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Dresdner Journal : 22.09.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189909225
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990922
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990922
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-09
- Tag 1899-09-22
-
Monat
1899-09
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 22.09.1899
- Autor
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vezamr,«». Für Dresden vceneliährlich: » Marl so Ps., bei den Saiirr lich dcimchrn Postanstalten vierteljLhrlich d Mark; außer halb des Deutichen Reiches Post- und Stempelzuichlaa. Einzelne Nummern: 10 Pf. Erscheine»: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abends. Fernspr.-Anschluß: Nr. 1295 Dresdner M JoumÄ. EnkünStsunsSgebühre»: Für den Raum einer geipal- tenen Zeile kleiner Schrift SV Ps Unter „Eingesandt" die Zeile do Ps Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag. Herausseber: Königliche Expedition d«S Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr. LO Fnnspr-Anschluß: Nr. Ist»». 18SS ^221 Freitag, dm 22. September abends. Bestellungen auf dar „Dresdner Journal" für das nsvksl« VisnIsIZskn werden in Dresden bei unserer Geschäftsstelle (Zwinger- straße 20) sowie in der Hofmusikalienhandlung von Adolf Brauer (F. Plötner), Hauptstraße 2, zum Preise von 2 I«. S0 »»1. angenommen. Bei den Postanstalten der Deutschen Reichs be trägt der Bezugspreis für diese Zeit s na. In der näheren und weiteren Umgebung Dresdens gelangt das „Dresdner Journal" noch am Abend zur Ausgabe. So in den Ortschaften des oberen Elb- thaleS bis Schandau, in denjenigen des unteren LlbthaleS bi- Meißen und in den an der Tharandter und Radeberger Linie gelegenen Orten. Wo in den vorgedachten Orten die Blätter den Beziehern nicht mehr zugetragen werden, wollen sich letztere mit der Post wegen Abholenr ins Einvernehmen setzen. Hierbei machen wir unsere geehrten auswärtigen Bezieher zur Vermeidung von Unterbrechungen in der Zustellung des Blattes darauf aufmerksam, daß die Bestellungen bei den betreffenden Postämtern einige Tage vor dem jedesmaligen vierteljahrsschluß zu erueueru sind. Geschäftsstelle -es Vres-urr Journals. Amtlicher Teil. Dresden, 20. September. Se. Majestät der König haben Allergnädigft geruht, den in Ruhestand tretenden Pflegern der Landesanstalt HubertuSburg Johann Hermann Kettner und Gottfried Hermann Otto das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Dresden, 16. September. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Professor 0r. Viktor CaruS an der Universität Leipzig den ihm von Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland verliehenen St. StanislauS-Orden 2. Klasse annehme und anlege. Werorönung, die Vollstreckung von Gefängnißstrafen an Per sonen weiblichen Geschlechts betreffend; vom 14. September 1899. Mit Allerhöchster Genehmigung ist in theilweiser Abänderung der in der Verordnung, die Vollstreckung von Gefängnißstrafen an Personen weiblichen Ge schlechts betreffend, vom 15. März 1882 (Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 57) enthaltenen Anordnung beschlossen worden, die an jugendlichen Personen (im Sinne von 8 57 des Reichrstrafgesetzbuchs) weiblichen Geschlechts zu vollstreckenden Gefängniß strafen von längerer als einmonatiger Dauer nicht mehr in der Landesanstalt Grünhain, sondern in der Landesanstalt Voigtsberg vollziehen zu lassen. g EsIind demzufolge! 