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Ottendorfer Zeitung , ! Bezugspreis: vterteljShrüch Mark frri K» k^nis. d« Geschäftsstelle abgeholt viertel- Mrlich, Mk. Einzelne Nummer <o pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag Unterkmktung8- unä Anzeigeötatt AnzeißMPrett: M »te kl^PMge Xerp-.-M «»» b««n Raum io Pf,. — Zm R«Et«mMl Mr »i« kleinst»«lttge -M.Geti, 2» pfß. Rnfeigenennastmr bi» „ Wr mMWS- Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel Md Mandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Veutsche Mode". Dank »»b Verlag von Hermann Rühle. Buchbruck«r«i in Groß-Vkrilla. verantwortlich für di« Redaktion H. Rühl« in Oroß-G-Ma. Nummer fO2 Freitag, den 27. August O5. sq. Jahrgang Neuestes vom Tage. — Die feindliche Flotte, die am Montag früh in der Stärke von 40 Schiffen vor Zeebrügge erschien, hat sich doch nicht ent halten können, ein Bombardement auf unsere dortigen Küstenbefestigungen zu eröffnen. Das Ergebnis war obwohl 60 bis 70 Schuß abgegeben wurden, kläglich. Mit dem vor nehmlich beabsichtigten Sachschaden war es überhaupt nichts, und an Menschenverlusten haben wir lediglich einen Toten zu beklagen, außerdem wurden 6 Mann verwundet. Die feindliche Flotte hat sich also auch hier, ihrer biSöerigen Gepflogenheit getreu, uicht mit Ruhm bedeckt. In den Vogesen wurden nach einer kurzen Unterbrechung die Kämpfe an der Linie Lingekopf-Schratzmännle Barrenkopf fortgesetzt. Das Re'ultat der mehrtägigen hartnäckigen Anstrengungen des Feindes ist gleich Null. Er wurde überall zurückgeworfen, nur am Barrenkops befindet sich noch ein Grabenstück in seinem Besitz. Wieviel Tote und Verwundete mag ihm diese armselige Errungenschaft wohl gekostet haben! — Der Einschließungsbogen um Brest- Litowsk schließt sich trotz verzweifelter An strengungen der Russen im blutigen Ringen immer enger. Von großer Bedeutung sind die Erfolge der Heeresgruppe Mackensen öst lich des Bug. Den dort kämpfenden Ver bänden hat der Feind ganz besonders harten Widerstand entgegengestellt, um den Rücken der wichtigen Festung freizuhalten. Immer wieder suchten starke Kräfte unseren Uebergang über den Bug zu verhindern. Als die Be mühungen erfolglos blieben, und das Bugufer nn mehreren Punkten genommen wurde, ent wickelten sich im Seengebiet jöstlich Wlodawa schwere Kümpfe. Auch hier wurde die russische Front zurückgeworsen. Ueber den bedeutsamen Ereignissen auf dem Kriegsgebiet des Ostens ist es kaum besonders beachtet worden, daß südlich davon, zwischen Brest-Litowsk und der galizischen Grenze am oberen Bug ein neuer Vorstoß der Verbündeten angesetzt wurde, dessen große Bedeutung man jetzt erst mit der Besetzung bcr Stadt Kowel durch die Ver bündeten erkennt. Die diesbezügliche Meldung besagt „Starke Kavallerie der Verbündeten von der Armee Puhallo Hal nach mehrtägigem erfolgreichen Vordringen von Wladimir- Wolynskij her Kowel erreicht und besetzt. Dadurch ist der unmittelbare Eisenbahn- und Ueberlandoerkehr zwischen Brest-Litowsk und Südrußland unterbunden. Die ru'fische Nord» gruppe ist von der russischen Südgruppe ge trennt. Vor Brest-Lltowsk ist die Lage im allgemeinen unverändert. Die beiden Fang arme der Armee des Erzherzogs Joseph Ferdinand und Mackensen rücken langsam aber erfolgreich vor, sie kämpfen heftig und bringen neue Gefangene ein. Beim Erzherzog und bei Koeveß betrug ihre Zahl 1300 Mann." Die österreichische, ungarische und deutsche Reiterei der Armeeabteilung Puhallo verfolgt den Feind weiter nach Norden. Die Ruffen suchten ihr Heil in sofortigem Rückzüge, ohne sogar einen ernsthaften Versuch zu machen, den äußerst wichtigen Punkt Kowel zu halten. Denn Kowel ist einer der strategisch be deutendsten Punkte der russischen Front gegen Galizien. Hier kreuzen sich zwei äußerl wichtige Eisenbahnlinien, die von Cholm nac Kiew und die von Brest-Litowsk nach den südlichen Festungen Luzk und Rowno. Durch die letztgenannte Bahn hatte Brest-Litows bisher noch Verbindung mit der im Süden an der galizischen Front stehenden russischen Armee. Auch diese ist jetzt abgeschnitten, wie vorher schon die mit den russischen Truppen im Norden durch die Besetzung der Eisenbahn Brest-Litowsk-Bialystok. Heute ist also dem russischen Heer, das zwischen den Rokitno- Sümpfen und das Sumpfland von Bialowicsk bei Brest-Litowsk immer enger zusammen gedrängt wird, jede Verbindung nach Norden und Süden unmöglich gemacht. jNur eine Eisenbahn, die nach dem Osten, die sich aller dings 30 Kilometer östlich von Brest-Litowsk in zwei Bahnlinien verzweigt, steht noch zur Verbindung mit dieser Festung zur Verfügung. Ob die Russen nun standhalten oder die Stellung bei Brest-Litowsk aufgeben wollen, auf jeden Fall sind sie strategisch in einer ehr bedenklichen Lage. — Der „Kölnischen Zeitung" zufolge er- lärte der holländische General van der Goes m „Arnhemschen Courant" über die Kciegs- age im Osten, daß das russische Heer als ganzes in voller Auflösung begriffen sei. Es sei keine Aussicht auf Standhalten irgendwo vor der Bahnlinie Minsk-Rowno möglich. Der Fall von Brest-Litowsk sei nur noch eine Frage von Tagen Der General fährt fort, daß im Bezirke von Kowno und Kurland jetzt wichtige Geschehnisse zu erwarten seien. Ebenso sei es unmöglich, das Unglück, das Rußland betroffen bat, länger geheimzuhalten. Millionen von Flüchtlingen und Verwundeten die in Petersburg und weiter östlich an gekommen seien, verbreiteten nicht allein das Geschehene, sie bildeten eine herzzereißende Illustration der entsetzlichen Verwirrung, die dazu führen müsse, in ganz Rußland einen tiefen Eindruck der Entmutigung hervorzurufen. — Die „Köln. Ztg." meldet aus Sofia: Bulgarien hat in Athen erklären lassen, daß ihm feindliche Absichten gegen Griechenland fernlügen. Hier herrscht in leitenden Stellen die Ueberzeugung vor, daß das bulgarische Interesse mehr gewahrt werde, wenn anstatt das gewalttätige Verlangen des Vierverbandes aus Abtretung von Kawalla zu unterstützen, friedliche Beziehungen zu Griechenland gesucht wü-den. Es liegen Beweise dasür vor, daß Rumänien die Versuche, Bulgarien zum ge» meinsamen Vorgehen gegen die Türkei im Dienste des Vierverbandes zu bewegen, nicht aufgegeben hat, möglich, daß dabei die Ab sicht mitwirkt, durch solche Anträge, obwohl ihre Ergebnislosigkeit heute noch klarer ist als früher, dem Vierverbande Beweise zu liefern, daß Rumänien den gegen den Vierband eia- gegangenen Verpflichtungen nachkommen möchte wenn nur die anderen nicht wären. Immer hin hat der rumänische Antrag eine gewisse Unruhe in Bulgarien erzeugt. Dec Abschluß der bulgarisch-türkischen Verhandlungen wegen der Grenzänderung ist hier noch in weiteren Kreisen unbekannt. Soweit die Kenntnis davon durchgedrungen ist, und die Einzel heiten verstanden werden, wird der Abschluß als ein großer Erfolg der bulgarischen Politik betrachtet, wodurch auf friedlichem Wege Bulgarien ungefähr dasselbe Stück Land frei willig von der Türkei erhält, daß ihm groß mütig von dem Vierverband unter der Be dingung angeboten worden war, daß Bulgarien es im Kriege gegen die Türkei erobere. Die Durchführung des Abkommens ist in den nächsten zwei Wochen