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Dresdner Journal : 07.06.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189306074
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930607
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930607
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-06
- Tag 1893-06-07
-
Monat
1893-06
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 07.06.1893
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M129. Mittwoch, den 7. Juni, abends. 1893. kSr vresck«» ,i«ie»IM»riiot» > N«Ic S0 k», d«t S tt»rk , »u»»erk»Ib ä« äeutAvk«» L«»oi»« tritt ko»t- u»6 8ts»pel»u»eUt»b UtLia. Li»»«los Nummern: 1V kf L»KN»aixni,ff,^odNNr«»r kür äe» N»um eiavr ^«»p»It«lev 2«U» ktsia« LoUritt SO kk. Uvtvr „t-^ozeExir" Ui« 2«t» SO kk. L«i 1?»t-oIIei>- u»<1 «»t»pr. Aut«rll»G. Lk^Neinea: «it XuiuLdma 6vr 8ooi»- u. ksisrtKts« UdvoU». k«n»pr«<.U-Xll»eUtu»»: Kr. 1SVL. DreMerZmimal. Lür die GeiamUetwng verantwortlich: Hofrat Dtto Banck, Professor der kitteratur- und Kunstgeschichte. L»»»kiov voo L»tli^>ülxu»ßsea »u8«Lrt»r /->. Lomw!«lovLr Uv« I)r«»a«er ^üuro»tij S»wd»i* I«rU» Vt»» r«ip«tU I—I Lr«»!»» rr»»Il1i»rt ». lt.: //aa«en^«f»i I'o-ker,' N«rU» - Vl»» - N»r»>>ur^ kr»U LsipiiA -rrnkturt ». «. NL»ck«a: ^«<1. Ato««,- k»rii L»»«oa »«rUa ». N : />»»-« -e t'o. / I«rU»: ^»,iat«Ue»«Uant, >r»»I,L: A^atA,- n»»»«vr: <7. n»u« ». ».. Larct <r t/'o. Uer»u>8«d<>rt USoi^l. Lrpsäitioo Ues vreeüoer ^ourn»I«. vrseüen, ^«iozsrstr. 80. l'ervsxroeU-Aotcblu«: Kr. 180ü. Zur gef. Beachtung. Diejenigen Bezieher, welche unser Blatt nach einem andern Äufenthaltsort nachgesendet zu haben wünschen, bitten wir, mit der be züglichen Bestellung gleichzeitig die an die Post zu entrichtende Überweisungsgebühr einsenden zu wollen. Dieselbe beträgt im ersten Monat eines Vierteljahres 60 Pfg., im zweiten Monat 40 Psg. und im dritten Monat 20 Pfg Auf ausdrücklichen Wunsch besorgen wir die Nachsendung unter Kreuzband. Die Gebühren hierfür richten sich nach dem Gewicht der einzelnen Sendungen. König!. Expedition des Dresdner Journals. Fernsprech-Anschluß Nr. 1295. Amtlicher Teil. Verordnung, die Revision der Wahllisten für die Landtags- Wahlen betreffend. Mit Rücksicht auf die im Laufe dieses Jahres vorzunehmenden Ergänzungswahlen für die 2. Kammer der Ständeversammlung werden alle nach 8 23 deS Wahlgesetzes vom 3. December 1868 (Ges.- u. Verordn.- Blatt Seite 1369) mit Führung der Listen der Stimmberechtigten beauftragten Organe hierdurch be sonders darauf hingewiesen, daß diese Listen im Monat Juni jeden Jahres einer Revision zu unter werfen und zu Anfang genannten Monats die in 8 11 der Ausführungsverordnung zu dem erwähnten Wahlgesetze vom 4. December 1868 (Ges - u. Verordn.- Blatt S. 1378) vorgeschriebene Bekanntmachung zu erlassen ist. Gegenwärtige Verordnung ist in allen Amtsblättern zum Abdruck zu bringen. Dresden, am 5. Juni 1893. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Paulig. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische und telephonische Hkachrichten. Leipzig, 7. Juni. (Tel. d. TreSdn. Jrurn.) Im Ho.bverratSprozeß gegen BlasiuS, Großer und Gcnossrn, ker heute vor dem Reichsgericht begann, wurde die Oeffentlichkeit ausgeschlossen. Wien, 6. Juni. (W. T B.) In dem Heerek- ausschrß ter ungarischen Delegation erklärte der KriegSminister v. Bauer, die Satzungen gewisser österreichischer Studentenverbindungen seien mit ter militärischen Denkweise unvereinbar. Der Minister erinnerte im besonderen an illoyale Demonstra tionen b i Kommersen, grundsätzliche Verweigerung ritterlicher Genugthuung seitens einzelner Verbin dungen und Zunahme derjenigen Fälle, in denen Reservevifiziere durch den Ehrcnrat verurteilt wurden, welche solchen Verbindungen angebörteu. Er, der Minister, habe nicht ein Verbot, sondern lediglich eine Warnung vor der Teilnahme an der artigen Verbindungen erlassen. — Ein Vertreter der Regierung teilte mü, daß in Blumau Ver- suche mrt französischem und englischem Jagdpulver angestellt werden. Kunst und Wissenschaft. Margot» Träume.*) von Hermann Heiberg Der Sohn deS Oberst a. D. v. Schulenburg, Alexander, hatte in Berlin im Jahre 1884 fein Assesforenexamen bestanden und rüstete sich, zunächst nach feiner Heimat Berghohe zu reisen, um sich mit seinen dort lebenden Eltern deS glücklichen Ereig nisses zu freuen. Der Oberst besaß nur geringes Vermögen, aber die Zinsen desselben reichten mit seiner Pension aus, um unter vernünftigen Einschränkungen behaglich zu leben, insbesondere da ihm fein Schwager, ein ein siedlerisch in Wiesbaden hausender reicher Mann, einem ihm gehörenden, mit einem großen Park um gebenen Wohnsitz für Lebenszeit zur Benutzung über lasten hatte. Derselbe lag abgeschlossen in einem ver steckten Winkel von Berghöhe und doch mitten in der Stadt. Wenn man der Hauptstraße vom Bahnhof etwa bi« zur Mitte folgte, bog zur Linken eine kleine, un scheinbare Gasse ad, und am Ausgang dieser lag, mit dem freien Blick auf die Stadt und die herrliche Umgegend eben jener Wohnsitz, der „Herrenhof", so genannt seit Menschengedenken. Alexander sehnte sich nun, da die schwere Arbeits- zeit vorüber war, nach Abwechselung, nach einer Um schau in der Welt und im Leben, und er dachte hin * U»b«sugt«r Nachdruck «erböte» Aünfkirchen, 7. Juni. (Tel. d. DreSdn. Journ.) I» den Kohltuhergwerken ter Lonau Dampfschiff- fahrt-gesellschaft brach ein partieller Streit au»; 8üN Bergarbeiter fuhren nicht ein. ES sind um fassende LorkebrungSmaßregeln getroffen worden, um etwaige Ruhrstörungrn rechtzeitig zu ver hindern. Czernowitz, 7. Juni, lTel. d.DreSdn.Journ.) Infolge neuerdings niedrrgegangenrr Regengüsse sind die Flüsse in beständigem Steigen begriffen. Der untere Teil der Strdt ist sehr gefährdet; eö ist bereits eine Person ertrunken. Venedig, 6. Juni. (W T. B) Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich ist heute nach- mittag hier eingetroffen und am Bahnhöfe vom Herzog der Abruzzen sowie dem Präfekten empfangen worden. Aw Abend setzte Ihre Majestät die Reise nach Athen auf dem Dampfer „Surprisr" fort. London, 8. Juni. (W. TB) Im Ober- Hause brachte der Staatssekretär de» Auswärtigen, Earl of Nosebe y, eiue Bill ein, betreffend die Ausführung des temporären Abkommens mit Rußland über den Robbenfang an der russischen Küste deS Behriugsmeere». Die erste Lesung der Vorlage wurde angenommen. — Im Unterhause wurde daS Amendement Butcher» zur Homerule bill, wonach die irische Legislatur nicht berechtigt sein soll, Gesetze, betreffend Verschwörung, Auf ruhr, gesetzwidrige Versammlungen und Verbrechen gegen Personen zu erlassen, nach mehrstündiger Debatte mit 317 gegen 276 Stimmen abgelrhnt. Rew-Uork, 7. Juni. (Tel. d. Dresen. Journ.) Der Schauspieler Edwin Booth ist heute gr- storbcn. Dresden, 7 Juni. Falsche Friedenspropheten Auffallenderweise wird seit der Auflösung des deutschen Reichstages und der Eröffnung des Wahl kampfes in Rußland