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»er reden Wochentag Abend (mit Datum »eS folgenden TageS) znr Versendung gelangende..SNchftfche LanVeS-Anzetger» mit täglich einem besonderen Unter- gSblatte und mit dem Exttabeiblatt kusligkS Vilderbuch kostet bei den Ausgabe stellen monatlich 70 Pfg., bei den Post-Anst. 7b Ps. (1888er Ztgs.-PreiSliste Nr- 5035) stil, Nbonnentencrscheintjeeinmaliiu Jahr: emnmkr-eiskhbahiiflihtsilaiihkftt'iirCachskn. 2v«slri'ttktIabseSbuchr,jxindtS.«azkiger<. Mit täglich einem besonderen Unterhaltungsblatt: i. Meine Botschaft - 2. Sächsischer Erzähler - 3. Sächsische Gerichts-Zeitnng ^ 4. S äck fisch cS Allerlei — 5 Ivnsirirteo Unter^altungsblatt — 6 Sonntagsblatt - Ertra-Beiblatt: Lustiges Bilderbuch. Mt „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Als billigstes Geschenk zu Weihnacht und Neujahr bestelle ein Jeder umgehend für seine Familie das Abonnement für das 1. Quartal 1888 auf unsere Blätter! Jeder neu beitretende Abonnent erhält gegen Einsendung seiner Abonnements-Quittung an die Verlags-Expedition (Post-Abonnenten wollen für Porto eine lO-Pfg.-Marke beifügen) gratis als Extra- beigabcn geliefert: 1 MlÜblMlblLllltlli ldes Sächsischen Landcö-Slnzeigers LvrillllllllWoW illttstrirtes Jahresbuch für 1888). 64 Seiten gr. 8° (ff. Papier), in Umschlag gebunden, mit vielen fesseln- den Weihnachts- und Neujahrs-Erzählungen, sowie hübschen Winter- und Weihnachts-Bildern mit Gedichten. (Preis dieses Weihnachts buches für Nicht-Abonnenten: 40 Pf.) 2. Jllustrirter Kalender für das Jahr 1888. Dieser Kalender ist in Umschlag gebunden, 84 Seiten 4° stark und enthält neben dem Kalendarium, Märkteverzeichniß re. mehrere interessante Erzählungen, Ucbersicht der Weltbcgebenheiten 1886/87, sowie das charakteristische, farbenreiche Oeldruckbild Ein Schwaben streich (mit Gedicht). (Preis dieses Kalender- f. Nicht-Abonnenten 40 Pf.) 3. Eisenbahn-Fahrplanheft für Sachsen. Dieses Fahrplanheft ist in Umschlag geheftet und enthält die seit 1. October gütigen Fahrpläne sämmtlicher Strecken des sächsischen Eisenbahnnetzes nebst Angabe der Fahrpreise III. Classe und der Entfernungen in Kilometern. (Preis dieses Fahrplanheftes für Nicht-Abonnenten 20 Pfg.) Im nächsten Quartal bringt der „Sächsische Landcs-Anzeiger" in seinem täglichen Feuilleton zunächst eine reizende Novelle von M. von Schlägel: „Im Schnee" zum Abdruck und folgen dann im weiteren Verlauf des Quartals: „Berurtheilt", Criiuinal-Erzählung von A. Zapp und „Schelm von Bergen", historische Novelle von A. v. Limburg. Im „Sächsischen Erzähler" erscheint im neuen Quartal das neueste Werk des beliebten Schriftstellers August Rutscher (Verfasser von „Nachbarhöfe", „Dreibirkenhof" rc.): „Der Flötenhannes". Außer dieser größeren volksthümlichen Erzählung sind wieder eine Reihe sächsischer und thüringischer Erzählungen, Sagen und Schilderungen erworben worden; wir nennen von diesen: „Ein Sachsengrab", „Der Lcibjäger August des Starken" und „Die Schatz kammer Johann Georgs I." von B. Schlegel; — „Geschichte aus den Vorbergen des Thüringer Waldes" von B. Störzner; — „Wan derungen durch Thüringen und Altenburg" von Max vom Berge In, „Jllustrirten Unterhaltungsblatt" erscheint im nächste» Quartal neben verschiedenen kleineren Erzählungen als Haupt-Erzählung: „Die gestohlenen Familien-Diamanten" von I Piorkowska Für das am 1. Januar beginnende neue Quartal nehmen die Ausgabestellen in Chemnitz und Umgegend zum Preise von 210 Pfg., die Postanstalten zu 225 Pfg. Abonnements-Bestellungen auf den «Sächsischen Landes-Anzeiger" mit sämmtlichen 7 Beiblättern entgegen. Der „Sächsische Landcs-Anzeiger" ist in der deutschen Post- Zcitungs-Preisliste für das Jahr 1888 unter Nr. 5035, in der öster reichischen unter Nr. 2307 eingetragen. Abermaligen zahlreichen Beitritt neuer Abonnenten erbittet die Verlags-Expedition des Sachs.Landes-Anzeigers. Um Verwechslungen zu vermeiden, werben Abonnenten ersucht, bei Bestellung frenndlichst genau zu verlangen: den in Chemnitz erscheinenden „Sächsischen Landes-AnzklgLI?", (Rr. AO8S der neuen 1888er Post-Zeitungs-Preiöliste). Im Verdacht» Erzählung von Carl Schnieling. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Auch machte sich Wohl jedes Mitglied desselben gelegentlich des Vergehens schuldig, einen Ausflug ohne Urlaub zu riskiren, wenn auch nicht gerade in das Ausland und speziell »ach Berlin. An zeigen von Civil-Personen konnten aber keinen Zweck habe», da jene ja nicht zu kontroliren vermochten, ob er Urlaub gehabt oder nicht. Der Leutnant befand sich hier vor einem unlösbaren Räthsel; nur so viel schien ihm aus den Andeutungen des Obersten mit Sicherheit hervorzugehcn, daß nicht diesem» sondern einem höheren Vorgesetzten über seine Person Anzeige gemacht worden. Wäre der Oberst Donner unscrm Leutnant als ein ängstlicher Mann bekannt gewesen, so würde er sich viel leichter beruhigt haben. Seine Warnung durfte keineswegs leicht genommen werden, und in Anbetracht dieser Nothwendigkcit beschloß Weilmann auch, Reuser mit dem Inhalt des zwischen dem Obersten und ihm stattge fundenen Gesprächs bekannt zu machen. Mit diesem Entschlüsse betrat der Leutnant die Fabrikanlagen, wo er, außer von dem Kommissions rath und Louise, von Niemandem vermißt worden war. Weilmanns sorgenvolles Aussehen entging so wenig dem Fabrik herrn, wie der Tochter desselben. Beide bestürmten ihn mit Fragen deswegen, und der Leutnant bat, sich mit ihm ans einige Zeit zurück ziehen. Man that dies sofort, und Weilmann theilte mit, was er auf dem Herzen hatte. „Ich habe es mir gedacht," rief Louise sofort heftig erregt, «wir waren zu glücklich, um nicht eine Erinnerung zu verdienen, daß ein ungestörtes Glück keinem Menschen beschicke» ist." „Lassen wir solche empfindsame Floskeln aus dem Spiele!" meinte indessen der Kommissionsrath. „Meine Meinung über eine mögliche Entlassung aus dem Militär kennen Sie, Weilmann! Die Form, in welcher eine solche stattfindet, hat für die Zukunft, welche sich Ihnen darbietet, gar keine Bedeutung. Sie werden selbst am besten wissen, welcher Verstöße gegen die Militärgesetze Sie sich schuldig gemacht haben. ES ist ja doch möglich, daß der alte Kanonendonner als Angefleischter Soldat irgend eine Ihrer Handlungen für ein 'hwereS militärische« Vergehen hält. Tr schenkt Ihnen aber trotzdem und Lheilnahmtl — Run, da» werden auch noch viele Telegraphische Nachrichten. . Vom 19. December. Wien. Nach vorzüglichen Privatnachrichten der letzten Tage haben außer in Moskau nach in Odessa, Charkow, Kasan und in der Petersburger medicinischev Akademie Studenten-Unruhen stattge funden. Alle diese Anstalten werden von Kosaken bewacht. Seit Kurzem sollen in Rußland zwanzigtausend Studenten gemaßregelt worden sein. Rom. Die halbamtliche „Tribuna" schreibt: „Italiens bis herige Friedens-Allianz würde im Kriegsfall den Character der Waffcn-Brüderschast annehmen." Die Lage wird hier sehr ernst beurtheilt. Brüssel. Die Wallonen in ganz Belgien organisiren eine Bewegung gegen die Vlamingen wegen des den Kammern unter breiteten Gesetzes, das die Erlangung des Osfiziersgrades von der Kenntniß der vlämischen Sprache abhängig macht. Petersburg. Dieser Tage fanden hier militärische Berath ungen statt, dem gestrigen Marschallsrathe präsidirte der Zar selber. London. Nach einem Telegramm der „Daily News" aus New-Iork hat die Diskussion über die Tariffrage nicht nur ergeben daß die öffentliche Meinung viel entschiedener, als man erwartet