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Wöchentlich erschein«» drei Nummern. Pränumeranon«- PreiS 22^ Sgr. (^ Thlr.) vierteljährlich, Z Thlr. für du» ganz« Jahr, ohne Er höhung, in «Ur» Theilen der Preußischen Monarchie. z i n a g a für die Man »eänumenrr ass S-qa» Beidiair der Allg. Pr. St»»' Zeitung in Berlin in h«r Expedition (Mohren-Stro»a Nr. Z4); in »er Prornn, s, wie im Ruilande dei de» Wohlldbl. Post - Remtern. Literatur des Auslandes. LI. Berlin, Mittwoch den 17. Februar 1836. Frankreich. Versuch über die Französische Infanterie. °) Ein König von Spanien Halle von den Mauren eine vollständige Niederlage criitteu; seine Tochter, die Iirfanti» des Reiches, die nicht erst Zeit halte, eine Armee zusammenzubernftu, stellte sich an die Spitze eines großen Hansens von Fußgängern, die einer so geringen Auezeichmmg genossen, daß man sie dis dahin nicht einmal mit einem besonderen Ramen drehet hatte. Angescucrl durch das heldenmü- thige Beispiel, das die Prinzessin diesen Männern gab, wurden sie Ste ger unv rächten die Niederlage des Königs. Das dankbare Spanien gab, um di« Heidenthal der Infanlin und dieser tapferen Männer zu verewigen, den Soldaten, welche sich zn Fuß geschlagen halten, den Namen Infanterie. Dieser Llamc ist »ach und nach bei allen Hee ren gäng uud gäbe geworden. Die „Lnc^cltPötU« ineklnsüüzuo" nimmt eine andere Abstam mung an. ES wird darin gesagt, daß man anfänglich die Fußsoldaten «nläns, d. h. Kinder dieses oder jenes Landes genannt habe, sie er hielten hierauf den allgemeinen GallungS-Namen eniän«, woraus spä- techin Infanterie geworden ist. Unsere schönste Eroberung, — nämlich die Eroberung Italiens, — unter den Erschien des jungen Bonaparte, wurde durch eine Armee be wirk!, die nur aus Infanterie bestand, denn die geringe Anzahl Pferde und die wenige Artillerie, welche bei diesem unserem ersten Feldzug tha- lig war, kann nicht m Anschlag gebracht werden. Wenn wir in die ältere Geschichte hinaussteigni, bewundern wir de» deukwürdigm Rück zug der „Zehntausend", ein Rückzug, der von kaum vierzig Reitern ge deckt wurde. Dit Infanterie ist also, wie Herr von Barante gesagt hat, die Nalion auf dem Schlachtfelde, sie ist es, welche die Armee bildet. Offiziere, die sich sonst nütLeidenschast für die Infanterie erklären, gestehen indessen doch, baß ohne Kavallerie und Artillerie die Führung de« Krieges unmöglich wird; alle kriegführende Völker haben das ein- gesehe». Diejenigen Staaten, welche das meiste Vertrauen in ihre In fanterie setzten, hatten ungefähr ein Sechzehnthcil Kavallerie, Las Verhältnis; der Kavallerie zur Infanterie ist bei allen Armeen der ireuercu Staaten verschieden; in Frankreich und Oesterreich bilde! die Kavallerie den fünften, in Preußen und Bayern ungefähr den vierten Theil der Armee; in Rußland kamt man ungefähr den sechsten Theil annchmen. Fenophon, Julius Cäsar, DegetiuS, Ler Kaiser Leo, Montluc, Folarb, Santa-Eruz, Moniccuculi, FeuguibreS, der Marschall von Sachse», Turpin und viele andere altere und »euere militairische Sckzriflsteller haben stets der Infanterie einen bedeutenden Vorzug vor der Kavallerie gegeben. Die Frauken fochten, «!S sie aus de» Deutschen Wälder» hervor» brachcu, nicht zu Pferde, ihre ganze Kraft steckte in der Infanterie; dagegen hatten die Gallier