sowohl, wie in Frankreich die Öffentlichkeit darüber belehrt, daß der Frieden nicht allein daS allgemeine Bedürfnis dieser beiden Völker bilde, sondern daß die Erhaltung desselben auch das vornehmste und nächste Ziel der Regierung sei. In Deutschland ist allerdings die Zahl derjenigen sehr gering, die diesen Beteuerungen der Friedensliebe unserer östlichen und westlichen Rachbarn ein gläubiges Ohr leihen. Gleichwohl gab sich die Presse der die Militärvorlage ablehnenden Parteien den Anschein, als glaubte sie in allem Einste an die Wahrhaftigkeit des in diesen beiden Ländern so plötzlich und gründ lich vollzogenen Wandels der Dinge. Man ließ sich in dieser GlaubcuSseligkeit auch nicht stören, als ge meldet wurde, daß die französische Presse die üblichen Angriffe auf das deutsche Nationalgefühl erst eingestellt halte, nachdem sie vom auswärtigen Amte die Mahnung erhalten hatte, sich jeglicher Auslassungen über Deutsch land zu enthalten, die den Wahlgang in Deutschland zu Gunsten der Mililärvorlage beeinflussen könnten. Für unbefangene Beurteiler der Lage war es nicht erst nötig, auf den Ursprung der von der französischen Presse so plötzlich zur Schau getragenen freundnachba:- lichen Gesinnungen hinzuweisen, um sie auf ihren wahren Wert und auf ihre Aufrichtigkeit und Dauer haftigkeit zu prüfen. Es war nicht schwer zu er kennen, wie sehr sich unsere Neuesten Freunde an der Seine Gemalt angethan hatten, um ihre Freude an dem Ergebnisse der Abstimmung vom 6. Mai zu ver bergen, die ihnen die Aussicht auf einen Konflikt zwischen der Rcichsregienmg und der deutschen Volks vertretung und somit auch einen Stillstand in der Entwickelung der deutschen Wehrmacht eröffnet hatte. und her, wie er sich die Mittel zu einer längeren Reise verschaffen könnte. Und da kam ihm die Er füllung seiner Wünsche ohne sein Zuthun über Nacht. Acht Tage nach feiner Rückkehr in die Heimat erhielt die Familie die Nachricht von dem plötzlich erfolgten Ableben des erwähnten, in Wiesbaden an sässigen Bruders der Frau v. Schulenburg, und zu gleich mit ihr die völlig unerwartete und bei der vom Verstorbenen sonst allezeit dem Neffen gegenüber beobachteten Zurückhaltung ganz überraschende Mit- teliung, daß er Alexander zu seinem alleinigen Erben eingesetzt habe. Letzterem fiel dadurch außer dem Herrenhof und zwei großen sogenannten Mietshäusern in der besten Gegend Berlins ein bares Kapital von über drei hunderttausend Thalern zu. Unter solchen Umständen war es begreiflich, daß Alexander in einem Auge eine Thräne der Rührung, in dem anderen eine Thräne ausgelassener Freude zerdrückte. Am glücklichsten aber war seine Mutter, nicht aus Hang zum Gelbe, sondern weil sie ihren Sohn zärtlich liebte. Obgleich Alexander eine etwas ältere Schwester besaß, so war er doch seit seiner Geburt fast aus schließlich der Mittelpunkt ihrer Gedanken gewesen und hatte sich, trotzdem er eine selbständige Natur war, mehr von ihr abhängig gemacht, als die» sonst Männerart zu sein pflegt. Fester konnten zwei Menschen nicht zu einander halten, al« Alexander und seine Mutter; sie wett eiferten mit einander in Beweisen ihrer Zuneigung. Nach Antritt der Erbschaft sorgte Alexander zuerst für seine Familie. Er überwie» feinen Eltern den Herrenhof al« freien Wohnsitz und stellte nur die Be Auch darüber bedarf es keiner besonderen Belehrung, daß die französische Regierung die Kammerwahlen nur aus dem Grunde bi- nach Beendigung der deutschen Reichstagswahlen