8 vom 1. OktoberN89S au^AM ' "H ' Kunst und Wissenschaft. König!. Schauspielhaus. — Am 21. d. Mts : „Da« fünfte Rad". Lustspiel in drei Aufzügen von Hugo Lubliner. (Zum ersten Male ) Hugo Lubliner gehört zu dem Berliner Kleeblatt von Bühnenschriftstellern, da« in der wie ein böser Traum hinter un« liegenden Gründerperiode der siebziger Jahre da« litterarische Pari« im neuen Berlin nachäffte. ,Hugo Burger", wie er sich im Anfang nannte, war der verhältnismäßig harmloseste unter den angeblich zeitgemäßen Autoren, die ihre Werke zum Spiegel der gleißenden Verflachung, der Genußsucht und der an spruchsvollen und lärmenden Selbstgefälligkeit gewißer reich-hauptstädtischer Leben«kreise machten. Im Grunde ging alle« auf einen industriellen Betrieb der Litteratur, eine möglichst au«schließliche Beherrschung von Presse und Bühne hinaus, und da« geschickt angefertigte Lustspiel »ach Pariser Modell war da« eigentliche Ideal dieser Strebenden Al« offenbar wurde, daß die allgemeine Stimmung dm Konflikten und Gestalten au« der Welt von „ganz Berlin" nicht allzu günstig sei, kostete e« dm betriebsamen Bühnenlieferanten wenig, auch sein anderes Stück Lebm in ihre Gebilde hinemzuziehen, und der scharfe Unterschied, der anfänglich zwischen der Sitten schilderung de« Trifolium« Lindau, Blumenthal, Lubliner und der de« volk«tümlichen nüchternen L'Arronge obwaltete, hat sich nach und nach so ziemlich verwischt Da« gestern mit sehr gutem Erfolg hier zur Ausführung gelangte neueste Stück Lubliner« „Da« fünfte Rad" nähert sich m seiner Haupt- fizur, dem Fabrikanten Anton Geering, ganz und gar der Art, in der L'Arronge da« bürgerliche arbeitende Berlin zum Hintergrund seiner wirksamen Stücke so viel fach benutzt hat Die Anlage de« Lustspiel« ist ganz hübsch, der Grund- außer den Personen weiblichen Geschlechts, welche das 18. Lebensjahr vollendet und längere als viermonatige Gefängnißstrafe zu verbüßen haben, auch ferner Personen weiblichen Geschlechts, welche das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet und längere als einmonatige Gefängnißstrafe zu verbüßen haben, in die Strafanstalt Voigts berg einzuliefern. Dresden, am 14. September 1899. Die Ministerien der Justiz und des Innern. Schurig. v. Metzsch. Geyh. -Verordnung, die Verlegung der Weiberkorrektionsanstalt betreffend; vom 14. September 1899. Mit Allerhöchster Genehmigung ist unter Auf hebung der Verordnung, die Verlegung der Weiber- korrektionSanstalt betreffend, vom 15. März 1882 (Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 56), beschlossen worden, die bisher in Waldheim befindlich gewesene Landes-Korrektionsanstalt für Personen weiblichen Geschlechts nach Grünhain zu verlegen, wo zu diesem Zwecke eine besondere Anstalt eingerichtet worden ist. Diese Anstalt soll unter der Bezeichnung „Kor rektionsanstalt zu Grünhain" verwaltet werden. ES haben daher die Einlieferungen weiblicher Personen in die KorrektionSanstalt vom 1. Oktober 18SS ab nach Grünhain zu geschehen. Dresden, am 14. September 1899. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Geyh. Nichtamtlicher Teil. Der Bericht des sozialdemokratischc« Parteivorstandes an den Hannoverschen Parteitag ist gestern im „Vor wärts" veröffentlicht worden. Er verbreitet sich u. a. natürlich über die „ZuchthauS-Vorlage" und im Zusammenhänge damit auch über den Löbtauer Kra wallprozeß und über die Rechtsprechung in Sachsen überhaupt. Was in diesen Beziehungen vorgebracht wird, ist nicht neu und verlohnt somit schon deshalb kein näheres Eingehen. Ferner ist die Rede von der Beteiligung der sozialdemokratischen Partei an den