sehr-viele Reiterei uud nur wenig Fußvolk. D.ic Franke» siegte»; dies bestärkte sic nur in der Mcimmg, milche sie bereits von dem Uebergewichi der Infanterie hatten. Diese Art dec Bewaffnung bildete also den Kern ihrer Armee unter den Königen aus dem Nrgcschlechte, so wie unter denen der zweiten Generation, da« heißl, bis zur Einführung des LehnwefenS. Zu dieser Zeit gestaltete sich in den Köpfe» eine vollständige Revolution. Was nur da« Werk der sorgfältigste» Berechnungen Halle sevn sollen, war da« Produkt einer kleinlichen Eitelkeit. Dit Könige ertheitten denen, welche sich in ihrem Dienste ausgezeichnet hatten, miiitairische Gnade»-Bezeugungen, oder gabs» ihnen Lehen, statt des Solde«. Diese Leben bestanden ent weder all» ^benutzt liegenden Ländereien, ober aus solchen, welche man dem Feinde abgeiwmmrn batte, oder au« denjenigen, die von den Krongüieru abgezweigt wurden. Die Lehnsmänner hallen dagegen die Verpflichtung, dein Slaale in KricgSzcilen, e»lwcder zu Fuß oder zu Pferde, enlweder allein, oder mit einer gewisse» Anzahl von Dienst- mannen, Hülfe zu leisten. Da die ersten Offiziere die Hauptlehc» em pfangen hallen, halte man auch von diese» verlangt, daß sie den Dienst zu Pferde verfehc» sollten, weil dieser den meisten Aufwand verursachte. Nitti aber ließ es sich jeder Franzose angelegen sepn, sich al« Kavalles rist auszurüsten, um sich auf diese Weise de» ersten Männern im Staate gleichzustellen. Die Infanterie bestand jetzt nur noch eiilweder aus Leibeigenen oder ans der Hefe der freien Männer, sie verlor ihren alle» Ruhm, sie schmolz immer mehr zusammen und ward für nicht« gerechnet. -j Au« dem qroßen Werke „lärmte rrnvcm»",,von Joachim Amber». lSaumur, bei Degvuv; in Fol. Pr. so Fr) Die obige Darstellung ist n-v tätlich ein abgekürzter und iusammrngrfaßerr AuStug. Sidonius Apollinarius, Agalhon uud Gregor von Tour« stimmen darr» überein, daß die Infanterie in der RcgierungSzcit de« ersten Königs-Geschlechtes, und zum Theil auch während der de« zweiten, mit der Axt, der Lanze, dem Wurfspieß, dem Degen und mit einem Schildt bewaffnet gewesen seh. Procop, der den Feldzug de- West» gothischen König« Lhcodobert »ach Italien beschreibt, sagt: „Das Eise» a» de» Ärzten der Gallier war doppclschneidig und dick; der Stiel war von Holz und sehr kurz. In dem Augenblick, da das Signal ertönt, rücken sie vor, und bei dem erste» Angriff schleudern sie ihre Arzte gegen die Schilde der Feinde, zerbrechen sie, springen mit gezücktem Dege» auf ihre Gegner zu und lödleu sie." Die Soldaten ballen sehr kurzes Haar, nur oben auf dem Kopse «inen langen Haarbüschel, der in Form einer Libretto auf die Slirn herabfiel; sie trugen keinen an deren Barl, als einen langen Knrbelbart auf der Oberlippe. Zwei Iahrhuiidcrle »ach Errichlung de« LehnwesenS, brachten zwei fast zu gleicher Zeil ei»trete»de große Ereignisse eine zu Gunsten der Infanterie wichtige Veränderung hervor; die« waren dieKreuzzüge und die Befreiung der Gemeinden. Earion Nisas") meint, daß die Unzahl von Mensche», welche von Europa nach Asten gezogen wären, gezwungen worden seh, sich den Sara, zenc» gegenüber zu Soldaten zu bilden. Diese Meinung wird um so wahrscheinlicher, al« die Edclleule, welche allein die Kavallerie bildeten, nothwendig nach mehrere» Gefechten und ermüdenden Märschen