Volltext Seite (XML)
st- . ; - essr Früher Wochen- und Nachrichtsblatt <sr. « Dt»s«< Blatt erscheint ISalich außer Gorn» und Aeptao» nochwtttao» für den folgenden Lag. — vlerteljährlichrr SqugDpretl 1 Mark SV Pfennig», durch die Poft vezogen 1 Mk. 78 Ps» Mngelne Nurrmern 10 Pfennig». Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, KviLauerpr. Nr. Sd, alle AaffrrUben Postanstalten, Postboten, sowie di« Austräger entgegen, id Insnote werden di» svnsgeipoUen« Grmdzrile mit 1v, für auswärtig« Inserentm mit 15 Pfg. berechnet. NeoamezeU» 30 Pfg. Am amtlichen Leil« kostet die zweispaltige Zeile SV Pf. r «mmfprech'Aufchlust Nr. ?. Juseratru-MnuaHme täglich di« späteste»« »„Mittags 10 Ahr. Lrlegramm Adrrffe r Lageblatt» Tageblatt sd H«jM MIT MSins, Mns, A. Win, HÄMti, Rinna, MW, MmÄ«s, Ma St. MM, St. Zmß St. WM StiilMs. Asm. Mmülsa, WsMM ui MW Amtsblatt pir das Kgl. Amtsgericht und den Stadttat zu Lichtenstein Älteste Zeitung im Königlichen Amtsgerichtsbqirl „ME———— MEE—88. Jahegmeg. - — - Nr. 270. LLMchZLN Freitag, den 20. November 1908. Stsdtsparksffe Lichterrsteim. Einlegerguthaben 8000000 Mark, Reservefonds 480000 Mk. Eefthüftszeit 8—12 und s—s Uhr täglich. «inlegerzinsfuß ^WW Einlagen in den ersten drei Lage» eines Kalendermonats werden «och für den voll<m Monat verzinst. Gewünschte Rückzahlungen er- Helgen in der Regel ohne Kündigung und ohne Zinsverlust in VMebiger Höhe. Volks-Bibliothek Lichtenstein Pedffnet Sonntags von 11—12 Uhr, Mittwochs von 12—1 Uhr/H Sparkasse Hohndorf unter Garantie der Gemeinde. Geschäftszeit 8—1» und »—« «hr täglich. Mulagenzinsfuß Pr0Ze«t. Ginlagen in den ersten 8 Tagen eines Kalendermonats werden noch für den vollen Monat verzinst. Die Einlagen werden streng geheim gehalten. Das Wichtigste. * Ter Kaiser bat dem Kanzler die Zusicherung gegeben, unter Wahrung der v e r s a s s u n g S m ä ß i g en Ver antwortlichkeit die Stetigkeit der Politik des Reiches zu sichern, irr bat darauf den» Kanzler sein Ver trauen versichert. Tie Kanzlerkrisis ist damit be endet. * Ter sächsische Landtagsabgeordnete Sber- stud-ienrat Professor Tr. Rüyknlann ist am Dienstag abend in Töbeln gestorben. * An der belgischen Kammer beantragte der Deputierte Janson unter allgemeinem Beifall, Frank- «ich rnrd Tentschland zu der bei dem jüngsten Kon flikt gezeigten Friedensliebe zu beglückwünschen. * Aus Sizilien und Südstalien sind Rachrichten über schwere durch Regengüsse bervorgernfene Ver heerungen eingegangen. * Anfolge gefährlicher Kriegsdrohungen Monte negros haben die Familien der österreichischen Sf fiziere und Beamten Eattaro verlassen: auch die Ar chive wurden aus der Stadt geschafft. Ter Tugapaß, der Zugang von Montenegro nach der Herzegowina, ist von kilM Montenegrinern beseht. In der Räbe Von Eattaro wurden österreichische Matrosen von Montenegrinern überfallen und verwundet. Des Kaisers Antwort „Münchlein, Mönchlein' Tu gehst seht einen schweren (Kang!" So rief am Tienstag das deutsche Volk dem Reichskanzler im leiste zu, als er zum Vortrags beim Kaiser fuhr. Ein Zufall wollte, das; hje Unterredung an der Vorschwelle des allgemeinen Bußtages stattfand. Ter Busttag kennt kein Ansehen der Person. Vor Könige wie Bettler tritt er hin, um ihnen, wie Ratban einst dem Tavid, znzurufen: „Du bist der Mann!" Damit jeder Herz und knie vor dem König aller Könige beuge. Run ist die Audienz, auf deren Verlauf das Teutsche Reich wie das Ausland mit Spannung gewartet haben, vorüber. Das offiziöse Telegraphenbureau verbreitete hierzu, Wie schon durch Eptrnblatt und Aushang bekannt gemacht, folgende Kundgebung: „Ter Kaiser nahm die Darlegungen und Er