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Dresdner Journal : 02.09.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-09-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189609028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-09
- Tag 1896-09-02
-
Monat
1896-09
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 02.09.1896
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Ve»»»s»ret»: Für Dresden viertrliährlrch , Mar« üv Pf, bei den Kaiser- lich deutschen Popaustalten vieileliaüilichSMart; außer- haw de« Deutfchen «eiche« Post, und Slempclzuichlag Einzelne Nummerns 10 Pf. »rschrtoe,: TSglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend« Fernspr -Anschluß: RrtLAL. Dres-ntr S Journal. vnkkn»t»«ngS»tdühre«: Für den Raum einer aespal» tenen Zeile kleiner Schrift 2t) Ps Unter „Eingesandt" die Zeile so Pf Bei Tabellen- und Zissernsatz entfprrchender Ausschlag Herau««eder: Königliche Expedition de« Dresdner Journal« Dresden, Zwingerstr SV. Fernspr-Anschluß: Nr 12-5. 18»«. V 204. Mittwoch, den 2. September abends. Amtlicher Teil. Dresden, 2. September. Ihre Königl. Hoheiten der Prinz Victor von Italien, Graf von Turin, der Prinz Ludwig von Bauern und der Prinz Rupprecht von Bayern sind gestern Abend bez. heute Vormittag in Dresden eingetroffen und haben im König!. Residenzschlosfe Wohnung genommen. Se. Hoheit der Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin und Se. Durchlaucht der Erbprinz Reuß j. L. Heinrich XX^TI. sind heute Vormittag in Dresden eingetrossen und haben im Hotel Bellevue Wohnung genommen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Verlagsbuchhändler Albert Brockhaus in Firma F. A. Brockhaus in Leipzig das ihm von dem Präsidenten der französischen Re publik verliehene Ritterkreuz des Ordens der Ehren legion annehme und trage. ZäekannLrncrPung, die Verbrennung eingelöster Königlich Sächsischer Staatspapicre und Zinsscheine betreffend. Die auf die Jahre 1892 und 1893 abgelegten Rechnungen der Staatsschuldenkasse sind von der letzten ordentlichen Ständeversammlung für richtig befunden worden. Der bestehenden Geschäftsordnung gemäß sollen nunmehr die nach Ausweis dieser Rechnungen ein gelösten, in dem nachstehenden Verzeichnisse zu sammengestellten Königlich Sächsischen Staatspapiere nebst Zubehör und die in den nämlichen Jahren cin- gelöslen Zinsscheine der Staatsschuld am 11. und 12. dieses Monats, vormittags von il Uhr an, in dem Grundstücke Fabrikstraße Nr. 4 hierselbst ver brannt werden. Jedermann, soweit der Platz dies zuläßt, darf der Verbrennung beiwohnen. Dresden, den 1. September 1896. Dtr kuldtizrinirschsk ;s Yrriialkiy brr SK«lsschMii. vr. Mehnert. D. Verzeichn itz der zn verbrennenden Staatspapiere. 554 4 86 Staatsschuldenkasfenscheine vom Jahre 1847 im Betrage von 831000 M., 3451 4 8b Sächsisch-Schlesische Eisenbahnaktien im Betrage von 1035 300 M., 6835 4 88 bez. 3H 86 Staatsschuldenkassenscheine von den Jahren 1852, 1855, 1858, 1859, 1862, 1866 und 1868 im Betrage von 4340100 M., 945 3 8b Staatsschuldenkasscnschcine vom Jahre 1855» im Betrage von 283500 M., 1920 4 8b bez. 3H H Staatsschuldcnkassenscheine vom Jahre 1867 im Betrage von 946 800 M., 2176 4 8b bez. 3',4 8b Staatsschuldenkassenscheine vom Jahre 1869 im Betrage von 1611600 M., 45 4 8b Staatsschnldenkassenscheine vom Jahre 1870 im Betrage von 9150 M., 793 314 8b und 4 8b Löbau-Zittauer Eisenbahnaktien im Betrage von 147 675 M, 626 314 8b Partialobligationen von den Jahren 1839/41 der vormaligen Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie im Betrage von 123 300 M., 1373 4°»- Schuldscheine vom Jahre 1866 