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so. Jahrgang, St? Mittmoch. 1«. «ai 19» Gegründet 18SK «radl-vlchrMr 8«rnlpr«ch»r»S«mm»lnumm»r LS >41 vur Mr Macht,»sprich«! S0V11. Bezugs-Gebühr Dl, »mlpalNg, « mm br»il» H»il» S,— M. Slu» Samilienanitlgen, Anz»la»n uni« Äu^elueu-Brelie. Ä»u«n. u. Wo,nun,,mark>. IIpalltg« An- u. Drrk^ill« rs»>». Dortviapwi« laut il v D' i L,^>. Mu»wSriia» AnXril,» ,»,»n D«rim»d»zadlung. 0lmz»lnumm« iAll Ml. VchrWrliun, und »»««qetchlMvftetN: »artauNratz« SS/40. Druck u. Drrla, von ? apsch » «»lcharki M«««»», P«lych»ch.«onl» 1VSS Dm,»«». Hochdruck nur mll d»uilich« Vurllenonqad« i.Drradn« Machr."» »ulillfl,. — Unverlanol» Schriftstück« w«d»n alchl «uld»w«l>r>. §/§ r///S L /V/Vt/Z/'V tO» «ekrivi^bibi senvi.2. pern»pr«cker: AoMMckNktltg»»vll>ehnst k-«ra,pr«rt>»r: IpllS, l«0K. l«rs ZI Sel>e»ld»rg»»»< IR pernvsrkokrwckN SSmtl. bänkmLvigsn Lvsvbiittv. finanrisils v«r»tung LHL-L3 Umschwung in -er Äattung Frankreichs? Allckzug -er Pariser Presse. Paris, 9. Mai. Die Pariser Abendpresie, soweit sie sich mit der Lage in Genua beschäftigt, bläst merklich zu« Rückzug. Der „TempS" findet heute, daß die Entente noch fortdanere. Lloyd George habe, aus die Er regung der öffentliche» Meinung aufmerksam geworden, die Drohungen, die mau verbreitet habe, dementiert. DaS Blatt glaubt, daß er damit augeuscheiulich die Drohungen ableugnen wolle, die gewisse ministerielle Blätter unanS- «csetzt gegen Frankreich richte». Das »Journal des D^batÜ" schreibt: Für den Augenblick hat Lloyd George es für notwendig gehalten, Aenßeruugeu zu den Demoustra» tloueu. di« Frankreich nicht zum Rachgcbcu veranlaßt hätten, zu machen. Hoffentlich würden seine Ausleger, nachdem sie über das Ziel hiuausgeschossen hätten, eben falls Rückzugs st ellungen etnnehmen. Es sei Zeit, daß mau ernst werde und aus theatralische Methode» verzichte. Die „Libert-" spricht von einem mißlungenen ErpressungSversuch Lloyd Georges, der ge droht habe» soll, Frankreich zu isolieren «ud obendrein «inen persönlichen, unfeinen Feldzug gegen Poiuear« zu entfesseln. lW. T. B.» Gedrechsene Freundschaslseersicherungen Pvtnearö» für England. Parts, 0. Mat. HavaS teilt mit: Infolge der Erregung Lloyd Georges Üher einen an den englischen Botschafter in Pasi» gerichteten Brief PoincarSS zur Frage bcö Memo randum- an die Russen, in dem nur die Sympathien Frank reichs zu Belgien erwähnt wurden, hat Ministerpräsident Poincars am 7. Mat dem englischen Botschafter ein neues Schreiben zugehcn lassen, in dem er erklärt, er fei nicht aus die Auslegung gefasst gewesen, dass Frankreich die Freundschaft mit England perlg essen hätte, weun eS an seine Sympathien für Belgien erinnere, ohne das ersterc ausdrücklich zu erwähnen. Es gäbe keinen Fran zosen. der sich nicht des englisch-französischen Zusammen wirkens vor. in und nach dem Kriege erinnere und der nicht von ganzem Herzen die Fortdauer dieser freundschaft lichen Beziehungen wünsche. In einer Frage iedoch, die allgemeines Interesse zu besitzen scheine und die an den Grundsatz des Privateigentums rühre, sei eS natürlich ge wesen. dass Frankreich von zwei Verbündeten, für die cs gleiche Freundschaft hege, nicht dcnleniaen verleugnen könnte, dem eS besonderen Tank schulde. (W. T. B.j Ein ErlSukerungsmemoran-um an Äublan- DaS Ergebnis der Besprechungen SchanzerS und TschitscheriuS. (Eigner Drahtbericht der „DreSdn. ?kachrtcht« n".s Genua,». Mai. Zur näheren Ansklärung der Sowjet- delenattou über die Hilfsaktion der Alliierten haben die italienischen und englischen Sachverständige» ein Erlänte- rnngsmcmorandum ausgearbeitet, das Tschitscherin am Sonntag abend zugcstcllt wurde. DaS Memorandum erklärt in allen Einzelheiten die Zusammensetzung der Tätig keit des internationalen Konsortiums und seiner Kredite. Wenn das Anfangskapital dieses Konsor- tlumS auch nur 20N Millionen Lire betrage, so könnten sehr umfangreiche Beziehungen dabei in Nubland