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«-.S8. ZeWtetSwU. «em 1 >>u!i ».« Mcheiut: ««lich früh 7 Utzr. Anseratr w«r»«o angenommen: »t, Atzend« «.«»»«- ttrg» bi, Mittag» . 1L Uhr: «arienftraße IS. Lnzeig. in dies. Blatte, da, jetzt in 11,Wv Axemplare« erscheint, finden eine ersvlgreichr Verbreitung. Dienstag, 7. Febmar 18SS. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mktredacteirr: Theodor Drobisch. ^ös««ement: Vierteljährlich 20 Ngr. bei unentgeldlicherNd» ferung in'. Hau«. Durch die ktznigl.P»st vierteljährlich 22 R-r. Einzelne Nummern 1 Ngr. Inseralenpre-se: Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile L Ngr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Likpslh 4k Nelchardt. — Verantwortlicher Redacteur: InlivS Rttchirdt. Dresden, den 7. Februar. — Se. Maj. der König hat genehmigt, daß der Kauf mann und Stadtrath Ernst Wilhelm Otto Förtsch zu Leipzig den ihm von des Königs von Preußen Majestät verliehenen Xronenorden 4. Clafse annehme und trage; ferner dem Forst inspector Leberrcht Börner auf Timmlitzer Revier im Forst bezirke Colditz bei seinem Austritte aus dem aktiven Staats dienste das Prädicat „Forstmeister", sowie dem Forfliuspector Friedrich August Steeger auf Chemnitzer Forstrevier im Forst- kzirke Zschopau aus Anlaß seiner 50jährigen Dienstjubelfeier das Prädikat „Forstmeister" taxfrei verliehen. — Dem zeitherigen Pfarrer und ersten UnstaltSgeistlichen bei der Strafanstalt zu Waldheim, Ist. Fyxdrich Theodor Täschner, ist das Pfarr- und SuperintendenMolmt zu Pegau übertragen worden. r-E!- — Der rühmlichst bekannte Akustiker Herr Fr. Kauf mann hier wurde vorgestern, als an seinem 80. Geburtstage, durch einen Besuch Sr. Excellenz deS Herrn Staatsministers v. Brust beehrt, welcher dem würdigen Greise die Mittheilung machte, daß Se. Maj. der König demselben das Ritterkreuz des Albrechtsordens allergnädigst verliehen habe, und diesem beifügte, daß es ihm zur Freude gereiche, die Insignien dessel ben ihm persönlich überbringen zu können. — n Sicherem Vernehmen nach werden zu den bevor stehenden Vermählungsfeierlichkeiten Ihrer königl. Hoheit der Prinzessin Sophie mit Sr. königl. Hoheit dem Herzog Theo dor in Bayern zahlreiche hohe Gäste an unserem Königshofe erwartet, deren Eintreffen in hiesiger Stadt zum künftigen Freitag, den 10. Februar in Aussicht steht. AuS Bayern sollen der Bruder deS Bräutigams, Herzog Louis in Bayern, der mit den Prinzen unseres durchlauchtigsten Königshauses Hierselbst eine Zeit lang erzogen worden ist, sodann die Crb- prinzesfin "Helene von Taxis,' Schwester dSS^BrsutigätNss, und deren Gemahl, der Erbprinz von Taxis, ingleichen die jüngste Schwester des Bräutigams, Herzogin Charlotte in Bayern, ihren Besuch zugesagt haben. Der Erbgroßherzog von Tos cana und der Prinz von Wasa sind bereits seit einiger Zeit am königl. Hofe anwesend, und die Gegenwart des Erbgroß herzog von Weimar, der bekanntlich in Leipzig studirt, steht gleichfalls in Aussicht. Es ist aber noch ein fürstlicher Gast, der vermuthlich auch künftigen Freitag hier eintreffen wird, zu empfangen und an dem unsere Stadtbevölkerung jeden falls das meiste Interesse und den freudigst-n Antheil neh men wird. Die schon längst als Gerücht circulirende Kunde der Theilnahme der jugendlich herrlichen Kaiserin von Oester reich am Feste hat sich zur Gewißheit gestaltet und wir wer den so glücklich sein, das Antlitz Ihrer Majestät der Kaiserin, die Wien entzückt und die Maygaren begeistert, hier mehrere Tage erblicken zu können. Ein festlicher Empfang der hohen Frau dürfte in Bodenbach Seiten unseres erhabenen Königs hauses und die zur Dienstleistung befohlenen Hofcavaliere — dem Vernehmen nach des Standesherrn Grafen Einsiedel- Reibersdvlf und des Kammerherrn von Erdmannsdorf-Schön feld — sowie-des