Landtagswahlen in Preußen. ES wird zwar mit Stolz sestgestellt: „Die freisinnig-demokratischen Wahlen in Breslau-Görlitz und Frankfurt a. M. wurden durch das entschiedene Eingreuen unserer Genossen herbei geführt und damit die Hoffnung auf eine konservative Mehrheit im Landtage zu Nichte gemacht', aber zu gleich wird auch gesagt, daß die Erfahrungen für eine gemeinsame Richtschnur noch nicht aus gereicht hätten, daß die Meinungen über den Wert der Beteiligung heute noch ebenso weit auseinandergingen wie bei der neuerlichen Aufwerfung der Frage vor zwei Jahren. Bekanntlich ist die Wahlbeteiligung so ziemlich gegen den offenen Willen des Parteitages und der tonangebenden Führer erfolgt. Auch die bayerischen Landtagswahlen sind nicht vergessen; gegen das hierbei geschlossene Bündnis zwischen Zentrum und Sozialdemokratie seien wohl auf letzterer Seite Bedenken vorhanden, aber der Parteitag könne sich in die Befugnisse der Landes-Organisationen nicht einmischen! Auf die angeblich von gegnerischer Seite erstrebte Vernichtung des Koalitionsrechts nimmt folgende drastische Stelle des Berichtes Bezug: „Die Wut des Unternehmertums darüber, daß die gesteigerte Nach frage nach Arbeitern sie zwang, den letzteren etwas günstigere Bedingungen zugestehen zu müssen, reizte sie zu dem stürmischen Begehren, den Arbeitern auf dem Wege der Gesetzgebung die Ausübung des Koa- litionSrechtS zu erschweren, ja, soweit eS angeht, ganz unmöglich zu machen " „Die Agitation", so heißt eS an anderer Stelle, „für die Ausbreitung der Partei und ihrer Grund sätze wurde auch im letzten Jahre mit unermüdlichem Eifer von den Genoffen allerwärtS fortgesetzt." Da bei wird jedoch mittelbar anerkannt, daß der Erfolg wenigstens unter der ländlichen Bevölkerung der öst lichen Provinzen den Hoffnungen und Anstrengungen nicht entsprochen hat; man tröstet sich mit „den unge heuren Schwierigkeiten, die es in diesen zurückgebliebenen Provinzen zu überwinden giebt." Mit großer Be friedigung führt dagegen der Parteibericht an, daß im Westen, in Krefeld sowohl wie in den Kohlen bezirken, nun auch die christlichen Arbeitervereinig ungen mit den sozialdemokratischen Hand in Hand gingen, „unbekümmert um ihre religiöse oder politische Richtung". Es wird die Hoffnung ausgesprochen, daß die einmal getroffene Verständigung sich immer mehr festigen werde, und gesagt: „Die Einigung eröffnet die Aussicht, daß in Zukunft die Arbeiter der beiden industriellsten Provinzen Preußens in der Arbeiter bewegung endlich jene Rolle spielen werden, die ihnen nach ihrer Zahl und Intelligenz zukommt." Diese Stelle deS Berichts sei dem Zentrum zur Beachtung empfohlen. Als ein Beweis für die unermüdlich gesteigerte Agitation kann jedenfalls die Thatsache gelten, daß die Zahl der sozialdemokratischen Parteiblätter im letzten Jahre um fünf gewachsen ist, und daß zwei bis her dreimal in der Woche erscheinende Parteizeitungen jetzt täglich herausgegeben werden. Auch die Heraus gabe von Agitationsbläitern, die in unregelmäßigen Zwischenräumen von Provinzial- und Kreiskomitees > versandt werden, hat sich „ganz gut bewährt" und on Zahl „erheblich" zugenommen In besonders gutem GeschäfiSstande befindet sich der „Vorwärts", der es bis auf 53 000 Abonnenten und einen Ueberschuß von 66 677 Mark (11330 mehr als im Vorjahre) gebracht und allein aus Inseraten eine Einnahme von über 150000 M. zu verzeichnen gehabt hat. Ebenso „zu fliedenstellend" hat die Buchhandlung deS „Vorwärts" gearbeitet, die der Parteikasie zu AgitationSzwrcken 25000 M. aus ihrem Reingewinn