Suche löschen...
Dresdner Journal : 13.10.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190210132
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19021013
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19021013
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-10
- Tag 1902-10-13
-
Monat
1902-10
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 13.10.1902
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
vez«g»prei«: Beim Bezüge durch die ch^chäftrstelke tuner-et» Pre»d«»» 2,»0 M. (rmschl Zuttuauug), durch die im Deutschen Reiche 8 M. (auzschließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Linzelne Nummer» 10 Pf. Wird Zurückfenduna der für die Schristlettung bestimmten, aber von dieser nicht ein- -esorderten Beiträge bean sprucht, so ist da« Postgelv beizusügeu. ^238. Dresdiln HourM Herausgegeben von der König!. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen: Werktag« nachm ü Uhr. Ankünötgnn,-gebühren: Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi gung« Seite oder deren Raum r» Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz S Pf Aufschlag für die Zeile. Unten» Nr- daktion-strich (Eingesandt) die Lextzeile mitiier Schrist oder deren Raum L0 Pf. Gebühren»Ermäßigung bei Ssterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi« mittag« l2 Uhr für die nach mittag« erscheinendeNummer. 1902 Montag, den 13. Oktober nachmittags. Amtlicher Teil. Dresden, 13. October. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß se. Excellenz der Staatsminister v. Metzsch- Neichenbach das von Sr. Königl. Hoheit dem Großhcrzoge von Baden ihm verliehene Großkreuz des Ordens^Berthold des Ersten annehme und trage. Dresden, 10. Oktober. Se, Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Staatsminister und Minister des Königlichen Hauses vr v. Seydewitz das ihm von Sr. Majestät dem König von Schweden und Norwegen verliehene Großkrcuz des Schwedischen Gustav-Wasa-Ordcns annehme und anlege. Le. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Oberregierungsrat v Nostitz - Drzewi ecki beim Ministerium des Innern das ihm von Sr. Königl. Hoheit dem Groß herzoge von Hessen verliehene Komthurkreuz 2. Klasse des Verdienstordens Philipps des Großmütigen an nehme und trage. Ernennungen, Versetzungen ie. im öffent lichen Dienste. Im Geschäftsbereiche des ev.-luth. Lande«- konsistoriums wurden angestellt bez. befördert: E A. Möbius, Pfarrer in Döbra, al« Pfarrer in Großhartmanns dorf mit Granitz (Freiberg); ?. O. M. Tannenhain, Dia- konus in Oberlungwitz, al« Pfarrer in Zabeltitz mit Görzig (Sroßenhain); k H. L. H. Ehmer, Archidiakonus in Frankenberg, als Pfarrer das. (Chemnitz II); H. M. Schu bert, Anstaltspsarrer in Untergöltzsch, als Änstaltspfarrer a. d Landtsanstalt Zwickau (Ephoralort); ?. C. E Kayser, An stallsgeistlicher in Hubertusburg, als Anstaltspfarrer a. d. Landesanstall Untergöltzsch (Auerbach); R. A. Franz, Hilfs- geistlicher iu Kesfelsdorf, als II. Gerstlichcr a. d. Landesanstalt »ubertu-burg (Oschatz); O Vr. pdil M M Ahner, II DiakonuS an St. Marcus in Leipzig-Reudnitz, als II. Dia- konuS an St. Johannis in Leipzig (Leipzig I). (vrhördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) ! »- - - - Nichtamtlicher Teil. Die bevorüehtude wirtschaftliche Krisis in den Vereinigten Ltaateu. Nach dem wirtschaftlichen Zusammenbruche, der in Amerika im Jahre 1893 infolge der Wirren in den Währungsverhältnissen und einer ungesunden Gründungsthätigkeit eingetreten war, hat sich in der Union seit dem Jahre 1896 ein neuer Aufschwung vollzogen. Die Besserung der allgemeinen Verhält nisse jenseits des Ozeans ging zunächst nur langsam vor sich, nahm jedoch seit der erfolgreichen Be endigung des spanisch-amerikanischen Krieges, ins besondere aber seit der Wiederwahl