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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 10.11.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-11-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19051110029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905111002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905111002
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-11
- Tag 1905-11-10
-
Monat
1905-11
-
Jahr
1905
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Lage in Rußland. ..Carmen". ..Emilia Galoiti", Ressource-Konzert. I N » kttllg, L V. NVVtNN'er l.r-VS. Mresgen-kartt. Nniikibme von RnkUiibiauniä» bis nockmiiia,r s Ubr. Sonn- und Neieria,« nur MarieuIIrM »» von n bis V.Nttir Die rivaitiaeSIrund- keile <ca. s Silben» 20 Pf,.. An- tiindi,u»,ei, auf der Vrivaüciie Zeile 25 P», : die Lipaitiae Zeile an» Tert- iciie es Pfg. als Sin,eiandt Zeile kV Pi, Mnmmrr» «ach Soua- und Keiertazen r ivalüac Grundzcile sa P»,.. m,t Privalieite 00 Dl,., rlpaltiac Zeile aus Tcrtteile und als Emgciaildt so Ps„. AuSwäriiac Auf- trage nur «egen Lorausbejahlu«,. Beiredlatter werden mit rv zzi»- berechnet. aeriiivreLanschlutz: «lmt l Rc. U und Nr. LOS» Vorrätig L 8tileü 50 Ltg. in allen äpotdeleev, Ilrogerien un6 knrlümorieo. sti R Die Weischnot im sächsischen Landtage. DieZweit« Kammer zeigte heute zum erste» Male in dieser Session die Physiognomie eines große» Tages. Die öffent lichen Tribünen und die Regierunastribüiic waren überfüllt, die Ministertische, an denen u. a. die Herren Staatsminister v. Metzsch, Dr. v. Seydewitz, Dr. Rüger und Dr. Otto Platz genommen hatten, vollbesetzt. Auf der Tagesordnung stehen die Interpellationen der Abgeordneten Gold stein lSoz.I und Günther und Bär sfreis.!, durch die angefragt wird, welche Maßnahmen die Regierung zu ergreifen gedenke, um dem Mangel an Vieh und der daraus resultierenden Fleischn 0 t zu be gegnen. — Staatsminister v. Metzsch erklärt sich zur sofor tigen Beantwortung der Interpellation bereit. Aba. Goldstein saus der Jouriialistcittribüne schwer ver ständlich! begründet seine Interpellation. Es bestehe Fleischnot, die eine schwere Schädigung der Bevölkerung Hervorruse und Anlaß zu einer allgemeinen Mißstimmung in der Bevölke rung gegeben habe. Diese Tatsache müßten auch die Agrarier jUgestchen. Die preußische Regierung habe zwar eine Fleisch- not nicht anerkannt, sondern nur eine Fleisch t e n e ru ng , und diese auf die verschiedensten Ursachen znriickgeführt, dem tünden aber die Anschauungen der Stadtverwaltungen entgegen. Nckner verliest hierauf die Aeußer,ingen des Sächsischen Lanoes- kulturrates über diesen Gegenstand und bemerkt, diese Aus lassungen gingen daraf hinaus, daß die Oeffnung der Reichs grenzen für die Vieheinfuhr unmöglich sei. AuS dem ganzen Be richte sei zu ersehen, daß man das Karnickel suche, nämlich die Ursache der Fleischnot, es aber überall finde, bloß nicht bei der Landwirtschaft. Nebensächliche Dinge, wie der Aufwand der Fleischer und die Verwaltung der Schlachthöfe, würden angeführt wahrend man von der Landwirtschaft sagen müßte: „Dies Kind — kein Engel ist so rein — Laß deiner Huld enrpfohlen sein!" Die von dieser Seite angeführten Ursachen der Fleischnot seien nicht stichhaltig. In 21 Städten Sachsens hätte» i» neuerer Zeit 601 Fleischereibetricbe geschlossen werden müssen. Tie Direktion des Schlachthoieü in Plauen behaupte, das; der Vieh handel die Ursache der Fleischtencrung sei, insbesoderc der Händ- lerring, der durch die Zurückhaltung des Viehes voin Markte die Preise abnorm in die Höhe schraube. Die Erfahrungen in Deutschland sprächen aber dafür, daß die agrarische Politik M