abzuliefern in der Lage gewesen ist. Die Einnahmen der sozialdemo kratischen Parieikasse betrugen vom l. September 1898 bis 31. August 1899 340956 M.; verausgabt wurden 243207 M., sodaß an 100000 M. „kapitalisiert" werden konnten. Wo sind die Parteien der „Kapitalisten", die einen solchen Reichtum aufzuweisen hätten? Von den Ausgaben der sozialdemokratischen Parteileitung fallen zwei Posten besonders auf: Reichstagskosten 28 7000 M. und Preß-Unterstützungen 53434 M Lehrt unS das sozialdemokratische Budget für den Reichstag, daß die gesetzliche Gewährung von Diäten für die sozialdemokratische Parteikasse einen Gewinn von mindestens der oben angegebenen Summe jährlich abwcrfen würde, so beweist der hohe Betrag der Preßunterstützungen, wie die Sozialdemokratie den Wert ihrer Zeitungen zu schätzen weiß und wie sie solidarisch bemüht ist, ihre Presse fortgesetzt zu fördern und zu heben. Da die Sozialdemokratie für „un produktive" Ausgaben kein „Sentiment" hat, ist hier ¬ aus auch die materielle Wichtigkeit einer ausgebreiteten Parteipresse zu erkennen. Tie britischen Streitkräfte in Südafrika. Anläßlich der drohenden Kriegsgefahr dürften folgende, der „Kreuz,tg." entnommene Angaben über die Anzahl der britischen Streitkräfte in Südafrika von Interesse sein. In der Aufstellung sind die Truppen, die von Indien, dem Mittelmeere und England bereit« abgesandt worden sind, bez. im Laufe der vorigen Woche entsandt wurden, inbegriffen. Infanterie. 15 Bataillone, nämlich da« 1. vom Liverpool-Regiment, da« 1. vom North Lancashire-Re giment, da« 2. vom Royal Berkshire-Regiment, das 1. vom Border-Regiment, da« 1 vom Devonshire-Regiment, das 1. vom Gloucestershire-Regiment, da« 2 vom Gordon Highlander-Regiment, das 1. vom Leicestershire-Regiment, da« 2. vom Aorkshire Regiment, (2 Bataillone) daS 1. und 2. vom Kings Rifle-(Jäger) CorpS, da« 2. vom Royal Dublin Füsilier-Regiment, das 1. vom Northumber land Füsilier-Regiment, das 1. vom Royal Irish Füsilier-Regiment, das 2. von der Jäger-Brigade, zu sammen 15 150 Mann und 616 Pferde. Dem mili tärischen Leser dürfte bekannt sein, daß die Regimenter, denen die obigen Bataillone entnommen worden sind, fast alle ihrer Tüchtigkeit halber berühmt sind Ins besondere gilt die» von den Gordon Highlander», den Northumberland-Füsilieren, den Royal Irish-, den Dork- shire-, den Dublin-Füsilieren, dem Border-Regiment und den Jägern. Kavallerie Fünf Regimenter: die 5. Dragoner, die 5. Lancier«, die 9 Lancier», die 18. Husaren, die 19. Husaren, zusammen 4215 Mann (einschließlich Burschen rc), 3790 Pferde. Artillerie Neun Feld-Batterien von je 6 Geschützen (ausschließlich Festungsartillerie), die 13., 18., 21., 42 , 53 , 62., 67., 69. und 75 , zusammen 54 Geschütze, 1590 Mann und 1227 Pferde. Pioniere. Zwei Compagnien 424 Mann, 126 Pferde, 1 Compagnie der Eisenbahn-Abteilung 200 Mann, - 12 Pferde, zusammen 624 Mann, 138 Pferde. — Alle Truppengattungen zusammen: 21579 Mann, 5771 Pferde. Genaue Angaben über die Stärke des Train, Sani- tätScorp» rc lassen sich nicht ermitteln. Obige Truppen sollen zum größten Teil in der Natal-Kolonie konzentriert werden, vermutlich weil dieselbe am meisten einem Ueber- fall ausgesetzt ist. Im übrigen wird der FeldzugSplan selbstverständlich geheim gehalten. Außer dieser regulären Macht verfügt England, wie schon berichtet, über eine beträchtliche Anzahl gut aus gebildeter Schutztruppen und Freiwilligen-Corp«. Inder Kap-Kolonie: Die Kap Mounted Rifle« (berittene Jäger) eine stehende Schutztruppe, der auch einige Feld