klärungen des Reichskanzlers mit grossem Ernste entgegen und gab seinen Willen dahin kund: Un beirrt durch die von ihm als ungerecht empfundenen Uebertreibungen der öffentlichen Kritik erblicke er seine vornehmste kaiserliche Aufgabe darin, die Stetigkeit der Politik des Reiches unter Wahrung der verfassungsmäßigen Verantwortlichkeiten zu sichern. Demgemäß billigte der Kaiser die Aus führungen des Reichskanzlers im Reichstage und s versicherte den Fürsten Bulow seines fortdauernden s Vertrauens." Weiter heißt es: „Ter Reichskanzler Fürst Bülow hat alSbald nach seiner Rückkehr von Potsdam daS preußische Staatsministerium zu einer vertraulichen Besprechung zusammen berufen, in der er über das Ergebnis seines Vortrages bei dem Kaiser Mitteilung «nachte. Unmittelbar hierauf hat der Reichskanzler Hen Präsidenten des Reichstages, Grafen zu Stolberg, zu einer längeren Besprechung empfangen. Gleich zeitig machte der Stellvertreter des Reichskanzlers, Staatsminister von Bethmann-Holweg, den stimm- sührenden Mitgliederri im Bundesrat im Auftrage des Reichskanzlers entsprechende Mitteilungen." Aus dieser Kundgebung geht zunächst hervor, daß Fürst Bülow im Amte bleibt. Weiter ist ersichtlich, das; der Kaiser den Kern der Kritik, der sich aus den großen Reichstagsdebatten herausschäten läßt, nicht mit stolzer Ucbcrlegcnheit von sich abweist, son dern ihn im wesentlichen als berechtigt anerkennt. Erwogt mau, w.kues außeog<wöhuliches .end uner hörtes Schauspiel in unserem parlamentarischen Leben die Reichstagsverhandlungen und die Dailh Telcgravh- Veröffentlichungen dargebvteu haben und mit welcher seltenen Einmütigkeit in ihnen der Wunsch der Volks vertretung zum Worte kaue, daß die Politik des ver antwortlichen Staatsmannes nicht durch unberechen bare und kaum kontrollierbare Eingriffe der kaiser lichen Persönlichkeit beirrt und abgelcnkt werden möge, so muß man nach der Erklärung des Rejchs anzejgers bekennen, daß der Kaiser das Schwergewicht dieser klagen nicht von sich abgewälzt, sondern aus ihnen, sicherlich unter Sofern, wie sic gerade seinem Eharakter besonders schwer fallen müssen, die angen blicklichen konseguenzen gezogen hat. Gewiß wird es nickst an Versuchen fehlen, die kaiserliche Erklärung als unzureichend hiuzustetlen und als in einem Mißverhältnis stehend zu der gewaltigen Bewegnng, die das deutsche Volk iu den letzten Tagen durchzittert hat. Mit besonderem Esser werden diese Versuche aus dem Lager derjenigen Parteien Herans unternommen werden, welche die Stimmnng der Massen benutzen wollen, nm bei dieser Gelegenheit eine Verkürzung der staatsrechtlichen Stellung des Kaisertums und eine Vermehrung der varlamen tarischen Rechte durchznselzen. Ticsen Versuchen, die weder von konservativer noch von nationalliberaler Zeite praktisch eine Unterstützung gesunden und die das Reich in schwere Versannngskümvse gestürzt haben würden zu einer Zeit, wo die Parteien noch nickst den Beiähignngsnachwcis erhracht haben, die in der Stellung des Kaisers liegende Autorität ersetzen zn können - ist der Kaiser durch seine Einigung mit dem Kanzler in der glücklichsten Wejsc entgegen ge treten. .keinesfalls konnle diese Einigung inner Preis gäbe der kaiserlichen Anloritäl erfolgen, .keine der nationalen Parteien, die in den Rejchstagsdebailen lind mich im sächsischen Landtage mit ihrer Kritik liervorgetreten sind, konnte dies wünschen, sondern soweit die nationalen Parteien an der Kundgebung be leitigt waren, konnte nnd sollte ihr kein anderer Sinn nnd kein anderer Zweck innewohnen, als durch die Wiederherstellung einer verständnisvollen Einig keit zwischen dem Kaiser nnd dem