Deutschen Reiche die Schuld an der gegenwärtigen Lage trage. Durch die Schutzpolitik des Fürsten Bismarck vom Jahre 1879 seien fortwährend die Lebensmittel verteuert wor den zu ungunsten der Industrie und der arbeitenden Bevölkerung, ebenso durch die in Massen ergangenen Einfuhrverbote, mit denen der Landwirtschaft bestimmte Vorteile von seiten der Regie rung zugcwendet werden sollen. Das bei dieser Gelegenheit hingcstellte Gespenst der Seuchengesahr werde von maßgebenden Seiten bestritten. Dieser Gefahr könne auch sehr leicht durch veterinäre Polizeimaßregeln gesteuert werden und das geschehe auch tatsächlich, denn es werde beispielsweise ein Stück Vieh au- Ungarn nicht weniger als dreimal untersucht, che cs hier geschlachtet werde. sZuruf: Das ist notwendig!! Gewiß ist das notwendig, aber, wenn Sie die Zusicherung haben, daß alles getan wird, um kein krankes Vieh hcrcinzubringen, warum wollen Sie die Einfuhr verhindern? Dos ist eine Schwäche der agrarischen Position. Die den fremden Ländern gegenüber- geübte Kampfpolitik stelle nur Maßregeln im Interesse der Agrarier vor: man entdecke immer neueEpidemien, die man früher nicht gekannt habe. Wenn das so fort gehe, dann mache sich mit Recht eine immer größere Mißstimmung gegen eine solche Politik geltend. Es sei charakteristisch, daß Fürst Biilow den bei ihm vorstellig gewordenen Bürgermeistern die Antwort erteilt habe, daß ein Erfolg ihrer Petitionen nicht zu erhoffen sei. Auch in Sachsen habe man sich dem anbequcmt, was in Preußen gesagt, und habe vor allem nichts getan, um die Grenzen recht- zeitig zu öffnen. Bei unserer übergtvßen industriellen Arbeiter- jchaft wäre das am notwendigsten gewesen. Sachsen habe auch im BundeSratc nichts getan, um eine Milderung der Fleischnot hcrbeizuführen. Das ergebe sich aus den Worten des Reicks- kanzlers: .Kein Bundesstaat habe den Antrag auf Oeffnung der Grenzen gestellt!" Also auch die sächsische Regierung nickt. Das ist durch die Presse gegangen, ist also authentisch. ^Heiterkeit.! rst in neuerer Zeit denke man in Sachsen daran, etwas gegen Annft und Wissenschaft. ^ s* Königs. Hofoper. „Carmen". Es war beinahe mit Sicherheit oorauszusehen, daß Frl. v. d. Osten eine prädestinierte Darstellerin der Carmen fein müsse, denn es ist Sr schon von Natur aus olles gegeben, ivas die Ralle in der Hauptsache erfordert: pikante Schönheit der äußeren Erscheinung, charakteristisches Profil, Rasse und Temperament, Juaeno, Theaterblut, genügende stimmliche Fonds, Intelligenz und — Wagemut. Damit läßt sich schon etwas Ordentliches erreichen, und wie überaus glücklich es Frl. v. d. Osten gelungen ist. gleich >m ersten Versuch in der verantwortungsreichen Ausgabe vor ^nem Publikum zu bestehen, daS die berühmtesten Repräsentantinnen der Carmen an gleicher Stelle hat beurteilen können, bewies der Erfolg des gestrigen Abends. Dieser war eigentlich schon nach dem ersten Akte entschieden. Weit davon entsemt, eine bloße Kopie nach berühmten Vorbildern zu geben, veriuchie es Frl. 0. d. Osten aus eigenen Intentionen heraus, «Uten Charakter zu schaffen, selbständig zu sein, auch in der ge schmackvollen Wahl des prunklosen, der Situation aut entsprechen- den Kostüms, eine Carmen nach persönlichem Empfinden auf die Buhne zu stellen. Damit hatte sie bereits die Meinungen für sich und da- Vertrauen für den Ausgang voraus. Außer ordentlich erfolgreich, wie in diesem ersten Erscheinen, gelang ihr denn auch die weitere Ausgestaltung der Rolle. Sie verstand es, bei ihrer Carmen mittels eines markanten Zuges ins-Dämonifche daS Dirnenhafte abzuschwächen, aus explosivem Empfinden heraus daS Flatterhafte ihrer Liebe, die verbrecherische Treu