Volltext Seite (XML)
«r.»»» LS. Jahrg. vrschästsftellr «nd «edaktio«, 18, Holbeinstraste 4» Dienstag, 14. Oktober 1919 Fernsprecher 21 S«S Postscheckkonto Leipzig Nr. 14 7«'» «I»Nch»HM< In d« G,sch«st»st»I« oder d,n der Post »«geholt AuSgabe L 4.VS M. AnSgabe N U.F8 UP. In Dre»»«l «rd gan» Deutschlmrd sret Hau» N«S»ad« 1 4 «8 Uk. AnSgab« v 4 «8 Uk. — Die Sächsisch» l erscheint a» all«» Wachenlageo nachmittag». — Sprechsiuud» der Redaktion: 11 bi» 12 Uhr vormittag». «»zeigen, Annahme von <Scschäft»anzeIgcn bi? 1« Uhr. von Famsiienanzcigcn bis 11 Uhr vorm. — PeetS sü» Pi« Peitt-SpattzeUe 81» U im RcNamcteU 1 Uk. Familien-Ailjeigen 40 ^ — Für undeutlich geschriebene, sowie durch Foan- sprecher ausgegebene Anzeigen kbiuicn wir die Vcranlwortlichkett für die Nichtigkeit de? Text»? nicht Übernebmar /- -Er»!?--»'.«-.,, - .' «z. - B^jahttna Er dreht und windet sich. Der „Dresdner An« zeig er" rmmlich aus unsere Ausführungen in dem Artikel „Schweriikung?". -der anscheinend ins Herz des „Anzeigers" getroffen hat. Das Blatt widmet in seiner Nummer -liä der Sacks« eineinhalb Spalten. Diele eineinhalb Spalten sind — wir müssen das unumwunden zngeb-en — ein Mei sterstück. Denn auf einen solchen Raum um den Kern der Sache herumzugehen, wie die Katze um den heißen Brei, dazu gehört ettvas, das gestehen wir neidlos. Der „Dresd ner Anzeiger" meint, es habe ,-eine Dresdner Zeitung An laß genommen, ans unserer Haltung zu der Rede Bauers die Möglichkeit einer Schwenkung herauszulesen". Wir haben nichts herausgelesen, sondern haben nur eine Tat sache konstatiert, die auch nicht verwischt wird dadurch, das; in der Zwischenzeit das Blatt bereits wieder den Alldeist, schen einige Konzessionen gemacht hat. Die Erwiderung zwingt uns aber, etwas deutlicher zu werden, und die An gelegenheit nicht auf sich beruhen zu lassen. Will der „Dresdner Anzeiger" im Ernste bestreiten, daß schon lest längerer Zeit starke Versuche gemacht worden sind, ilm aus das linke Gleis zu schieben? Jedem Kenner der Verhält nisse wird ein Erstaunen gekommen sein, wenn er gestern las, der „Dresdner Anzeiger" habe bis jetzt „die Rettung des Vaterlandes nur in der Stärkung des Willens zum Wiederaufbau und in der Sammlung zu einem politischen Positivismus" gesehen. Und das Erstaunen wird noch größer werden, wenn man hört, der „Anzeiger" reihe „in die Mittel, das Ziel der Stärkung der deutschen Lebens kraft zu erreichen, eine Politik der Achtung vor den ans ver fassungsmäßigem Wege zustande gekommenen Regiernngs- geinalten und folgerichtig auch eine Politik der gruich'ätz- lichen Achtung vor den Persönlichkeiten, die die Träger de.' Regiernngsgelvalt abgeben". Man hat davon bis jetzt aller dings reckst wenig gemerkt Ja, so lvenig, daß maßgebende Persönlichkeiten der Güntzschen Stiftung — sollen wir viel- leicht noch deutlicher werden? — nicht mir einmal, sondern deS öfteren dem „Anzeiger" empfehlen mußten, doch eine solche Politik der Achtung vor den ans verfassungsmäßigem Wege zustande gekommenen Regierungsgewalten zu treiben. Wir betonen nochmals, daß man an sich über die poli tische Bejahung, für die nunmehr das in Ostsachsen so viel gelesene Blatt eintritt, erfreut sein könnte; denn diese Po litrk der Bejahung ist ja letzten Endes nichts anderes als die Zustimmung zur praktischen Arbeit, welche die Zen- trnmspartei bisher geleistet hat. Es ist reichlich spät, wenn das Blatt jetzt erst zu der Ansicht kommt, daß die große Mehrheit aller Dolksmitglieder in dem Gedanken an die grösie politische Notwendigkeit des Wiederaufbaues der Kr.aft des Vaterlandes einig ist. Aber die uns inter- essierende Frage ist die, wem sich denn nun der „Anzeiger' bei der Vertretung dieser großen politischen Notwendigkeit anschlreßen