Mc. Kinleys im Herbste 1900 eine schnellere Bewegung an. Seit Ende 1900 hat sich in den Vereinigten Staaten eine Hochkonjunktur entwickelt, wie man sie selbst in diesem Lande, wo alles einen riesenhaften Charakter hat, noch nicht erlebt hat. Begründet war dieser Aufschwung einmal in mehrjährigen überaus glänzenden Ernten, von denen ein erheblicher Teil zu hohen Preisen im Auslande Absatz fand, sodann aber in einer großartigen Entfaltung der industriellen Thätigkeit. Amerika ist ein mit Bodenschätzen so reich gesegnetes Land wie kein zweites. Sein Boden liefert nicht nur reichen Ertrag an Weizen und Mais, allen Sorten von Obst und Hülsenfrüchten, sondern er birgt auch gewaltige Schätze von Mineralien, von Kupfer, Zink, Silber, Gold, von Erzen und Kohlen, mit denen ein anderer Weltteil nicht konkurrieren kann Amerika ist ferner der Hauptlieferant für Baumwolle, und mit seinen Provisionen und Fleischwaren versorgt es einen großen Teil des Erdballs. Die Entwickelung der industriellen Thätigkeit in Amerika ist da durch besonders begünstigt, daß Erze und Kohlen sich insbesondere an dem Oberen und dem Michigansee unmittelbar nebeneinander vorfindcn, und die für die deutsche Industrie so drückenden Frachten für die Heranbringung von Erzen dort in Fortfall kommen. Der industrielle Aufschwung, der in Amerika Platz gegriffen hat, beruht jedoch keinesfalls aus schließlich auf den billigen Produktionskosten des Landes, sondern in viel höherem Maße auf dem amerikanischen Schutzzollsystem einerseits und der dnrch die Trusts hcrbeigeführten Arbeitsteilung ander seits. Namentlich auf dem letzteren Umstande beruht die industrielle Hochkonjunktur Amerikas in den letzten zwei Jahren. Sie ist untrennbar verknüpft mit dem Namen Morgans, dem man wohl nicht init Unrecht den Titel eines Finanz-Napoleon gegeben hat Morgan hat verflicht, das ganze amerikanische Wirtschafts leben gewissermaßen auf kapitalistischer Grundlage zu sozialisieren. Er hat nicht nur in den maßgebenden Industriezweigen Riesentrusts mit monopolartigem Charakter gegründet, sondern auch die großen ameri kanischen Bahnsysteme und interozcanen Schiffahrts- linicn zu vereinigen gesucht. Der gewalligste Trust, den er gegründet hat, ist der Stahltrust, der mit über eine Milliarde Dollars kapitalisiert worden ist. Morgan bediente sich bei Gründung dieses Trusts ebenso wie bei der seiner Eisenbahn- und Schiffahrts- kombinationen immer desselben Systems: mit einer Gruppe von Finanzgrößen suchte er sich die Mehr heit, oder wie cs genannt wurde, die Kontrolle über die Aktien der einzelnen Gesellschaften zu verschaffen, und nachdem er sie erlangt hatte, gab er für einen großen Teil der Aktien auf Basis übertrieben hoher Kurse Obligationen aus, die jedoch nur teilweise vom Publikum genommen, teilweise vielleicht lombardiert wurden. Er verwandelte also einen großen Teil der Gesellschafter, der Aktionäre, in Gläubiger, das heißt, er erhöhte die festen Lasten der Gesellschaften. Es hat dies ganze System eine starke Aehnlich- keit mit dem System, das anfangs der 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts die Begründer des Credit Mobilier in Paris, die Gebrüder Pereire, befolgten, und es kann kaum einem Zweifel unterliegen, daß auch dieses System zusammenbricht, sobald der Kredit er schüttert wird. In den letzten Jahren haben sich nun nicht nur an der New-Dorker Börse spekulative Engagements in Wertpapieren, die mit kaum da- gewescncn Kurstreibereicn verbunden waren, in un geheueren Ausdehnungen angcsammelt, sondern auch in der Industrie des Landes sind gewaltige Kapi talien in Unternehmungen aller Art festgclcgt worden. Hierdurch und durch die mit dem allgemeinen wirt schaftlichen Aufschwung in der Union eingctrctcnc Preissteigerung aller Waren ist naturgemäß