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Dresdner Journal : 17.08.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-08-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190108175
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19010817
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19010817
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-08
- Tag 1901-08-17
-
Monat
1901-08
-
Jahr
1901
- Titel
- Dresdner Journal : 17.08.1901
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vezug-PreiS: Beim Bezüge durch die H,schLst»ae«e innertzat» Dresden» 2,50 M. (emschl Zulragung), durch die im Deutsche» Reiche 8 M (ausschließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Wird Zurücksendung der für die Schriftleitung bestimmten, aber von dieser nicht ein- gesorderten Beiträge bean sprucht, so ist das Postgeld beizusügen Dns-utr Ammml Herausgegeben von der König!. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheine«: Werktag- nachm 5 Uhr. Aakünbig«ngS,ebühre«: Dir Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi gungs-Seite oder deren Raum 20 Pf. Bei Tabellen- und Zifsernsatz 5 Pf. Ausschlag für die Zeile. Unterm Rc- daktionsstlich (Eingesandt) die Textzeile mittler Schrift oder deren Raum 50 Pf Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bis mittags 12 Uhr für die nach mittags erscheinende Nummer. 191. Sonnabend, den 17. August nachmittags. 1901. Amtlicher Teil. Erueuuungeu, Versetzungen rc. im öffeutl. Dienste. I« GeschäftSberetche-eS Ministeriums »er Finauzen. Verwaltung der Zölle und indirekten Steuern. Angestellt: d.r Trompeter Sergeant) Beeskow als Grenz ausseher. — Befördert: der Zollsekrelär Leuner zumOber- grrnzkontroleur in Johanngeorgenstadt, der Zollassistent Kranz zum Zollsekreiär in Neukirchen; der Revisionsausseher Hofmann zum Zollassistenten in Eibenstock. — Versetzt: der juristische Hülfsarbeiter bei dem Hauptzollamlc Dresden II, Assessor vr. Küttner in gleicher Eigenschaft an daS Haupt zollamt Zittau; der Obersten«kontroleur Heink als Zoll sekretär von Plauen nach Leipzig, der Lbergrcnzkontroleur Schlimpert als Lbersteuerkontroleur von Johanngeorgen stadt nach Plauen, d^r Zollsekretär Landmann von Neu kirchen nach Chemnitz, der Zollassistcnl Swröder zum Haupt zollamte Dresden II, der Lbcrkontrolassistent v. d. Mosel als Zollassiftent von Döbeln nach Leipzig, der Zollassiftent Lincke al- Oberkontrolassistrnt von Eibenstock nach Döbeln. — Pensionirt: der Zollsekretär Kretzschmer in Leipzig. — Verstorben: der Zollsekretär v. Egidy in Leipzig: der Lbergrenzaufseher Micklisch in Bärenstein. Bei der Post-Verwaltung ist ernannt worden: Lange, zeilher Postkassirer, als Postdirektor in Klingenthal. I» Geschift-beretche »S MtutstertumS des Kultus a»d öffentliche« Unterricht-. Seminare Anna berg: 6»nä. xaeä Klemens Aug. Oskar Schröder, bisher Hilfslehrer am Seminar Schneeberg, als ständiger Lehrer; Parallelseminar: Karl Ernst Gerber, bisher BezirkSschul- lehrcr in Dresden, Okwald Julius Wehner, bisher Lehier in Blasewitz, als ständige Lehrer Bautzen, landständ.: Lanä. rev. nun. Karl Ernst Richard Hiller, bisher Ober lehrer am Seminar zu Zschopau, alS Direktor; eauä. paeä. Johann Wilhelm Georg Grötzschel, bisher Bürgerschullehrer in Leipzig GohliS, cunä rev nun Karl Gustav Alwin Wolf, bisher Hilfslehrer, vr pbil. Hermann Reinhard Trenkler, bisher Vikar, Karl Otto Heil, bisher Lehrer am Konservatorium für Musik in Dresden, als ständige Lehrer. Dresden-Fritdricystadr: Otto Alfred Grundmann, bisher Oberlehrer am landständ. Seminar Bautzen, in gleicher Eigenschaft. Dresden, Frhrl v FletcherscheS: Friedrich Hermann Wähmann, bisher BezirkSjchullehrer in Dresden, als ständiger