angebahnt werden. Rußland könne sich durch seine eigenen Hilfs quellen wirtschaftlich und finanziell wieder erholen. Diese Hilssgucllen mühten aber vermehrt und die Produktion wieder ausgenommen werden. DaS Konsortium richtet leine Tätigkeit gerade auf dieses Wieberaufbauwerk, indem es Rußland die notwendigen Maschinen und Ausbau- gegenstände bieten wolle. DaS Memorandum erläutert auch die praktische Bedeutung brr englischen Ausfuhrkredite, die die englische Negierung dem Aufbauhandel gewähren will. Mit allgemeinen Bemerkungen sucht schließlich das Memorandum die russische Delegation von den wirklichen Zielen der europäischen Angebote für den Wiederaufbau zu Überzeugen. Es wird auch aus die Möglichkeit einer Anleihe hingen» eien, die in Form einer Baranleih: eines Teiles der Lumme erfolgen könnte, die durch Bei träge eines tedcn Landes vom internationalen Konsortium aufgebiall/t werden lall. Wie ein Gvezlalbertcht de» W. T. B. hierzu meldet, wurde das Ergänzungsmemoranüum veranlaßt dt rch eine Unterredung des Außenministers Schanz er mit Tschi tscherin. Letzterer sprach den Wunsch aus. die ihm von Gchanzer vvrgetragcncn Argumente in zusammengesaßter Darstellung zu erhalten. Der Schanzersche VermiMung»»orfchlag. Genna. 0. Mat. Ein Communigus der Agence Stefanl weist auf die vermittelnde Tätigkeit der italienischen Dele- gatton und besonders des Außenministers Gchanzer hin, der, wie versichert wird, eine stilistische Formel für die Artikel, betreffend das Privateigentum in Rußland, der den Hauptgrund für die Differenzen bildet, vorgeschlagen habe. Rach dem Schanzerschrn Vorschlag soll der Grundsatz des russischen Staatsbesitze» der nationalisierten Güter formell anerkannt werden, während anderseits den früheren Besitzern die Nutznießung der Güter selbst zugestchcrt wer den soll. Tics« Formel bilde somit einen Mittelweg zwischen Len beiden emanüer gegenüberstehende« Auffassungen, wtd. Der Inhalt -er Anlworl Auhlands. Genna, v. Mai. Aus russischer Quelle wird mitge teilt. daß die Antwort aus das Memorandum der neun Mächte bereits fertig sei. Der Inhalt der russischen Antwort werde ungefähr folgender sein: Die Russen werden bas Prinzip vertreten, daß sie in allen bisherigen Verhandlungen den Beschlüsse« von Eannes und de» Sachverständigen in London treu geblieben k-ien. Hinsichtlich der Kriegsschulden werde die Sowsetregierung ein festes Versprechen verlangen, da die Formel Herabminderung der Kriegsschulden Rußlands von ihr als «ngcniigend betrachtet werde. Bezüglich der An erkennung des Privateigentums, wird sie er widern, daß eS sich nm spezielle Frage» handele. Die kam» mu»istische« Prinzipien würden sich mehr oder weniger nach den Widerständen der einzelnen Länder zn richten haben. Man mtisse also einen Unterschied machen zwischen der Wiederherstellung des Privateigentums der Ausländer und dem der einzelnen Regierungen. Die vermittelnde Tüttgkett der deuifchen Delegatton. Berlin, 0. Mai. Wie dem „Lok.-Anz." berichtet wirb, entfaltet die deutsche Abordnung in Genua eine außerordentliche Tätigkeit, um die Russen zur Annahme des Memorandums zu bewegen. Man wolle setzt den Para- graphen 7 einstweilen beiseite lassen, um dadurch die An nahme zu ermöglichen. Auch der Artikel 1 solle noch ge ändert werdin. Man glaube, daß eS auf diese Weise ge- Liu»en. werde. die Zustimmung Belgiens und Frankreichs zu erhalte«. . >, Ein neuer Dorsloh für e!ne AUilerkeu- konferenz? Eigner Dlahtbericht der .DreSdn. Nachrichten"! London. 