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Adorter Wochenblatt. Mittheilungen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Fünfzehnter Jahrgang. Prelt für de» Jahrganz bti Bestellung von dir Post: 1 Thaler, bei Bestellung bei Blatte« durch Botengelegeaheit» SS Ngr. L Pf. Mittwoch, T. November 1850. Kriegs-Ministerial-Ordre an die Beurlaubten der Armee. Sämmtliche Beurlaubten der Armee, einschlictzlich der Kriegsreservisten, mit einziger Ausnahme der ge» schlick anerkannten Ernährer hülfSbedürfliger Familien, ingleichen alle zum Forst-, Flurschutz- und zur Polizei Unterstützung befehligten Mannschaften erhalte» andurch Befehl, sofort bei ihren Parteien in den Standquartieren einzutresien. ES wird den Beurlaubten und Commandirtr» freies Fortkommen auf den Eisenbahnen gewährt, und Laben sich dieselben hierbei nur durch ihre Paffe, resp. EinberufungS-Ordres oder sonstige Bescheinigungen, auf den betreffenden Eisenbahnstationen zu legmmiren. Alle» Annshauptmannschaflen und Ortsbehörden wird hiermit gleichzeitig aufgrgeben, diese Ordre 'm ihren Bezirken resp. Ortschaften und weiter durch die Lokalblätter bekannt zu machen, auch die Beurlaubten zmd oben bezeichneten Commandirlen zum sofortigen Abgänge aufzufordern und anzuhalten. Dresden, den 2. November 18LÜ. Kriegs-Ministerium. Rabenho»st. ' Kollark. Erinnerungen aus den Jahre» ISIS und «SIL von Karl von Raumer. (Fortsetzung.) Von Freiburg marschirten wir über Langensalza nach Eisenach, eine Nacht lagen wir in GroßNeubau- fen. General Wassuschikoff halte mir, als ich zu ihm kam, zwei Kosaken zur Dienstleistuug gegeben. Ich -war ausgcgangen, als ich zurückkomme, finde ich meine Kosaken bei einem hoch lodernden Feuer; sie brannten ungedroscheneo Waizen und wunderten sich nur, daß ich ihnen die unschuldige Freude störte. ES waren sonst sehr gulmulhige Kerle, so lange ich sie bei mir dattc, versorgten sie mich immer reichlich mit Lebenö- mitteln. >— Nach dem Rheinübergange. Ucber Tout, Vouloulers, Joinville gingen wir nach Bricnuc, wo wir den.27. Januar eintrafen, ohne bts dahin einen Feind gesehen zu haben. An der Kriegs schule zu Briennt hatte Napoleon bekanntlich -seine kriegerische Bildung erhallen, hier war es, wo er unS am 29. Januar wieder persönlich entgegentrat. Da» Schloß Bricnne liegt auf der Höhe eines langgestreck ten Hügels, an dessen Fuße sich daS Städtchen Bri- enne Hinziehl. Der Feldmarschall Blücher ließ eS durch den russischen General Alsufiew besetzen, dessen Korp» hier den linken an den Schloßbcrg angelebnten Flü gel deS schlesischen Heeres dildele, wahrend der rechte Flügel sich in eine Ebene ausdehnle. Zu letzterem Flügel begab sich Nachmittag« Blücher und griff ge- gen Abend einer Kavallericmasse vier Batterien deS linken französischen Flügels an, welche Brienne mit Granaten beschossen Der Angriff gluckte so, daß den Franzosen acht Kanonen genommen wurden. Der Feldmarschall ritt nun mit seinem Generalstabt um die brennende Stadt herum und an der linken Seite de» BergeS zum Schlosse hinauf. Man saß ab; Blücher und Gneiscnau gingen ins Schloß, der Eommandant deS Hauptquartiers Graf Hardenberg mit einem an dern Offiziere in die brennende Stadt hinunter, um löschen zu helfen. ES war dunkel geworden, nur der Brand der Stadt erhellte schwach das Schloß und de» Schloßberg. Neben dem Hauptgebäude des Schloss«» steht abgesondert ein kleineres Nebengebäude; plötzlich fielen hinter diesem von versteckten Feinden Schliff» in di« Schloßfenster hinein. Blücher und Gneise»«», deren Pferde glücklicher Weis« noch zur Hand w»re», warfen sich sogleich auf dieselben; Graf Schwerin, .Hefft» Pf«rd forlg«br»cht war, hätte zu Fuß gehe»