Volke das An sehen der kaiserlichen Stellung nnd des Reiches nach innen nnd außen zn heben. In dieser Riclnung erönnet das Ergebnis der Unterredung crireustche Aussichten. Tennoch wäre es voreilig, sich schon heute rosenrotem Sptimismns zn ergeben. Verstimmungen, wie sje sich im Laufe der Jahre zugespitzt und in den letzten Tagen völlig unerwarteter Weise konzentriert und nach vrattischer Betätigung gedrängt haben, lassen sich nickst kurzer hand beseitigen. Wir bezweifeln keimet Augenblick, daß die Versicherung, die der Kaiser ausgesprochen hat, in voller Würdigung des tiefen Ernstes des Augenblicks nnd ihrer Tragweite nnd aus innerster: Ueberzcugung nnd willensfester Entschlossenheit ab-, gegeben worden ist. Man soll air einem Kaiserwort nicht drehen und denteln, aber auch wir hätten gern vom Monarchen eine kräftigere, bestimmtere Er klärung gehört, die als völlig befriedigende Löfnng der für Teutfchland so wichtigen Frage gelten könnte.- Jedenfalls hat der Reichskanzler, indem er von dem Kaiser das Versprechen größerer persönlicher Rrscrvtz e. hielt, erst einen Teil oer Ausgabe gelöst, otc das Reick; von ihm erheischt. Völlig nnd dauernd befrie digend wird das Verhältnis sich erst allerseits ge stalten, wenn der Monarch und wenn die Reichsver waltung ernsthaft die Turchführung und Verwirke lichnng des konstitutionellen Gedankens betreiben. Toch, mag politischer Sptimismns nach allen den letzten Ereignissen dem dentschen Staatsbürger auch schwer fallen, wir wollen nnd müssen daran festhalten, daß der Tienstag eine dauernde Wendnng znm Gnterr gebracht hat. So erfordert es des Resches Wohl, denn sonst erlitte das monarchische Prinzip den schwersten Schaden. Tie antimonarchi'chcu Parteien würden zn dem vielen Wasser, das jetzt schon sich in ihre Ka näle ergossen hat, noch weitere Fluten ans ihrs Mühlen empfangen. In der dentschen Presse über wiegt denn anch die Ansicht, daß die Vorgänge, die in der leisten Zeit das deutsche Volk so heuig erregt haben, mit dem Ergebnis der Besprechung zwilchen Kaiser nnd Kanzler zn einem Abschluß gelangt sind, mit dem man iich vorlänsjg zufrieden geben kann. Im einzelnen aber zeigen die Stimmen der Presse nickst dieselbe Einheitlichkeit wie vor dem Abschluß der kanzlertriiis: neben Vertranenskundgebnngen liest man anch völlig ablehnende Summen. Tie Pariser Presse beluudet in ihrem weitaus grössten Teile voll kommenes Unverständnis der Bedcntnng der erwähn- len Besvrechnng, während die englischen Blätter den Kaiser zu seiner Erklärung beglückwünschen. Deutsches Reich. Dresden. :L andt a g s a b geordnet e r P ro - sessor T r. Rühlmann gestorben! Ter Ab geordnete des nennten städtischen Wahlkreises —- Töbeln - - der Lberstudienrat Professor Tr. Moritz Richard Rühlmann, Rektor des RealgmnuasinmS mit höherer Landwirrschaslsschule zu Töbeln, ist in der Rächt znm Bußtag im Alter von UV- Jahren ge storben, nachdem er am Montag nacl,mittag auf einem Spaziergänge einen Gehirnschlag erlitten hatte. Tas tragische Schicksal des Abgeordneten nnd Real- ginnnasialrektors, der in Töbeln seit wirtle, iindet allseitig tiefes Miileid. Tie Ereignisse, murr denen Abgeordneter Tr. Rühlmann zu Ein so schwer zn seiden hatte, gehen nach den L. R. R. aut solgen- des Vorkommnis zurück: Ansaug Sktvber gab Sbe» studseunu Tr. Rühlmann in Töbeln in einer össent- lichen Wählerversammlnng einen Bernt» über seins Tätigkeit im Landtage. Bei Befprechnng des Wasser gesetzes und der Tebatten darüber in der Zweiten Kammer sagte er unter anderem, er habe in seiner Wassergesetzrede in der Kammer einmal gründliche Abrechnung gehalten mil dem Abgeordneten Spitz, den