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Meißeritz-Mung Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Sonnabend, den 10. Februar 1906 Nr. 17 39, 42, 46, 59, 60, 6I u. 63. Franz Josef jenen Persönlichkeiten seiner nächsten Um gebung das Ohr leiht, welche eine Politik des Biegens oder Brechens gegenüber Ungarn verwerfen, die vielmehr ein versöhnliches Entgegenkommen hinsichtlich berechtigter und begreiflicher politischer und nationaler Wünsche der Magyaren befürworten. Die Vritzeritz-Zeitung* seint wöchentlich drei« : Dienstag, Donners und Sonnabend und Die Fortdauer der ungarischen Krisis. Auch der jüngste Versuch zur Beseitigung des nun schon monatelangen Konfliktes zwischen Krone und Oppo sition in Ungarn ist jetzt gescheitert, Kaiser Franz Josef hat die ihm vom Grafen Julius Andrassy überbrachten Verständigungsvorschläge definitiv abgelehnt. Die Haupt punkte, an den die von Andrassy geführten neuesten Ver handlungen zwischen der Krone und der Opposition scheiterten, waren erstlich das Verlangen der Opposition, die schwebenden Militärfragen einem aufgrund eines ab geänderten Wahlgesetzes neuzuwählenden Abgeordneten- hause zu unterbreiten, und zweitens das Verlangen, daß Ungarn den Handelsvertrag mit Deutschland selbständig abschließe, womit der bisher gütige staatliche Begriff Österreich-Ungarns hinfällig geworden wäre. Es begreift sich leicht, dah der Kaiser auf solche Bedingungen für eine Verständigung mit der ungarischen Opposition nicht eingehen konnte und wollte, und wenn die Presse der Oppositionsparteien demgegenüber versucht, den eigentlichen Tatbestand zu verschleiern und der Krone die alleinige Verantwortung für das Scheitern auch der neuesten Ver ständigungsverhandlungen aufzubürden, so ist das nur ein klägliches Manöver zur Entschuldigung des Verhaltens der Oppositionsparteien. Darüber, was nun weiter geschehen soll, herrscht indessen die größte Unsicherheit, und so ist es erklärlich, wenn in Budapest die wildesten Gerüchte im Umlaufe sind. Das Wahrscheinlichste ist wohl, daß der ungarische Reichstag entweder aufgelöst oder wiederum vertagt wird, was freilich in Anbetracht der völlig ver fahrenen Lage nur ein Notbehelf wäre. Jedenfalls gibt sich in den Reihen der ungarischen Opposition und ihres Anhanges im Lande der Entschluß kund, den Kampf gegen die Krone und die Regierung mit vollster Rücksichts losigkeit fortzuführen. Es stehen also neue Steuern- und Rekrutenverweigerungen und neue Demonstrationen und Krawalle gegen die Regierungsorgane zu erwarten, womit sich die Lage in nachgerade unerträglicher Weise zuzuspitzen droht. Es ist daher kein Wunder, wenn erneut Gerüchte im Gange sind, wonach nächstens eine Militär- diktatur errichtet werden würde, welche natürlich gleich bedeutend mit der Einführung des Systems des völligen Absolutismus im Lande der Stefanskrone wäre. Wenn wirklich die Dinge einen solchen Entwickelungsgang nehmen sollten, so wäre dies im Interesse Österreichs wie Ungarns nur aufs tiefste zu beklagen, denn nachher stünde der Ausbruch eines neuen Reoolutionssturmes gegen die habs burgische Herrschaft im Magyarenreiche zu befürchten, welche die habsburgische