verschoben hatte, weil sie sonst befürchten mußte, daß die französischen Kan didaten bei der Bewerbung um die Gunst ihrer Wähler gar zu oft der Versuchung unterliegen würden, den Rachekricg gegen Deutschland in den Mund zu nehmen und so unseren einheimischen Gegnern der Militärvorlage entgegenzuarbkiten. Wie durchsichtig lst ferner die Tendenz des eben gemeldeten Beschlusses der Militärkommission der französischen Kammer, die Beratungen über die vom Kriegsminister beantragten Veränderungen der Wehrverfassnng bis zur endgiltigen Entscheidung über die deutsche Militärvorlage zu ver tagen! Es soll auf diese Weise den deutschen Parteien, die cS für ihre Pflicht erachten, ihre Vaterlandsliebe durch Bekämpfung der die Stärkung der Widerstands kräfte dcS deutschen Reiches bezweckenden Vorlage zu bethätigen, die Handhabe zu der Behauptung geliefert werden, daß die Annahme der Militärvorlage keinen anderen praktischen Erfolg haben werde, als den, baß Frankreich um so energischer sich rüsten werde. Daß die russische Presse in Vertretung der rus sischen Volksstimme es sich gleichfalls sehr angelegen sein läßt, aus ähnlichen Gründen ihre deutsch- und friedensfeindlichcn Gefühle zu unterdrücken, ist selbst verständlich. Sie ging in letzter Zeit in dieser Be ziehung sogar noch weiter als die französische Presse, indem sie sich nicht allein auf die Zügelung der russischen Nationalgesühle Deutschland gegenüber be schränkte, sondern auch darüber wachte, daß ihre Freunde und Kollegen in Frankreich nicht aus der ihnen zugeteilten Rolle der friedfertigen Nachbarn deS Deutschen Reiches fielen. Man beachtete bei uns in Deutschland nicht genug den Übereifer der russischen Presse, mit dem sie den Versuchen eines gewissen Teiles der französischen Presse, durch maßlose Ver herrlichung deS afrikanischen Kriegshelden Dodds dem französischen Volke einen neuen Boulanger groß- zuziehen, enlgegcntrat Dieselbe russische Presse, die in Rußland dem BoulangiSmus noch huldigte, als dieser in Frankreich selbst längst gefallen war, konnte diesmal nicht energisch genug die Franzosen vor der Gefährlichkeit einer neuen derartigen Verirrung warnen. So findet der anscheinend friedliche Charakter der allgemeinen Lage feine Erklärung in der zeitweiligen Zurschautragung eines großen Friedensbedürfnisses in Frankreich und Rußland. Er wird aber ebenso sicher wieder der früheren deutschfeindlichen Haltung Platz machen, sobald die Frage der deutschen Militärvorlage endgiltig ausgetragen ist. Wenn demungeachtet auch ein namhafter Politiker, wie der rumänische Abgeordnete Lupul, auf die so trügerische Friedenslage hin es au der Zeil fand, dem Leiter des österreichisch-ungarischen auswärtigen Amtes in der vorgestrigen Sitzung der österreichischen Delegation die Möglichkeit der Abrüstung und der Begründung des ewigen Friedens nahezulegen, so beweist dies nur, daß das Fnedensbedürfnis zuweilen auch in Kreisen, wo man es nicht denken sollte, über die Pflicht, dem klar erkannten Thatbestande Rechnung zu tragen, den Sieg davonträgt. Von viel größerer Bedeutung für die Auffassung der Lage und für die Nichtigkeit der Wege, die die deutschen Bundesregierungen sowohl wie auch die leitenden Kreise in Österreich-Ungarn zur Herbeiführung einer als notwendig erkannten Verstärkung der Wehrmacht betreten haben, ist der einhellige Beschluß der ungarische» Delegation und auch des Finanzausschusses der österreichischen Delegation, welcher die bedingungs