0. Mat. Der »Daily Expreß" glaubt zu wissen, daß im englischen Außenministerium der Plan be stehe, von verschiedenen Mächten gemeinsam Len Antrag zu einer Sitzung des Obersten Rates stellen zn lassen, die noch vor dem 8l. Mai stattsindcn soll. Es soll dadurch verhindert werden, daß Frankreich eigenmächtig Handlungen vornimmt, die nicht im Interesse des europäischen Friedens liegen. Belgiens Ansicht zur Einberufung -es Oberslen Rates. Paris, ü. Mai. Der „Matln" berichtet, baß der belgische Ministerpräsident mit Poincars der Ansicht sei. daß eine Einbernsung des Obersten Rates v 0 r d c m 8l. M a t n i ch t möglich sein werde, um über die Reparationen zu verhandeln. Ter Oberste Rat würde dann vor einem Nichts stehen, da man die Antwort Deutschlands auf die Forde rungen der NeparationSkommtssion noch nicht kenne. Er könnte also nur über Hnpothesen diskutieren. So wohl Poincars. als auch ThcuniS, seien der Ansicht, baß eS vorzuziehen sei, über Wirklichkeiten zu beraten. Theunis sei aber wie Poincarä der Meinung, daß nach dem 81. Mai, ob die Deutschen nun geantwortet haben werden ober nicht, der Oberste Rat verhandeln könne. Dr. Kermes' Pariser AeparaHvns- verhan-lungen. Berlin, 9. Mai. Bon unterrichteter Seite wird zu den bevorstehenden Verhandlungen des Reichssinauz» ministerS mit der N e p a r a t i 0 n S k 0 mm i s s i 0 n mit geteilt, Dr. Hermes vertrete den Standpunkt, daß bei der Besprechung in Paris alle mit den Reparationsleistungen zusammenhängenden Fragen zur Erledigung gebracht wer- de» müßten. Dazu gehörten auch die Besatzungskosteu. Die nächste so Milllvnenzahlung sichergestellf. Berlin. S. Mai. Wie die Bläter von zuständiger Stelle erfahren, wird die Rate von 8» Miv Moldmark, die die Reparationskommission für den 18. Mai oorschrieb, pünktlich bezahlt werden. Die ReParallonssrage -a» Kaupipreblem ln Genna. Die Ansicht des tschechische« Ministerpräsidenten. Genua, 0. Mai. Der tschecho-slowaktsche Minister präsident Bencsch erklärte dem Vertreter eincS Prager Blattes in Genua, der Hauptfehler der Konferenz bestehe darin, daß die russische Frage als der wich tigste Punkt der Konsrrcnz bezeichnet werde, während das hauptsächlichste wirtschaftliche Problem Europas die Frage sei, wie die Ncparationsnot Wendigkeiten Deutschlands mit den Erfordernissen des wirtschaftlichen Wiedcransban» Europas in Einklang zn bringe» seien. Auch sei eS ein methodischer Fehler gewesen, zur Konferenz nicht mit einem genau auSgearbeitetcn Programm zu kommen. Die Kleine Entente habe in Genua ihre innere Festigkeit vollkommen bewiesen. Sie habe euch im Interesse Deutschland» bewiesen, daß sich auf der Genueser Konferenz möglichst viele Vorteile für Europa ergeben. Eine pott«sch.wir»schas»ttche Enlenle -wische» Englan- und glatten. Rom» 9. Mai. Der „Mesiaggcro" kündigt den bevor stehende» Abschluß einer politisch,Wirtschaft» ltche» «»träte »wische« E««la«b und Italien an. Aeichslag und Genua. Der Reichstag nimmt am heutigen Mittwoch sein« Arbeiten wieder auf und beginnt gleich mit einer hoch politischen Aktion, der Strcsemannschen Interpellation über die aus die Neutralisierung der Rheinlands bezüglichen. Gerüchte. Da es sich hierbei um eine Schicksalsfrage fürs Deutschland handelt und da die mit dem Gegenstand ver knüpften Gesichtspunkte, insbesondere wegen des englisch- französischen Verhältnisses und des europäischen Friedens- Paktes, die beide durch di« französischen Absichten auf die Rheinlande eng berührt werden, auch nach Genua hinüber, spielen, so ist dieser ersten Verhandlung des Reichstage» die allgemeine Aufmerksamkeit gesichert. Im übrigen aber werden die Parlamentsberatungen vorläufig kaum eine» stärkeren Widerhall in der Öffentlichkeit finden, so lange man nicht endgültig weiß, was aus der Konferenz am Lignrischen Meerbusen wird. Selbst daö Defizit von 210 Milliarden wirkt angesichts der noch bestehenden Ungewiß heit über Genna nicht so alarmierend, wie cs sonst zweifellos der Fall gewesen wäre. Weite Kreise hatten gehofft, beim Zusammentritt des Reichstages sollte der Winter -cs curopäi chen Mißvergnügens durch die Sonne Lloyd Georges vertrieben kein. PvIncarS aber hat die Sonne ver» ustert. und In der dadurch bewirkten Dämmerung fragt alle Welt mit merklicher Beklommenheit: Was wird nun werben? Allerlei Möglichkeiten ergeben sich als Antwort. Vielleicht kommt ein großer Mischmasch