losigkeit zu motivierenden Mut deS persönlichen Handelns glaub- pern, das, trotz aller Vcr- ch berührt, weil es, in „„ , Schicksale untergeht und diesem andere mit sich hmabreitzt. So hat sie uns gestern, Venn auch, wie nicht zu verlangen, in nicht restloser Vollendung, so doch in trefflichen Konturen eine Carmen gegeben, die dar stellerisch und gesanalich allgemein fesselte und von neuem die U»eb«r«euguno bestärkte, daß wir in ihr eins der stärksten und M-gesprochcnsten jüngeren Talente zu schätzen haben, über die die Hosoper zurzeit verfügt. Nachzuholen, was ihr zur Erreichung höchst« Ziele noch aogeht, ist ihre Sach«, an unS ist es, nach die Viehnot zu tun. Zehn Minuten vor der heutigen »Sitzung habe man aus die Plätze der Abgeordneten eine Druckschrift hin- legen lassen, die über eine angebliche Enguete der Regierung über die Vieh- und Fleischverhältnisse Ausschluß gebe. In io wenigen Minuten vermöge man ein solches Aktenstück nicht durch zulesen, könne also auch der Regierung keine Antwort daraus erteilen. Es werde darin u. a. nachzuweisen gesucht, daß ein Ueberschuß an Schlachtvieh vorhanden sei. Das teuere Fleisch, das die Arbeiterschaft und das Bürgertum Sachsens jetzt be zahlen müssen, beweise, daß die Viehzucht in Sachsen nicht ge nüge, um hier ausgleichend zu wirken. Bei der steigenden Be völkerung seien wir auf ausländisches Vieh angewieien und cs sei Pflicht der Negierung, hierin Aenderung zu schassen und für genügende Ernährung der Bevölkerung zu sorgen. Heutzutage seien genug Hilfsmittel vorhanden, um zedcr Teuerung zu be gegnen. Die Fleisch- und Getreideteuerung zu beseitigen, wäre schon vor Monaten eine Pflicht der Regierung gewesen, wenig stens müßten jetzt schleunigst solche Maßregeln ergriffen werden. Es sehe bald aus wie eine Eskompticrung des bevorstcbendcn Eintritts des Zolltarifs seitens der Agrarier, die einen Vorge schmack von der Wirkung des Zolltarifs haben möchten, daß man jetzt solche Flcischpreise bestehen lasse. Er hosfc, von der Negie rung solche Zusicherungen zu erlangen, die zur Beruhigung der Bevölkerung dienen. Abg. Günther begründet seine ähnlich lautende Inter pellation in ziemlich derselben Weise wie der Abg. Goldstein, der den Worten des Redners wiederholt mit .Sehr richtig!" „Sehr lvahr!" zustimmt. Die vom Preußischen Minister v. Podbielski in baldige Aussicht gestellte Fleischvcrbilligung sei nicht cinge- treten. Tie Behauptung, daß die Fleischer sich an der Flcisch- not bereicherten, sei falsch. Die Behauptung, daß die Händler ringe eine künstliche Fleischvcrteuerung herbeigcsührt hätten, sei ein agrarisches Märchen. , Redner gibt dann eine »Statistik über die Steigerung der Rindfleisch- und Schweinefleischpreise wäh rend der letzten Monate und befürwortet eine Aushebung der Einfuhrbeschränkung, die nahezu einem Einfuhrverbote gleich käme. Auch die Schlachtvieh- und Fleischbeschau brauchte nicht so streng gehandhabt werden. Es sei tief bedauerlich, daß die Bundesregierungen nicht die Absicht durcbblicken ließen, der Fleischtencrung entgegenzutreten. Daß ein Mangel an Schlacht tieren bestehe, ergebe auch der Jahresbericht des Landeskultur rates für Sachsen, ja dieser konstatiere sogar einen Mangel an Schlachttieren schon von 1903 ab, die Negierung-hätte also schon damals Gegcnmaßregeln ergreifen müssen. Durch die Fleisch teuerung würden vis kleinen Existenzen schwer bedroht. Deutsch- lanv zahle gegenüber den anderen Ländern Europas die höchsten Fleischpreise. Außer der Oeffnung der Grenzen für die Ein- fuhr lebenden Viehes, werde sich auch die zollfreie Einfuhr von Futtermitteln notwendig machen. Zur Charakterisierung der Verhältnisse, wie sie sich im