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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. Pränumeration«-Preis 22 j Silbergr. (t Thlr.) viertsijährNch, 3 Thlr. für da« ganze Jahr, ohne Erhöhung, i» allen Thnlen der Preußischen Monarchie. Magazin für die Pränumerationen werden von ieder Buchhandlung (in Berlin bei Beit u. Comp., Jägerstraße Nr. 28), so wie von allen König!. Post-Aemtein, angenommen. Literatur des Auslandes. . SS. Berlin, Mittwoch den 30- April 1848. Nord - Amerika. Aus dem Leben des Hernando Cortez. Nach William H. Prescott. Wir haben bald nach dem Erscheinen der „Geschichte der Eroberung Mejiko's" von dem Verfasser der Geschichte der Regierung Ferdinand'» und Isabella s, dem wackeren nvrdameritanischen Forscher Prescott, einen Bericht über dieses in den Vereinigten Staaten und in England mit gleicher Anerken nung ausgenommen« Werk erstattet. Man braucht nur einen Blick auf das Inhalts-Berzeichniß dieses Werkes zu werfen, um sich zu überzeugen, daß hier in der That eine neue Welt vorliege, die der Verfasser wie Columbus und Cortez entdeckt und erobert hat. WaS in den Archiven von Madrid und Mejiko vergraben und so gut wie untergegangcn war, das hat die fleißige Hand des historischen Bergmannes an das Licht des Tages gefördert und mit ordnendem Geiste dem Leben wieder gewonnen. Sein Werk verdiente es mehr als irgend ein anderes, ins Deutsche übertragen zu werden, und derselbe Mitbürger unserer Stadt, dem wir die gelungene Uebersetzung der Geschichte der Regierung Ferdinand s und Jsabella'S verdanken, hat auch, nachdem ihm vom Verfasser selbst die ehrenvolle Aufforderung dazu zugekommen war, der dankenswerthen Arbeit sich unterzogen, die Geschichte der Eroberung Mejiko's auf deutschen Boden zu verpflanzen. Der erste Band dieser Geschichte ist so eben bei F. A. Brockhaus in Leipzig erschienen °) und legt Zeugniß ab von der gewissenhaften Treue des deutschen UebersetzerS, der sich nirgends herausnahm, sein Original — wie dies jetzt nur zu häufig geschieht, besonders bei Uebersetzungen, dir in Frankreich ver- anstaltet werden — zuzustutzen oder mit sogenannten Verbesserungen auözu- fiatten, obwohl hier und da vielleicht eine Hinweisung auf deutsche Forschun gen, die dem nordamerikanischen Verfasser unbekannt waren, am rechten Ort gewesen wäre. Früher bereits haben wir Gelegenheit gehabt, aus dem ersten Buche des Prescott'schen Werkes Einiges über die sittliche Bildung der alten Mejikancr mitzutheilen. Wir wählen jetzt nach der Bearbeitung unseres Mitbürgers ein Bruchstück aus dem Leben des Cortez, und zwar aus der unbekannteren Hälfte desselben, nämlich von seiner Kindheit bis zu dem Moment, da ihm die Kriegsflotte zur Expedition in die neue Welt anvertraut ward, wo eben Cuba und Jucatan entdeckt und der Herrschaft der Spanier unterworfen worden waren: „Hernando Cortez war geboren zu Medellin, einer Stadt im südöstlichen Winkel von Estremadura, im Jahre 1488 >). Er stammte aus einer alten und achtungswürdigen Familie, und Geschichtschreiber haben der VolkSeitelkeit dadurch geschmeichelt, daß sie dieselbe bis zu den lombardischen Königen zu rückführen, deren Nachkommen über die Pyrenäen gingen und sich in Aragonien unter der gothischen Herrschaft niederließcn 2). Diese königliche Abstammung wurde nicht eher aufgefunden, als bis Cortez sich einen Namen erworben hatte, der