zustande, ein« Omelett« auS dey, Nussenpakt, dem Schuldennachlaß unter den Alliierten, der Anleihe für Deutschland, der „Irouga vei". dem zehn jährigen Gottessrieden, dem französisch-englisch«» Siche- rungsvertrag mit der Verbürgung der durch den Versailler Frttbensvertrag festgesetzten Ländcrgrenzen. Diese Mischung wäre dann freilich ein bißchen gar zu mannigfach, und da durch würde sie an Geschmack einbüßen. „Das ist ein netter Kuchen, den Lloyd George da aus dem armen Europa zu- lammenbäckt!" ruft das „Scho de Paris" aus. „Er zer schlägt nacheinander alle Eier und möchte uns in seiner Pfanne mit Bochefett und Somjettran schmoren, indem sc!« Küchenjunge Herr Schanzcr die kleinen Zwiebeln hinzu- schneidct!" Auch die Börse findet das Omelette Lloyd Georges nicht nach ihrem Guslo, wie aus der Beivrgung des Dollars hervorgeht. Im Anfang der Konferenz war die Stimmung auf dem internationalen Ftnanzmarkt an scheinend zugunsten der Reichsmark umgcschlagen. Der Dollar, der kurz vor Genua seinen Stand nahe um 300 herum behauptet hatte, siel in dem kurzen Zeitraum von vierzehn Tagen biS auf 236, und damit veränderte sich das gewohnte Bild des ValutamarktcS völlig. Man durste daraus den Schluß ziehen, baß bi« internationale Hochfinanz die uniet englischer Führung ins Werk gesetzten Bemühungen, da» Problem der finanziellen Entlastung Deutschlands und der Stabilisierung der deutschen Valuta auf irgendeine Weise zur Lösung zu bringen, hoch genug bewertet hatte, um die bis dahin vorherrschende Empfinduna für die unvermindert schlechte politische und wirtschaftliche Lage Deutschlands für einige lichter« Augenblicke in den Hintergrund zu dran gen. Kaum war aber Poincars mit plumper Bärentatze zwischen da? fein verästelte Gefüge der Unwägbarkeiten ge- fahren, aus denen die Marksteigcrung beruhte, als die eben erst geschaffene bessere Stimmungsgrundlage auch schon wie der zerstört war und die ausländischen Devisen «inen neuen Schwung nach oben erhielten. Sv hängen denn nun aller seits die Köpfe, und der „Matin", auf den das französische Publikum schwört, erklärt kühl, es iverde von Genua nichts als ein« tiefe Mißstimmung znrückbleiben, die jede inter nationale Anstrengung zur Besserung der Verhältnisse sür lange Zeit unmöglich mache. Daß Frankreich, wenn eS wirk lich so kommen sollte, die alleinige Schuld an dem schlechten Ausgang trägt, verschweigt das Blatt wohlweislich. Im Reichstag wird Genua vorläufig noch nicht zur Aussprache kommen können, da erst ein greifbares Ergebnis vorlicgcn muß und auch der Reichskanzler die Konferenz zurzeit nicht verlassen kann. Wenn es aber erst einmal so weit ist. dann wird die Art, wie die deutsche VolkSver- tretung Genua behandelt, auch eine Feuerprobe sein, ob der Reichstag auswärtige Politik im großen Stile zu mache» fähig ist. Es wäre gut, wenn die politischen Parteien des Parlaments sich hier den Rat zunutze machen wollten, den das französische Regierungsblatt, der „TcmpS", seine« Landsleuten gibt, sie möchten sich in Sachen des Verhält nisses Frankreichs zn England auf das bloße Denken be schränken und gar nicht banon reden, weil sonst die Gefahr bestünde, daß noch immer mehr Ocl ins Feuer gegossen würde. Für und gilt genau dasselbe, soweit möglichstes Stillschweigen über den englisch-französischen Gegensatz auf der RcichStagStribüne alS vorteilhaftestes Verhalten in Be tracht kommt. Würde der Reichstag anders bandeln u»v großes Brimborium davon machen, unter Ausmalung aller möglichen und unmöglichen Vorteile, die wir von einer Ent zweiung der beiden Weltmächte etwa ctnhctmsen könnten, s» würde man in London und Paris am Ende gleichmäßig stutzig werden und auS der dick aufgetragenen deutschen Schadenfreude einen Anlaß entnehmen, um die Wtedervrr- söhnung für die angemessenere Realpolitik zu halten. Auch die nationale Presse täte wohl daran, gerade dieses Thema mit sehr ruhiger Objektivität -u »«Handel«, Immerhi»