agrarischen Lager entwickelt haben, trage ein Artikel der „Deutschen Tageszeitung" bei, in dem u. a. behauptet werde, daß die Fleischnot daran liege, daß die Jir- dustriearbeiter sehr viel Fleisch essen. sSchr richtig!) Nein, sehr unrichtig! Mit solcher Ironie tue man die Fleischnot nicht ab. Herr Ockonomierat Kasten habe im Landwirtschaftlichen .Kreisvereine behauptet, daß die Bewegung gegen die Fleischnot nur ein Agitationsmittel, eine agrarische Hetze, ein Fleischrummel und weiter nichts als ein Lügengewebe sei. Man verstehe cs nicht, wie ein landwirtschaftlicher ^Verein so etwas sagen könne. Der Zwischenhandel trage durchaus nicht allein die Schuld, denn den Landwirten stehe nichts entgegen, ihr Vieh selbst auf die Schlachthöfe zu bringen, und sie wüßten ganz genau, welche Preise aus den Schlachtviehs,äsen für das Vieh gezahlt würden. Von einer schrankenlosen Oest'nuna der Grenzen wolle er nichts wissen: das Vieh müsse direkt in die Schlachthöse zur Abschlach tung geführt »verden. um dem Ausbruch von Seuchen vorzu beugen. Die Behauptung, in Oesterreich seien die Flcischpreile auch nickt niedriger als bei uns, werde schon durch die Tat sache widerlegt, daß neuerdings die Fleischcinsuhr aus Oester reich wesentlich gestiegen sei. Redner geht dann auf den vor liegenden statistischen Bericht der Negierung ein und meint, cs sei eine Inkonsequenz, wenn man eine Fleischnot leugne, aber eine Fleischteuerung zugebe. Gegenüber dem behaupteten lieber- stand von Vieh meinten die Fleischer, daß sich in diesem llcbcr- stonde meist solches Vieh befinde, das in bezug auf Qualität nicht den Anforderungen entspreche. Redner weist den Vorwurf zurück, daß die Bewegung gegen die Fleischnot dem Bedürfnisse der Agitation entspringe: sie resultiere aus der Sorge für das s allgemeine Wohl, die über allen Sonderinteressen stehen solle. -Daß die Regierung nicht rechtzeitig eingegrissen und eine Zoll- ! Politik mitgemacht habe, die das Fleisch verteuere, vas erzeuge ' die harten Urteile gegen die Negierung und diese würde sich den Dank weiter Kreise des Volkes verdienen, wenn sie wenigstens > nunmehr kräftige Maßregeln gegen die Fleischtencrung ergreifen ' würde. Staatsminister v. Metzsch: Als Grundlage und Aus gangspunkt für die Beratung der soeben begründeten Inter pellationen wollen Sie die Drucksache ausehen, die sich in Ihren Händen befindet und in der in der Hauptsache statistisches Ma terial zusamemngetragen ist über die Gestaltung der Fleuchpreise im Lande einerseits und über das vorhandene Anaebor von Schlachtvieh anderseits. Ich werde im Verlause meiner Ausfüh rungen Gelegenheit nehmen, verschiedentlich aus die statistischen Zahlen und Bemerkungen dieser Druckschrist zu oerwcsscn, haupt sächlich auch in der wohlmeinenden Absicht, Sie nicht durch münd liche Ausführungen eines sehr weitschichtigen Zahlenmaterials zu ermüden. Ich bemerke gegenüber den Ausstellungen des Abg. Goldstein über das Gebaren mit dieser Denkschrift, daß die Regierung, indem sic die Denkschrift hcrslellte und verteilen ließ, lediglich das Verständnis der Ausführung, die ich zu geben im Bcgriss stehe, zu erleichtern und einen bleibenden Anhalt auch für weitere Kreise und für die spätere Beurteilung dessen, was ich aussühren werde, zu bieten beabsichtigte. Wir haben uns keinctr Nnterlassuna schuldig gemacht, wie dies Herr Abg. Goldstern uns vorwirft. Die Regierung hatte an sich gar keine Veran lassung, ein derartiges Beiwerk zum Verständnis meiner Aus führungen zu bieten. Und wenn ich mir vergegenwärtige .daß die gewiß sehr interessanten und sachlichen Ausführungen des Herrn Abg. Günther zu dem statistischen Beiwerke von großem Werte