Volltext Seite (XML)
MimtmM CagMüi UNd Der Abonnementsvreis beträat vierteliSSr- Mittwoch, den 14. September 1881 Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. —tV?— Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich I Mk. 50 Pf. Waldenburger Anzeiger NL-rLY!?«-» Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg Llass^en, ivedcb trok, dcmi der Lümss ein! Lanner, datiert Kock in des Leidstes Lutten, Bieter, xlän.et Ireil durck der vämmrunA Sckatten! widert rvili sckeiden. Starken Leistes strittst vu in Sturmes ^Vettern, Loder Leidmarsckaii, in äer Leinen Litte Linst, 2N Mücken vir äer unsterklicken ^.dnen Lerrlicken Lorkeer. Lüt'^en Sinnes denkst Du im süssen Lrisden Lur des Heiles Deiner xeliekten Sackssu, Lekr und treu auck nieder vereint vom Volk als Sorgender Vater. vielt beglückt nickt prunkendes Sckau^epränAe, blickt der Sckmeickler stellt aut des Dkrones Stuten, Leckt nnr valtet aiirvärts, dock rveicken sollen V olkesverstörer. Sei ke^rüsst von uns, vu erkak'ner Lerrseker! Sekeidend ruten ivir auek von ^Valdenkur^s Lök'n: Llück und Ss^en moAen vir ervi§ klüken, Lüstixer LoiM! *Waldenburg, 13. September 1881. Reform des Bank- und Crcditwesens. Wie oer liefchristliche und antirevolutionäre amerika nische Nalionalöconom Carey der handelspolitischen Entwickelung der Völker wieder eine schutzzöllnerische Richtung anwies, so ist er auch im Münz- und Bankwesen epochemachend gewesen. Insbesondere gilt dies von Careys tiefen Gedanken über die Hebung vorhandener, aber nicht nutzbar gemachter (sogenann ter latenter) Neichthümer durch Verbesserung der monetären Circulation, d. h. durch Vervollkommung des Bank- und Creditsystems. Es gilt, brach liegende Productions- und Consumtionskräfte zu beleben. Es soll damit demjenigen Zustande ein Ende gemacht werden, der die häßlichste Schattenseite unserer moder nen Volkswirthschaft bildet, in den Reden und Schrif ten der Socialdemokraten das aufreizendste Element bildet und darin besteht, daß man überall getrennte, unvermittelte Productions- und Consumtionskräfte erblickt. Seht, rufen die Socialdemokraten, dort steht eine- Schaar Männer, Frauen und Kinder, die sich nach Brod sehnen, und daneben beschäftigungs lose Bäcker; dort Schaaren Zerlumpter und daneben Schaaren feiernder Schneider und Legionen unbe nutzter Maschinen, welche Bekleidungsstoffe anfertigen könnten; dort zahllose Menschen, denen im Winter die Zimmerwürme fehlt und daneben deutsche Kohlen bergwerke, deren unverkaufte und unverkaufbare Vor- räthe sich zu Bergen häufen und dem Ausland zu Schleuderpreisen angeboten werden. Auf diesen Zu stand, der allerdings ein Zerrbild von Volkswirth schaft darstellt, weisen die socialdemokratischen Redner niemals hin, ohne in den Zuhörern die Ueberzeug- ung zu befestigen, daß hier ein kranker Punkt unseres wuthschaftlichen Lebens liegt. Auf die Heilung des- elven und auf die Ausfüllung der zwischen den Konsumenten und Producenten befindliche Kluft sind diejenigen Reformen gerichtet, welche man unter dem Ramen der Bank- und Geldreform zusammengefaßt und in welchen sowohl die Bestrebungen des Frei herrn v. Mirbach um Verallgemeinerung der Credit vereine durch Zulassung der genossenschaftlichen Theilhaft, wie auch diejenigen der conservativen Socialreformer, um Verstaatlichung der Reichsbank wichtige Unterabtheilungen bilden. Augenblicklich hat nur Credit, wer Geld hat. Das erzeugt offenbar Lähmung und Tod derjenigen wirth- schaftlichen Kräfte, welche kein Geld haben. Da