jeder Abstammung, wie hochadelig sie auch sepn mochte, zur Auszeichnung gereicht haben würde. Sein Vater, Martin Cortez de Monroy, war ein Hauptmann beim Fußvolk, von mäßigen Vermögens- umständen, aber ein Mann von unbefleckter Ehre, und sowohl er als seine Frau, Dona Catalia Pizarro Altamirano, scheinen wegen ihrer trefflichen Eigenschaften in hohem Ansehen gestanden zu haben »). ') Geschichte der Eroberung von Mexico, mit einer einleitende» lledersicht de» frühem mexikanischen Bildungszustandes und dem Leden de» Eroberer» Hernando Corte!. Bon William H. Prescott. Aue den. Englischen überseht. Erster Band. Mit zwei lithogra- vhirten Tafeln ldie Karie de» Lande», welche» die Svanür aus ihrem Marsche nach Mejiko durchzogen, und eine Karte de» Thales von Mejiko zur Zeit der Eroberung). Leipzig, 1825. AS. — Ich finde keine genauere Angabe von dem Tage seiner Geburt; ausgenommen bei Pizarro y Orellana, der uns sagt, ,,daS Cortez an dem nämlichen Tage zur Welt kam, an welchem das höllische Thier, der falsche Ke per Luther, geboren ward — ohne Zweifel zum Ersah, da die Bemühungen des Einen, den wahren Glauben auszu rotten, durch die de» Anderen ausgewogen wurden, ihn zu erhalten und zu verbreiten!" iVaroue« Ilustrs» stet htuevo LkuuSo lMadrid lvääj, p. 66.) Toch diele Angabe des guten Ritters, welcher die Geburt unsere« Helden aus da« Jahr 1482 bestimmt, gleicht mehr einem Eiser für „den wahren Glauben", als für geschichtliche Treue. 2) Argensola besonders hat große Mühe aus die ,,r»»ap>» des Hauses Cortez ver wandt, welche er, ohne alle Zweiscl, bis zu Narnes Cortez. König von der Lombardei und Toscana, verfolgt. Xn»I«, sto Aragon (Saragossa I66V), p. 62! — 62! — Auch Caro Ns Warrs, vi-tort» ste las OrNeus» lUilltarv« (Madrid 1629), fol. 10». ») Vs ksbu« v««tj«, »18. — Las Casas, der den Vaur kannte, bezeugt seine Ar- In seincr Kindheit soll Cort«) eine schwache Leibesbeschaffenheit gehabt baden, die sich stärkte, als er älter wurde. Im vierzehnten Jahre ward er nach Salamanca geschickt, da sein Vater, der große Hoffnungen auf seine lebendigen mw glänzendlii Geistesfähigkeiten baute, ihn zum Rechtskundigen bestimmte, einem Beruf, der dem vorwartsstrebendcn jungen Manne bessere Aussichten eröffnete als jeder andere. Der Sohn thkilte indeß diese Ansichten nicht. Er zeigte wenig Liebe für Bücher, und nachdem er zwei Jahre auf der Hochschule verschwendet hatte, kehrte er, zum großen Verdruß seiner Aeltern, nach Hause zurück. Doch war diese Zeit nicht gänzlich verloren, da er einige Kennlniß des Lateinischen gesammelt und gelernt hatte, gut in ungebundener Rede zu schreiben, und selbst in Versen „von einigem Werth", wie ein alter Schriftsteller spitzfindig bemerkt, „wenn man bedenkt, daß Cortez sie verfaßt hat" st). Hierauf verbrachte er seine Zeit auf müßige und unnütze Weise, wie Einer, der, zu eigensinnig, sich von Anderen leiten zu lassen, sich selbst kein eigenes Ziel stellt. Seine heftige GemüthSart brach beständig in losen Streichen und eigensinnigen Grillen hervor, ganz im Gegensatz zu der regel mäßigen Lebensart seines Vaters. Er zeigte besondere Neigung für den Kriegerstand, oder vielmehr für ein Abenteurerleben, zu welchem jener in damaliger Zeit sicher führte. Und als er im Alter von siebzehn Jahren sich unter den Fahnen des „großen Feldherrn" anwerben lassen wollte, wendeten seine Aeltern nichts dagegen