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Die Weitzeritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners lag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich l M. 25 M., zweimonatlich ftl Psg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummeni 10 Psg. — Alle Postan fialten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserat«, welch« Hei He» bedeutenden Auflage de» Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfa. die Spaltenzeile oder devM Raum berechnet. — Ta bellarische und compkicirte Inserate mit entsprech«»» dem Ausschlag. — Eingt- sandt, im redactioneÄ» Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Weißeritz-Mmg Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Amtsblatt für die Königliche Kmtshauptmannfchaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Vedscteur: Paul Jehne. - Druck und Verlag von Carl Zehne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten Unterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirthschastlicher Monats-Beilage. Nr. 50. " Donnerstag, den 3. Mai 1900. 66. Jahrgang. Wlltlilhe Atzuns Ser AMvemSneten zu JiDolSiswalSe krottLT, arm 4. «al 1900, Abends SM- 8 -M« Uhr, im Sitzungszimmer der Stadtverordneten im hiesigen Rath Hause. Die Tagesordnung hängt im Rathhause aus. Tägliche Erinnerungen aus der sächsischen Geschichte des 19. Jahrhunderts. Nachdruck verboten. 3. Mai. 1840. Aufstand in Dresden, wo die Rebellen in der Altstadt Barrikaden zu errichten beginnen. 1850. Der sächs. Kriegsminister Rabenhorst wird vom König Johann in den Adelstand erhoben. 1850. Kaiser Louis Napoleon III. erklärt Oesterreich den Krieg. 4. Mai. 1849. Die sächs. Königsfamilic begiebt sich mittelst Elbdampfers nach der Festung Königstein, da in Dresden Barri kadenkampf droht. Tod des Dichters der Wacht am Rhein, Mar Schnecken burger in der Schweiz. 1892. Prinz Friedrich August führt seinem künigi. Oheim das 1. Bataillon vom Schützcnregiment vor, daß er als Oberst leutnant befehligte. Der Krieg in Südafrika. Die merkwürdige Httsode im südafrikanischen Krieg, welche durch die kühnen Vorstöße der Buren im Rücken der in und bei Blumfontein stehenden englischen Haupt armee unter Feldmarschall Roberts dargestellt wurde, scheint mit dem Rückzüge der burischen Streitkräfte von Wcpener, Devetsdorp u. s. w. wieder zum Abschluß gelangt zu sein. Was man von burischer Seite mit diesen Offen sivbewegungen eigentlich bezweckte, das ist noch nicht recht klar; doch klingt die Annahme nicht unwahrscheinlich, daß die Buren das unfreiwillige Stillliegen der Robertsschen Kolonnen vor Allem dazu benutzen wollten, sich die Ernte in den reichen Korndistrikten des Südostens des Oranjefreistaates zu sichern und sie nach Norden zu retten. Vielleicht haben sie dann in Verbindung hiermit be absichtigt, die Zufuhrslinie der Robertsschen Armee von Süden überhaupt zu zerstören, und zweifellos wäre jene durch ein Gelingen des letzteren Planes in eine hoch kritische Lage gerathen. Wenn jedoch die Buren wirklich eine derartige Absicht hegten, so ist sie durch die um sichtigen und entschlossenen Gegenmaßregeln des Feld marschalls Robert nunmehr vereitelt worden, und die Buren können froh sein, falls sic die eingeheiinsten Ernte- vorräthe in den Distrikten von Wepener u. s. w. noch glücklich vor den verfolgenden englischen Kolonnen retten, wie es heißt, würden die Vorräthe in tausenden von Ochsenkarren forttransportirt. Freilich mußte Roberts, um sich der überraschenden Angriffe der Buren zu er wehren, fast zwei Drittel seines nun schon seit länger als vier Wochen bei Blumfontein stehenden Heeres nach Süd osten entsenden, was bei der Schwierigkeit der Ver pflegung für die Engländer und ihrem Mangel an ge nügend akttonsfähigem Pferdematerial nicht geringe Hinder nisse darbot. Dieselben wurden indessen schließlich über wunden und die große nummerische Uebermacht der Eng länder hat sich zuletzt auch bei diesen Kämpfen derart geltend gemacht, daß sie sogar versuchen konnten, die Burenkommandos unter Louis Botha und Dewet förmlich einzukreisen. In der That hefteten sich die am meisten beweglichen englischen Kolonnen hart an die Fersen der nordwärts zurückgchenden Burenabtheilungen, wie die Blumfonteiner Depesche Roberts vom 27. April beweist, wonach General French mit seiner Kavallerie am Morgen des genannten Tages Thabanchu erreichte und dort