derselben Eisenbahn-Compagnie im Betrage von 672 300 M., >5 , SUHL Kunst und Wissenschaft. * Die Villa in Boscoreale, in der im Herbst 1894 der prachtvolle, jetzt dem Louvre angehörige Silberfchatz gefunden wurde, ist inzwischen von dem glücklichen Besitzer des Grundstücks, H. de Prisco, so weit ausgegraben worden, daß von einem geschlossenen Teil der Anlage ein nahezu vollständiges Bild gewonnen ist Es ist der die Wirtschaftsräume umfassende Teil, der jetzt sreigelegt worden ist. Auch über so unerwartete Glücksfälle, wie die Entdeckung des SilbcrschatzeS, hinaus ließ sich eine große Fülle wichtiger und interessanter Funde schon nach den ersten Ergebnissen dieser Grabung erwarten, die sofort er kennen ließen, daß die bei dem PesuvauSbruch de- Jahres 79 nach Ehr. verschüttete Villa von späteren Durchsuchungen und Nachgrabungen, wie sie in vielen Häusern Pompejis von den zurückkehrenden Bewohnern vorgenommen worden sind, unberührt geblieben ist Diese Erwartung ist nicht getäuscht worden Die ganze aufgedeckte Anlage giebt ein so vollständiger und durch gute Erhaltung anschauliches Bild einer antiken WirtschaftSeinrichtung, wie man es selten findet. Um ein im Verhältnis zum Ganzen nicht sehr geräumige» Peristyl herum, das von Westen durch einen breiten auch für Wagenverkehr eingerichteten Eingang unmittelbar zugänglich ist, gruppieren sich nach Norden, Osten und Süden zu die einzelnen Räume. Im Norden liegt die Küche, neben ihr ein Gemach, da» zur Aufbewahrung landwirtschaftlicher Geräte diente, iveiterhin Schlafkammern und hinter der Küche 3 Laderäume mit einem anschließenden Heizraum, diese letzteren besonder« bemerkenswert durch die noch vorhandene Badeeinrichtunq und den Heizapparat, der mit seiner ganzen, für Kalt-, Warm- und Heißwaßerzufluß eingerichteten Röhrenleitung vollständig schallen ist. Nach Westen zu ziehen sich läng« de» Peristyl» und hinter ihm die eigent- 381 48b Schuldscheine vom Jahre 1872 derselben Eisenbahn-Compagnie im Betrage von 355500 M Er»e»«mge«, Versetzungen re. t« öffentliche« Dienste. Departement »e» Kult»« «n» Sffentliche« Unterricht«. Erledigt: Die Schuistelle zu Haßlau b. Roßwein. Kollator: die oberste Schulbehörde; Einkommen außer freier Wohnung, Gartengenuß und Honorar für Fortbildungsschule lvvo M Bewerbung-gcsuche sind bis zum 2t September bei dem Königl Bezirk-jchulinspekior für Döbeln, Schulrat MuShacke einzureichen Nichtamtlicher Teil. Dresden, 2. September. Hoher Besuch weilt heute in unserer Stadt, im gastlichen KönigSschlosse. Zahlreiche Mitglieder deutscher Fürstenhäuser aus Preußen, Bayern, Mecklenburg, auch ein Prinz aus dem befreundeten Italien sind hier eingetroffen und für heute abend steht die An kunft Sr. Majestät des Kaisers bevor. Da ist es nun ein willkommener Zufall, daß dieser Besuch des Kaisers und so vieler erlauchter Herren gerade am Sedantage erfolgt, daß wir an diesem Gedenktage an den gewaltigen Kampf, mit welchem seiner Zeit die Einigung der deutschen Stämme im idealen Sinne vollendet worden ist, Fürsten aus verschiedenen Bundes staaten um den Schutzherrn des Reichs und um den großen Königlichen Feldherrn versammelt sehen, und daß uns eben dieses Bild mit besonderer Macht auf die unver- löschliche Bedeutung des 2. September hinweist. Gewiß wollen wir diesen herrlichen Erinnerungstag nicht Jahr für Jahr mit rauschenden Veranstaltungen feiern, aber gegen die Stimmen, die sich jüngst für ein stillschweigendes Übergehen desselben nach der vorjährigen Jubiläumsfeier erhoben haben, muß ein lauter Widerspruch eingelegt werden. Unvertilgbar wie im goldenen Buche deutschen Helden tums muß und wird