geschütze zugeteilt sind Die berittenen Grenzjäger, zu denen auch das Diamanten-Minen-Freiwilligen-CorpS mit einer Batterie Feldgeschützen gehört Im übrigen mustern 17 Freiwilligen-Corps der Kap-Kolonie, 41 Com pagnien Infanterie und 2 Compagnien Sanität»-Mann schaften. In Betschuanaland unterhält die Kolonie eine ständige Schutztruppe in der Stärke von 450 Mann. In Natal bestehen zahlreiche Freiwilligen - Corp«, die von der Regierung unterstützt werden, im ganzen etwa 7000 Mann Ueberdie« unterhält die Regierung eine berittene Schutztruppe von etwa 500 Mann. In Rhodesia ist eine Schutztruppe von 500 Mann. Wie bereit« berichtet, hat der vor einigen Monaten dorthin entsandte Oberst Baden-Powell diese Truppe mittlerweile beträchtlich vermehrt und zum Kriegsdienst ausgerüstet. In unterrichteten Kreisen wird behauptet, dieses Corp» sei jetzt an 7000 Mann stark und könne jede Stunde in das Feld ziehen Vielleicht ist die» aber übertrieben Tagesgeschichte. Dresden, 22. September. Se. Majestät der König nahmen heute vormittag im Residenzschlosse militärische Meldungen sowie die Vorträge der Königl. Staats minister, der Hosdepartementschefs und des Kabinetts- gedanle, vatz rin kluger uno anipruchvtoser Mann, der scheinbar die ganze Herrschaft feines Hause» seiner Frau überläßt und für die oberflächlich urteilende und klatschende Welt da» fünfte Rad am Wagen abgiebt, in Wahrheit nicht nur sein Geschäft, sondern auch das Leben der Seinigen lenkt und bestimmt, könnte sogar noch dramatisch ausgiebiger benutzt werden, al» es in Lubliner« Erfindung geschieht. Immerhin sind die beiden Gestalten de» Fabrikanten Geering und de» jungen Maler« Georg Fichtner, der der Schwiegersohn Geering» wird, in frischer Weise belebt und nicht völlig die abgespielten Typen des schwankartigen Lustspiels. Die große Scene am Schluffe de« zweiten Akte«, wo der ältere und der jüngere Mann sich erkennen und zusammenfinden, ist nicht nur der Höhe punkt der Wirkung, sondern auch der glücklichst geführte und selbst im Dialog fesselndste Teil der Handlung, die eigentlich mit dem zweiten Akte zu Ende geht und im dritten nur noch auf einigen allzusehr verlängerten Ab schlüffen und Wiederholungen beruht. Die Gestalten, die sonst auftreten, die verbildete und graziöse Frau Geering, ihr Töchterchen Lotte, Frau Erna Pohlmann und ihr bummelnder Vetter Karl EckerSberg, die nur durch da« Dazwischentreten Geering« vor einem thörich en Unrecht bewahrt werden, vollend» die Füllfiguren de» Hrn Pohl mann, de» abgeschmackten Referendar» Arthur Falke sind allbekannte, der Verfasser hat sie kaum mit ein paar kleinen neuen Zügen und Redewendungen auSgestattet. In ihrem Verhältnisse und Gegensatz zu Geering gewinnen sie etwa» Leben, und alle Terlnahme sammelt sich schließlich auf diesem fünften Rad, da» allein, um mit dem Verfasser zu sprechen, die Karre in Gang und auf den rechten Weg bring' Au» dem Gesagten erhellt bereit», daß da» Lublinersche Stück zu denen gehört, die unseren Darstellern naheliegen und für die sie den bekannten sichern Stil besitzen Die Hauptgestalt de» Stücke», eine bedeutende schauspielerische Aufgabe, wurde durch Hrn Bauer (Anton Geering) mit autzeloroenMcher Frische, rn charaitenstrscher Maske uno Haltung durchaus glücklich und gewinnend verkörpert E« war ein Zug und Ton in dieser ganzen Wiedergabe, die die Absicht de» Verfasser» nicht nur trafen, sondern sie wesentlich verstärkten; die Uebergänge von der behag- lichen scheinbaren Gleichgiltigkeit zur raschen und klugen Erfassung und Lenkung der Dinge, die