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T « »cbla t t. Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadttäthe zu Freiberg u. Brand. 270. Erscheint i. Freiberg jed. Wochen«. Ab. 6U. für den and. Tag. Jnser. werden bi« VII U. für nächste Nr. angen. Mittwoch, 20. November. Preis vierteijähr«. 20 Ngr. Inserate werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 1 Nar. berechnet. 1872. Es ist nur zu wünschen, daß man dem Kanzler wie andern Ben schen, die nöthige Zeit und Ruhe lasse, krank zu sein und wieder gesund zu werden. Taaesgefchichte. Berlin, 17. November. Gestern ist im Abgeordnetenhaus der neue Entwurf der Kreisordnung eingedruckt worden. Der Minister des Innern leitete die Vorlage MÄ einer Rede ein, welche die fünf Hauptpunkte darlegte, in denen der jetzige Entwurf von dem früheren abweicht. Jetzt, meint der Minister, komme es darauf an, daß zwischen Regierung und Abgeordnetenhaus ein vollständiges Ein- verständniß»erzielt werde, ein Einverständniß, welches sich über jeden Paragraphen erstrecke. „Die Regierung hat gegeben, was sie konnte, thun Sie jetzt das Ihre. Ich habe die feste Zuversicht, daß das Haus die Lage verstehen und Hand in Hand mit der Re gierung einer Gesetzgebung von so weittragender Bedeutung die Wege bahnen wird. — Der Minister des Innern brachte ferner am 17. d. M im Abgeordnetenhause einen Gesetzentwurf über die Dotation der Pro vinzialverbände ein; die Vorlage überweist der Regierung eine Summe von 3 Millionen erstlich, um die Provinzialverbände der jenigen Provinzen, die bisher mit Fonds noch nicht dotirt sind,— das wäre also Preußen, Brandenburg, Pommern, Posen, Schlesien, Sachsen, Schleswig-Holstein, Westfalen, die Rheinprovinz, der Stadtkreis Frankfurt a. M. und die hohenzollernschen Lande — mit Fonds zur Selbstverwaltung auszustatten, und zweitens, um sowohl diese Verbände, als den Provinzialverband von Hannover und die Communalverbände von Kassel und Wiesbaden in den Stand -zu setzen, ihnen zur Durchführung der Kreisordnung, wenn sie nach Maßgabe Dessen, was für die sechs östlichen Provinzen zu Stande kommen soll, auch eine Kreisordnung erhalten — die er forderliche Beihilfe zu gewähren. Die Vertheilung der Summe auf die einzelnen Provinzen wird späterer Feststellung Vorbehalten. Für Wegegelder werden ferner Mittel bis zum Betrage von 2 z Millionen in Aussicht genommen. Es sind ferner mehrere in der vorigen Session nicht erledigte Vorlagen wieder eingebracht; vom Justizminister der Entwurf, betreffend die Vorkauf-, Näher- und Retractrechte in der Provinz Hannover; vom Finanzminister der Entwurf des Staatshaushaltsetats für 1873, welcher mit 206,702,643 Thaler in Einnahme und Ausgabe balancirt. — Die Nachricht, daß zu Varzin neuerdings ärztliche Hilfe von Berlin her in Anspruch genommen worden, veranlaßt die „Sp. Ztg", auf den Umstand hinzuweisen, daß die Gesundheit des Fürsten Bismarck schon seit nunmehr sieben Jahren durch das Uebermaß der ihm zufallenden Arbeiten dergestalt angegriffen war, daß die Aerzte eine längere Ruhe für ein unabweisliches Bedürfniß, aber auch für ein sicheres Mittel seiner Herstellung erklärten. Die Anwendung dieses Mittels ist seitdem in jedem Jahre versucht wor den, aber aus Ursachen, die geschichtlich bekannt sind, niemals voll ständig zur Ausführung gekommen, auch in diesem Sommer nicht. Seit dem Herbst dagegen hatte die Gesundheit des Fürsten erfreu liche und stetige Fortschritte gemacht. Die lebhafte geschäftliche Correspondenz, in welche der Fürst seit einigen Wochen gegen seinen Willen und hauptsächlich durch die Insinuation verwickelt wurde, daß feine Enthaltung von den Geschäften politisch gedeutet werde, ist jedoch nicht ohne Rückwirkung auf den Fortschritt der Genesung geblieben. Die Berufung des Arztes nach Varzin hatte wesentlich den Zweck, durch das Urtheil des vr. Struck, welcher den Fürsten seit zwanzig Jahren behandelt, festzustellen, ob Letzterem ärztlich gestattet werden könne, sich schon jetzt wieder nach Berlin zu