lose Genehmigung der zur Durchführung der ge planten Verstärkung der Wehrmacht dieser Monarchie geforderten Kredite enthält. dingung, daß die linke Seite des Parterres, auch für den Fall, daß er heiraten und sich in Berghöhe nieder lassen sollte, zu seiner ausschließlichen Verfügung bleibe. Außerdem setzte er den Eltern eine erhebliche Jahres rente aus und schenkte seiner Schwester Margot eins der Berliner Häuser, die er geerbt hatte, mit allen Einkünften aus demselben. Alexander suchte sich so viel wie möglich dem Tanke feiner Verwandten zu entziehen, aber Margot ruhte uicht, bis sie ihn eines Tages allein unter dein großen Akazienbaum im Garten traf. Da fiel sie ihm um den Hals und flüsterte mit bewegter Stimme: „Nimm meinen Dank, Bruder, aus vollem Herzen, und vergieb mir alle Kränkungen, die ich Dir etwa jemals zugesügt habe. Im Grunde wars ja nur Liebe, und Du weißt, daß Du an mir die treueste Freundin hast fürs ganze Leden." Nachdem sich die Kunde von Alexanders großer Erbschaft in Berghöhe verbreitet hatte, wurde derselbe ein Gegenstand neugierigster und ehrfurchtvollster Be achtung. Die Mütter jener Töchter deuteten versteckt mit dem Finger auf ihn hin, und die Bürger und Handwerker seiner Vaterstadt beteuerten bei den Ein- käufrn, die er machte, daß eS mit der Bezahlung durchaus keine Eile habe, ja, daß sie es sich zur Ehre anrechneten, wenn er Beträge in ihren Büchern stehen lassen wolle. Alexander faßte in seinem Glück und in jener der Jugend eigenen Überschätzung der Dinge so manche Pläne, wie er seinen Mitmenschen nützen, ihnen von dem Zuviel Mitteilen wolle; er that auch wirklich viele«, aber, als er zur Ausführung sämt licher Pläne kommen sollte, hatte er da« Geld, wie Tagesgejchichte. * Berlin, 7. Juni. Se. Majestät der Kaiser arbeiteten heute voimitlag mit dem Reichskanzler Grafen v. Caprivi und wohnten nachmittags mit Ihrer Majestät der Kaiserin und dem Grafen von Turin dem Wettrennen deS Berlin-Potsdamer Reiterverein» auf der Rennbahn in SperlingSlust bei. — Der Flügeladjutant Sr. Majestät des Kaisers, Oberstlieutenant v Arnim, erhielt das Offizierkreuz des König!. Sachs. Albrechtsordcns. — Der Staatssekretär des ReichsmarineamtS hat durch Verfügung vom 24. Mai d. I. angeordnet, daß, wenn an Bord in außergewöhnlicher Zahl er hebliche Erkrankungen, namentlich ansteckender Art, gleichzeitig auftreten, oder wenn Verwundungen in Gefechten vorkommen, seitens des Schiffskommandos — unbeschadet der Berichterstattung an das Ober kommando der Marine — ungesäumt ein ärztlicher Bericht au den Staatssekretär cinzusenden ist, in we'chem die Zahl der Erkrankungen oder Verwund ungen, deren Art und Ursache, sowie die zur zweck mäßigen Behandlung, bei ansteckenden Krankheiten die zur Verhütung der Weiterverbreitung derselben ergriffenen Maßregeln mitzuteilen sind. — Die „Berl. Pol. Nachr." schreiben: Regierungs seitig wird bekanntlich großer Wert darauf gelegt, denjenigen Wünschen der Handwerker nach Ver besserung ihrer Lage, welche sich auf dem Wege der Verwaltung erfüllen lassen, auf diesem bei allen sich darbielenden Gelegenheiten entgegenzukommen. Es wird aber auch nicht verabsäumt, ein Vorgehen auf gesetzgeberischer Bahn vorzuberciten. Über die Ziele, welche nach Ansicht der Regierung hierbei erreichbar sind, sind seinerzeit im Reichstage bestimmte Erklär ungen abgegeben worden. Was dabei die Regelung des AbzahlungsgeschäftswesenS betrifft, so hat sich ja bereits der vorige