Lehrer. Frankenberg: vr. pbil. Robert Friedrich Julius Klötzer, bisher Oberlehrer am landständ. Seminar Bautzen, Eduard LouiS Eberlein, bisher Oberlehrer am Seminar Schneeberg, Bruno Emil Kopp, bisher Oberlehrer am Seminar Grimma, Friedrich August Eduard Lehmensick, bisher Ober lehrer an der Seminarschule bei der Universität Jena, Emil Alban Bormann, bisher Oberlehrer am Seminar Grimma, vr. pbil. Otto Hermann Richard Mahler, bisher Oberlehrer am Parallelseminar Grimma, Georg Bernhard Stiehler, August Max Hugo Rüdiger und Paul Ludwig Frenzel, bither ständige Lehrer am Parallrtlemtnar »rtmma, i« gleicher Eigenschaft. Grimma: Robert O-kar Seyfert, bisher ständiger Lehrer an der städtischen MädchensortbildungS- schule in Leipzig, und oavä. paeä. Ernst Eduard Winkler, bisher Hilfslehrer am Seminar Oschatz, als ständige Lehrer. Löbau: Gustav Arthur Seidel, bisher Hilfslehrer, als personalständiger Lehrer. Plauen b. Dresden: Lauck, rev. mm vr. ptül. Friedrich Oskar Theodor Meier, bisher Hilfslehrer am Seminar Nossen, alS ständiger Lehrer. Zschopau: Bruno Emil Martin, bisher Bürgerschullehrer in Leipzig, al- ständiger Lehrer. — Hierüber ist den ständigen Lehrern Gottlob Georg Schmidt, vr. Isidor Eginhard Schmieder und Alfred Bernhard Kurze am Seminar in Annaberg, vr. Heinrich Hermann Schwager am Parallel- seminar in Annaberg, Traugott Julius Günther am Seminar in Auerbach, Ernst Max Hofmann, Wilhelm Georg Grötzschel am landständischen Seminar in Bautzen, vr. ptül. Theodor Hermann Paul Nebel am Seminar zu DreSden-Friedrichstadt, vr. pbü. Julius Emil Schöne und Paul Theodor Wolf am Frei herrlich v. Fletcherfchen Seminar in Dresden, Robert Paul Hahn am Seminar zu Grimma, Felix Gustav Otto am Seminar zu Rosien, Karl Max Kunze am Seminar zu Plauen bei Dresden, Ernst Walter Peschel am Seminar zu Rochlitz Franz O-kar Mättig am Seminar zu Schneeberg, Bruno Emil Martin, Friedrich Oswald Beck und Ernst Gustav Geißler am Seminar zu Zschrpau, Franz Karl Ernst Albert Saalheim am Lehrerinnenseminar zu Callnberg der Titel „Oberlehrer", sowie den ständigen Lehrerinnen LiSbeth Otto und Gertrud Otto am Lehrerinnenseminar zu Dresden der Titel „Oberlehrerin" verliehen worden. ;Behördl Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile ) nichtamtlicher Teil. Tie auswärtige Politik der Woche. Ter Kronprinz des Deutschen Reiches und von Preußen genießt jetzt seine Ferien, wie jeder andere akademische Bürger. Taß er während seiner Studienzeit nichts anderes sein will, alS eben ein frischer, fröhlicher Student, das hat sein Kaiserlicher Herr Baler bei der Immatrikulation ausdrücklich erklärt. So benutzt denn der Kronprinz die Frist zwischen den Semestern dazu, sremde Länder zu be suchen und seinen Gesichtskreis zu erweitern; dies mal geht die Reise nach Schottland. Es i>1 dem gemäß nicht der Prinz, der drüben eine StaatS- visite macht, sondern der deutsche Studierende, der seine Erholung in dem schönen Berglande findet. Gewisse Gerüchte, die in diesem Ausfluge eine Ver- lobungsreise wittern und bereits den Namen der englischen Braut nennen, kann man einfach im Hinblick auf die schwere, gemeinsame Trauer beider Herrscherfamilien als unbegründet und taktlos zu rückweisen. Die Wirkung deS Trauerfalles dürfte sich vielmehr schon dadurch äußern, daß das In kognito des Kronprinzlichen Studenten noch strenger eingehalten wird, als es sonst der Fall sein würde. Im Anschluß an seine freudig begrüßte Heim kehr ist dem Generalfeldmarschall Grafen Waldersee vom russischen Kaiser der Andreas- Lrden mit Brillanten verliehen worden. Durch diese Ehrung, die zu der bedeutungsvollsten zählt, wird dem deutschen Feldherrn von russischer Seite unzweideutig bekundet, daß man