das Geld knapp geworden, und cs macht sich jetzt seit ungefähr drei Wochen in Ncw-Aork ein außerordent lich empfindlicher Mangel an Geldmitteln fühlbar. Die Regierung hat zwar versucht, Abhilfe zu schaffen, weil sie glaubte, daß die Geldnot nicht auf Mangel an Kapital, sondern auf Mangel an Zirkulations mitteln zurückzuführen sei, und der Schatzsckrctär Shaw hat aus dieser Erwägung heraus den Banken Erleichterungen gewährt, indem er ihnen gestattete, für die hinterlegten Depositen der Regierung nicht wie bisher Rcgierungsbonds zum Nominalwerte, sondern zum vollen Kurs werte als Sicherheit zu halten. Schon dieser Ent schluß der Regierung, der ohne Präzedenz ist, zeigt den Ernst der Lage. Mehr jedoch wird dieser noch dadurch erwiesen, daß alle diese Maßnahmen der Regierung keine dauernde Erleichterung für den New-Borker Geldmarkt gebracht haben. Die an haltenden Geldschwicrigkciten, die fortgesetzte Steiger ung des Zinsfußes sind die wichtigsten Anzeichen, die dafür sprechen, daß in den Vereinigten Staaten ein Rückschlag in der wirtschaftlichen Lage zu er warten ist. Es fehlt aber auch sonst nicht an Anzeichen, die eine wirtschaftliche Krisis doch keineswegs als ausgeschlossen erscheinen lassen. Tahin rechnen wir in erster Linie die übermäßige Steigerung der Preise aller Waren, insbesondere von Roheisen und Kohlen, ferner die Waghalsigkeit der Spekulation, eine extreme Hoffnungsfrendigkcit aller Geschäfts kreise und überhandnehmcnden Luxus, den Rückgang der Ausfuhr bei gleichzeitiger Zuuahmc der Einfuhr und die wachsende Verschuldung an das Ausland, sodann das Bestreben, selbst niit Verlust Gold ins Land zu ziehen, und die Begehrlichkeit der arbeitenden Klassen, ihre wachsenden Ansprüche, die am deut lichsten in dem schon seit Monaten dauernden großen KohlenarbeitcrauSstand zum Ausdruck kommen. Es sind das alles Umstände, die auch bei uus vor zweieinhalb Jahren auf den Eintritt einer Krisis hiudeuteten; man sollte sie jedenfalls nicht außer Acht lassen, und die industrielle und handclstreibende Bevölkerung Deutschlands thäte jedenfalls gut, mit ganz besonderer Aufmerksamkeit jetzt die Vorgänge jenseits des Ozeans zu verfolgen. Tagesgeschichte. Dresden, 13.Oktober. Se. Majestät der König und Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin Mathilde besuchten am gestrigen Sonntag den Vormittags gottesdienst in der Privatkapclle zu Hosterwitz und dinierten nachmittags 2 Uhr on kumiU« mit den jungen Prinzen Georg und Friedrich Christian, Königl. Hoheiten. — Heute vorniittag 11 Uhr trafen Se. Majestät der König im Residenzschlossc ein und erteilte hier zunächst den Herren Prof, an der Bergakademie, Bergamtsrat Vr. Birkner und Bcrgamtsrat Herold- Freiberg, sowie den Hofräten, Konzertmeistern Prof. Rappoldi und Prof. Grützmacher, behufs Entgegen nahme deren Meldungen, Audienz. Später nahm Sc. Majestät die Vorträge der Herren Staatsministcr, der Tcpartemcntschcfs der Königl. Hofstaaten, sowie des Königl. Kabincttssckretärs entgegen und erteilten nm l Uhr dem Kaiser!, russischen außer ordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister Geh. Rat Baron v. Wrangel, Excellenz, behufs Ent gegennahme dessen neuen Beglaubigungsschreibens, Audienz. Nach Erledigung dieser Regierungsgcschäfte kehrten Se. Majestät in den Nachmittagsstundcn wieder nach Hostcrwitz zurück. — Ihre Königl. Hoheit die Frau Gräfin von Flandern, Höchstwclche seit Anfang dieses Monats zu Besuch bei Ihrer Majestät der Königin Witwe weilte, ist gestern nachmittag von Sibyllcnort nach Berlin abgercist. Ihre Majestät gaben dem hohen Gaste das Geleit bis Breslau. Dresden, 13. Oktober Sc. Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg, Herzog zu Sachsen, hat gestern in London Sr. Majestät dem Könige Edward VII. von Großbritannien und Irland» Kaiser von Indien, ein Schreiben überreicht, durch das Se. Majestät der König Allerhöchstseine Thron besteigung anzeigt. In der Begleitung Sr. Königl. Hoheit befanden sich der Generalmajor und Kommandeur der 6. Jn- fantericbrigade Nr. 64 Graf Vitzthum v. Eckstädt, der Hofmarschall Kammerherr v Mangoldt Reiboldt und der persönliche Adjutant Oberleutnant Garten- Kraft. Deutsches Reich. Berlin, lieber den in der Sonnabendnummer unter Drahtnachrichten bereits erwähnten Besuch Sr. Majestät des Kaisers in Frauenburg berichtet die in Braunsberg erscheinende „Ermlündische Zeitung" aus führlich noch das folgende: „Se. Majestät der Kaiser traf um 11 Uhr hier ein und wurde an der Hauptpforte der Domkirche von Bischof vr. Thiel und der Domgeistlichkeit empfangen. In seiner Begrüßungs ansprache hob vr. Thiel hervor, daß Ermland auch in der schweren Zeit am Anfänge des vorigen Jahrhunderts die Treue gegen das Naterland bewahrt habe, und so werde es stets sein gemäß, der Devise, die Friedrich Wilhelm III. dem Domkapittcl und der Diözese gegeben habe: „Religion gegen Gott, Treue gegen den König!" Der Kaiser dankte huldvollst, lobte die patriotische Ge sinnung der Diözese und versprach, allezeit Beschützer der katholischen Religion zu sein. Sodann versicherte Er den Bischof Seines besonderen Wohlwollens, das dieser auch bei Seinem Großvater in hohem Grade genoßen habe. Hierauf besichtigte Se. Majestät der Kaiser unter Führung des Bischofs eingehend die Domkirche und be gab Sich alsdann mit Gefolge in das bischöfliche Palais. Eine zahlreiche Menschenmenge begrüßte den Monarchen mit begeisterten Hurrarufen. Rach ungefähr Instän digem Besuch trat der Kaiser gegen 1 Uhr die Rückfahrt an, von den spalierbildcnden Schulen überall mit Jubel begrüßt. — Der Reichskanzler Graf v. Bülow ist ver gangenen Sonnabend abend hier wieder eingetroffen. . — Der Bundesrat hielt am vergangenen Sonn abend nachmittag um 2 Uhr eine Plenarsitzung ab. — Der Seniorenkonvent des Reichstages ist zu morgen nachmittag 1 Uhr, eine Stunde vor der Plenarsitzung, anbcraumt worden, um die geschäftliche Behandlung der zweiten Lesung des Zolltarifs zu be raten. — Auf der Tagesordnung der ersten Sitzung des Reichstages steht u. a der Kommissonsbericht betreffend die Haftung der Besitzer von Automobil oder Motorfahrzeugen für Sachbeschädigung. Die dem Berichte zu Grunde liegenden Petitionen hatten den Erlaß eines die Haftpflicht regelnden be sonderen Reichsgesetzes in Antrag gebracht. Die Mehr heit der PctitionSkommission des Reichstags hat sich jedoch auf einen davon stark abweichenden Standpunkt gestellt, indem sie cs als nicht hinreichend begründet erachtete, die bezüglichen Bestimmungen des Bürgerlichen Gesetz buchs anzutasten. Auch die Regierung dürste schwerlich von ihrem schon früher eingenommenen Standpunkte vor läufig wenigstens abschen. Das EinführungSgesctz des Bürgerlichen Gesetzbuchs hat keinen Zweifel daran ge laßen, daß die Reichsgesetzgebung einer Ausdehnung der Haftpflicht der Unternehmer eines Eisenbahn- oder ähn lichen mit gemeiner Gefahr verbundenen Betriebes über die im Bürgerlichen Gesetzbuch gezogenen Grenzen hinaus grundsätzlich nicht hat entgegcntretcn wollen. Jedoch ist man davon ausgcgangen, daß das Erforder liche auf diesem Gebiete der Landesgesetzgebung zu über lassen ist, da cs sich wesentlich um Vorschriften für Gewerbebetriebe von lokaler Bedeutung handelt und zudem die Bestimmungen über den Gebrauch öffentlicher Plätze und Straßen, die mit den zu erlaßenden Vor schriften in naher Beziehung stehen, einen öffentlich-recht lichen Charakter heben. Auf Grund des EinführungS- gesetzcs zum Bürgerlichen Gesetzbuch sind inzwischen in einer Reihe von Bundesstaaten Bestimmungen ge troffen worden, durch die die Haftpflicht der