Kameraden zusammensitzen sah. Dankend anzuerkennen ist gewiß das Streben der Herren General v. Neitzenstein, Re ferendar von Zahn und Professor Odenthal nebst Frau Gemahlin, auf deren Veranstaltung den Soldaten dieser herrliche Nachmittag mit seinen Freudm, allgemeiner Er holung und Erheiterung bereitet wurde. Die Herren Ver anstalter des Festes führten Herrn General von Schack im Garten herum, begleitet von dem Vorstand des hiesigen Stadt verordnetencollegiums, Herrn Hofrath Ackermann, welcher Letz« terer mit besonderer Liebenswürdigkeit von Sr. Excellenz em pfangen w»rde. Unbekannte Wohlthäter spendeten Geldbeiträge, Wein, Cigarren rc. für die Krieger. Auch die elegante Damen welt war thätig, um eS den Soldaten an N'chts fehlen zu lasten. Herr Droschkenbesitzer Mendel hatte bereitwilligst zehn seiner Droschken gratis zur Verfügung gestellt, eben so Herr Lohnsuhrwerksbesitzer Berge fünf Stück, der hiesige Omnibus verein hatte sich mit vier Omnibussen betheiligt, und steht zu hoffen, daß auch hier der Kostenbetrag sich freundlichst erledigen wird. Herr Restaurateur Volland hatte dm gastronomischen Theil mit gewohnter Umsicht und Güte übernommen. Nachdem die Soldaten gespeist, trat, begleitet von dem zahlreich herbei- geströmten Stadtpublikum, der lange Wagenzug gegen Abend seine Rückfahrt nach der Stadt an. — Eine große Sensation macht die gestern erfolgte plötz liche Einstellung der proj ctirten Vorbereitungen zur Anlegung neuer Schanzen auf Neustädter Seite. Das Publikum will wissen, daß der hiesige Oberbürgermeister an geeigneter Stelle hierauf hingewirkt haben soll. Es wurde sogar mehrfach be sprochen, daß derselbe sich in dieser Angelegenheit an Se. Maj. den König von Preußen direct nach Berlin gewendet habe. Die nächste Zeit wird ergeben, ob die Sistirung der Schanzen baue nur eine einstweilige oder eine definitive gewesen ist. — — In sonst gut unterrichteten Kreisen cursirte gestern in hiesiger Stadt das Gerücht, daß zur Abwendung der Errich tung von Schanzen in der Nähe des Waldschlößchens und von Vorstadt Neudorf sich I. Maj. die Königin-Wittwe telegraphisch an Se. Maj. den König von Preußen unmittelbar gewendet habe. Welchen Erfolg diese hohe Jntercesfion haben dürste, ist zur Zeit nicht vorauszusehen, doch geben wir die Hoffnung nicht auf, daß unsere Wünsche, von so erlauchter Seite vorgetragen, an der hohen Stelle Berücksichtigung finden mögm. — Dem Vernehmen nach soll die Leiche deL Jägeroffi- zierS v. Egidy, der bei Königgrätz gefallen, in den nächsten Ta gen in Pirna eintrcffen, wo die Familie des Verstorbenen wohnhaft ist.— — Gegenüber der in österreichischen Blättern gebrachten Nachricht, daß der königl. sächs Gesandte am englischen Hofe, Graf Vitzthum, in Wien anwesend und von Sr. Maj. dem König von Sachsen empfangen worden sei, können wir ver sichern, daß der Herr Gesandte bis jetzt London nicht vcr- lasten hat. — — Das heute (Mittwoch) im Schillerschlößchcn flattsin- dende Concert ist dem Benefiz der tüchtigen, beliebten und stets decenten Soubrette Frau EiLseld gewidmet. Das Programm wird viel Neues und Pikantes bringen. — Die „Mitteld. VolkSztg " sagt u. A. über die Leipziger sog. „Landes Versammlung": „Gegen die Annexion Sachsens an Preußen sprachen die Advocaten Heubner aus Zwickau, Krause au» Dresden und Schmidt aus Chemnitz und alle Sprecher, selbst Prof. Biedermann, gaben zu, daß die Mehrheit des sächsischen Volkes nicht annectirungSsüchtig sei, nicht ein mal in Leipzig; aber l)r. Schildbach, Advocat Rud. Schmidt und vor Allem Joseph verwanden sich so lebhaft für die Einverleibung in Preußen, daß der betreffende Antrag durch ging. Die Herren Nr. Schaffrath und Pros. Nr. Wigard >.auS Dresden) waren nicht erschienen. — Eine nette Idee verwirklicht« am Sonnabend der hier bekanntc Rhetor Herr Schabcrg-Fröhlich. Gehemmt durch die jetzigen Zcitverhältniste, öffentliche Vorträge zu halten, entschloß er sich, einen solchen gratis den Kranken und Verwundeten im Cadettcnhau» zu geben und dabei heiter« Stücke zu »vählen. ! Die Aerzte billigten seinen Vorschlag, deem auch ein Seelenarzt dieser Art ist an der Stelle, und Heiterkeit de» GemütheS in solcher Lage gewißlich ein gut Ding. Herr Fröhlich wählte vorzüglich kleine Scenen aus dem Leben, und der verschieden« deutschen Dialektik kundig, erreichte er seinen Zweck. Die Re- convalekcenten, in einem Saal versammelt, lach'en nach Her zenslust. Es