be geben und ob von der Fortsetzung des Aufenthalts auf dem Lande unter diesen Umständen noch ein Nutzen erwartet werden könne. Besorgniß aber erregt dieser Zustand in keiner Weise und nach ärztlicher Berathung wird von der Rückkehr zur früheren Enthal tung die Fortentwickelung der Besserung, welche im Monat October bereits sehr sichtlich eingetreten war, mit Bestimmtheit erwartet. — 17. November. Heute Nachmittag begab sich Se. Majestät der Kaiser mit einem zahlreichen Gefolge nach Letzlingen zur Ab» Haltung der großen Hofjagd, an welcher außer mehreren andern fürstlichen Gästen auch ihre Ihre königl. Hoheiten der Kronprinz und der Prinz Georg von Sachsen auf an dieselben ergangene Einladung Theil nehmen. Ermlaud. Wie verlautet, sind bereits für sämmtliche Schul- infpectorstellen des Ermlands die geeigneten Persönlichkeiten (alle nicht geistlichen Standes) in's Auge gefaßt worden. Die meisten derselben haben bereits ihre definitive Anstellung erhalten. Stettin, 16. Nov. Von den beklagenswerthen Zerstörungen, welche der Nordoststurm anrichtete, sind leider auch die Ostseebäder arg betroffen worden. Kiel, 16. November. Der Schade für die Marine an Jn- ventarien- und Materialien-Gegenständen, sowie an den Bauten und Anlagen ist ein vorläufig noch nicht zu übersehender, wird aber jedenfalls ein sehr großer sein. Nach Aussagen von Handelsfahr zeugen, welche nach dem Sturme hierselbst eingetroffen sind, solle« im westlichen Theile der Ostsee noch manche Schiffe gestrandet oder sonst in Noth sein. Der Chef der Marinestation hat die Kano nenboote „Meteor", „Drache" und den Transportdampfer „Rhein" äuSgesandt, um nach aller VWWkeit Hilfe zü bringen.. Aus Mecklenburg-Schwerin, 15. Nov. (Bolks-Ztg.) Nach den vorliegenden Berichten kann man sich jetzt ein Bild entwerfen von den Verheerungen, welche der Orkan am 13. d. an der ganzen deutschen Ostseeküste von der schleswig-holsteinischen Ostküste an bis nach Memel hin angerichtet hat. Viele, viele Millionen an Werth sind durch die rasenden Meereswogen verschlungen worden. Und vorzugsweise hart ist die ärmere Bevölkerung unter den Küstenbe- wohnern betroffen worden. Tausende sind obdachlos geworden, tausende verbleiben in ihren vom Wasser durchweichten Wohnungen, in welchen die Zwischenwände zerstört und die Oefen umgestürzt sind. Dazu kommt, daß der Nordische Winter vor der Thür steht, und tausende von Familien allen Schrecknissen desselben in ihren feuchten Wohnungen preisgegeben sind. Und ihr Hab und Gut, ihre Betten, ihr Vieh ist zum großen Theil vernichtet. Wir fürchten, daß, wenn nicht ernstlich und nachhaltig geholfen wird, verheerende Epidemien die unausbleibliche Folge dieser fürchterlichen Zustände sein werden. Es haben sich daher auch schon an vielen Orten, namentlich auch bei uns Local-Hilfs-Comites gebildet, um der Noth zu steuern, und werden auch die Landesbehörden, von welchen bis jetzt bei uns nichts zu hören gewesen ist, das Ihrige zur Linderung der Noth thun müssen. Aber wir fürchten, daß die auf diese Weise aufkommenden Mittel nicht ausreichende Hilfe gewähren werden. Es vernothwendigt sich, daß das gesammte Deutschland den verarmten deutschen Küstenbewohnern mithelfend zur Seite steht. Ihr Unglück ist kein durch die betreffenden Länder und Provinzen verschuldetes gewesen. Für den Fall, daß die Ostsee, wie dies seit Jahrhunderten nicht geschehen, plötzlich um 15 Fuß schwillt und aus ihren Ufern heraustritt, ist keine menschliche Macht stark genug, um dagegen rechtzeitig Vorkehr treffen zu können. Der vorliegende Fall ist da her recht eigentlich dazu angethan, daß das ganze Deutschland den durch einen Unglücksfall ohne Gleichen betroffenen Theilen zu Hilse eilt und seine Zusammengehörigkeit dadurch aufs Neue bethtitigt. Deshalb können wir es auch nur billigen, wenn ein in Stralsund gebildeter Verein einen Hilferuf für die im Regierungsbezirk Stral sund Verarmten durch ganz Deutschland zu erlassen gedenkt. Mr glauben aber, daß es zweckmäßiger sein «Mei, «MM in un-