Doppelmonarchie in ihren Grund vesten erschüttern müßte. Es steht darum vielleicht zu hoffen, daß sich in Ungarn noch einsichtsvolle Männer mit dem nötigen Einslusse finden werden, welche imstande sind, das Magyarenvolk von einem so verhängnisvollen Schritte, wie ihn eine bewaffnete Auflehnung gegen die Krone Habsburgs bedeuten würde, zurückzuhalten. Anderer seits muß man jedoch auch wünschen, daß der greise Kaiser des Gymnasiums gepreßt, um schließlich bei den Examen gründlich durchzufallen oder schon vorher als ein Opfer der Ueberbürdung siech an Geist und Körper zu werden. Das ist ein gar trauriges Schicksal und um dieses fern zuhalten, sollte man einen Knaben niemals zum Studium überreden, es sei denn, er habe selbst Lust dazu. Wo aber diese fehlt und auch keine Neigung zum Kaufmanns stande vorhanden ist, da lasse man ihn ruhig ein Hand werk erlernen, denn jenes hat auch heute noch „goldenen Boden" und es kommt wahrlich nicht darauf an, daß der Junge einmal etwas „Großes", sondern in erster Linie, daß er etwas „Rechtes" werde. Schmiedeberg. Prinz Karneval wird am nächsten Mittwoch auch bei uns Einzug halten. Im hiesigen Gast hofe wird alles getan, ihn festlich zu empfangen. Mit allen Mitteln der Kunst werden die Räume daselbst ver wandelt in eine Hochgebirgslandschaft, mit Felsen, Grotten und Schluchten. Wer sich einmal losreißen will vom Ge triebe des täglichen Lebens, der schließe sich ihm an, und er wird es nicht bereuen. Kipsdorf. Hier sind zwei schöne Rodel- und Schneeschuhbahnen hergerichtet worden; eine befindet sich von Oberkipsdorf in das Pöpelthal, die andere von halber Höhe der Tellkoppe bis ziemlich ins Tal hinein. Kreischa. Gemeindeoorstand Sonntag hier hat sein Amt niedergelegt. Die Geschäfte des Gemeindeamtes über nahm zunächst der I. Gemeindeälteste vr. Barthels, die des Gemeindeverbandes der elektrischen Straßenbahn der stellvertretende Vorsitzende Gemeindevorstand Leuschke in Gombsen. Die Wahlperiode des Herrn Gemeindevorstand Sonntag wäre zum l. Juli d. I. abgelaufen gewesen. Bis jetzt war seine Wiederwahl noch nicht erfolgt. Glashütte. Am 10. Februar vollendet sich ein Zeit raum von vierhundert Jahren, daß unserer Stadt von Herzog Georg dem Bärtigen das Stadtrecht verliehen wurde. Altenberg. Unser bisheriger Ratsvorstand, Herr Krauße-Viehweger ist am 6. d. von seinem Amte als Bürgermeister hies. Stadt freiwillig zurückgetreten und hat der Stadtgemeinderat in seiner Sitzung am Mittwoch beschlossen, die Stelle neu auszuschreiben. Dresden. Die neuen Justizbauten zu Dresden am Münchner Platz sind nunmehr im Rohbau nahezu fertiggestellt und präsentieren sich dem Beschauer als eine malerische Häuscrgruppe von bester architektonischer Wirkung. Sic enthalten ausgedehnte Räume für das Schwurgericht und das Landgericht, ein kreuzartig ange legtes Gefängnis für Untersuchungsgefangene, sowie oer- schiedenc Verwaltungsgebäude. Das Gebäude ist 20» Meter lang und 138 resp. 105 Meter tief. Das Gefängnis enthält Räume für 527 männliche und 155 weibliche Untersuchungsgefangene. Die Baukosten sind mit 3905000 Mark veranschlagt. Davon entfallen 1802000 Mk. auf das Landgerichtsgebäude, 1 207 000 M. auf das Gefängnis, 254000 M. auf das Verwaltungsgebäude rc. Das Ge, 24 950 „ Reisstangen, / 39, 42, 46, 59, 60, 61 u. 63. Kgl. Oberforstmeisterei Grillenburg zu Freiberg u. Kgl. Forstrentamt Tharandt, am 7. Februar 1906. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Zwei anerkannt segensreich wirkende Einrichtungen unserer Stadt sind die Kleinkinderbewahr anstalt und die Eemeindediakonie, deren Kassen man von allen Seiten gern Unterstützung zufließen läßt. In gleicher Absicht hat sich der hiesige Männergesang verein gerüstet zu einem Konzert, das am 25. d. M. im Schützenhaussaale stattfinden, und dessen Reinertrag den genannten Anstalten zugute kommen soll. Es werden dabei außer 2 Orchestersätzen, Gesänge mit Orchester begleitung, Lieder für gemischten Chor und Volkslieder dargeboten. Auch ist hierzu Frl. Rohrwerder-Dresden, geb. in Dippoldiswalde, als Solistin gewonnen worden. — Die Frage: Was soll unser Junge werden, der zu Ostern die Schule verläßt? bereitet zur Jetztzeit vielen Eltern Kopfzerbrechen und viele schlaflose Nächte; ist sie doch von einschneidender Bedeutung. Mancher Knabe weiß ja ganz genau, was er werden will und kennt schon seit Jahren keinen größeren Wunsch, als den von ihm er sehnten Beruf ergreifen und ausübcn zu dürfen. Andere aber wieder wissen absolut nicht, wozu sie sich entschließen sollen und überlassen den Eltern die verantwortungsreiche Entscheidung in dieser wichtigen Lebensfrage. Manch einer wird auch wohl gleich vom Vater in dessen eigenes Geschäft, also in ein warmes Nest gesetzt. Die meisten aber sollen nach der Konfirmation hinaustreten in das Leben, sollen auf eigenen Füßen stehen lernen und da ist es denn oft recht schwer, diejenige Laufbahn ausfindig zu machen, welche die besten Zukunftsaussichten bietet. „Es ist ja jetzt alles so überfüllt", sagt der Vater mißmutig — und geängstigt um das Schicksal ihres Jungen blickt Mütterchen dann gar trübe drein. Nun, es soll nicht be stritten werden, daß allerdings heutzutage in fast allen Geschäftszweigen das Angebot der Stellesuchenden die Nachfrage weit übersteigt. Den Kopf aber braucht man deshalb noch lange nicht hängen zu lassen, denn wer etwas Ordentliches zu leisten vermag, der findet auch in heutiger Zeit nicht nur sein Unterkommen, sondern auch sein Fort kommen. Er muß nur eben neben den gehörigen Kennt nissen auch einen eisernen Fleiß an den Tag legen und vor allem Lust und Liebe zur Sache haben, denn kein Mensch wird es in einem Berufe, der ihm unsympatisch ist, zu etwas Tüchtigem bringen und darum sollten Eltern auch niemals ihren Knaben zwingen, eine Laufbahn zu betreten, die diesem nicht zusagt. Häufig plagt auch wohl der Hochmutsteufel das verblendete Elternpaar. „Der Junge muß studieren, aus dem muß mal was Großes werden", heißt es da. Nun wird der arme Knabe, der vielleicht nur mittelmäßig begabt ist, durch alle Klassen Wkitzeritztalsperrcu-Gkiwsscuschaft. Das gemäß 8 28 der Ausführungs-Verordnung zum Gesetze vom 15. August 1855 Äusammengestellte Verzeichnis der für jedes Grundstück und Triebwerk ausgeworfenen ^Beitrags-(Vorteils) Einheiten liegt vom 10. Februar ab bis 31. März 1906, mittags 1 Uhr, an Kanzleistelle der Königlichen