k. k. österreichischen Gesandten, Baron von Werner nebst Gemahlin stattfinden und ein Extrazug wird den kaiserlichen Waggon zur Residenz geleiten. In Beglei tung Ihrer Majestät der Kaiserin sollen sich der Erzherzog Ludwig Victor, die Obersthofmeisterin Gräfin Königsegg, so wie andere hochgestellte kaiserliche Hofbeamteten befinden. — Wenn wir recht unterrichtet sind, wird die Trauungsceremonie am Abend des 11. Februar in der zu diesem Acte höchst ge schmackvoll hergerichteten königlichen Capelle im Prinzenpalais im Beisein des königlichen Hofes und seiner Gäste, sowie der Mitglieder der ersten und zweiten Hofrangclaffe durch den Bischof Forwerk vollzogen und diese Solennität der Residenz durch Kanonensalven angekündigt werden. — Infolge der seit mehreren Tagen anhaltenden Kälte (circa 13 Grad unter 0) treibt der Elbstrom wieder stark mit Eis und ist solches an vielen Stellen bereits zum Stehen gekommen. An den Seiten der Elbe sieht man schon wieder Schlittschuhläufer. — Die in Dresden längere Zeit ausgestellt gewesenen Cartons der Odyffeelandschaften von Prof. Preller in Weimar sind, wie die ,Fpz Nachr." melden, für das städtische Museum in Leipzig vom dasigen „Kunstverein" angekauft und vorläufig in der Rotunde des Museums aufgestellt worden. — Böhmisches Bier in Dresden. Wie bedeutend der Consum des böhmischen Bieres in Sachsen ist, beweist der Umstand, daß der bekannte Restaurateur Nenner zu Dresden (Marienstraße) im vorigen Jahre die schöne Summe von 3000 Thlr. als Eingangszoll für bezogenes böhmisches Bier (Leitme- ritzer) bezahlt hat. Herr Nenner schenkt dieses Bier bereits seit zwei Jahren. Vom 1. Juli d. I. ab wird die Steuer für aus Böhmen eingehendes Bier von 2j Thlr. pro Ctr. auf 20 Ngr. herabgesetzt, so daß alsdann dasselbe um einen wesentlich geringem Preis verkauft werden kann; dmn zur Zeit beträgt die auf jedes Glas entfallende Steuer beinahe 1 Ngr. — In einer Kammer, die zu einem am See gelegenen Strohhutgeschäst gehört, wurde gestern Morgen ein Feuer entdeckt, das das dort aufgespeicherte Strohgeflecht und einen Rohrstuhl schon verzehrt hatte» und auch bereits in die Stu bendielen hereingebrannt war. Es ist bis jetzt unbekannt, wie es entstanden ist. Doch gelang cs den herbeigerufenen Feuerlöschdirector Flösse!, anfänglich unter Gefahr des Er stickens, mit Hülfe einiger Kannen Wasser das Feuer zu er sticken, noch ehe es weiteren Schaden angerichtet. Der Rauch, der aus der betreffenden Kammer auf den Vorsaal drang, führte zunächst zur Entdeckung. — — In der vorvergangenen Nacht, kurz nach 12 Uhr, hat sich im Gebüsch in der Nähe des Zwingerteiches der Herrendiener Kellenberg aus Altenburg mittelst eines Terzerols erschossen. Die Kugel war ihm mitten durch das Herz ge gangen. Kellenberg war vor Kurzem mit einer fremden, hier durchreisenden Herrschaft nach Dresden gegangen, und seit drei Tagen dienstlos. Der Mangel eines Unterkommens scheint für ihn die Veranlassung zum Selbstmorde gewesen zu sein. — Der hiesige Verein für Gewerbtreibende, wel cher seit der Zeit des kurzen Bestehens bereits 150 Mitglieder zählt, feierte am Sonntag Abend im Saale der Conversation sein Stiftungsfest mit Souper und Ball. Die Freuden der Tafel eröffnet« Herr Buchdruckereibesitzer Henkler mit einem wohlgelungenen schönen Toast auf Se. Majestät den König, wobei der Sprecher die unlängst in diesen Blättern gebrachte Notiz zum Grunde legte, daß Sachsen unter allen Ländern der Erde nicht nur das volkreichste, sondern auch das gewerb- fleißigste Land sei. Dem Ernst, wie dem Scherz das Wort bietend, sprachen dann ferner noch die Herren Kirbach, Fabrik besitzer Richter aus Glashütte, ein Gast und Etliche aus dem Verein, was Alles zrtt Belebrmg des Frohsinn« und zur Hebung edler Gefühle beitrug und das Ganze zu einem Feste erhob, wo treuer, ächter