ein, wahrscheinlich, weil sie dachten, daß ein Leben voll Beschwerde und Wagniß außerhalb einem müßigen in der Heimat vorzuziehen sey. Indeß der junge Herr schwankte noch, ob er sein Glück unter jenem sieg reichen Befehlshaber oder in der neuen Welt versuchen solle, wo sowohl Gold als Ruhm zu gewinnen und wo gerade mit den Gefahren etwas Geheimniß. volles und Abenteuerliches verbunden war, das einen unaussprechlichen Reiz für ein« jugendliche Einbildungskraft hatte. Es machten sich daher die feurigen Gemüther damals nach dieser Richtung hin Luft, besonders die aus der Gc- gend des Landes, wo Cortez lebte, der Nachbarschaft von Sevilla und Cadir, dem Mittelpunkt der Rüstungen zu Seezügen. Er entschied sich für diese letztere Laufbahn, und eS bot sich dazu eine Gelegenheit dar in der prächtigen Kriegsflotte, die unter Don Nicolas d« Ovando, dem Nachfolger Columbus', ausgerüstet ward. Ein unglücklicher Zufall vereitelte Coriez's Vorhaben 4). In einer Nacht, beim Ersteigen einer hohen Mauer, die zu dem Zimmer einer Dame führte, mit der er ein LiebeSverhältniß hatte, gaben die Steine nach; er stürzte gewaltsam herunter und ward unter den Trümmern ver schüttet. Eine bedeutende Quetschung, die jedoch keine anderen ernsten Folgen hatte, fesselte ihn ans Bett bis nach der Abfahrt der Flotte«). Er blieb noch zwei Jahre zu Hause und hat, wie es scheint, die empfan gene Lehre nur wenig benutzt. Endlich bediente er sich einer anderen Gele genheit, die sich ihm durch die Abfahrt eines kleinen Geschwaders nach den westindischen Inseln darbot. Er war neunzehn Jahr alt, als er im Jahre 1804 seinem Vaterlande Lebewohl sagte, in demselben Jahre, in welchem die Spanier die beste und größte Zierde ihrer langen Herrscherreihe verloren, Isabella die Katholische. D»S Schiff, aus welchem Cortez fuhr, wurde von einem gewissen Alonso Quintero befehligt. Die Flotte legte bei den canarischen Inseln an, wie «S bei Fahrten nach dem Ausland« gebräuchlich war. Während die anderen Schiffe daselbst durch Einnehmen von Vorräthen zurückgehalten wurden, stahl sich Quintero bei Nacht von der Insel fort, in der Absicht, Hispaniola zu erreichen und sich vor der Ankunft seiner Gefährten den Markt zu sichern. Ein wiithendcr Sturm, der ihn traf, entmastetc aber sein Schiff, und er sah sich genöthigt, in den Hafen zurückzukehrcn und auszubeff«rn. Das Ge schwader willigte darein, auf seinen unwürdigen Genossen zu warten, und nach einem kurzen Aufenthalt segelten sie alle mit einander wieder ab. Aber als sie sich den Inseln näherten, benutzte der treulose Quintero noch einmal mnth mehr als seine edle Abtunst. „Ku sseuNsro", sagt er von ibm, „qus ronasi bartv pobrs 5 buuüINe, auvgus Cüristisuo, vivzo V Nlreo gus biNalgo." bist. Uv Iss luNiaa, !U8. Nb. 2, «ap. 27. <) Xrgsusola, ^uals», p. 220. — Sowohl Las Casas als Bernal Diaz behaup te», baß er Bakkalaureus des Recht» in Salamauca war. (vl-t. <Is la» luNu>«, AIS. wie oben. — bist. ,1« la Cougulsta, sap. All.) Die Würde ist ihn, wahrscheinlich in seinem späteren Leben crtheüt worden, wo es sich die Hochschule zum Stolz rechnete, ihn als einen ihrer Söhne zu betrachten. 5) Vs Vebus Ksatls, !U8. — Komara, Kräuiea, eap. I. 6) Vs ksku» «ssti», U8. Komor, ebendas. — Argensola giebt Lie Ursache seiner Abhaltung ziemlich gedrängt an. „8uspeutliö sl viajs, gor euamvraNo porguar- tauario." ^uals», I>. 621.