Amtshauptmannschaft Dresden-Altstadt (Kanzlei gäßchen 1,ll) täglich von 10 bis 1 Uhr zur Einsichtnahme aus. Mit dem Verzeichnisse liegen die der Abschätzung zu gründe gelegten Grundsätze aus, von denen Abzüge hier entnommen oder auf Wunsch zugesandt werden, soweit die Interessenten sie nicht bereits zu^'^et erhalten. -^«saige Widersprüche und Einwendungen gegen den Inhalt des Verzeichnisses sind bei deren Verlust binnen 7 Wochen und längstens bis zum 31. IA3i-L, mittsgs I Ukr», V-rmIworllich-- MdMwr: Mui «1». - D-u» und E T--r> I-tzne n< All M« Mr »I- A-stmbm- -I»« 2»l«ai- a« »-stimmt« Stelle und »-stimmte» Sa,«, wird <-!»« lSarmtl« ubememmen. 72. Jahrgang Der am 1. Februar fällig gewesene I. rsrmiu Svr 81snt5erallä>tvu»r ist spätestens bis 15. ä. M. an die Stadtsteuereinnahme zu bezahlen. Dippoldiswalde, am 8. Februar 1906. Der Stadtrat. vr. Weißbach. Inserate, welche bek des bedeutenden Auslage der Blattes -ine sehr wbck- same Verbreitung finden, werden mit 12 P'g., solche aus unserer Amtshaupt-- Mannschaft mit 10 Pfg die Spaltzeile oder d«c«n Raun, berechnet. — Ta - bellarische und komplt öffentliche Sitzung des Bezirksausschusses am 15. Februar 190b, vormittags 1/2IO Ahr, im Sitzungssaals der Königlichen Amtshauptmannschaft. Die Tagesordnung hängt in der amtshauptmannschaftlichen Kanzlei aus. Dippoldiswalde, am 7. Februar 1906. 8 6. Königliche Amtshauptmannschaft. bei dem unterzeichneten Kommissar (Königliche Amtshauptmannschaft Dresden-Altstadt» anzub^mgen-d hingewiesen, daß jeder Gemeinde, zu deren Flur beitragspflichtige Grundstücke gehören, ein Auszug aus dem obenerwähnten Verzeichnis zugehen wird, welcher an Rats- bez. Gemeindeamtsstelle von den Beteiligten eingesehen werden kann. Urosäou, am 3. Februar 1906. »ei' Königlivkv Kommrsssn «Uv in Äen Vfvi»vi-i1-gebiv1«n. vr. Krug von Nidda, Amtshauptmann. imd an den vorhergehen- «nAbenden ausgegeben, kreis vierteljährlich 1M. p Pfg., zweimonatlich Ü Pfg., einmonatlich 42 pfg. Einzelne Numniem jO Pfg. — Mle Postan- Lalten, Postboten, sowie Msere Austräger nehmen Bestellungen an. Amtsblatt jur die Königliche MüshaupLmannschaft, das Königliche Amtsgericht und dm Stadkat zu Dippoldiswalde. voouorstae, Sou 15. kodruar öissss Makros, mtttae» 12 vdr, hird im Sitzungssäle der hiesigen Königlichen Amtshauptmannschaft ein voÄrk8t»e jbgehalten werden. Die Tagesordnung hängt in der Kanzlei der unterzeichneten Königlichen Amts- »auptmannschaft aus. Dippoldiswalde, am 7. Februar 1906. !7 8. Königliche Amtshauptmannschast. zierte Inserate mit ent sprechendem Aufschlag. — Eingesandt, im redaktio nellen Telle, die Spalte»! zeile 20 Pfg. 8bsng«nven»1vigenung. Gasthof „zum Sachsenhof" bei Klingenberg, Montag, den 19. Februar 1906, vorm. 8 Uhr: 5 800 w. Derbstangen, ) vom Spechtshausener Revier, Abt. 3, 8, II, 25 100 „ Reisstangen, / 15, 17, 19, 23, 34, 35, 39, 43, 45, 46u. 47, 4 580 „ Derbstangen, 1 vom Naundorfer Revier, Abt. I bis 4, 6, 9, 21910 „ Reisstangen, j 12, 16. 26, 30, 33, 35,37, 40, 44 u. 50, 5 250 „ Derbstangen, f vom Grillenburger Revier, Abt. 21, 27,29, 5 800 w. Derbstangen, 25 100 „ Reisstangen, 4 580 „ Derbstangen, 21 910 „ Reisstangen, 5 250 „ Derbstangen,