ruhige Sicherheit, mit der Geering sein Naturell und Temperament zur Maske für die Durchsetzung seines Willen» gebraucht und ohne Lärm Herr wird und bleib», kamen in Hrn. Bauer« Darstellung ohne Bruch und ganz vortrefflich heraus Auch Hr. Franz (Georg Fichtner) verhalf dem jungen Maler und der Mischung von Jugendmut und LebenS- ernst in dieser Figur zu vollem Leben und berechtigtem Anteil. Frau Wolff (Wilhelmine Geering) spielte die Gattin des Fabrikanten, die nach zwanzig Jahren noch immer sehnsüchtig ins verlorene Paradies der Oberlehrers tochter zurttckblickt, einheitlich, gewandt und lebendig, ver sagte sich » aber nicht, ihrer Gestalt einen Stich zu viel in die Karikatur zu geben. Die sonst Beteiligten, Frl. Diacono (Erna Pohlmann), Frl. Gasny (Charlotte Geering), die Herren Gunz (Karl EckerSberg), Renö (Arthur Falke) und Huff (Robert Pohlmann) gaben er sichtlich den Figuren mehr Leben, al« sie von ihnen empfingen. Ad. Stern 71. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte. IV. In der vorgestrigen GeschäftSfitzung erfolgte zunächst, wie bereit« kurz gemeldet wurde, di« Wahl des Vororte« für 1900. Auf Vorschlag von Neumeyer-Hamburg wurde für die 72. Versammlung Aachen gewählt und damit der schon seit Jahren gehegte Plan verwirklicht, einen gewißen geographischen Zusammenhang mit dem Anfang August in Pari« tagenden Internationalen medizinischen Konareß hrrzustellen Für diejenigen Mitglieder de« medizinischen Kongreßes, tue sich noch einige Zeit in Pari» aufhalten oder an die den Kongreß begleitenden Studienfahrten an- schließen, ist damit die Möglichkeit gegeben, sich durch ein fache Fahrtunterbrechung auf der Rückreise an der Natur forscherversammlung zu beteiligen. Zu lokalen Geschäfts führern der Aachener Versammlung wurden Wüllner und Meyer ernannt Für 1901 ist die Wahl von Hamburg in Aussicht genommen. Alle Diskussionsredner befür worteten die in dem Antrag ausgestellten Grundsätze aus« lebhafteste. Geh. Rat v. Bergmann-Berlin bezeichnete den Antrag als die Einleitung zu einem Schritte, der über kurz oder lang geschehen müsse, vr. Herberich-München wünschte den Antrag auch auf die naturwissenschaftlichen Sektionen ausgedehnt zu sehen. Schließlich wurde der Antrag einstimmig an die medizinische Hauptgruppe zur Stellungnahme überwiesen. Ebenso einschneidend für die Organisation des Naturforschcrtages ist ein An trag Prof PoSner-Berlin, dahin gehend, aus iokalen be stehenden oder noch zu begründenden ärztlichen und natur- wiffenschaftlichen Vereinigungen einen Unterbau für die Gesellschaft zu schaffen. Der Antrag wurde einstimmig einer Kommission überwiesen, die durch Umfrage die Stimmung der maßgebenden Kreise sondieren wird. In den Vorstand der Gesellschaft wurden gewählt: v Leube- Würzburg (erster Vorsitzender), Hertwig-München (zweiter Vorsitzender), Heubner-Berlin (dritter Vorsitzender), War burg-Berlin und Trendelenburg-Leipzig (Beisitzer). Die naturwissenschaftliche Hauptgruppe beschäftigte sich in ge meinschaftlicher, außerordentlich stark besuchter Sitzung mit der Frage der Dezimalteilung von Zeit und KreiSumfang. Zur Beurteilung dieser Frage ist für das kommende Jahr ein internationaler Kongreß nach Pari« einberufen, an dem sich die meisten Kulturstaaten beteiligen werden Die deutsche Reich«regierung hat bisher zu diesem Plane noch keine Stellung genommen In Berlin sind zwei Ström ungen vorhanden; die eine Partei empfiehlt die Beteilig ung de« Reiches, während die andere durchaus nichts da-
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