Reichstag mit einer darauf bezüg lichen Vorlage beschäftigt, die allerdings wegen der Auflösung' unerledigt blieb, jedenfalls aber erneuert werden dürfte. In anderen Fragen nehmen die vor bereitenden Arbeiten einen befriedigenden Fortgang. Stach dem gegenwärtigen Stande dieser Arbeiten hofft man im nächsten Herbst oder Winter mit weiteren Vorlagen, die sich aus die Hebung des Handwerker standes beziehen, an die gesetzgebenden Körperschaften des Reiches herantreten zu können. — Von katholischer Seite wird die ,Köln. Ztg." auf einen denkwürdigen Ausspruch aufmerksam ge macht, den l)r. Lieber jüngst in der Wahlversamm lung zu Neuß gethan hat und der es verdient, in die Sammlung der Lieberworte ausgenommen zu werden, vn. Lieber rechtfertigte nämlich die demagogische Taktik, mit der er reaktionäre Ziele verfolgt, unter brausender Heiterkeit durch folgende Erwägung: ,Wir alte Zentrumsleute sind freilich schon damit zufrieden, die Bullenbeißer zu machen, weil wir uns bewußt sind, daß man oben keine Küsse mit uns austausche» wird, wenn wir unten nicht die Waden bedrohen". Sehr schmeichelhaft für die Zentrumsleute! — Wenig an genehm für Hrn. Lieber ist auch ein Wort, das der Frhr. v. Schorlemer-Alst in Neuß in einer großen Volksversammlung äußerte: Ter Übergang 0r. Liebers auf das persönliche Gebiet lege ihm keine Rücksicht auf, mit seinen persönlichen Empfindungen zurückzu halten; um mir eins hervorzuhebeu, wolle er hier einen Ansspruch des verstorbenen Windthorst ansühren, den dieser ihm bei einer seiner öfteren Begegnungen in Ems gemacht habe: „Es fei ihm der Tag der unangenehmste, an dem er den Besuch des Abg. Lieber zu ei warten habe!" — Zu den großen Patrioten, die sich gegenwärtig hier und dort entpuppen, gesellt sich ein Welfe, der Rechtsanwalt v. Dannenberg. Er sagte lant „Hann. Kur." in seiner zu Linden gehaltenen Wahl- alle Begüterten, bereits zu sehr lieben gelernt, um noch allzuviel davon sortzugeben. Schon feit Jahren war es Alexanders Absicht ge wesen, einen Bruder seines Vaters auf seinem im Norden Deutschlands gelegenen Rittergute zu besuchen. Als er einige Wochen nach dem Vorerzählten einmal mit dem Oberst durch den Park wanderte, zog dieser nach seiner Gewohnheit die mit dem weißen Schuurr- bart versehene Oberlippe zur Nase hinauf, wober er zwei Lücken in den Vorderzähnen zeigte, und sagte: „Ja, jo, Alexander, besuche zunächst Onkel Johann Schulenburg in Gravitzhof! Und mein Junge, sieh Dir einmal Deine Cousine Margot an." — Diese führte denselben Namen wie Alexanders Schwester.— „Sie soll sehr hübsch geworden sein, und — und — mein Sohn, jetzt — jetzt bist Du ihr sicher ganz be sonders willkommen!" „Ja, eben das ist'», Papa. Ich möchte nicht, daß sie von meinem Erbe wisse. Hast Du bereits darüber geschrieben?" „Nein, mein Junge, gerade heute sollte es geschehen, und wenn Du'S nicht wünschest — nun, dann laß ich's, obgleich eS mir unnatürlich erscheint, den Ver wandten Dein großes Glück zu verschweigen. „Also noch nichts gemeldet!" rief Alexander. „Wohl, das ist vortrefflich. Dann bitte, teile ihnen nur mit, ich käme, auf meiner großen Reise begriffen, zuerst zu ihnen und bäte um ein längeres Bett al» daS letzte Mal, wo ich von den kalten Füßen deS nachts den Schnupfen bekam" Der Oberst lachte bei diesen Worten und beglei tete seinen Sohn unter allerlei munteren Reden in den Stall wo seine Fidde, eine dicke Stute, schon lange
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