Unternehmer Kunst und Wissenschaft. Nesidenztbeatcr. — Am 12. d. Mts.: „Alt Heidelberg". Schauspiel in fünf Akten von Meyer- Förster. ' In den letzten Aufführungen des noch immer die Räume des Nesidenztheaters bis auf den letzten Platz füllenden Werkes spielte für den beruflich abwesend gewesenen Direktor Witt Hr. Carl Bayer den Kammerdiener Lutz. In seiner Weise vorzüglich die Figur darstellend, vermochte der Künstler doch nicht, den Eindruck mit ihr zu erzielen, den Hr. Witt hcrvorruft. Der Darstellung Bayers fehlt das steifnackige Selbstbewußtsein, das Hr. Witt so vortrefflich zum Ausdruck bringt; er charakterisiert nicht scharf genug den Dünkel Lutz's. Die Darstellung der Figur darf nicht die geringste Untermalung mit komischen Farben zeigen; hart, unbeugsam und unnach giebig bis zum äußersten ist der eingebildete Stolz des Kammerdieners, und nur wenn die Figur so gespielt wird, wirkt sie in ihrer unbewußten Komik. An Stelle des Hrn. Bayer spielte Hr Richard Weise vertretungs weise den Corpsdiener Kellermann. Er stattete diese be lustigende Type mit einzelnen sehr gelungenen Zügen aus; die große Scene im vierten Akte jedoch gelang ihm nicht so vorzüglich wie Hrn. Bayer — kein Wunder, da die Zeichnung alter einfacher Leute seit jeher zu den besten Leistungen dieses vortrefflichen Künstlers gehört hat. W. Dgs. Konzert. Der neugegründete Chorgesanqvereins- bund für Dresden und Umgegend, desien Wahl spruch lautet: „Wir singen nicht um Gut und Geld, und nicht zu eitler Pracht; nein, das was uns zusammcn- hält, es ist der Töne Macht"" (Uhland), hat gestern im VercinShause unter der Leitung seiner Begründer und Dirigenten, der Herren Bernhard Schneider und Paul Riesen, eine anerkennenswerte, auf fleißige und sorgfältige Hebungen und auf eine ersichtliche Sanges freude und Sangeslust der Beteiligten zurückzuführcnde Probe seiner Leistungsfähigkeit geboten. Hinsichtlich der Maßcnchöre gilt dies besonders von den von mehr als zweihundert Sängerinnen und Sängern vorgctragcncn Kompositionen von Rob. Schumann („Der Schmied"), Rob. Volkmann („Die Luft so still"), C. H. Döring („Die Neben blüh'n), Fr. Glück und W. Rischbicter, während die Wirkung der Beethovcnschen Hymne „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre"" durch die unvorteil hafte Behandlung der begleitenden Orgel und durch Ab weichungen des Spielers von dem musikalischen Original text nicht unwesentlich beeinträchtigt wurde. Für die Beurteilung der Chor-Klangwirkung, die manchem Hörer nicht mächtig und ausgiebig genug erschienen sein wird, ist der Umstand maßgebend, daß der Saal in allen Teilen überfüllt war. Unter den Gesängen einzelner Chorvereinc, deren das Programm fünf aüfrähltc, sind die Vorträge des in der größeren Ocffentlichkeit bereits bestens bekannten „Bernhard Schneidersitzen Damenchores"" an erster Stelle zu nennen. Ein vom Dirigenten fein sinnig gesetztes, reizvolles „Lausitzer Tanzlied" mußte auf lebhaften Wunsch ck» c»po gesungen werden. „Riesens Liedergarten"" und der „Liederkranz-Löbtau" erfreuten durch Kompositionen von Hugo Jüngst und Gust. Jansen. Bei den übrigen Vereinen, deren Licdcr- wahl zudem zu sehr dem Süßlichen und Weichlichen zuncigte, blieb eine sorgfältigere Abrundung des Vortrags und eine innigere Verschmelzung der weiblichen und männlichen Stimmen fürs erste noch zu vermissen. U. S. Verein für Erdkunde. Am 10. d. M. nahm der Dresdner Verein für Erd kunde nach einer längeren Sommerpause seine Thätigkeit wieder auf. Zunächst gedachte der Vorsitzende, Hr. General leutnant v. Broizem, Excellenz, ehrend der in den letzten Atonalen verschiedenen Mitglieder Nachdem eine Anzahl neuer Mitglieder ausgenommen, die neuen Eingänge bei der Bibliothek, darunter zahlreiche Geschenke, vorgelegt und andere geschäftliche