zu erwarten. — Das Reutersche Bureau meldet aus Washington: Der deutsche Botschafter hat nach Instruktionen aus Berlin folgendes Telegramm an das Staatsdepartement ge sandt: Ueber die Versenkung der „Arabic" ist noch keine offizielle Milteilung eingetroffen. Die kaiserliche Regierung vertraut, daß die Regierung der Vereinigten Staaten auf Grund der Berichte, die nur von einer Seite ein langten und nach Meinung de: kaiserlichen Regierung nicht mit den Tatsachen über einstimmen können, noch keinen definitiven Standpunkt einnehmen wird, sondern daß auch Deutschland Gelegenheit gegeben wird, gehört zu werden. Obwohl die kaiserliche Regierung den guten Glauben der Zeugen, deren Er klärungen durch die europäische Presse mit geteilt wurden, nicht bezweifelt, muß im Auge behalten werden, daß die Erklärungen unter dem Einfluß der Aufregung abgegeben wurden in der man leicht einen falschen Eindruck be kommen kann. Sollten wirklich Amerikaner das Leben verloren haben, so wäre das natürlich in Widerstreit mit dem, was mir bezweckten. Die kaiserliche Regierung würde das außerordentlich bedauern und drückt Amerika ihre warme Sympathie aus. — Der Fall der „Arabic" gibt den Eng ländern natürlich die erwünschte Gelegenheit zu einem neuen Versuch, Deutschland und Amerika miteinander zu verhetzen. Schon weiß der „Daily Telegraph" aus New Pork zu melden, Nachrichten aus Washington be sagen, daß dem deutschen Botschafter Grasen Bernstorff die Wsse zugestellt, der Botschafter Gerard aus Berlin zurückberufen und der Kongreß zur Erwägung der Mobilisierung von Heer und Flotte einberufen werden würde, falls die deutsche Regierung nicht Veranlassung nehmen werde, die Torpedierung der „Arabic" als zuunrecht erfolgt zu erklären. Andere Stimmen aus Amerika lauten anders. Aller dings scheint es ja den englandfreundlichen New Parker Blättern gelungen zu sein, die Stimmung in Amerika wieder auf einen ge wissen Grad der Hitze Hinaufgetrieben zu haben. Wir können uns nicht recht vorstellen daß die amerikanische Regierung irgendwelche entscheidende Maßregeln treffen wird, bevor nicht der Tatbestand der Torpedierung der „Arabic" geklärt ist, und haben zu dieser Annahme um so mehr Grund, als ja Staats sekretär Lansing bereits in Berlin um Aus kunft gebeten hat, was hier an Meldungen darüber vorliegt. Das ist vor der Hand allerdings noch recht wenig. Einstweilen weiß man noch nicht einmal, ob die „Arabic" einem deutschen Unterseeboot oder einer Mine zum Opfer gefallen ist, weiß insbesondere nicht, ob die „Arabic" nicht vielleicht die Torpedierung selbst verschuldet hat, indem sie dem deutschen Unterseeboot Widerstand leistete oder es zu rammen versuchte. Das sind alles Fragen, die vor der Hand noch ungeklärt sind. Ehe aber darüber nicht Gewißheit geschaffen ist, wird selbst die amerikanische Regierung nicht in der Lage sein, sich übere ihre weiteren Schritte schlüssig zu werden. Deutliches und Sächsisches. (Vttendorf-Vkrilla, Ls. August WS. — Für die Ostern 1915 Konfirmierten soll nächsten Sonntag, den 29. August vormittags in der hiesigen Kirche der übliche Zweite Abendmahlsgang statt finden, wozu auch die auswärts Ver zogenen eingeladen werden Die heilige Abendmahlsfeier ist aber auch für die übrige Gemeinde bestimmt. — K. M. An der glorreichen Einnahme von Nowo-Georgiewsk haben sächsische Landwehrtruppen unter Oberst Gras Pfeil — soweit bisher bekannt, mindestens sechs Bataillone — hervorragenden Anteil ge- nommen. Seiner Majestät dem König ist von dem Eroberer Festung drahtlich gemeldet worden: „Euer Majestät mir anvertraute