sind, möchte ich doch glauben, daß. wenn der Herr Abg, Günther in derselben Weise verfahren wäre wie die Negierung und leine Ausführungen mit schriftlichem Beiwerk begleite! hätte, er auch für das Verständnis derselben noch mehr Spielraum geboten haben würde. Ich konstatrere zunächst in vollständiger Uebereinstimung mit Herrn Günther, daß wir es leider tat sächlich mit einer erhöhten Fleischteuerung zu tun haben. Ich will nicht distinguieren zwischen Jleischteuc- rung und Fleischnot, und brauche das . um so weniger zu tun, als der Begriff der Fleischnot auch in unseren schriftlichen Aus führungen nicht enthalten ist: die Begriffe werden sich zum Teil auch decken. Im Hinblick auf die gefährliche Einwirkung, aus die Gesundheit und die allgemeinen wirtschaftlichen Verhältnisse, die die Verteuerung eines derartig wichtigen Nahrungsmittels, wie es das Fleisch ist, berbeiführcn kann, hat cs die Regierung sür ihre Pflicht gehalten, schon seit längerer Zeit die Ursachen Häsen, wo solche Erörterungen angestellt worden sind, hat sich er geben, daß sich seit drei Jahren die Fleischpreise in aufsteigender Bewegung be'inden. Dieser Tatsache steht der Umstand gegen über, daß nach der Statistik bezüglich des Auftriebes von Bieh- stücken aus die Schlachthöse nicht eine Abnahme, sondern ciuc Zunahme zu verzeichnen ist. Es sind das erhebliche Ziffern, die es zweifelhaft erscheinen lassen, ob wir es mit einer vositiocn Fleischnot zu tun haben, begründet in einem Mangel an Schlacht- vicb. Der Viehauftrieb auf den Schlachthöscn übertrifst die Zahl der Schlachtungen. Es soll allerdings nickt bestritten wer den, daß bezüglich des zur Schlachtung eingebrachten Viehes eine gewisse Mangelhaftigkeit besteht, soweit das Schlachtgewicht in Frage kommt. Die Statistik weist nach, daß im prozentualen Verhältnisse das Schlachtvieh gegen frühere Jahre an Gewicht zurückgcangen ist. Das bedeutet einen Qualitätsmangel, uns dieser ist ein hauvtsächlicher Faktor der Preissteigerung. Ter Rückgang des Lchlacktgewichts ist ans die schlechte Futterernie des Jahres 1901 zu schieben. Die Viehzüchter waren darauf an gewiesen, ihre Viehhaltungen zu beschränken, nnd das Vieh vor zeitig zum Verkauf zu bringen. Nach den Erhebungen ist, nach dem im laufenden Jahre eine besonders gute Futterernte zu verzeichnen ist, mit Zuversicht zu erwarten, daß eine Ergänzung der Viehbestände stattgesunden lmt, und daß in absehbarer Zeit vollwichtiges Vieh zur Schlachtung angeboren werden wird. diesem achtung Talent, erheben darf. In gleichem Sinne entschied das Publikum, das sie, vor fast ausverkauftem Hause, mit dem lebhaftesten Beifall und zahlreichen Hervorrufen nach jedem Akte auSzeichncte. — Bewundernswert, in allem künstlerisch vollendet, echt und tief ergreifend im Gesang und Spiel war wieder Herr Burrian kJose!, und vortrefflich, rührend in der Anmut keuscher Mädchen Hastigkeit Frl. Seebe als Micaöla. Ueberbaupt war die Vor stellung, von Herrn Kapellmeister Kutzschbach schwung- und temperamentvoll geleitet, eine der besten, die wir hier von „Carmen" gehört und gesehen haben. 8. 8t. 1* Könial. Hofschanspirl Man gab gestern abend im Neu städter Haine „Emilia tztalotli", nicht iielielnstudiert, aber in zwei wichtigen Rollen neu besetzt: die Claudia spielte Frl. Ulrich, Gräfin Orsina war Frau Salbach, — Grund genug für die Kritik, stell» ------- - - - der Vorstellung lebhafte Teilnahme eiitgegenziibriiigen. An dem Erfolge des Abends hatten beide Künstlerinnen so ziemlich den gleichen Anteil; diese wie >ene überraschte. Zunächst Frl. Ulrich. Die Rolle der Claudia ist für den Gang der Handlung, sür die innere wie äußere Entwicklung der tragische» Fabel »ur von