nicht nur die Zahl, sondern auch die Intelligenz dieser Ausgeschlossenen täglich wächst, so läßt sich der Tag, wo sie bei Fortdauer ihrer Nichtbefriedi gung die heutige Gesellschaftsordnung über den Hau fen rennen werden, ziemlch genau berechnen. Es giebt Pessimisten, welche diesen Termin für Deutsch land schon sehr nahe gerückt erachten. Wir theilen diese Ansicht nicht, weil wir in Deutschland im Ge gensatz zu Frankreich vor 100 Jahren nicht eine verderbte und verblendete, sondern eine erleuchtete und social-reformatorisch gesinnte Monarchie und Aristokratie besitzen und vor allen Dingen, weil in der Verallgemeinerung und höheren Ausbildung der Creditmittel ein Rettungsmittel geboten ist, welches die zahllosen, gegenwärtig latenten Productions- und Consumtionskräfte beleben und dadurch einen Jeden, der arbeiten will,befriedigen kann. Weil man ge genwärtig diese wunderbare Nolle der Geld- und Bankreform innerhalb der friedlichen Socialreform vielfach noch übersieht, bringen selbst anerkannte Autoritäten das trostlose, ja revolutionäre Wort in Umlauf: „Die sociale Frage lösen, heißtGeld aus einer Tasche in die andere thun. Man kann Niemandem et was zulegen, ohne es anderswoher zu nehmen/' Wenn dies wahr wäre, so dürfte man sich nicht bei social- reformatorischen Bestrebungen beiheiligen, weil jener trostlose Satz nicht nur die Nothwendigkeit des „Theilens" theoretisch anerkennt, sondern auch alle Socialresorm schließlich praktisch auf das „Nehmen und Theilen" zuspitzen würde. Glücklicherweise giebt es ein anderes social-reformatorisches Heilprincip, welches weniger die Uebertragung vorhandener, als die Hebung latenter, d. h. ungenutzter Reichthümer zum Gegenstand und Ziele hat. Zu diesem Princip muß sich jede an das Bestehende anknüpfende Socialreform bekennen, weil es die einzige Heil methode darstellt, welche auf friedlichem Wege d. h. ohne Revolution anwendbar ist und außerdem die einzige, welche nennenswerthe Resultate in Aussicht stellt. Denn mögen die „Rothschilds" auch noch so viele Millionen besitzen und mögen diese in ihrer concentrirten Form und gegenüber der ohnmächtigen Zersplitterung der sonstigen Capitalien auch noch so großen Machteinfluß ausüben, bei ihrer Vertheilung auf alle Nichtbesitzenden würde das Facit doch nichts sein, als die Verlumpung Aller. Anders wenn durch höhere Ausbildung der Asso ciation oder genossenschaftlichen Vereinigung und der wirthschaftlichen Circulation nach den Ideen Careys die jetzt tobten Productions- und Consumtionskräfte erwachen und Reichthümer zu Tage fördern, gegen welche alle Millionen der Börsenfürsten verschwin den. Wollte man durch höhere Ausbildung des Genossenschafts- und Bankwesens die in Europa augenblicklich beschäftigungslos herumlungernden Menschen nur wenige Jahre lang in den Stand setzen, Gebrauchs- und Tauschwerthe zu schaffen, so würde dies Arbeitsergebniß einen Reichthum dar stellen, welcher denjenigen Rothschilds weit überstiege, besonders wenn diese Menschenkräfte noch befähigt würden, ihre Schwung- und Productionskraft durch kleine oder große Motoren rc. angemessen zu ver stärken. Solche Ziele und Erwägungen schweben den Bankreformern vor. Sie alle seufzen mit R. H. Patterson: „Reform ist der große Ruf und das große Werk des Tages — wir haben Parlamenls- reform, Gesetzreform, Verwaltungsreform, Concurs- reform, welche unsere Gedanken einnehmen und unsere Kehlen in Uebung setzen — aber kein Wort von Geldreform." Ein zur antimanchesterlichen Schule gehöriger