in St Petersburg seine als Oberbefehlshaber bethätigte Auffassung billigt. Gleichzeitig wird damit auch ausgesprochen, daß Gras Waldersee seine Aufgabe stets in enger Fühl ung mit der Diplomatie des Deutschen Reiche- durch- fühne und daß von einem Mißtrauen Rußlands gegen die deutsche Chinapolitik — einem Mißtrauen, daS ja von verschiedenen Seiten her künstlich geschürt werden sollte — nicht die Rede ist, sondern daß das amtliche Rußland, wenn eS überhaupt in dieser Hinsicht jemals schwankte, jetzt von solchen Gedanken zurückgckommen ist, und daß endlich darin ein Er gebnis geschickter Behandlung der deutsch-russischen Beziehungen durch den Reichskanzler zu erblicken ist. DaS Ableben Francesco Crispis, dessen hier nochmals zu gedenken ist, giebt Anlaß zu der Feststellung, daß die deutsche Presse mit verschwin denden Ausnahmen den Zoll der Achtung und der Sympathie dargebracht hat, den der dahingeschiedene italienische Staatsmann schon wegen seines stets be währten Festhaltens am deutsch-italienischen Bündnis verträge vervient Den Blättern, die sich gerade bei solchem Anlasse in Verurteilungen des privaten und politischen Lebens Crispis ergangen haben, könnte man zurufen: „Richtet nicht, aus daß ihr nicht gerichtet werdet!* Als durchaus salsch weisen wir die Behauptung zurück, daß Crispi sich bei irgend einer Gelegenheit bereichert habe. Bis zuletzt mußte er in täglicher Arbeit für seinen und seiner Familie Unterhalt aufkommen. Dem Urteile der Nachwelt vorzugreifen ist heute noch niemandem ge geben, und es wird da vielleicht angemessen ftm, an die Schlußworte der Ode zu erinnern, die Crispis berühmter Landsmann Alessandro Manzoni auf den Tod Napoleons I. gedichtet hat und in der Frage nach dem wahren Ruhm ausklingen läßt. Auch in der vorliegenden Uebersicht kann leider noch nicht mit Beftimmtkeit die Mitteilung gewacht werden, Kunst und Wissenschaft. Centraltheater. — Am 16.d. Mt« : „Gespenster". Ein Familiendrama in drei Aufzügen von Henrik Ibsen. Deutsch von M v Borch. In Scene gesetzt von Emil Meßthaler. E« ist jetzt fast ein Jahrzehnt her, seit Ibsens „Gespenster" hier zuletzt au»geiuhrt worden sind. Da mals war e» daS Fwlasche Gastspiel-Ensemble, daS de» grüblerischen Norweger» grüblerische Dichtung in Scene setzte, jetzt hat sich dieser Aufgabe das Meßthalersche Ensemble unterzogen Auf den Inhalt de« Stücke« in dieser Besprechung neu einzugehen, erübrigt, da es von allen Dramen Ibsens da« bekannteste in Deutschland ist; auch eine erneute kritische Stellungnahme gegenüber dem Werke erscheint un« nicht angezeigt, da wir in ihr nur nach wie vor unseren früheren Standpunkt ver teidigen müßten, der in der unbedingten Verurteilung dieser Art von dramatischer Poesie gipfelt. Je öfter man diese Dichtung auf sich wirken läßt, sei e« durch Lektüre oder mehr noch durch da« Bühnenbild, desto schmerzhafter empfindet man die brutalen Schläge, die mit ihr dem ästhetischen Sinn versetzt werden. Und wa» auch im übrigen bedeutungsvoll für di« Beurteilung diese« Drama« ist: jede neue Beschäftigung mit den „Gespenstern" fördert die Erkenntni«, daß e« mit der inneren Wahrheit in diesem Stücke, da« seinerzeit einen so unheilvollen Einfluß auf die Artung der dramatischen Dichtung auch unsere« Volke« gewann, keineSweg« weit her ist, trotzdem e« sich scheinbar sehr energisch zu deren Verteidigerin macht Einer Art dämonischer Genialität allein, die der norwegiscbe Dichter besitzt, und der markigen Kraft, mit der er Charaktere zu schildern vermag, ist die begeistert» Anhängerschaft zuzuschreiben, deren er sich erfreut. Da» Metzthalersche vLnj-mdic, das schon m tum Skowronnekschen Stücke eine Probe vorzüglichen Zu sammenspiel« und mehrere ausgezeichnete