hatte, sich zu Gunsten der Vorschläge Clevelands ausspricht, sondern es ist auch festgestellt worden, daß eine große Anzahl Fabrikanten für eine Verminderung der Zölle ist. Sofia. Der Kriegsminister beabsichtigt, von der Sobranje Geldmittel zur Anschaffung von hunderttausend Gewehren zu ver langen, auch verfügte er, daß die Lieferung von 40,000 Paar Stiefeln und 33,000 Mannschaftsmänteln statt im October schon im März erfolge. Rußland und die deutsche Wehrvorlage. Chemnitz, den 20. Dezember. Die Berathung der deutschen Wehrvorlage im Reichstage, die einmüthige Zustimmung, welche der Gesetzenkwurf fand, haben in der That einen recht guten Eindruck hervorgerufen. Die Kriegsaussichten, die an dem politischen Horizont erschienen waren, werden wohl noch geraume Zeit warten müssen, bis aus der bisherigen Möglichkeit eine Wahrscheinlichkeit wird. Krieg wollen und Krieg anfangen, ist zweierlei; gewisse Kreise in Paris denken schon seit 1871 an die Revanche und heute schreiben wir 1887, ohne daß es dazu gekommen ist, und das heilsame Bedenken, welches sich in Paris äußerte und noch äußert, wird allmählich auch unter den kriegslustigen Generalen Rußlands Platz greifen müssen. Denn nur diese Herren, die ein paar lärmsüchtige Zeitungsschreiber an der Hand haben, sind die Kriegsmacher in Rußland; das russische Volk verlangt Frieden und Ruhe und besseren Geschäftsgang, denn damit steht es im Zarenreiche über alle Maßen kläglich aus. Und die merkwürdigste Rvlle spielt der Zar. Einmal hat man ihn schon gründlich getäuscht, mit den gefälschten diplomatischen Aktenstücken; aber selbst dieser Fall kommt nicht gegen, die unrichtigen Angaben auf, welche die russischen Gene rale ihrem Herrn unterbreiten. Die ungeheuerlichen Angaben im „Russischen Invaliden", welche die Nothwendigkcit der russischen Truppenvcrlegungen mit enormen Kricgsvorbereitungen Deutschlands und Oesterreichs begründen, entstammen, wie sich herausstellt, einem amtlichen Bericht des russischen Kriegsministers an den Zaren. Das Schriftstück wimmelt von Uebcrtreibungen, aber der Zar glaubt daran, und deshalb muß Rußland sich vor einem „Ueberfall durch Deutsch land und Oesterreich" schützen. Der Gedanke, die beiden verbündeten Kaisermächte könnten über Rußland herfallen, ist vollkommen hinfällig; in Berlin und Wien ist officiell erklärt wurden, man wolle keinen Krieg, während von Peters burg aus eine solche bestimmte Darlegung nicht erfolgt ist, weder jetzt noch früher. Daraus ergiebt sich schon, daß nicht Rußland Uv sache hat, sich vor uns in Acht zu nehmen, im Gegentheil müsse» wir uns vor Rußland hüten. Die russische Kricgspartei möchte den andere Leute thun, und böswilligen Anschuldigungen gegenüber zu trete», sind Sie der Man». Uebrigcns kann ja auch Jrrthum, Personcnverwechslung oder dergleichen vorlicgen, was sich jedenfalls bald anfklären muß!" „Das ist ebenfalls meine Ansicht!" antwortete Weilmann, „ich habe zwar meinem braven Obersten eine Art von Geständniß abge legt, doch werde ich bei etwaigen späteren förmlichen Vernehmungen meine Taktik ändern und nur auf bestimmte Anklagen, sowie erst nach Nennung des Anklägers Auskunft ertheilen. Ohne mein Zuge- ständniß soll es demselben doch wohl schwer werden, seine Behaup tungen nachzuweisen!" propos!" rief Reuser lebhaft, „sind Sie mit dem am hiesigen Gerichte beschäftigten Referendar von Hnldringcn bekannt?" „Oberflächlich!" antwortete der Leutnant verwundert, «wes halb — ?" „Haben Sie jemals eine unangenehme Berührung mit dem Herrn gehabt?" forschte der Fabriksherr weiter. „Das gerade nicht!" erwiderte Weilmann, „ich habe nur seine Annäherungs-Versuche kalt ausgenommen -I" „Hm —I" brummte Reuser, „ist dieser Huldringen ein Ver wandter des Generals gleichen