Volltext Seite (XML)
Wochen- und Nachrichtsblali zugleich WD-Anzeiger fiir ßHiikrf, Mdlitz, Berilskrf, Wims, St. KBicn, heimichsort, RUiemu mit» MUIst«. Amtsblatt für -e« Stadtrat zu Lichtenstein. — 4«. Jahrgang. — Nr. 2. Freitag, den 3. Januar 1890. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. BelanntWKchung. Der 5. Ergänzungskatalog der städtischen Volksbibliothek ist er schienen. Derselbe enthält 117 Bände. Dazu 431 Bände zeitheriger Bestand. 548 Bände Gesamtbestand unsrer Volksbibliothek. Die Expeditionszeit ist Dienstags und Sonnabends 11 bis 12 Uhr Expeditionszimmer: Neue Mädchenschule, 1 Treppe. Wir empfehlen unsre Volks bibliothek zur fleißigen Benutzung. Lichtenstein, den 2. Januar 1890. Der Rat zu Lichtenstein. Fröhlich. La n-renten fällig. Tagesgeschichte. *— Lichtenstein. Der heutigen Nummer d. Bl. liegt für die Lichtensteiner Abonnenten der 5. Ergänzungskatalog der städtischen Volksbibliothek bei, worauf wir an dieser Stelle besonders Hinweisen. *— Nach Z 8 der Verordnung vom 4. März 1881, die nach dem Neichsgesetze vom 23. Juni 1880 für die in Folge von Seuchen getöteten Tiere zu gewäh renden Entschädigungen bctr., sind als Sachverständige zu der wegen Ermittelung der letzteren zu be stellenden Kommission auf das Jahr 1890 die Herren Gutsbesitzer Friedrich Leonhardt in Calln- berg, Gutsbesitzer Röhner in Hohndorf, Guts besitzer August Landgraf in Oberlungwitz, Friedens richter Kemptesou. in Gersdorf, Mühleubesitzer Crim- man in RiiSdorf, Mühlenbesitzer Uhlig in Hermsdorf, Gutsbesitzer Oehler in Rödlitz, Gutsbesitzer Louis Friedrich Meyer in Abteioberlungwitz, Gutsbesitzer Gustav Kretzschmar in Gersdorf, Gutsbesitzer Friedrich Hermann Hallbauer in Mülsen St. Micheln, Gast wirt Ernst Theodor Nötzold in Callnberg, Friedens richter Robert Helm in Bernsdorf gewählt worden. — Unter den Fabrikanten, Geschäftsleuten re. befinden sich viele, die in ihrer Geschäftsthätigkeit auf die Benutzung der Eisenbahnen angewiesen sind. Ist die Benutzung eine tägliche, so empfiehlt es sich, zu abonnieren, da die Abonuements-(Photographie-)Karten bedeutende Vorteile bieten. Dieselben werden auf die Dauer von einem bis zu zwölf Monaten zur Fahrt in 1., 2. oder 3. Wagenklasse ausgefertigt, das Abonne ment kann an jedem beliebigen Tage beginnen. Die Berechnung des Abonnementspreises erfolgt unter Zugrundelegung der normalen Personenzugspreise für je eine tägliche Fahrt in jeder Richtung zwischen den betreffenden Stationen, wobei der Monat zu dreißig Tagen angenommen wird, mit einer Ermäßigung von 55 Prozent für ein Abonnement auf 1 Monat, 60 Prozent für ein Abonnement auf 2 Monate, 62 Prozent bei 3, 64 Prozent bei 4 rc. bis 75 Prozent für ein Abonnement auf 12 Monate. In Begleitung von Abonnements-Inhabern reisende Kinder unter vier Jahren werden frei befördert, wenn sie ihren Platz auf den Plätzen des Abonnenten mitfinden, sodaß ein weiterer Platz für die Kinder nicht beansprucht wird. Freigewicht an Reisegepäck wird dagegen nicht gewährt, es ist Inhabern von Abonnementskarten 3. Klasse indeß gestattet, bei Benutzung der 4. Wagenklaffe Körbe, Kisten und dergleichen fracytfrei mitzuführen. Bei Verlängerung des Abonnements wird die gleiche Ermäßigung mit Einschluß der vorausgegangenen Abonnementszeit gewährt. Für Solche aber, die nicht täglich, sondern nur zeitweilig aus kürzere oder längere Zeit die Eisenbahnen benutzen müssen, sind die zur Ausgabe