Einzelleistungen darbot, besitzt in seinem Direktor, Hrn Emil Meß thaler, einen darstellerisch vortrefflichen Oswald Aloing. Das Spiel Meßthaler«, den wir vor einer Reihe von Jahren in Leipzig in derselben Rolle sahen, hat gegen früher noch an Unmittelbarkeit des Aus druck« gewonnen und zeigt namentlich dort Höhepunkte, wo es sich um die Schilderung der Paroxysmen han delt, die den Körpern Aloing« durchschütteln, und um die Darstellung der Störungen, die seine Krank heit im Organismus heroorruft; seine wohl auf der Beobachtung solcher Kranker beruhende Dar stellung deckt in wahrheitsvoller und doch zugleich auch künstlerisch veredelter Form da« scharfe und leider durch aus echte Bild, das Ibsen von dieser beklagenswertesten Art von Kranken entwirft Leider hat die Deklamation Meßthaler« nicht gleiche Fortschritte mit seinem Spiele gemacht; sein Organ besitzt auch heute noch den harten Klang von ehedem, und die Modulationsfähigkeit des selben scheint im Laufe der Jahre eher ab- al» zu genommen zu haben Die Wirkung der lyrischen Stellen seines Dialog« ging infolgedessen zu einem Teile ver loren Die Rolle der Helene Aloing lag in den Händen der bekannten Schauspielerin Meta Bünger Dierühren- den Affekte dieser Gestalt brachte die Künstlerin zu voller Geltung; in dem Geiamtbilde der starken Dulderin aber vermißte man teilweise jene energischen Linien, mit denen e« der Dichter gezeichnet hat; eS war zu licht gehalten; es bedarf mehr einer Grau in Grau-Tönung, einer dämonischen Trübung. Ausgezeichnet durch scharfe Cha rakteristik waren die Leistungen der Herren Ferdinand Martini (Pastor Mander«), Otto Rippert (Tischler Engstrand) und de« Frl. Grete Meidra (Regine Engstrand). W Dg« daß der so ziemlich von allen Mächten herbeigesehnte that- sächliche Abschluß der Pekinger Unterhand lungen, durch Unterzeichnung der Schlußnote von sämtlichen Gesandten, endlich eingetreten sei. Denn die letzte Pekinger Meldung besagt ja nur, daß jene einen „vorläufigen" Entwurf deS Friedensprotokolls unterzeichneten, und eS ist gegen wärtig noch nicht völlig zweifellos, welche Be deutung hier dem Beiworte „vorläufig" beizulegen fei. Immerhin ist aus diesem nicht nötig zu schließen, daß die Vereinbarungen erneuten Ab änderungen seitens der Vertreter der Mächte unter liegen können. Jedenfalls braucht man auch gegen diejenige Macht, die in letzter Stunde noch mit neuen Anträgen hervorgetreten war, nicht den Vorwurf zu richten, daß sie die Verhandlungen etwa in bewußter Absicht habe verschleppen wollen. Ist doch auch jetzt wieder ein Weg ausfindig gemacht worden, der den Bedenken Englands Rechnung trägt, ohne das Verhand- lungSwerk als solches zu gefährden. Die An klage, England wolle die Konferenz Hinhalten, ist nur in der russischen Presse erhoben worden, dort allerdings mit einiger Schärfe, aber trotzdem auf unbegründete Annahmen hin. Wir haben im Hin blicke auf jene Verzögerung nur noch nach Tagen, nicht mehr nach Wochen zu rechnen, zumal übrigens die chinesischen Bevollmächtigten nach Lage der Sache das Protokoll anstandslos unterzeichnen dürften. Die Meldungen über angeblich bevorstehende neue Verwickelungen sind, soweit Petschili und andere Punkte des chinesischen Reiches in Frage kommen, so ziemlich verstummt. Dagegen werden aus Korea nicht nur durch englische, sondern auch durch russische Blätter Nachrichten verbreitet, die deutlich daS Fort wirken des latenten Gegensatzes zwischen Rußland und Japan bekunden. Wir zählen hierunter die Mitteilung, daß Japan in Masampo die Abtretung eines Gebiets von 80V Quadratkilometern verlangt, offenbar um die japanischen Besitzverhältnisse in dortiger Gegend auf die Höhe der russischen zu bringen. Ebenso