Angelegenheiten erledigt worden waren, hielt Hr. vr. Oskar Nachod einen Vortrag, in dem er drei von ihm vorgclcgte Abbildungen (Photo graphicn) erläuterte, die sich auf die Geschichte Japans bezogen, mit deren Bearbeitung er beschäftigt ist. Die erste Abbildung stellte eine Karte dar, die ein Blatt eines kunstvoll auSgcstattcten, reich in Farben gemalten, 1568 in Goa vollendeten Atlasses des portugiesischen Kosmographen Fcrnäo Vaz Dourado bildet. Die japa nische Kartographie ist bisher von der Forschung noch wenig berücksichtigt worden. Ob in Japan selbst vor Ankunft dcr Europäer geographische Karten gezeichnet worden sind, hat vr. Nachod nicht ermitteln können Die älteste japanische Karte, die ihm bekannt geworden ist, stellt eine Erdkugcl vom Jahre 1670 dar, die 1878 in der „Deutschen Gesellschaft für Natur- und Völker kunde Ostasicns'" zu Tokio vorgezeiqt und in deren „Mitteilungen" veröffentlicht wurde. Es ist aber möglich, daß auch ältere Kartenwerke Japans vorhanden sind oder waren, zumal auch in China solche nicht fehlen. So stellt eine im Indischen Archiv zu Sevilla vorhandene chinesische Karte von China und den umliegenden Inseln aus dem Hahre 1555 auch Japan dar, freilich nur ziemlich klein und skizzenhaft. Jener Atlas befindet sich in der reichen Sammlung geschichtlicher Selten heiten, die die Herzogin von Alba in ihrem Palaste zu Madrid aufbewahrt. Die Besitzerin gestattete Hr. vr. Nachod in liebenswürdigster Weise, die darin enthaltene, bisher unveröffentlichte Karte photographieren zu laßen. Zwar erscheint Japan auch auf anderen gleichzeitigen oder sogar noch etwas älteren Manuskriptkartcn, aber immer nur als kleinerer Teil von Asien oder von Weltkarten, wie in einem zweiten Atlas von Paz Dourado (1571), einem Atlas von Lazaro Luis (1568) und einem solchen von iDcogo Homrm (1568). Das letztere Werk wird unter dem Namen des Graf Brühlschen Atlasses als eine dcr Kost barkeiten dcr Königl. Bibliothek zu Dresden geschätzt. Auf dcr Karte Japans in dem zuerst genannten Atlas Dourados fehlt die größere nordöstliche Hälfte dcr Hauptinsel Hondo mit der heutigen Hauptstadt Tokio. Zu der Zeit, wo die Karte entstand, lag der staatliche, wie der wirtschaftliche Schwerpunkt Japans noch an den Randgebieten dcr Inlandsee und den Küsten der an Häfen reichen Insel Kiuschiu, und so ist es erklärlich, daß den Portugiesen zu der fraglichen Zeit der ganze Norden und Osten Japans noch unbekannt war. Trotz dem bildet die Karte entschieden einen geographischen Fortschritt, was auch daraus hervorgeht, daß die Um rißlinien Japans, wie sie sich auf ihr dargestellt finden, für alle Karten des Landes bis in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts hierin maßgebend geblieben sind; erst die Darstellungen, die nach den holländischen Entdeckungen unter Quast, Tasman und Veries (1639 bis 1642) ent standen, brachten weitere Fortschritte. Vortragender ist übrigens der Meinung, daß die Darstellung älterer Karten, mag sic uns auch noch so irrig erscheinen, durch aus kein leeres Spiel der Phantasie ist, sondem sich auf thatsächliche Erfahrungen und Angaben gründeten, wie sic von Steuermännern und Missionaren mündlich oder schriftlich überliefert wurden, und wicS dics an zwei Punkten der Karte Dourados nach. Die zwei anderen von Hrn vr. Nachod vorgelegten Photographien waren Abnahmen zweier Gemälde, die sich in einem Seitengebäude dcr prächtigen Kirche „il Gesü"' zu Rom befinden Diese Gemälde, auf die Vor tragender durch den Postulatore Generale Padre Beccari aufmerksam gemacht wurde, erinnern an die Christen verfolgungen, die in dcr Geschichte des älteren Verkehrs Japans mit dem Ausland« einen nur allzu breiten Raum einnehmen. Das eine Bild, das über 2 w lang
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite