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TVockeMNtt für Palsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. Erscheint: Mittwoch« u. Sonnabend« früh 8 Uhr. Abonnementspreis: viertelMlich 12z Ngr., auch bei Bestellungen durch die Post. Inserate werden mit 1 Ngr. für den Raum einer gespaltenen Corpus-Zeile berechnet und find bis spätestens Dienstags und Freitags Vormittags 10 Uhr hier aufzugeben. Amtsblatt der Königlichen Gerichtsbehörden und der städtischen Behörden zu Pulsnitz und Königsbrück. Scchsmdjwanjigsttr Jahrgang. Verantwortlich« Redaction, Druck und Verlag von Ernst Ludwig Förster in PulSnitz., Geschäftsstellen für Königsbrück: bei Herrn Kaufm. M Tschersich. Dresden: Annoncen- bureau von C. Graf und Haasen- . stein L Vogler. Leipzig: Bernhard Freyer, Rudolph Mosse, Haasenstein L Vogler und Lugen Fort daselbst. von uns unbekannten Firmen und Personen nehmen wir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefmarken üübjv oder Posteinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls ausgenommen, mag der Betrag beiliegen oder nicht. Lxpeck. rle« ^»»t8t»I«tte8 Soima-en- 67. SS. August 1874 " — . — Bekanntmachung und Aufforderung, -ie Ergänzung -es «Kirch envorfta«-es -er Parochie PulSnitz betreffen-. Nach Z 17 der Kirchenvorstands- und Synodalordnung vom 30. März 1868 haben demnächst aus dem Kirchenvorstande hiesiger Parochie auszuscheiden die Herren: Bürgermeister Lotze, Rendant Münckner, Kaufmann Ne eße aus Stadt Pulsnitz, Fabrikant Garten aus Pulsnitz M. S., Gemeindeältester Friedrich August Mager aus Niedersteina, Karl August Rietschel und Karl Gottlieb Freudenberg aus Obersteina. Es sind daher zur Vorbereitung der deshalb nöthigen Ergänzuugswahl, bei welcher gesetzlicher Bestimmung gemäß, die Abtretenden jedoch wieder wähl bar sind, die Listen der für diese Wahl Stimmberechtigten in den Gemeinden: Stadt Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Niedersteina und Obersteina aufzustellen. Zu diesem Zwecke werden in ebenbezeichneten Orten alle selbstständigen Haushaltungsvorstände evang. luth. Confession, die das 25. Lebensjahr erfüllt haben, sie seien Verheirathet oder nicht, aufgefordert, sich von heute ab bis Freitag, -en S8. August, behufs ihrer Eintragung in die Liste der Stimmberechtigten anzamelden, init dem ausdrücklichen Bemerken, daß zum Wähle« gesetzlich nur Diejenigen berechtigt sind, welche sich zur Wahl angemeldet haben. Diese Anmeldung kann sowohl schriftlich als mündlich erfolgen, hat aber unter Angabe des vollständigen Namens, des Standes und Alters bez. auch der Hausnummer zu geschehen und zwar vom 22.—28. August, rücksichtlich der ZStadtgemcinde in der Rathsexpedition während der Expeditionsstunden Vorm, von 8—12 Uhr, Nachm. von 2—6 Uhr, rücksichtlich der vorbenannten Landgemeinde« während genannter Tage in den Wohnungen der betreffenden Herren Gemeindevorstände. Pulsnitz, den 21. August 1874. Der Kirchenvorstand der Parochie. N. Richter, Vors. Holz-Auction. In -er Schanlwirthschaft zu Böhmisch-Vollung -ei Pulsnitz sollen von den auf RöhrSdorfer Forstrevier aufbereiteten Hölzern, am Donnerstag, -en 27. Angnst 1874, von Vormittag IO Uhr an 674 Naumkubikmeter weiche Stöckc, im Bezirk Höllenberg und Otterberg, einzeln und partieenweise gegen sofortige Bezahlung und unter den vor Beginn der Auction bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werden. Der mitunterzeichnete Revierverwalter wird Auskunft über die Hölzer