kommenden Kouponsbücher empfehlens werter. Die Kouponsbücher werden für 30 Fahrten auf einer bestimmten Bahnstrecke für 1., 2. oder 3. Wagenklasse der gewöhnlichen Personenzüge ausgegeben. Auf Verlangen werden auch zwei oder drei Koupons bücher zugleich für dieselbe Person ausgestellt. Die Giltigkeit dieser ist auf das Ausstellungsjahr und das darauf folgende Kalenderjahr beschränkt. Es treten also mit dem beginnenden Neujahr diejenigen Koupons bücher außer Giltigkeit, die im Jahre 1888 ausgestellt sind, worauf wir besonders Hinweisen wollen. Der Preis der Kouponsbücher wird in der Weise berechnet, daß für jeden Koupon die Hälfte des tarifmäßigen Rückfahrkartenpreises für die einzelne Strecke, auf welche das Buch lautet, bezahlt wird. Jedes dieser Bücher enthält*^) ^einzelne Koupons. Jede Fahrt, welche der Inhaber auf das Kouponbuch unternimmt, gilt als selbständige Einzelfahrt. Es ist daher gleich- giltig, in welcher Fahrtrichtung die einzelnen Koupons benutzt werden. Die Hauptannehmlichkeit aber ist die, daß ein Kouponsbuch außer von dem Abonnenten, auf dessen Namen es ausgestellt ist, auch von dessen Ehe frau, Kinderu oder sonst im Hause verweilenden Familienangehörigen, sowie auch von dessen Geschäfts personal mit oder ohne dessen Begleitung benutzt werden kann. Auf Kouponsbücher ist Unterbrechung der Fahrt nicht gestattet.. .auch_Mixd Freigewicht an Reisegepäck nicht aewährQ^daaeaen kann^in SWnellzug^oder eine höhere Wägenklasse als diejenige, auf welche das Kouponsbuch lauten, benutzt werden bei Lösung einer entsprechenden Zuschlagskarte. Zwischen Dresden- Altstadt einerseits und Dresden-Neustadt und Dresden- Friedrichstadt andererseits gelten die Kouponsbücher bei Schnellzügen ohne Zuschlag. Die Abonnements für Schüler zum Schulbesuche bieten ebenfalls be deutende Vorteile, die denen der Abonnements-(Photo- graphie-)Karten näher kommen. Der Abonnementspreis ist aber noch niedriger; denn es beträgt der Einheits satz für einen einzelnen Schüler oder eine einzelne Schülerin bei einem Abonnement von geringerer als zwölfmonatlicher Dauer: 1,33 Pfg. in 3. Klaffe und 2,09 Pfg. in 2. Klasse, bei einem vollen Jahres- Abonnement: 1,00 Pfg. in 3. Klaffe und 1,50 Pfg. in 2. Klaffe für jedes Kilometer. Bei einem Abonne ment für drei und mehr Kinder treten noch weitere Ermäßigungen ein. — Ueber den gegenwärtigen Stand der Arbei ten der Leipziger Mission unter den Tamulen Ost indiens giebt ein Flugblatt interessante Mitteil ungen, welche der Sächsische Hauptmifsionsverein zur Förderung der am Erscheinungsfeste für die Heiden mission bewilligten jährlichen Kirchenkollekte unent geltlich zur Verteilung bringen läßt. Anfang 1889 standen in Indien in der Predigtarbeit 25 europäische Missionare und 14 eingeborene Land prediger, die von 4 Kandidaten der Theologie, 60 Katecheten und 90 Gemeindeältesten unterstützt wur den. Die Lücke, die durch den Tod des letzten der zuerst ausgesandten Missionare, Ouchterlony, entstan den war, ist durch die Aussendung von drei neuen Missionaren, Matthes aus Dresden, 24 Jahre alt, Schad aus München, 23 Jahre alt, und Mohn aus Weistropp bei Dresden, 22 Jahre alt, ausgefüllt worden. Am 25. Oktober sind sie in Madras gelandet. Dem Schulwesen wird besondere Sorgfalt zugewendet. In 166 Schulen werden von 275 einge borenen Lehrern 4394 Schüler, darunter nahezu 2000 Christenkinder, unterrichtet. Im Laufe des letzten Jahres sind 281 Heiden (darunter ein Brahmine aus Madras) und 477 Christenkinder getauft, sowie 104 Christen anderer Konfession in die lutherische Gemeinde ausgenommen worden, so daß man jetzt, 581 Ortschaften verstreut, 13 625 der Leipziger Mission zugehörige Seelen zählt. Die Zahl der Hauptstationen ist durch den Zutritt von Jrodu an der südindischen Eisenbahn auf 23 gestiegen. Noch immer wird bitter geklagt, daß durch Geldvorteile die römische Kirche viele Gemeideglieder abwendig macht, und auch von heidnischer Seite durch Ver breitung widerchristlicher Schriften dem Christentum entgegengearbeitet wird. Im Missionshause zu Leip zig stehen jetzt 15 Zöglinge in drei. Jahrgängen in der Vorbereitung für den Missionsdienst. Zn der Gesamteinnahme der Leipziger Mission von 311862 M. im Jahre 1888 hat Sachsen 75 335 M. beige- stenert. Die letztjährige Kollekte am Erscheinungs feste betrug 17 401 M. gegen 15 281 M. im Vor jahre. Leipzig steuerte zur ganzen Jahrcs-einnah»« 4070 M. bei, Dresden dagegen 9353 M. — Ueber das frühere Auftreten der Influenza hat ein Leser des „Leipz. Tagbl." in Schmaling's Hohnstein'scher Geschichte (1788—91) folgende Mit teilung gefunden: „Influenza." Es hat diese Krank heit höchstwahrscheinlich mehrmals auch Thüringen befallen, und vielleicht war sie das allgemeine Haupt- und Brustweh, dessen die Chronikenschreiber gedenken. Die Krankheit wird auch der spanische Pips genannt, wie sie denn auch Grip heißt. Sie besteht in einer galligen Catharralepidemie, welche eben nicht tötlich, aber Jung und Alt darnieder wirft, ansteckt und Rückfälle leidet. Die Kranken klagen über Gliederreißen, Hitze und Angst auf der Brust, bis sich ihre Zufälle in einen heftigen Schnupfen und Auswurf auflösen, die sonst, wenn starke schweiß treibende Mittel gebraucht werden, anch wohl in ein Fieber mit Raserei und unbeschreiblichen Kopf schmerzen ausbrechen. Kühle Luft, Speisen und Getränke und kühlende Arzneien, nicht aber Aderlaß, thun die besten Wirkungen, bis durch Schweiß und Auswurf sich die Krankheit bricht und hernach durch gelinde abführende Mittel geendigt wird. Im Anfänge des Maies 1782 fiel diese Krankheit, die aus Ruß land kam und fast ganz Europa überzog, auch die Grafschaft heftig an. Im Jahre 1783 waren wieder merkliche Spuren derselben da, und es ward beim Aderlaß als etwas besonderes bemerkt, daß das Blut sehr in's Gelbe fiel, und auf dem Tsller sich ein mehr als gewöhnlich gelbes Wasser von ihm abson derte. Gleiche Frühlingsepidemie litten wir im Jahre 1788, doch nicht so heftig, als sie in Rußland Polen und Ungarn ausbrach. — Zwickau. Merkwürdige Schicksale hat unser Nachbarort Steiupleis als Kirchdorf gehabt. Vor der Reformation war es ein selbständiges Kirchdorf. Die Visitatoren Georg Spalatin, Antonius Musa und Anarch von Wildenfels fanden es im Jahre 1529 als Filiale von Werdau vor und ordneten am 18. Januar an, daß das verkaufte Pfarrgut wieder erworben und Steinpleis wieder mit einem eigenen Pfarrer versorgt werde. Die Folgezeit ergab freilich, daß dessen Ein künfte zu gering waren. So beschloß man im Jahre l545, als auf kurfürstlichem Befehl die Einkünfte der Kirchendiener festgesetzt worden und man auf deren Erhöhung sann, Steinpleis wieder mit Werdau zu vereinen. Pfarrer war damals Moritz Pfleumcr. Die Summe der Pfarreinkünfte betrug 35 fl. Das Protokoll besagt über die beabsichtigte Vereinigung: „Nachdem Steinpleis,ein Filial und hiervor gen Werdau