Namens?" „Sein Sohn!" erklärte der Leutnant. „Ah — das habe ich nicht gewußt!" rief der Fabriksher über rascht, „dann kennen wir Ihren Beobachter und Angeber: es ist der genannte junge Herr!" „Sic täuschen sich, Papa!" antwortete Weilmann, nachdenklich mit dem Kopfe schüttelnd, „der Referendar ist für den Vater ein Lntant ;>«> än, welches ihm kaum nahe kommen darf. Der General ist aber auch zu sehr Biedermann und ehrenhafter Character, um so ohne weiteres auf heimliche Angebereien einzugehen. Vater und Sohn haben außerdem noch alle Ursache, den Namen des letzteren nicht bei vorkomincnden militärischen Fatalitäten auftauchen zu lassen, da der junge Herr ans wenig ehrenden Veranlassungen aus der Armee ent fernt worden." Der Komniissionsrath betrachtete den Leutnant längere Zeit in eigenthümlichcr Weise. Seine Miene verrieth, daß er Wichtiges zu sagen habe, jedoch nicht mit sich einig werden konnte, wie es hervor zubringen sei. «Sie müssen da» wissen!" brummt« Reuser endlich, «aber ich ^ »i—!-ri Zaren gern in den Krieg treiben; hat der Kaiser zweimal unrichtigen Angaben Glauben geschenkt, weil sie seinen leicht erregbaren Stolz verletzten, so könnte es auch ein drittes Mal geschehen; aber der Zar wird aus Anlaß der neuen deutschen Wehrvorlage sich doch noch ein mal genau überlegen, was ein Krieg mit Oesterreich-Deutschland für Folgen haben könne, und seine Generale werden desgleichen thun. Zudem kommt dieser Erwägung der ständig sich steigernde Geld- - Mangel in Rußland zu Hilfe. Als Finanzminister WyschnegradSki sein Amt antrat, hatte er den Kopf voller Steuerpläne. , Aber das wirthschaftlich ungemein kranke Rußland kann keine Steuern mehr allein aufbringen, seine finanziellen Hilfsquellen entspringen im Aus lande. Lange Zeit floß»von Deutschland der goldene Strom nach Rußland hinüber, aber dieser Fluß ist in Folge der entstandenen kühlen Beziehungen zwischen den Höfen von Berlin und Petersburg fast total ausgelrocknet. Der russische Finanzministcr hat in Pari- angeklopft, in Brüssel, in London, überall hat er ablehnende Ant worten erhalte». Rußlands Stellung ist untergraben, und dazu kommt nun noch der fortwährende Kriegslärm. Es würden sich schon Leute finden, die selbst einem ausgesprochen kriegslustigen Rußland Geld leihen, aber dann müßte auch Aussicht vorhanden sein, daß Rußland als Sieger aus dem Kampfe hervorgeht. Jede neue mili- tärische Anstrengung, die von den Mächten gemacht wird, mit welchen Rußland Krieg beginnen könnte, schwächt aber diese Aussichten, und ein unglücklicher Krieg würde für Rußland nicht nur Sturz des absoluten Regimentes, sondern auch einen Staatsbankerott bedeuten. Mit den Rubelscheinen und Obligationen könnte man sich dann die Zimmer tapezieren; das wäre immerhin noch billiger, als neue Tapeten. Das ist der klare und wahre Sachverhalt, und deshalb kann die deutsche Wehrvorlage mit Recht eine gewichtige Friedensgarantie ge nannt werden. Sie ist ein directer Schlag gegen alle russischen Kricgsgelllste, sie schädigt den russischen Siaatscredit weit mehr, als alle Vcrwaltuiigsmaßregeln es gethan haben würden. Man wird / Zeit brauchen in Petersburg, sich davon zu erholen. un L igte send IM-i Be ster« M Politische Rundschau. ' Chemnitz, den 20. December. Deutsches Reich. Aus San Remo wird telegraphirt, daß der deutsche Kronprinz dort am Sonntag mit dem Herzog von Edin- burg, seinem Schwager, und dem Prinzen Heinrich einen Spazier gang machte. Im Laufe des Sonntags fuhr der Herzog, der Admiral de? englischen MittelmeergeschwadcrS ist, mit dem britischen Aviso „Surprise" nach Neapel ab. — Bon unbedingt sicherer Seite wird bestätigt, daß die deutschen Aerze des Kronprinzen in San Remo und auch die wissenschaftlichen Autoritäten in Berlin die