der Sedantag im Bewußtsein unseres Volkes haften und im Feiertagskalcnder der Nation mit leuchtender Schrift verzeichnet bleiben. Unabhängig von äußeren Kundgebungen, wird er immer die Gedanken und Empfindungen patriotischer Männer wie in einem Brennpunkte vereinigen; unbeschadet der Stärke der festlichen Thaten und Worte wird er allezeit die Wohlgesinnten wie eine stille Gemeinde im reinsten Einklang der Ge fühle zusammenbringen. An ihm soll der Streit der Parteien verstummen, sollen die Kampfrufe sich in einen schwellenden Akkord patriotischer Freude auf lösen; an ihm wollen wir uns vou der Unruhe und dem drangvollen Gewühl der Tagesarbeit befreien, uns an dem Glanz jener wunderbaren Zeit erquicken und uns wieder einmal voll froher Betrachtung des damals schwer Errungenen als Söhne eines großen Vaterlandes fühlen. Dieser Bedeutung und Wirkung, die dem Tage nie abhanden kommen darf, werden wir heute, wo wir eine so glänzende Versammlung deutscher Fürstlich keiten im Dresdner Königsschlosse erblicken, ganz be sonders inne. Die glorreiche Vergangenheit verkörpert sich in der Person unseres Landesherrn, ihr Ergebnis, die deutsche Einheit, in der Person »es Kaisers. Der Träger der Reichskrone und ein gewaltiger Schmied an derselben stehen heute im Mittelpunkt eines Kreises hoher fürstlicher Herren, die alle gekommen sind, um an einer glänzenden Truppenschau teilzunehmen. So empfangen wir heute nicht nur ein erhebendes Bild von der deutschen Einheit, sondern unsere Gedanken werden auch auf die Kraft und Stärke des Reichs hingelenkt, die auf der Tüchtigkeit unseres Heeres be ruht und die, in unermüdlicher Arbeit gefördert, in diesen Tagen wieder einer scharfen Probe unterzogen werden soll. Nochmals begrüßen wir den Zufall, der uns diese Eindrücke an einem großen ErinnerungStage be- scheert. Der Besuch Sr. Majestät des Kaisers bei unseres Königs Majestät, an dem auch die Ein wohnerschaft der Stadt beglückenden Anteil erhält, giebt mit der Anwesenheit deutscher Fürstlichkeiten am Königl. Hofe dem heutigen Tage eine schöne Weihe; er wird von der Bevölkerung unserer Stadt, wenn anders das möglich ist, mit verdoppelter Herz lichkeit begrüßt, er drängt uns zu dem erneuten Ge lödnis unserer Treue und läßt aus vieltausend patrio tischen Herzen für den Kaiser und den König und für das Gedeihen unseres großen Vaterlandes Segens wünsche zum Himmel dringen, wie sie inniger nicht empfunden sein können. Tages zeschichte. Dresden, 2. September. Se. Majestät der König nahmen im Laufe des heutigen Vormittags die Vor träge der Herren Staatsminister und Departements chefs der Königl. Hofstaaten, sowie militärische Meld uugen im Königl. Residenzschlosse entgegen. Nachmittags um 1 Uhr fand bei Sr. Majestät Frühstück statt, an welchem die gestern abend, be ziehentlich heute vormittag hier eingetroffenen Fürst lichkeiten, und zwar: Ihre König!. Hoheiten der Prinz Victor von Italien, Graf von Turin, der Prinz Ludwig und der Prinz Rupprecht von Bayern, Se. Hoheit der Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin und Se Durchlaucht der Erbprinz Reuß j. L. Heinrich XXVII. teilnahmen. Die Durchlauchtigsten Gäste waren im Aller höchsten Auftrage bei der Ankunft auf dem Bahnhofe vom Königl. Kammerherrn v. Stammer fowie von den zum Ehrendienste kommandierten Sächsischen Offizieren empfangen worden, während Se. Majestät der König die Erlauchten Fürsten im Residenzschlosse begrüßten. Für die Suiten der Höchsten Herrschaften fand gleichfalls um 1 Uhr MarschaUsfrühstück statt. Von '42 Uhr an empfingen Se Majestät der König die nachgenannten Herren in Audienz: Ober landforstmeister