schwebt zwischen Korea und der Regierung des östlichen JuselreicheS eine Streitfrage wegen Schließung deS japanischen Postamts zu Söul. DaS sind nun freiftch Anzeichen, die auf Keime zu Verwickel ungen schließ»» lassen könnten. Indessen glauben wir, unser Urteil über die Lage vielmehr dahin fassen zu dürfen, daß eS der britischen Politik bis her nicht gelang, Japan zu überzeugen, es werde seinerseits im Ernstfälle bei einer Eroberungspolitik gegen Korea an Großbritannien einen sicheren Rück halt finden. Die Folge davon ist, daß Japan in koreanischen Dingen Wert darauf legt, sein Verhält nis zu Rußland so zu gestalten, daß die Möglichkeit einer förmlichen russisch japanischen Abmachung offen bleibt. Eine solche würde den Streit um Korea allerdings kaum aus der Welt schaffen, ihn aber doch wohl für einen längeren Zeitraum jede- akuten Charakters zu entkleiden im stände sein. Ein Be wußtsein der Thatsache, daß Javan, bei der ihm eigentümlichen Stellung zwischen England und Ruß land, dem letzteren Reiche doch noch näher gekommen ist, erweist sich auch der englischen Presse nicht al- fremd, und es erklären sich auch daraus manche Klagen, die in imperialistischen Blättern, z B. in den „Times", über Lord Salisburys Führung der Chinapolitik laut werden. Diese Beschwerden haben sich neuerdings wieder zu dem Gerüchte verdichtet, daß der britische Premierminister sich von den Ge schäften zurückziehen wolle. Wir halten eine solche Annahme für unbegründet. In sachlicher Beziehung Tie Internationale Kunstausstellung Dresden 1901. XXIII. Die Wiener Sezession Aus unserer ersten internationalen Kunstausstellung im Jahre 1897 erregte unter allen Kundigen der Um stand Aufsehen, daß der den Wiener Künstlern über lassene Saal die österreichische Malerei merkwürdig rück ständig erscheinen ließ. Ein Bild wie Adolf HirschlS „Aphrodite", daS bei den größten Ansprüchen die schlimmste innere Hohlheit und Verlogenheit an den Tag legte, hätte man vergeblich in irgend einer anderen Ab teilung gesucht. Wirklich gute Bilder sah man dagegen dort nur von verstorbenen Meistern, wie z B von August v Pertenkofen und Jakob Schindler, so daß man die Empfindung hatte, daß es wohl bi» vor kurzem in Wien tüchtige Maler gegeben, daß aber kein kräftiger Nachwuchs auf ihren Schultern weitergebaut habe Dieser Meinung wurde von Wien selbst au« aus da« Nachdrücklichste widersprochen Die ganze Schuld an der ungenügenden Vertretung der Wiener Malerei wurde der dortigen Künstlergenoffenschast und ihrem damaligen Präsidenten, dem Maler Eugen Felix, dem man das vollständigste Unvermögen und gleichzeitig die ärgste geschäftliche Plusmocherei nachfagte, in die Schuhe geschoben und behauptet, vaß er die Beteiligung der jüngeren Kräfte verhindert habe. Bald darauf brachten die Zeitungen die Meldung von der Begründ ung der Wiener Sezession, von der Errichtung eine« neuen AuSstellungSgebäudeS durch Olbrich, von dem Streit, der sich in Wien über die moderne Kunst er hoben habe, und von den großen Erfolgen, die sich die einheimischen Maler, nachdem sie zuerst schüchtern den berühmten Ausländern den Vortritt gelassen hätten, er rungen haben sollten Wien war auf einmal sezessioni- stisch geworden, und der ausgezeichnete Wiener Architekt Otto Wagner that im Hinblick auf den in kurzer dürfte Lord Salisbury nicht anerkennen, daß in Ostasien für die britischen Interessen eine Lage ein getreten sei, die er durch seinen Rücktritt verbessern könnte. Und was die persönliche Seite angeht, so hat sich die Gesundheit des Staatsmannes sehr ge kräftigt; im Oberhause bewies er erst kürzlich, daß der alte Löwe in ihm noch recht lebendig ist. Auch in Südafrika zeigt die Lage zwar nach wie vor kein besonders