ertheilen, die auch ohne Weiteres in den Waldorten besichtigt werden können.. «König!. Forstrentamt Dresden «nd «König!. Revierverwaltung Röhesdorf, am 16. Juli 1874. Garten. Neumeister. Marschall Bazaiuc. Eine Woche voll großer Gedenktage verleben wir jetzt, und ebenso zeitgemäß als schwungvoll mahnt das „Milit. Wochenblatt"' in einem Aufsatze: „Zur August- Mitte" an dieselben mit folgenden Worten: „Abermals sind wir eingetreten in jene Reihe der Gedenktage, welche den August zu einer feierlichen Zeit für Heer und Volk erheben. Vom Tage von Weißen burg bis zu dem von Gravelotte — welch' eine Folge großer Thaten! Welch' eine Wirkung auf die Nation! — In furchtbarem Ernst, in düsterer Größe war der Krieg hrrangetreten an unser Volk; gefaßt und entschloßen war es ihm entgegengegangen — nun entlud sich das Gewitter Schlag auf Schlag; Blitz auf Blitz traf den Feind, und nach der gewaltigen Königsschlacht von Metz athmete Deutschland hoch auf: was nun auch noch konnnen mochte — wir waren Sieger, wir mußten es bleiben!" Es ist ein eigenthümliches Zusammentreffen von Um ständen, daß genau vier Jahre nach der Epoche, in chelchn ebenfalls Bazaine's Name von Mund zu Munde ging, der ehemalige Gefangene von Metz wiederuni ge- Wifferrnaßen zum Helden des Tages geworden ist. Da- mals, wir sprechen von den Tagen des 12. bis 18. Angnst 1870, erschien Bazaine dem gesammten Franzosen volke als der rettende Engel, als der Pfeiler, an welchem die bei Weißenburg, Spichern und Wörth siegreichen Kögen der Invasion sich brechen, ja vernichtet zerschellen würden. Ein leiser Zweifel an dem Feldherrntalent des Eroberers von Puebla, an seiner Hingebung, an seinem Patriotismus würde den unglücklichen Zweifler in Frank reich vogelfrei gemacht haben; mit jener schrankenlosen Phantasie, die eben nur den Franzosen eigen ist, hatte die ganze Nation aus dem General LN obsk der Rhein- Arm« einen Halbgott geschaffen, dem nichts mißlingen durste. Und jetzt! Der Marschall Bazaine, der kommandirende General der Rheinarmee war besiegt worden. Aber mit dem Unglück seiner Niederlage hatte Bazaine die Täuschung aller Hoffnungen seiner Landsleute nicht hinlänglich ge sühnt ; man brauchte einen Sündenbock, auf dessen Haupt dre gesammte Schuld für die niilitairische Temüthlgung Streichs gewälzt werden mußte und unter all' den Mäzenen Generalen wurde Bazaine auserlesen, die volle Strenge der Kriegsgesetze gegen sich angewandt zu sehen. Der Ausgang dieses Prozesses, den das damalige Staatsoberhaupt Frankreichs wider seinen Willen ein leiten mußte, ist bekannt. Verrath konnte Bazaine nir gends nachgewiesen werden, aber die militairische Gesetz gebung hat eine genügende Auswahl von Artikeln, auf welche hin der Marschall als schlechter Soldat und Heer führer zu den schimpflichsten Strafen, zur Degradation und zum Tode verurtheilt werden konnte. Das Leben wurde ihm geschenkt um den Preis einer zwanzigjährigen Gefangenschaft und mit dem Antritte derselben durste man den Marschall aus den Reihen der politisch aktiven Zeitgenossen gestrichen halten. Aber Frankreich ist das Land ungewöhnlicher Be gebenheiten. Die Mauern und Riegel von Se. Mar guerite waren nicht fest und stark genug, um den Sträf ling Bazaine festzuhalten; fast an dem nämlichen Tage, an welchem er vier Jahre vorher den Oberbefehl über Frankreichs stolze Armee erhalten, flüchtete er bei Nacht und Nebel, und das nämliche Deutschland, dessen Armecen in den Staub zu werfen