mit den Brigaden Hamilton und Dorrien zusammen traf, worauf French und Hamilton vorgingen, uni den die östliche Vorstadt von Thabanchu besetzt haltenden Feind zu vertreiben. Bei der größeren Beweglichkeit der Buren darf man jedoch wohl annehmen, daß es den Truppen Bothas und Dewets noch gelungen ist, sich der ahnen von Marschall Roberts zugedachten eisernen Um klammerung zu entziehen. Ob nun der englische Ober befehlshaber jetzt, nach glücklicher Durchführung dieser be sonderen Aktion, im Stande sein wird, seinen wiederholt angekündigten Vormarsch gegen die bei Kronstadt zu sammengezogene Hauptstreitmacht der Buren endlich an zutreten, das muß sich ja nächstens zeigen! Jedenfalls würde aber Roberts bei einem Vormarsch nach Nord osten erhebliche Streitkräfte zur Deckung seiner rechten Flanke abzuordnen haben. Doch würde sein Heer auch dann den Buren noch immer an Zahl der Känipfer be deutend überlegen sein, ganz abgesehen von der Ueber macht der englischen Artillerie; der Umstand, daß die Buren dem vordringenden Gegner fortgesetzt in vier- bis fünffach schwächerer Zahl entgegentreten müssen, bildet für sie eben einen nicht zu beseitigenden wunden Punkt. Auf einen nennenswerthen Zuzug seitens der aufständischen Afrikander können sie offenbar auch nicht mehr rechnen, wie sich denn überhaupt die gesammte aufständische Bewegung im Kaplande als ein zersplittertes und nichts weniger als einheitlich und energisch betriebenes Unternehmen erweist, das die Durchführung des Krieges für die Engländer schwerlich wesentlich beeinträchtigen wird. Inwiefern die angeblich in Folge eines englischen Komplott herbeigeführte Explosion der Geschütz- und Ge- schoßfabrik in Johannesburg die Widerstandskraft der Buren beeinträchtigen wird, läßt sich aus der Ferne noch nicht beurtheilen, es heißt aber, der angerichtete Schaden sei keineswegs so groß. Während dergestalt der Krieg in Südafrika seinen Fortgang nimmt, ohne eine baldige definitive entscheidende Wendung vorhersehen zu lassen, deutet noch immer nichts darauf hin, daß von Seiten der neutralen Mächte endlich Schritte zu einer diplomatischen Intervention behufs Beilegung des Krieges zu erwarten seien. Offenbar waltet in den Kabineten der Groß mächte nach wie vor Abneigung vor, den schüchternen Jnterventionsversuch der Unionsregierung zu erneuern, wozu freilich auch die noch immer gegen jedes derartige Unterfangen mit Entschiedenheit gerichtete Haltung Eng lands durchaus nicht ermuthigt, hat doch erst lehtknn der englische Schatzkanzler wiederum mit dürren Motten er klärt, der staatlichen Unabhängigkeit der Buren sei un bedingt ein Ende zu machen. Europa wird also auch fernerhin dem Verzweiflungskampfe des sich allmählig verblutenden tapfern Burenvölkleins unthätig zusehen, und darum zögert wohl auch die noch im Haag weilende burische Sondergesandtschaft, ihren Wanderstab fortzusetzen, sie würde doch überall vergeblich um Hilfe für die gerechte Sache ihres Volkes anklopfen! Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Drei böse Brüder mit Namen Mamertus, Pankratius und Servatius werden sich in wenigen Tagen einstellen. Es sind die Eisheiligen, die sich alljährlich am II., 12. und 13. Mai einfinden, um in der Regel mitten in, Frühling noch einmal ein Stückchen Winter aufzuspielen und durch Hagel und Nachtfröste zahlreichen Blüthen und Keimen den Garaus zu machen. Mit einer gewissen Bangigkeit sahen darum von jeher insbesondere die Landleute dem Erscheinen dieser „sonderbaren Heiligen" entgegen, und manches Gebetlein wurde an sie gerichtet, um ihr gnädiges Vorübergehen zu erflehen. So z. B.: „Ich bitt' Euch, Ihr Heiligen alle drei, Geht gnädig an meinem Feld vorbei". Aber auch Versprechungen wurden ihnen gemacht, um ihre ver derblichen Launen zu besänftigen: „Wenn Ihr brav seid, drei Heilige Ihr, Bekommt Ihr drei neue Pelzkäppchen von mir, Und drei Paar gute, warme Schuh', Und Jeder noch einen Mantel dazu". So oder ähnlich hieß ein Berschen, das in früheren Zeiten manche Mutter beim Anrücken des gefürchteten Trios ihre Kleinen lehrte. Jetzt wird zwar nicht mehr zu den Eisheiligen gebetet, auch werden ihnen keine Versprechungen mehr gemacht, aber ein gelindes Grauen vor der unheimlichen Eigenschaft der selben, wieder zu verderben, was der Frühling bereits geschaffen, macht sich auch heute noch geltend, und mit Spannung wird beobachtet, wie sie sich anlassen. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monate April dss. Js. 7bI Einzahlungen in Be trage von 55978 M. 41 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 553 Rückzahlungen im Betrage von 04007 M. 15 Pf. — Der heutigen Nummer liegt der auf dünnem Papier gedruckte Sommerfahrplan bei. — Das Sächsische Finanzministerium hat an die „Sächsische Bank" in Dresden und die „Dresdner Bank" in Dresden, die „Allgemeine Deutsche Kreditanstalt" und die „Leipziger Bank" in Leipzig, die Direktion der „Dis- kontogesellschaft" und die Firma S. Bleichröder in Berlin, sowie an die Firma M. A. Rothschild L Söhne-Frarck- furt a. M. 51 500 000 Mark 3prozentige sächsischer Rente vom Jahre 1899 fest begeben. Die genannten Häuser haben im Verein mit ersten Banken und Bankhäusern ein Konsortium gebildet und gedenken, den vorerwähnten Be trag 3prozentiger sächsischer Rente demnächst zur öffent lichen Zeichnung aufzulegen. Das Finanzministerium hat den übernehmenden Banken die Zusage ertheilt, bis zum 31. Dezember 1900 weitere Beträge 3prozentiger Säch sischer Rente ohne Zustimmung derselben nicht an den Markt zu bringen. — Der Abendstern, die Venus, glänzt jetzt im Bilde der Zwillinge prachtvoll am Abendhimmel. Sie sinkt bei Beginn des Monats gegen Mitternacht, am Ende eine halbe Stunde früher unter den Horizont und erreicht am I. Juni ihren größten Glanz. — Das „Leipziger Tageblatt" wendet sich in einem Leitartikel dagegen, daß seit Jahrzehnten evangelische Sol daten, Offiziere und Kadetten, zu den Prozessionen kommanditt werden, die in der Lharwoche und am Fron leichnamsfeste in der katholischen Hofkirche zu Dresden stattfinden. Die Mannschaft hat vor der Prozession und dem „katholischen" Sanktissimum zu präsentiren; evange lische Offiziere betheiligen sich an der Kniebeugung. Das „Leipz. Tgbl." sagt, es wäre schon längst Aufgabe der evangelischen Militärgeistlichkeit gewesen, gegen diese Nöthigung zur Glaubensverleugnung evangelischer Sol daten Widerspruch zu erheben. — Die anläßlich des vom 3.-5. Mai in Großen hain stattfindenden Realschul-Jubiläums zu errichtenden Stiftungen haben bereits die stattliche Höhe von 8000 M. erreicht. Der erste Tag des Festes bringt Fackelzug und Kommers und der zweite Tag Festzug, Festtafel und Ball. Am dritten Tage sind Ausflüge in die Umgebung vorgesehen. Niederfrauendorf. Am vergangenen Sonntage wurde im hiesigen Gasthofe vom Gesangverein Arion- Possendorf aus freundschaftlichem Entgegenkommen gegen über früheren Sangesgenossen ein wohlgelungenes Konzert geboten. Insbesondere zeigten die mit Sorgfalt ausge wählten Chöre und Halbchöre eine gute Schulung und daß auch von Seiten der Sänger unter besonders fach tüchtiger und geschickter Leitung mit Lust und Liebe ge sungen wird. Auch ein Violinsolo ward von einem musi kalischen früheren Arionen unter allseitigem Interesse zu Gehör gebracht, sowie, damit auch die weniger sanges kundigen Hörer ihre Rechnung fanden, verschiedene Nummern heiteren Genres, komische Duetten und — aller dings etwas verspätet — ein Fastnachtsscherz. In An bettacht der gemeinnützigen Bestimmung des Ertrags und auf der anderen Seite der Uneigennützigkeit und Opfer willigkeit der Herren Sänger wäre allerdings ein noch etwas zahlreicherer Besuch namentlich von auswärts zu wünschen gewesen. Cossmannsdorf. Sonntag erfolgte hier in Anwesen heit des Geheimen Regierungsrathes Amtshauptmann vr. Schmidt die Weihe des neuen Schulgebäudes durch Herrn Schulrath Fink. Der Ort prangte im Flaggenschmucke. Festzug, Aktus vor der Schule, Gebet und Rede, sowie geselliges Beisammensein bildeten die Theile dieser schönen Feier. Schmiedeberg. Bei der Gemeindeverbands-Sparkasse hier wurden im Monat April d. I. 93 Einzahlungen im Betrage von 5992 Mk. 05 Pf. geleistet, dagegen erfolgten 00 Rückzahlungen im Betrage von 9958 Mk. 10 Pf- Dresden. Die Zweite Kammer nahm am 3V. April den Entwurf eines Gesetzes über Gewährung von Entschädigungen für an Rückenmarksentzttndung bez. Ge hirnentzündung umgestandene Pferde und für an Maul- und Klauenseuche gefallenes Rindvieh en Kloc gegen 0 Stimmen an. — In der Sitzung am 1. Mai erledigte die Kammer nur Petitionen nach den Anträgen der Deputation. Die letzte Hochfluth scheint in einer Korsettfabrik tark aufgeräumt zu haben. Ueberall die Elbe entlang nach dem Rehbock bei Meißen zu, auf Wegen und