war eine Erquickung, denn Lachen- erregt die ganze Maschine, Lachen ist der beste Restaurateur. — In dem am Königsbrücker Platze gelegenen Militär» Hospitale befinden sich gegenwärtig noch etwa 180 Verwundete^ von denen die Hälfte in den nächsten Wochen hoffentlich geheilt entlasten werden kann, während der alsdann noch verbleibende Bestand in andere Localitäten unterzubringen sein würde, so daß das betreffende Schulgebäude wahrscheinlich am 1. Oktober wieder zum Schulunterricht verwendet werden kann. — Zu dem- letzten Bestände von 31 Cholerakranken im Stadtkrankenhause (vom 23. d. M.) sind bis gestern Vormittag 9 neue Erkrank ungen hinzugekommen. Von der Gesammtzahl wurden 4 männ liche und 6 weibliche Personen als geheilt entlasten, während Todesfälle gar nicht vorkamen, so daß der augenblickliche Be stand 30 Personen beträgt. Unter den neu Ausgenommen« befanden sich 5 Kranke, welche an Cholerine litten. (S. Dfz.) — Am 26. d. M. Nachmittags gegen 2 Uhr entstand in der Scheune des Schmiedemeisters Rudert in Oberweischlitz Feuer und brannte in Folge besten diese Scheune mit daran gebautem Wagenschuppen nieder. Schon vor 11 Monaten ent stand in Rudert's Scheune Feuer, welches einen großen Brand in gedachtem Orte zur Folge hatte. Ueber die Entstehungs ursache ist nichts bekannt geworden. — In Jrgersdorf ist am 25. d. M. Abends nach 9 Uhr da- Wohnhaus mit eingebau tem Schuppen- und Scheunengebäude des Hausbesitzers Kappler niedergebrannt. Der Weiterverbreitung des Feuers wurde durch die Wilthener und Kallenberger Spritzen Ei"halt gethan. — Durch eine am 26. Nachmittags in Kollmen bei Wur zen ausgebrochene Feuersbrunst sind daselbst zehn Bauergüter und drei Wohnhäuser und in dem daranstoßcnden Dorfe Böh litz ein Bauergut und drei Wohnhäuser in Asche gelegt worden. Neunzehn Familien haben hierdurch ihr Obdach und den größ ten Theil des beweglichen Eigenthums verloren. 18 Spritzen, darunter 8 aus den benachbarten preußischen Ortschaften, setzten endlich dem entfesselten Elemente ein Ziel. — Der in Nr. 238 berichtete Vorfall mit dem Ober- gmdarm Bellmann ist nicht in Bautzen, sondern in Löbau passirt. — Nächsten Sonntag werden sich nach einer zweimonat lichen Pause die Pforten des NeSmüllerschen Sommertheaters im k. Großen Garten wieder öffnen und die Vorstellungen mit einem durchgehends neu cngagirlen Personal wieder regelmäßig täglich stattfinden. Am vorigen Sonntage, wo das Eleoen- theater eine Vorstellung aus dieser Bühne gab, war der Besuch sehr stark und hat wohl mancher der Zuschauer nicht geglaubt, daß das bescheidene Institut einige so wackere Kräfte aufzuweisen habe. Der Beifall galt ganz besonders den Damen Fräul. See mann, Geh, Billig und Geidner und den Herren Reubbe und Groth, die in den Stücken: „Ein armer Poet" und „Der Platz regen als Eheprocurator", sowie in einigen Gesangspiecen sich recht wacker bewährten. — Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten, Mittwoch, den 29. August Nachmittags 5 Uhr. Tag esordnung: ä. Negistranden-Vortrag. 8. Vorträge der Finanz-Deputation über: I) ein Communicat des Stadtraths, die Bewilligung eine- Nachpostulats von 652 Thlrn. 6 Ngr. 6 Pf. zu Chaussirung und bez. Wiederherstellung der Wachsblcichgastc betr.; 2) ein dergl., die Bewilligung eines Mehraufwands von 188 Thlrn. 24 Ngr. für die Asphalt-Trottoirs an der Westsciie des Alt marktes betr.; 3) ein dergl., die Gewährung eines Postulats von 930 Thlrn. 8 Ngr. 3 Pf. zu Erbarung eines Schuppen» für die Reinigungs-Apparate der Altstadter Gasfabrik betr.; 4) ein Communicat des Stadtraths, die Pensicnirung des Stadt- buchhalterci-Assistenten Seiiert betr.: 5 verschiedene Rechnungs- Angelegenheiten betr. 0. Vorschläge der Wahl-Deputation über: 1) die Wahl zu den zcither von Herrn sir. Etüdel verwalteten Functionen bei den ordentlichen, außerordentlichen und gemisch ten Deputationen. 2) die Wahl eine» Stellvertreters für den Stadtverordneten Schütze als Vittglied der Deputa ion für Prü fung der Exigibilität der Adgabenreste: 3' die Wahlen zu d« für die bevorstehenden Landtag-Wahlen zu wählenden Wahl ausschüssen. I> Vorträge der Petitions-Devutation Zum Schluß: Geheime Sitzung. — Angekündigte Gerichtsverhandlung: Mory« den 30. d. M Vormittag» 9 Uhr wider Cvvnan VirchZil UrdanSky we.,en r-er'uchter Ve'renn'g eure» Gefangenen, W Xr» setzlichkeu und Anstiftung zu LandüiedenSdruch. VvrüsnXr: GenchtSrarh Einert.