tapfere Truppen haben mit hoher Auszeichnung zum Gelingen bei getragen General der Infanterie von Beseler." — Die 4. Klasse der 167. Kgl. Sächs. Landeslotterie wird am 8. und 9. September gezogen. Die Erneuerung der Lose ist noch vor Ablauf des 30. August bei dem Kollekteur, dessen Name und Wohnort auf dem Lose ausgedruckt oder aufgestempelt ist zu bewirken. Wer dies versäumt, oder sein Los von dem Kollekteur vor Ablauf des 30. August nicht erhalten kann, hat dies bei Verlust aller Ansprüche an das gespielte Los der Kgl. Lotterie-Direktion noch vor Ablauf des 4. September unter Beifügung des Loses der 3, Klasse und des Erneuerungsbetrages anzuzeigen. Jeder Spieler eines Teilloses hat zur Vermeidung von Nachteilen darauf zu achten, daß das vom Kollekteur ihm aus« gehändigte Erneuerungslos denselben Unterscheidungsbuchstaben trägt wie daS Borklassenlos. Jeder Kollekteur ist ver pflichtet, die von ihm auszugebenden Lose auf deren Vorderseite rechts mit dem Ab drucke eines Stempels, der seinen Namen und Wohnort angibt, zu versehen, da der Mangel eines solchen Abdruckes die Ungültigkeit des Loses zur Folge hat. — Warnung. Es wird darauf hin gewiesen, daß in letzter Zeit verschiedentlich eindliche Agenten versucht haben, die Srellung von Truppenteilen dadurch zu er- mi teln, daß sie sich — besonders auch durch Fernsprecher — angeblich im Auf trage höherstehender Persönlichkeiten bet Familien nach deren im Felde befindlichen Angehörigen, sowie nach dem Truppenteil und Aufenthaltsort erkundigt haben. ES wird daher dringend davor gewarnt, in solchen Fällen irgendwelche Auskunft zu erteilen. Vielmehr muß versucht werden, durch sofortige Nachfrage bei dem betreffen den Fernsprechamt sestzustellen, von welcher Seite aus die Anfrage erfolgt ist. Auf alle diese Zeichen von Spionage bezüglichen Wahrnehmungen sind ferner ungesäumt den Polizeibehörden mitzutetlen. Dresden. Mit Rücksicht auf die Ver hältnisse des Lebensmittelmarktes beschließt der Rat ein dem Lebensmittelausschuß zu unterstellendes Lebensmittelamt zu gründen mit der Aufgabe, die Bewegung der Preise für die gebräuchlichsten Lebensmittel zu beobachten, mit den in Frage kommenden Kreisen der Industrie, der Landwirtschaft und des Handels ständig Fühlung zu halten und im Einvernehmen mit dem Gewerbeamt Vorschläge über Festsetzung von Höchstpreisen, sowie über sonstige Maßnahmen zur Beseitigung der Mißstände auf dem Lebensmittelmarkte, insbesondere über stadtseilige Verkaufseinrichtungen, auf zustellen Der Rat nimmt weiter davon Kenntnis, daß die bisherigen Verhandlungen mit den in Frage kommenden Interessenten der Landwirtschaft und des Milchhandels über die Herabsetzung der Milchpreise er gebnislos verlaufen sind. Er beschließt, auf die Festsetzung von Höchstpreisen für Milch nach Befinden noch zuzukommen, inzwischen aber Eingaben an die ver schiedenen in Frage kommenden Staats» bezw. Reichsbehörden wegen Beschaffung von Kraitsutter, Frachtermäßigung für Milchbesörderung und Festsetzung von Höchstpreisen für Butter, Quark und Käse zu richten und mit dem Deutschen Städte tag wegen eines Vorgehens in dieser Richtung und wegen Zusammen assung des Einkaufs von Lebensmitteln für die Ge meinden in Verbindung zu treien. Netzschkau. Hier wurde bei dem Fleischermeister Ernst Prügner in der Feld« straße eingebrochen. Der Dieb ist durch ein Fenster der Wohnstube eingestiegen und von da aus in den Laden gelangt, wo er 15 Leberwürste, mehrere Speckwücste und 6 Stück Butter, jedenfalls auch etwas Fleisch stahl und dann schnellstens wieder das Weite suchte.