wird. Und da hören wir nun folgendes: „Wir, die wir keiner Partei angeboren und angchörcn wollen, halten die Losung: .Heraus aus dem Klassenkampf! nicht erst seit heute für richtig, und bekennen uns durchaus in den grundsätzlichen Zügen zu einer Politik der Bejahung." Also farblos! Es wird niemand behaupten wollen. d<rß Las bis jetzt daS Charakteristikum des Eigentums der Dp Güntzschen Stiftung zu Dresden gewesen ist. Jeden- ralls gab es bis jetzt nur wenige Blätter, die in der Be kämpfung der Zentrumspartci und der Zentrumsgrundsätze diesem Blatte den Rang abgelaufen haben. Das bezieht sich auch auf die „Politik der grundsätzlichen Achtung vor den Persönlichkeiten, die die Träger der NegierungsgeNmlt sind". Farblosigkeit ist Charakterlosigkeit. Bis setzt war es so: Die Anzeiger-Presse in Deutschland hat sich stets, damit-gerühmt, daß sie keiner Partei angehöre »nd an gehören wolle. Dabei hat sie aber stets für den Liberalis mus entweder Bassermannschcr oder Eugen Richterscher Fär bung eifrig Propaganda gemacht. Bei manchen Organen kam dann noch entweder mehr ein Stich ins Alldeutsche — wie beim „Dresdner Anzeiger" — öder ins ausgesprochen Linksliberale, dazu. Es ist für die Hauptstadt Sachsens von einiger Bedeutung, wie dieses Organ nun in Zukunft auf seine Leser Einfluß auszuüben versuchen wird. Das Blatt meint, die Frage nach einer Schwenkung seiner politischen Haltung scheine ihm eine Frage zu sein, die mehr von, Standpunkt einer absoluten politischen Dogmatik aus gestellt sei, wie von dem Standpunkt, daß alles Denken und also auch das politische Denken, in den Relationen der Ent- wickluug zu geschehen habe. Mit Verlaub! Gerade beim Zen trum ist stets das politische Denken in den Relationen der Entwicklung geschehen. Das Zentrum bat sich nie in eine blinde Opposition verfahren, wie sie noch vor kurzem- durch die Billigung der Haltung ber rechtsstehenden Parteien von dem genannten Blatte befürwortet wurde. Aber auch das politiscl-e Deuten muß auf einem Prinzip ruhen, Vvi, > dem aus es zu geschehen hat, auch das politische Denken muß einen Charakter haben, wenn, es nicht zur Cl-arakter- tosigkeit ausarten will. Der „Dresdner Anzeiger" wird uns vielleicht entgegenhalten, es sei seine höchsteigene Sache, ob er einer Partei angehören wolle oder nicht. Dem stellen wir die Tatsache gegenüber, daß nun eben einmal der „Dresdner Anzeiger" das Organ einer unter dem Einfluß der Stadtverwaltung stehenden Stiftung ist und demgemäß sich von diesen Einflüssen nickst frei machen kann, ob er will oder nickst. Es haben daher alle Politiker und alle po litischen Parteien ein Interesse daran, daß hier klare Bahn geschaffen wird. Tie Anzeigerpresse trägt die .Hauptschuld daran, wenn in Deutschland weite Kreise sich Jahrzehnte lang um das Polnische Leben fast gar nicht gekümmert baden. Sie hat durch ihre angeb lick-e Partei- und Farb losigkeit jene GIeick)gültigkeit hervorgernfen, die zum Un- ! glück für unser deutsches Volk geworden ist und von der bis jetzt nur die Sozialdemokratie Gewinn gehabt hat. Zur politischen Bejahung gehört auch das Bökenntnis zum Grundsatz einer Partei. In: Zeichen des Parlamentaris mus ist die sogenannte Parteilosigkeit eines großen Blattes einfach eine Unmöglichkeit. Darum wird auch der „Dres dener Anzeiger" mit der 'Zeit nickst umhin können, mit der Sprache heraus zu müssen. Und das Vevschairzen hinter die Phrase, keiner Partei anzngehören und angehören zu »vollen, wird nickst darüber hinweghelfen, daß die Frage dann eines Tages doch noch in der städtischen par lamentarischen Körper- - schaft der Hauptstadt entschieden werden muß. Auch für Dresden wird es in Zukunft nickst mehr an gehen, daß ge- i Wsse Strömungen Kommunalpolitik vorn Standpunkt der Parteilosigkeit aus krciben wollen. Wird hier keine Aende- riing vorgenommen, dann wird -einfach das politische Bür gertum zur Einslußlosigkeit verdammt und die Sozialdemo, kratie ist dann auch hierbei der lachende dritte Teil. Gewiß: politische Bejahung! In diesem Falle aber anders, als der „Dresdner Anzeiger" sich das vorstellt. Nickst Grund- mhlösigkeit, sondern Grnndsatzfcstigkcit muß die Parole sein und alle diejenigen, die allf dem Standpunkte stehen, daß die Sozialdemokratie auch in der Hauptstadt lediglich den nach parlamentarischen Grundsätzen ihr zukommenden Platz cinzunehmen hat, müssen dabei mithelfen, daß nickst dieses Organ Dresdens sich zu einer Filiale des sozialdemokratischen Gedankens entwickelt bezw. daß in diesem Falle mindestens nicht die Linke des Stadtparlaments auf Grund der an geblichen Parteilosigkeit des „Dresdner Anzeigers" eine Stärkung erfährt. Sollten aber die Absichten, wenn auch nicht der Redaktion des „Dresdner Anzeigers", sondern an derer Politiker darauf hin zielen, dann muß das offen aus gesprochen werden. In diesem Sinne wünschen wir die politisck-e Bejahung ohne jede Einschränkung. lml. Der Kampf gegen die ZmangswirLschast Stimmungsbild aus der Nationalver sammlung von unserem parlamentarischen Vertreter Der scharfe Meinungskampf um die Zwangswirtschaft beschäftigte wieder die Nationalversammlung. Anlaß gab eine sozialdemokratische Interpellation über die Lage ans dein Ledermarkt-. Von der Negierung war nur der Reichs wirtschaftsminister Schmidt zur Stelle, um so mehr hatten die einzelnen Kriegswirtschaften ihre Vertreter entsandt. Gerade um das Schicksal dieser Behörden drehte sich nicht zuletzt die Debatte. Der sozialdemokratische Redner, der dte Interpellation begrüirdete, wandte sich mit scharfen Worten gegen die Geheimratswirtscl-aft in den Kriegs- wie auch in den anderen Behörden und gegen das Schieber- und Schma rotzertum. Er reoete geradezu der Förderung der Denn»- ziation gegen diese „Banditen" das Wort. Von Seiten der Rechten ertönten fortgesetzte Zurufe, welche den Sprecher daran erinnerten, daß gerade seine Fraktion für die Ent wicklung dieser Tinge imiverantwortiich sei. Dieses Zwi schenspiel gab Anlaß zu lärmenden Auseinandersetzungen im Hanse. Der Sprecher warf den Rechtsparteien vor. daß der verseuchte Apparat, den die Kriegswirtschaft hinterlassen habe, diesen Zustand verschuldet und begünstigt habe. Was über das Treiben der Kriegsgewinnler und Schieber in Berlin gesagt wurde, die Tag und Nacht auf den Tanz böden und in den Spielhöllen herumlnngern, konnte man durchaus unterstreichen. Der Reichswirtschaftsminister Schmidt schilderte in längerer Rede den ganzen Zustand der ! Lederbewirtschaftnng, und er konnte vor allem darauf hi:'.- ! weisen, daß die Befürchtungen im Ausschüsse, daß bei freier ' Bewirtschaftung die Lederpreise um vieles anziehen würden, - in Wirklichkeit noch weit übertrofsen worden sind. Daß das ! Schiebertum sich so breit machen könne, sei auf die Verhält nisse im Westen zniückzusühren, >vo die Entente die Her stellung einer dichten Zollgrenze verhindere. Ter grösste Teil des Schiebergutes geht als Militärgut aus und ein» Allen Vorstellungen der dentscl-en Negierung an die En tente, diesen Dingen abzuhelsen, haben bis jetzt nicht zu einem Ziel geführt. Aber nickst nur die Entente, auch weitere Arbeiterkreise und auch ein Teil der Behörden glauben, auS den Zuständen des jetzigen freien Wirtschaftsverkehrs, der augenblicklich Vorteile biete, dauernden Vor teil zu ziehen. Es werde dabei aber übersehen, daß der gegeMvärtigen Lage der schwerste Schechen für die gesamte Volkswirtschaft erwachse. Im Anschluß an Schmidts Rede entwickelte sich eine ungenrein ausgedehnte'Debatte, an