ihm aufgetragen war, dient heute dem Flüchtigen als Zufluchtsort, während jenseits der Vogesen Haß und Parteileidenschaft sich in den ge hässigsten Ausfällen gegen den Besiegten von Metz Luft machen. Für den denkenden Beobachter der Vorgänge auf der Weltbühne, sagt die. „Nordd. Allg. Ztg." kann es kaum einen Lebenslauf geben, der zu Betrachtungen der; verschiedensten Art mehr anregte, als die Schicksale, die im Leben des Marschall Bazaine sich in der relativ so kurzen Spanne von vier Jahren zusammendrängten. In mehr als einem Sinne ist dasselbe ein Spiegelbild der Leidenschaften, die das französische Volksleben beherrschen, und von diesem Gesichtspunkte aus mag es uns Deut schen zur doppelten Genugthuung gereichen, Angesichts der Aufregung, in welche der Name Bazaine neuerdings versetzt hat, auf den gleichmäßigen, stets von dem näm lichen Geiste getragenen und geleiteten Entwickelungsgang unseres Volks während der abgelaufenen vier Jahre zu rückzublicken. Auch wir haben unsere inneren Kämpfe, aber nie steht das Ziel selbst in Frage, nie ist das Volk als solches in seinen Wünschen und Bestrebungen irre geworden. Bei uns handelt es sich nur darum, jene Vermessenen abzuschütteln und zurückzuweisen, die mit einem verwegenen Griff in die Speichen der Nation von der Bahn materiellen und sittlichen Fortschreitens auf nationaler Grundlage abdrängen zu können glauben, und auch in dieser Abwehr haben wir in diesen vier Jahren bereits so erhebliche Erfolge erzielt, daß der Zu kunft nun wohl mit zuversichtlichem Auge entgegengesehen werden kann. Deutsches Reich. Dresden. (D. N.) Für die Capitulanten im 12. Armeecorps hat man analog der Einrichtung in der preußischen Armee das Abzeichen an der Achselklappe, wie dort schwarz und weiß hier grün und weißes Bördchen angenommen. An derselben Stelle wird auch noch die starke gelbe Schnüre von denjenigen Militairs getragen, welche den Cursus beim Lehrbataillon in Potsdam durch gemacht haben. Das auf der Schießschule zu Spandau zu erwerbende Schützenehrenzeichen besteht aus 2 auf jeden Ausschlag zu tragenden Knöpfen; im 12. Armeecorps ist die Schießauszeichnung, bestehend in einem grünweißen Bördchen über den Uniformärmelaufschlag aufgenäht, zu tragen. Dresden. Nach Mittheilungen aus Wiesbaden wird der Prinz Franz von Nassau demnächst in die hiesige königliche Kriegsschule emtreten, in welcher vor einigen Jahren auch sein älterer Bruder, der jetzt als Primier- lieutenant in einem österreichischen Dragonerregiment zu Brünn stehende Erbprinz Wilhelm, seine erste militärische Ausbildung erhalten hat. Oberoderwitz, 16. August. Gestern Abend nach 10 Uhr fand man unterhalb des Bahnhofs in einem Bahneinschnitt einen Menschen mir überfahrenen Beinen daliegen, welcher um einen Trunk Wasser bat. Es wurde schnell Arzt und weitere Hilfe herbeigeholt, unterdessen war jedoch der Aermste todt. Die Ursache des Unfalls wird allerdings eigene Unvorsichtigkeit und Vermessenheit sein. Der Unglückliche ist ein angestellter Hilfsschaffner aus Spitzcunnersdorf, Hamann mit Namen, an hiesiger Bahn angestellt. Um sich nun den Weg nach seiner Heimath abzukürzen, wollte derselbe wahrscheinlich am Bahnhofe nicht erst einfahren und ist vom Zuge herunter gesprungen. Er hatte eine Hocke Gurken bei sich liegen gehabt, welche er seiner Familie, wahrscheinlich aus Zittau mitbringen wollte. Berlin. Die deutsche Regierung zögerte bisher mit ihrer officiellen Anerkennung der Madrider Regierung,