v. Witzleben, Landforstmeister Hesse, Hofrat Ulbricht, die Gymnasialoberlehrer Professoren Ui . Hanske, I)r. Lühe, 0r. Maaß, I)r. ManitiuS, Ur. Schleicher und Thümer, Handelsschuldirektor Pro fessor Ur. Benser und Schuldirektor Kleinert. — Se. Hoheit der Herzog Ernst Günther zu Schleswig-Holstein hat wegen Unwohlseins Höchst seine Teilnahme an der morgigen Truppenparade abgesagt und wird demzufolge nicht in Dresden ein- treffen. Dresden, 2. September. Der Königl. Preußische außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister Graf v Dönhoff hat aus Anlaß der Ankunft Sr. Majestät des Kaisers seinen Urlaub unterbrochen und die Geschäfte der hiesigen Königl. Preußischen Gesandtschaft zeitweilig wieder übernommen. Destfche» Reich. * Berlin Se Majestät der Kaiser begaben Sich gestern morgen 8 Uhr 5 Minuten, begleitet von Ihrer Maiestät der Kaiserin, von der Wildparkstation nach dem Tempelhofer Felde und hielten daselbst die übliche Herbst-Parade über das Garde-Corps ab — Gelegentlich der Parade nahmen Se. Majestät die Meldungen des Generals z D. Kamphövener, de» Obersten Fortenbach, Kommandeur» des Bayerischen Infanterieregiments Sr Majestät, fowie de« Oberst-Lieutenant« Mac Laren, Kom mandeurs de« Königl Großbritannischen Ersten Regiments Royal DragoonS entgegen — Nach Beendigung der Parade begab Sich Ihre Majestät die Kaiserin zu Wagen nach dem hiesigen Schlosse, während Se. Majestät der Kaiser an der Spitze der Fahnencompagnie in die Stadt zurückritten Se Majestät wurden von der äußerst zahl reichen Menschenmenge mit stürmischen Hochrufen begrüßt — Abends um 6 Uhr fand im Königl Schlöße da« übliche Paradediner und abends 8 Uhr im Königl Lpern- hause eine Militärvorstellung statt. — Vor der Parade tasel empfingen Se Majestät der Kaiser im hiesigen Königl Schlosse noch den neuernannten Gesandten von Venezuela, I)r Pietri, in Antrittsaudienz und darauf den venezuelanischen Minister der öffentlichen Bauten, vi. Bruzual-Serra, sowie den Direktor in dem von demselben geleiteten Ministerium, Manuel Nevenga, welche die Ehre hatten, Sr Majestät den Orden der Büste Bolivars zu überreichen — Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin haben der Deutschen Marinestiftung des Zentralkomitees der Deutschen Vereine vom Noten Kreuz für die Hinter bliebenen der mit dem „Iltis" Verunglückten einen Bei trag von 3000 M überweisen lassen - Im „Reichsanz" werden verschiedene Ordens verleihungen an bulgarische Offiziere veröffentlicht, darunter die Verleihung des Kronenordens erster Klasse an den Kriegsminister Oberst Petrow — Der Reichskanzler Fürst Hohenlohe wird heute vormittag l1 Uhr von Worki abreisen und sich nach Breslau begeben — Die „Nordd. Allg. Ztg." bestätigt die Nachricht, daß den Bundesrat bei seinem Ende dieses Monats er folgende» Wiederzusammentritt außer dem Gesetzentwurf, betreffend die Organisation des Handwerks, ein Gesetz entwurf, betreffend die Abänderung der Arbeiter versicherungsgesetze, beschäftigen werde, und daß dieser Gesetzentwurf nebst umfangreicher Begründung dem Bundes rat bereits zugegangen fei. — Aus den Geheimnissen sozialdemokratischer Geschäftsbetriebe ist nach und nach schon so manches in die Lesientlichkeit durchgesickert, ivas darthut, daß den arbeitersreundlichen Theorien der Sozialdemokratie zum Trotz der Arbeiter sowohl m Bezug auf Arbeitslohn und Arbeitszeit als aus angemessene Behandlung nirgends schlimmere Erfahrungen macht, als wenn ihn sein Unstern Beschäftigung in einem von „Genossen" geleiteten Betriebe finden läßt So ist es in Deutschland, so in anderen Ländern Wenn man sich die unzähligem«! seitens der