der sich alle anderen Parteien beteiligten. Leider llxrr das Hans, wie überhaupt in den letzten Tagen, sehr mäßig besucht. Man muß schon einem Redner Recht geben, der darauf hinwies, daß solche sckswierigen wirtsckpstlichen Fragen zweckmäßiger in engerem Kreise, und zwar vor dem angescrebten Reichswirtscl>asts- rate zur Verhandlung kämen, als in einer» so vielköpfigen Parlament, in dem noch nicht einmal das genügende Inter esse für derlei Tinge vorhanden ist. Tie Schonung des R e ichs wi r tscha s t sra t e s ist in der Tat eine drin gende Nottvendigkeit. »I«>! , «I >W»s jl WM I Der Papst über die Elteravereinigungen Ter -Heilige Vater hat an den bayrischen Episko pat ein Handschreiben gerickstet, dem wir folgendes > entnehmen: Mit großer Freude haben Wir die Adresse gelesen, die Ihr Lei Eurer herkömmlichen Zusammenkunft in Frei sing gerade am Jahrestage Unserer Erhebung auf den Lehrstuhl Petri gemeinsam an Uns gerickstet habt. Wir l-aben darin eine neue und dazu eine hervorragende Kund gebung Eurer unwandelbaren Liebe und Ergebenheit für den Statthalter Christi erblickt, die Wir gern entgegenneh men und mit einer im vollen Maße väterlichen Liebe er widern. Namentlich stimmen Wir Eurem Wunsche in jener Adresse zu, es möge die Apostolische Nuntiatur, die seit langer Zeit bei Euch segensreich besteht, a u ch f ü r die Zukunft berbebalten werden, und Ihr dürft sicher sein, daß gerade Wir den lebhaften Wunsch haben, es möge dieses Band näherer Verbindung zwischen dem Apo stolischen Stnble und dem katholischen Bayern auch weiter hin bestehen bleiben. Was die Jugenderziehung betrifft, hatte Uns bereits Unser Nuntius in München Be richt erstattet, mit welckzer Entschlossenheit Ihr für die Wah rung deS Rechtes der Kirche eintretet; gleichwohl hören Wir nun mit großer Freude auch von Euch, was Ihr in einer so schwerwiegenden Sache unternommen habt und unterneh men wollt; in diesem. Punkte entspricht die Denkschrift, die Ihr verfaßt habt, ganz Unseren Wünschen. Eine ganz besondere Anerkennung spenden wir de« E l t c r n v c r e i n i g u n g c n, die man gegründet hat, um den Kindern so weit als möglich dir religiöse Er- zirhung, also dir Grundmauer für die sittliche Lebensführung und die bürgerliche Ord nung, zu erhallen, und wünschen sehr, daß diese Elteru- vcrcinigniigen weiterhin gedeihen. Ebenso sind Wir durch- ans mit Eurer Absicht einverstanden, dem Volke des öfte ren die hl. Mission zu halten, die den Sinn zn den Ge boten der christlichen Weisheit ziirückruft und die Seele« zum Vertrauen auf die göttliche Vorsehung rmporrichtek »nd dadurch ivnnoerbar viel dazu beitragen kann, die Wun den zu heilen und die Unruhen zu schlichten, die der lange Krieg verursacht hat. Gewiß wird der Apostel Deutschlands, der hl. Boni? ^ fatins, dessen Euer so viel für das Heil Bayerns getan hak, Euch nabe zur Seite stehen, mn diese Beschlüsse anszusüh- ren, die znm Wollte Eures geliebten Volkes gefaßt wurden und ohne Zweifel blickt die jiinaftäliliche Gottesmutter, die Patronin von Bayern, in Güte lierab ans die christlichen Familien, auf daß diese in der Fülle der göttlichen Gnaden Ruhe und Frieden genießen mögen. Die blocke - N»tz!rind<s Der deutschen Regierung ist durch die Wafsensttll- standskoiiimission folgende Fock Kote überreicht worden: 1. Der Präsident der Friedenskonferenz ist durch die Konferenz beauftragt worden, die neutralen Regierungen von den durch den Hohen Rat der alliierten und assoziier ten Mächte betreffs des ans das b o l s ch e >v i sc i' ch« Rußland aüszu üb enden wirtschaftlichen Druckes gefaßten Beschlüsse in Kenntnis z» ! sehen. Die deutsche Regierung wird geberen, ! Maßnahmen zn ergreifen, die den in 8 9 näher bezeichnest'« ' entsprechen.