Frage, ob die Krebsdiagnose falsch sei, für eine sehr überflüssige erachten, die keiner weiteren Erörterung bedürfe. Das Allgemeinbefinden des Kronprinzen bleibt gut, am Montag unternahm er wieder einen Spaziergang. Die neue Geschwulst ist unverändert. Der deutsche Botschafter Graf Solms aus Rom ist in San Remo angekommen. Wie der „Nordd. Allg. Ztg." geschrieben wird, arbeitet der Kron prinz in San Remo ganz so, wie in Berlin. Vvn allen Regiernngs- akten, die ihm übermittelt werden, nimmt er Kenntniß. Er ist heiter, wohlgcmuth und voll tapferen Gleichmuthcs. Der blonde Bart ist allerdings ziemlich stark ergraut, die früher so frische Gesichtsfarbe hat einen Schein in's Gelbliche bekommen, aber das blaue Auge glänzt so klar und hell wie immer. Der Kronprinz lebt jetzt genau nach den Anordnungen der Acrzte und ißt nur die eigens für ihn zubereiteten Speisen. Bei Tische spricht er fast nicht und schreibt auf, was er begehrt. — In mehreren deutschen Blättern ist die Nachricht verbreitet, Sonnabend Vormittag habe im Palais des Kaisers in Berlin eine militärische Berathung über die Verhältnisse an der russischen Grenze stattgefundcn. Die Mittheilung ist ganz unbegründet. Es wurden nur Besprechungen über die Behauptungen des „Russischen Invaliden" h°t. iind; U tznt-s hig -stu habe wichtige G^nde zu der erhobenen Anschuldmnng und kann Ihnen sagen, daß der junge Herr sich hier im Geheimen solcher Streiche schuldig gemacht, die ihn zwingen, in kurzer Zeit die juristische Karriere aufzugeben k" „Das sieht ihm ähnlich!" erwiderte Weilmann, „sein Haupt fehler ist bodenloser Leichtsinn, gepaart mit völliger Energielosigkei! I" „Nun, meinetwegen!" entgcgnetc Reuser, die Schultern zuckend, ich bitte Sie indessen, nicht zu vergessen, was ich über den jungen Herrn gesagt habe. Sie könnten bald anderer Ansicht über ihn wer den. Aber nun, Kinder, fort mit diesen Widerwärtigkeiten. Lassen wir uns durch dieselben nicht den Rest des schöne» Tages verderben. Beschließen wir denselben so froh und vergnügt, wie er für uns be gonnen!" Der KommissionSrath hatte sich bereits erhoben; die jungen Leute olgten seinen: Beispiele und alle drei verließen das Gemach, in wel chem sie sich während der Unterredung befunden, um an die Ver- ammlungsorte der Leute zurückzukehrcn, wo inzwischen Lust und Froh- inn den höchsten Grad erreicht hatten. Der Fabriksherr und das Brautpaar mischten sich wieder unter die vergnügten Menschen und versuchten cs auch, wie diese, vergnügt zu sein. Dvch Verstimmungen des Gemüths lasse» sich nicht so leicht forlscheuche», wie sie kommen. !, Louise blieb ängstlich, der Vater zeigte sich in manchen Augenblicken recht verdrießlich und der Leutnant sorgenvoll. Wenn es ihm auch gelingen mochte, ungereimte Anschuldigungen abzmveisen, — sein Ruf > 'tand immerhin auf dem Spiele, und das ist nicht leicht zu ver- chmerzcn von Jemandem, der eigentlich nichts weiter auf der Welt besitzt, als diesen Ruf. Allen Dreien wurde daher das lange HinauS- ziehcn der Festlichkeit zur Last, und sie waren froh, als man endlich allgemein genug davon hatte und sich unter Danksagungen den: Fcst- geber und dessen Angehörigen empfahl. Nach kurzem Abschiede entfernte sich auch Weilmann, um seine Wohnung auszusuchen. Er legte sich zwar sofort znr Ruhe, fand olche aber noch lange nicht. Erst gegen Morgen verfiel er in eine» inruhigen Schlummer, aus welchem er nur erwachte, un: seine schlimm- len Befürchtungen verwirklicht zu sehen. Der Regiments-Adjutant land vor seinem Lager. Derselbe hatte ihn geweckt unk kündigte dem Erwachten an, daß er den Befehl habe, ihn zum UntersuchutqSarrest abzuführen. Der gegen Weilmann abgeschoffene Pfeil schien von be sonder« Schnellkraft getrieben zu werden. !» len Nr. §7'