sozialdemokratischen Parteipresse ausgestellte Behauptung vergegenwärtigt, wonach die sozial demokratisch organisierten Arbeiterkooperativgenoßenschafltn Musterbetriebe sein sollen, in denen die Arbeiter als „Brüder" behandelt werden, so wirst auf diese Behauptung u. a auch das, was wir soeben in dem Parteiorgan der holländischen Sozialdemokratie, dem „Recht voor Allen" über die Zustände in der Kooperativgenossenschaft „Vooruit" zu Gent mitgetcilt finden, ein sehr eigenartiges Licht In den Nähwerkstättcn des „Vooruit", schreibt bas genannte Blatt, hat man dasselbe Schwitzsystem eingeführt, welches den Hauptanstoß zu dem vorjährigen großen Streik in der Metallindustrie gab Tie vom „Recht voor Allen" zur Unterstützung seiner Behauptung mitgeteilten Einzelheiten sind so präziser Natur, daß an ihrer that- sächlichen Wahrheit ein Zweifel nicht wohl bestehen kann Dem Kenner der sozialdemokratischen Parteiinterna wird ja mit derartigen „Enthüllungen" kaum eine Überraschung bereitet, er weiß auch ohnehin, daß für die Parteileitcr der Satz gilt: Richtet euch nach meinen Worten, aber nicht nach meinen Werken. Immerhin erscheint es nicht überflüssig, angesichts der tugendhaften Entrüstung, womit die sozialdemokratische Hetzpresse so gern über angebliche „Ausbeutung" der Arbeiter durch das „kapitalistische lichen Betriebsräume hin: man gelangt vom Peristyl aus in eine geräumige Weinkelter, weiterhin führt ein Gang zu der kleineren Olkelter mit einem nebenliegenden Ol- mühlenraum und in einen großen unbedeckten Hof, der zur Aufbewahrung der Weinkrüge und anderen großen VorratSgefäße diente Der Naum für die Weinkelter ist langgestreckt Er enthält an jedem Ende den erhöht liegenden Kelterboden mit seinen Abflüßen und den Gruben, die zur Befestigung des Preßbaumes und der Pfähle dienten, zwischen denen sich die Welle zum Niederziehen des Preßbaumes drehte Eine nahe der EingangLthür liegende Zisterne, in die der gepreßte Most abfloß, während das feinere au« den zertretenen Trauben ge wonnene Produkt durch Bleiröhren in große, dicht am Kelterboden stehende Gefäße hingrleitet wurde, ist der Fundort des Silberschatzes. Der Mann, der diesen kost baren, aus fast 100 Gefäßen und Geräten bestehenden Besitz von Silbergeschirr und das bare Geld, über 1000 Goldmünzen, beim Hereinbruch der Katastrophe retten wollte, vielleicht der Besitzer der Villa selbst, hatte sich hierher geflüchtet und wurde hier verschüttet Die Stelle des gedeckten Weinkellers nahm der offene Hof mit seinen zahlreichen Gefäßen ein, die durch eine Leitung mit der Kelter selbst verbunden waren Die Olkelter ist kleiner al« die Weinkelter und nur für geringen Betrieb ein gerichtet: der Olbau spielte neben dem Weinbau hier, wie auch heute noch in dieser ganzen Gegend, nur eine be schränkte Rolle. Kleine VonatSkammern oder Schlaf räume fügen sich zwischen die beiden Kelterräume ein und haben ein Oberstock mit einer kleinen Wohnung über sich, in die man über eine ganz au« Holz gebaute und jetzt verschwundene Treppe gelangte. Auch über den Zimmern de« nördlichen Teil« de« Gebäude« war ein — jetzt nicht mehr kenntliche« — Obergeschoß, da« durch eine Trespe von der Küche au« zugänglich war Die genauere Kenntnis dieser ganzen Anlage der rill» ru^tie» von ttoscor«»!