episo discher Bedeutung; daß sie viel mehr in den Händen einer ersten Darstellerin werden kann, sah man gestern abend. Die große Szene der Mutter Emiliens mit Marinelli im dritten Akte wurde geradezu zu einem der entschiedenen Höhepunkte des Dramas: in ihren elementaren Wirkungen war sie nur von dem Auftritt der Orsina zu übertreffen. Vor allem kam dieser Claudia die natürliche Vornehmheit von Frl. Ulrich glänzend zu statten; dann ihre wunderbare Art, die Dame von Welt nie, weder in Haltung noch Sprache, vergessen zu lassen, vor allem aber die überzeugende Innerlichkeit und Wärme ihres Tones. Selbst in den Momenten des höchsten Affekts — die Steigerung in dem Zuruf an Marinelli von dem ersten „Mörder!" bis zu dem Ausbruch „Kuppler!" war ein kleines rhetorisches Meisterstück — weiß sie dabei noch Maß zn halten u»d verliert die Herrschaft über ihr Organ, das selbst den größten physische» Anstrengungen stets gewachsen ist, nicht einen Aliaeiiblick. Kein Wunder, daß von einer solch' harmonische» Leistung, die auch im Detail »och des Reizvollen genug bot, um sich an ihr zu entzücken, ein Zauber auSgma. der auf die ganze Aufführung von Einfluß war. Ueberraicht hat, wie schon gesagt, auch Fra» Salbach. Es ist an dieser Stelle schon des öfteren ausgesprochen worden, daß die treffliche Künstlerin eine zulängliche Heroine nicht ist : ihr innerstes Wesen sträubt sich sozusagen gegen laute, vollends aber gegen scharfe Akzente, die der edlen Weiblich keit, ihrer frauenhaften Art nun einmal nicht liegen. Gestern konnte man an dieser Meinung irre werde» : die Künstlerin war eine ausgezeichnete Orsina. Für die Darstellung von Heroinen im allgemeine» will das freilich nicht zu viel besagen: denn die verschmähte Courtisane hat nur eine Szene, eine Szene, die allerdings nahezu einen gniizen Akt füllt, ihm jedenfalls die be stimmende Prägung gibt. Den Einschlag von sinnlicher Dämonie und dämonischer Sinnlichkeit, den die Figur gegen Schluß hin, bei dem Vorträge der grauenhaften Vision von den bacchantischen Weiber», die sich »m das zuckende Herz des Prinzen streiten, un bedingt habe» muß, deutete Frau Salbach nur an: hier ist schließlich ein Weniger auch besser denn ein Mehr. — Im übrigen wäre» die Rollen oes DramaS in der früheren Weise besetzt. Der Prinz des Herrn W i e ck e stand, nach dem Umfange seiner Aufgabe wie dein Maße seiner Leistung, in dem Vordergrund des " ilteresseS. Neben ihm verdienen Irl. Pölitz als Emilia und „»err Müller als Marinelli, beide gleich eindrucksvoll und bedeu tend, dann Herr Winds als Odoardo und Herr Blanken st ein als Appiani nachdrücklichste Anerkennung. Als Angela fiel Herr Fr 0 b 0 se angenebm auf: als Battista störte Herr Olbrich mit seinem Sächsisch wiederholt empfindlich den klassischen Duktus des Dialogs. — Das Haus war nahezu alisverkauft uiw überaus bei- 'illsfieudig. Am Schlüsse des dritten Aufzuges bereitete man rl. Ulrich eine stürmische Huldigung. V. f* „Resjourktt'-Konzcrt. Im iLaale deS Neustädter Kasinos vereinigte die „Ressource der Dresdner Kaufmannschaft" gZterw abend ihre Getreuen zum ersten Male in diesem Winter zu einem Konzert großen Stils, das sich durch regen Besuch und ein vor- nehmes künstlerisches Gepräge auSzcichnete. Um mit einer in Dresdner Äonzertsälen bisher noch nicht aufgetretenen Künstler- Persönlichkeit zu beginnen, sei zunächst der mitwirkenden Sä«, gerin, Frl. Maria »seret aus Amsterdam, gedacht. Irl. Seret ist eine Mezzosopranistin von beträchtlichen und umfanareicken Mitteln, deren Ausgeglichenheit und Wohlklang sNort bestechon mußte. Auch der Vortrag verriet intelligentes Erfassen und
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