ihre Pferde cingebußt hatte». Jene zusammengtlaufeucn Hausen aber, dir in Europa bei dem erste» Anschein einer Gefahr auSeinanderstobe», fühlten sich in den Wüsten Asien« zur Vereinigung gezwungen, um einen desto lebhafteren Widerstand zu leisten. Die Edelleule, oster« auch zu Fuß, die Wichtigkeit ihre« Gefolge« erkennend, übernahmen da« direkte Kommando über dieselben und bildete» Iufemlerie-Compagnieen daraus. Evcquanrourt") weicht vo» der eben ausgestellten Ansicht ab, denn, sagt er, während des lange andauernden Kampfes zwischen Frankreich und England, der »ach den Kreuzzügen ausbrach, herrschte unter dem Fußvolk dieselbe Verwirrung, dieselbe Nichtswürdigkeit, wie früher. Die Engländer waren bei Bireufoffe, Erequi und Azincourt, die Franzosen bei Eocherel und Poitier« genöthigt, ihre Gendarmen zu Fnß fechten zu lassen, weil man sich aus die eigentliche Infanterie durchaus nicht ver» lassen konnte. Ludwig der Dicke gewann durch den traurigen Zustand der Adeli gen, die durch die Kreuzzüge ruinirt worden waren; er maßte sich eine ausgedehnte Herrschaft über sie an und befreite die Gemeinden. Durch Lie Königlichen Verfügungen, welche ihnen ihre Freiheit zurückgaben, wurden die obrigkeitlichen Behörden zugleich bevollmächtigt, Leute zum Kriegsdienst auszuheben. Der größte Theil der Geschichtsschreiber, f» wie der ausgezeichntlstcn militairische» Schriftsteller, verlegt den Ursprung der regulairen Iiifantcrie auf diesen Zeitpunkt. Wir theilcn diese An sicht nicht, vielmehr sehen wir in jener Miliz, welche sich unter Köniz Ludwig dem Dicken zu Anfang de« zwölfte» Jahrhundert« au« den von ihm befreite» Gemeinden heraüsbildetc, den Ursprung der Nationalgarbek sic wurde in den Gemeinden gewählt und von denselben besoldet, uud nur, wenn sie über gewisse Bezirke hinausgesendet wurde, ward sie vom Könige gekleidet, bewaffnet und mit Sold versehe». Die lange» Kriege unter Ludwig VI., der zweite Kreuzzug, und endlich die Regierung Philipp Augusts führten die Gemeinde-Milizen ost über ihre Standquartiere hinan«; bald wurde da« Abdanken dersel ben unmöglich; darauf bildeten sich unter den Milizen selbst Vereine, unter de,I Namen Oottcroaux, vrabanpnns, Daulvenns, Uslanelrio» und Andere. Eine andächtige Brüderschaft, welche miter dem Name» „Mönchskutten" gestiftet war, um de» Krieg mitznmachen, beging die größten Ercesse, "Mari erinnert sich, daß diese Elenden späterhin vo» DugueSclin vernichtet wurden. Philipp der Zweite ist der Schöpfer der Armbrustschützen. Der Anführer derselben, war, nach dem Connetable, der erste Mann in der Armee. Unter der Regierung Philipp Augusts trugen einige Infanterie» Eorp« den Namen : «ervionte» (sie versahen den amtlichen Dienst auf dem Lande), satellito« (Trabanten, Garde des König«, bestand nicht au« Edelleutc»), ribausts (die« waren die besten Soldaten). Die r>eto»a» und die hefioaux, von welchen Froissard spricht, waren nicht« al« Troj- buben, mit Knitteln bewaffnete Bauern. Der Name i>r>g»n<I schreibt sich von einem kleinen Harnisch her, bri-anstino genannt, womit sich die bmuaneii, eine Art von Fußsoldaten im täten Jahrhundert, bewaff neten, welche, tapfer wie sie waren, sich so zu Dieben und Mörder» a»<» ') In seiner Univ-rial,Geschickte der Kriegskunst. ") In seinem Werk« über di« Kriegskunst im Mittelalter.