« verdanken wir einem Aufsatz, den Professor Mau soeben im zweiten Heft der diesjährigen Mitteilungen des Archäo logischen Instituts in Rom veröffentlicht hat. Physiologie. Ein Stoff, welcher das Wachstum von Tieren befördert, ist in neuester Zeit sehr bemerkenswerten Untersuchungen unterzogen worden Es handelt sich um das Lecithin, einen Fettstoff, welcher sich im Gehirn, in der Nervensubstanz, in den Blutkörperchen, im Eigelb und ferner in der Milch, im Erbsensamen, in den Getreide körnern, in der Hefe, im Kaviar rc. findet — also ein Stoff von sehr weiter Verbreitung in der organischen Welt. Man hat ihn seit langem für sich dargestellt, kennt ihn al« einen wachsähnlichen, undeutlich kristalli nischen Körper, welcher unter dem Mikroskop das Ansehen von schleimigen Fäden zeigt Sein Hauptbestandteil ist die GlycerinphoSphorsäure, neben welcher noch einige andere Fettsäuren (Palmitin- und Olsäure) in dem Stoffe vorhanden sind. Mit diesem Lecithin macht nun seit etwas mehr als einem Jahre Danilewsky Jmpfoersuche. Er konnte bereits Ende Dezember vorigen Jahre» der Pariser Akademie der Wissenschaften eine Mitteilung machen, laut welcher er festgestellt hatte, daß das Lecithin das Wachstum von Kaulquappen beträchtlich fördere. Danilewsky zögerte nicht, diese merkwürdige Eigenschaft weiter zu verfolgen, indem er zu Versuchen mit höheren warmblütigen Tieren überging. Danilewsky wählte dies mal zu Versuchstieren ein Gelege junger Hühnchen und fünf verschiedene Würfe von jungen Hunden Da« ange wandte Lecithin wurde möglichst rem hergestellt, in Wasser ge legt, und von der so entstehenden Milch wurden den Tieren kleine Mengen entweder unter die Haut oder in die Bauchhöhle eingesührt, oder auch des Morgen« auf nüchternen Magen durch den Mund verfüttert In Ab- ständen von 3—5 Tagen erhielten die Küchlein 1/200 bi» 1/100 g und die jungen Hühnchen I 50—1/20 Bei der Einführung durch den Mund wurden doppelte bi» dreifache Tosen angewandt. Die jungen Hühnchen waren am 7 August v I ausgekommen. Am 14. August erhielt eines die erste Dosis Lecithin durch den Mund, am 26. August wog e« 97 x und am 5. Dezember 785, während zwei andere Hühnchen desselben Geleges, welche nicht Lecithin erhalten hatten, am 5. Dezember erst 740 g wogen, obgleich sie nach der Geburt schwerer gewesen waren, als jenes Noch charakteristischer sind die Experi mente mit den jungen Hunden Da waren zunächst drei von demselben Wurf, geboren am 27. September, sämt liche männlichen Geschlechtes Der erste empfing während der ganzen Versuchszeit Lecithin durch den Mund, der zweite nur vom 2 —27. Oktober, dann weiter nichts, der dritte endlich gar keines Am 28. September wogen die Tiere 238, 268, 264 Am 24. Oktober war das Ver ¬ hältnis bereits 655, 640, 590 und am 13. November 1365, 1060, 880. So lange das zweite Hündchen ebenfalls Lecithin empfing, nahm es in gleichem Ver hältnis zu wie das erste, blieb aber, wie die Zahlen zeigen, erheblich zurück, als diese Behandlung eingestellt wurde Ein weiterer Versuch war folgender: Von zwei am 16 August von derselben Mutter geborenen Hündchen wurde das weibliche, erheblich schwächere, mit Lecithin be handelt, das andere nicht Am 25. August wog das erste 495 x, das andere 560, am 8. September war das Verhältnis 1095 zu 1465, am 22. September wogen beide 1980, am 23 Oktober 3585 zu 3225, am 30. Oktober 4080 zu 3630. Von zwei weiteren Hunde- geschwistern erhielt das männliche Lecithin unter die Haut und in die Bauchhöhle, das weibliche keine«. Am 21. Januar wog da« erstere 746, da« zweite 679 am 28 September war da« Verhältnis 4085 gegen 2965. Schon nach einigen Wochen war es deutlich erkennbar, daß der mit Lecithin behandelte Hund ein schnellere« Wachstum zeigte. Er «ar nicht nur größer und stärker al« der andere, sondern auch weit lebhafter und munterer, sein Haar war weicher, dichter und glänzender Von den weiteren Versuchen mag nur noch einer erwähnt werden.
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