Bürgersinn sich im schönsten Lichte entfaltete. — Von F. H. Hänsel's Notizblatt über Papier geld und Münzen, welches jährlich sechs Mal erscheint und für 5 Ngr. durch jede Postanstalt und Buchhandlung zu beziehen ist, liegt uns Nr. 1 des V. Jahrganges vor. Dieses Blatt gewinnt durch die Sorgfalt, mit der die Redaction desselben jede Veränderung im Geld-, Banken-, Dividenden- und Couponwesen zur rechtzeitigen Kenntniß der Leser bringt, immer mehr Werth, und trotz mehrfacher Nachahmungen, mit denen es nicht zu verwechseln ist, eine immer weitere Verbrei tung, da es jeden Geschäftsmann in den Stand setzt, über Fälschungen im Papier- und Metallgeld, außer Cours gesetztes oder in nächster Zeit werthlos werdendes Papiergeld, Divi dendenzahlungen, gesetzliche auf das Geldwesen bezügliche Ver ordnungen, sowie ähnliche Bekanntmachungen der Banken rc. augenblickliche Auskunft zu haben, in vielen Fällen aber vor Schaden sich zu bewahren. Wir halten F. H. Hänsel's Notizblatt über Papiergeld und Münzen für jeden Geschäftsmann geradezu unentbehrlich. — Eine neue Art Reclame. Ein hiesiger geachteter Bürger feierte vor einigen Tagen seinen Geburtstag. Unter den vielen eingezangenen schriftlichen Gratulationen befand sich ein längeres Gedicht, dessen letzter Vers so lautet: So lebe froh und qlücklicb Du nock manche« Jahr, Daß spät Dir bleibe die Erinnerung, Und schmücken Silbcrlocken einst Dein Haar. Dein Geist bleibt Dir doch cwia jung Unter diesen Zeilen war folgende Bemerkung: „Sollten Sie keine Aussicht auf Silberlocken haben, oder überhaupt schon jetzt gesonnen sein, tür die Conservirung Ihres Haar wuchses etwas zu thun, sei Ihnen hiermit Hutters Haarbalsam, Lsprit ckv vlrvveur, bei Oscar Baumann, Rosmarinstraße, bestens empfohlen." — Der Eisenbahnzug, der früh E 4 Uhr auf der Schle sischen Bahn hier einzutreffen hat, kam gestern Morgen erst um 5 Uhr hier an. Folge davon war, daß diejenigen mit diesem Zuge hier eingctroffenen Reisenden, die mit dem Mor gens 4j Uhr von hier nach Leipzig abgehendcn Schnellzuge weiter fahren wollten, dies nicht in Ausführung bringen konnten, sondern den Abgang des folgenden Zuges, früh 1 7 Uhr, abwarten mußten. Das verspätete Eintreffen des schlesischen Zuges scheint in den allgemeinen Witterungsver hältnissen gelegen zu haben, denn ein Unglücksfall, der dazu Veranlassung gegeben, hat nicht Vorgelegen. — In preußischen Buchhandlungen hängt, wie die „Rheinische Zeitung" erzählt, eine Karte aus, auf welcher die Zukunft Deutschlands folgendermaßen gestaltet ist: Das König» reich Sachsen, die thüringschen Länder, Kurheflen, Frankfurt. Nassau und was davon nördlich liegt bis zur Königsau, ist preußisch; ferner ist Polen preußisch bis an den Bug, dafür aber Memel russisch; das übrige Deutschland auf dem rechten Nheinuser ist österreichisch. Auf dem linken Rheinufer ist die Pfalz, Rheinhessen mit Mainz und der preußische Nahegau und der Saargau sammt Birkenfeld französisch. Also Deutsch land, wie Polen, unter drei Mächte getheilt! Als Verleger ist auf dem Machwerk genannt „I. Hagger, 67 Paternoster Row, London," aber sie ist in deutscher Sprache abgefaßt, also für Deutschland bestimmt. Einer Buchhändlerspeculation verdankt sie ihr Erscheinen schwerlich; wenn sie irgend einen Zweck haben kann, so ist eS der, das deutsche Volk auf eine große Schmach vorzubereiten; es mit Vorstellungen vertraut zu machen, welche geradezu ihm anzusinnen die betreffenden Parteien noch nicht den Much haben. Die Karte hat zwei Titel: unten in der Ecke steht: „Mitteleuropa oder Nord- und Süddeutschland in seiner Zukunft; nach diplomatischen Auf stellungen bearbeitet von William Bilsy;" cs scheint aber, als habe man folgenden Titel, der groß über der ganzen Karte steht, als den geeigneter» nachträglich hinzugesetzt: „Karte von Deutschland in Bezug auf jetzige Verhältnisse." Auf der Karte sind auch noch folgende Phantasien ausgedrückt: Ruß land ist für den an Preußen abgetretenen Thcil von Polen durch das rechte Memelufer und durch die Moldau, Walachei und Bulgarien entschädigt; zu Italien gehört Dalmatien und Bosnien, aber Venetien ist österreichisch geblieben; und Belgien ist wieder mit Holland vereinigt. — Von einem Herrn Siebert in Löbau wird ein Unter nehmen projektirt, Folge dessen die bedeutenderen Städte und Ortschaften der Ober-Lausitz durch eine Omnibus-Fahr-Ver- bindung einander näher gerückt werden sollen. Die soeben erschienene Karte zeigt die Linien von Löbau, Seifhennersdorf, Neusalz, Oberoderwitz nach Ebersbach, von Zittau, Rumburg nach Warnsdorf, Warnsdorf-Neugersdorf, Löbau - Neusalz, Bautzen-Schirgiswalde, Neusalz-Schirgiswalde. — Au« zuverlässiger Quelle können wir die erfreuliche Nachricht geben, daß die Heilung des im Droguengeschäfte auf der Annenstraße verunglückten jungen Meyer in erfreu lichster Weise vorwärts gehr und sich derselbe, soweit ärztliche Erfahrung zu beurtheilen vermag, nunmehr außer aller Ge fahr befindet. Der junge Mann ist aus dem Krankenhause in die älterliche Wohnung gebracht worden und befindet sich in Behandlung des Herrn Prof. v. Zeis, der sich seiner hier wie vordem im Krankenhause mit bekannter rastlos sorgender Treue annimmt. — Ehrlich währt am längsten. Laut einer Anzeige in den Dresdner Nachrichten war dieser Tage eine mit 12 Tha- lern gefüllte Brieftasche verloren worden. Solche findet ein armer Tischlergeselle Namens Lackner, der außer Arbeit und mithin nicht allzuvermögend war. Er konnte durch diesen Glücksfall seine kümmerliche Lage sofort verbessern, davon aber steht er ab und überbringt dem Verlustträger die Brieftasche. — j- Oeffentliche Gerichtsverhandlung vom 6. Februar. Auch heute fiel eine der öffentlichen Einspruchs verhandlungen aus und zwar betraf sie die um 10 Uhr an gesetzte Privatanklagesache der Königl. Polizeidirection und des Töpfermeisters Lieberwirth wider den Tischler Hermann Gott helf Julius Pietzsch allhier. — In der ersten Sache um 9 Uhr handelt es sich um einen Diebstahl, den das Gerichts amt Wilsdruff abgcurtheilt und mit 3 Wochen Gefängniß bestraft hat. Der Angeschuldigte ist der Bergarbeiter Fried rich August Oehlschlägel. Die Sache spielt am 6. November vorigen Jahres in dem Gasthofe zur rothen Schänke in Döhlen. Dort hatte am genannten Tage ein gewisser Mai des Abends in einer Kammer, die an den Tanzsaal stößt, seinen Nock an die Wand gehängt. Der Rock war verschwun den und der Verdacht->fiel auf den Oehlschlägel. Dieser Ver« dacht bestätigte sich auch, denn cs wurde ein Gensdarm in des Verdächtigen Wohnung geschickt, der dort auch wirtlich den Nock fand. Der Nock ist auf 5 Thlr. 15 Ngr. taxirt. Gegen die erfolgten 3 Wochen Gefängniß erhob Oehlschlägel Einspruch, er will die That in unzurechnungsfähigem Zustande verübt und nicht die Absicht zum Stehlen gehabt haben. Herr Staatsanwalt Held beantragte die Bestätigung des ersten Urtels, die auch erfolgte. — Die nächste Sache ist eine Pri vatanklage, welche der Begüterte Friedrich August Fischer gegen den Fuhrwerksbesitzer Carl Adolph Kretzschmar und dessen Frau Christiane Wilhelminc Kretzschmar gestellt. Es war auf einem Jahrmärkte zu Kötzschcnbroda im vorigen Jahre. Da sollen die beiden Eheleute den Fischer geschimpft, ja sogar gemißhandelt haben. Sie hatten nämlich den Ver dacht auf Fischern, er hätte ihnen eine Peitsche und eine Quantität Ha er entwendet. Die Sache endete mit einer Keilerei, die blutige Spuren zurücklieb Sonderbare Aus drücke kamen dabei vor. So mußte z B. Fischer unter Anderen anhören: „Du bist rin Radcburger Spitzbube, hast meine Peitsche uud meinen Hafer gestohlen!" Die Frau Kretzschmar applizirte