günstige- Aussehen sür Eng land, indessen geht der Widerstand der Buren, wie schon seit Monaten zu beobachten ist, doch langsam zurück Wir möchten nochmals betonen, daß alle Vermutungen über angebliche Schritte der englischen Politik, ihren Gegnern seitens der deutschen Regier ung die Eigenschaft als kriegführende Macht aber kennen zu lassen oder die förmliche Anerkennung des proklamierten britischen Besitzes durch Deutschland zu erlangen, grundlos sind. Dergleichen Schritte sind weder bei uns noch bei anderen Mächten geschehen. England weiß, daß es in Südafrika mit den Buren allein gelassen wird und alle Einzelheiten seiner Kriegführung und seines politischen Verhaltens auf jener Arena lediglich mit seinem eigenen Gewissen abzumachen hat. Daraus folgt, daß die britische Politik in Südafrika nicht einmal durch theoretische Winke, also etwa durch Hinweise auf Regeln oder Folgerungen des Völkerrechts, von anderen Mächten gestört werden wird. In diesem Umstande liegt natürlich zugleich eine Verantwortung der englischen Regierung für ihr Thun und Lassen, die man als einen auf die zukünftige historische Beurteilung ge zogenen Wechsel anzusehen hat. Von Zeil zu Zeit werden publizistische Stimmen hörbar, die Rußland für verhältnismäßig am bereitwilligsten erklären, wegen der südafrikanischen Angelegenheit sich zu äußern. Von dieser Macht läßt sich aber um so weniger ein dahin zielender Schritt erwarten, als Finanzminister Witte eine Reise nach England vorhat, wo er die Londoner City für seine Wünsche interessieren will. Daß bei so bewandten Dingen von St. Petersburg aus Akte politischer Unfreundlichkeit oder doch eine- Strebens, daS man in London eben nicht ander« auffassen würde, gerade wegen Südafrika erfolgen sollten, das Rußland nicht interessiert, ist aus geschlossen. Albanien, da- entlegene Bergland, in dessen orographische Falten einzelne ausländische Blätter am liebsten die Entscheidung über Krieg oder Frieden verlegen möchten, da ihnen die Toga de- alten Römers, die einst diese Entscheidung symbolisch barg, glücklicherweise nicht zur Verfügung steht — diese« Land mit seiner Sommerfrage dient unbeschäftigten Köpfen noch immer als Weide für Kombinationen. ES ist allerdings auch klar, daß eine Propaganda besteht, deren Ziel auf eine „Revision" der be stehenden politischen Grundbestimmungen hinaus- läuft, und die Regierungen wissen sehr wohl um daS Dasein solcher Bestrebungen. Aber sie haben sich, wie wir schon neulich hervorhoben, über den «tutus guo auseinandergesetzt und können es daher ruhig dem Eintritte der kühleren Jahreszeit über ¬ lassen, das ohnehin geringe Publikum der albane- sischen Schaubude wieder auseinanderzubringen. Daß die Versuche, eine feindselige Stimmung zu schaffen, keinen Unterschlupf in den Spalten deutscher Blätter finden sollten, wird von der besonnenen Presse denn auch mit Nachdruck betont. Ganz sach gemäß hat eS z. B. die „Nationalzeitung" verstanden, m aller Kürze die Anweisung dafür zu formulieren. Wenn einige Wiener Korrespondenten, heißt eS dort ungefähr, in der albanischen Frage gelegentliche AuS- FttN erreichten Umschwung ven überall jreuvtg weiter verkündeten Ausspruch: «Das ist keine Renaissance mehr, das ist eine Naissance". Auch in Pari« schnitten die jungen Oesterreicher vorige« Jahr namentlich mit ihrer höchst gelungenen kunstgewerblichen Abteilung gut ab, und der Präsident der Sezession, Gustav Klimt, erhielt sogar für sein Deckengemälde „Die Philosophie" eine der zwanzig für die Werke der Malerei bestimmten Ehren-Medaillen. Ganz natürlich also, daß alle Erwartungen bei un« auf da« Höchste gespannt waren, al» eS bekannt wurde, daß die Wiener Sezession bei un» zum ersten Male in Deutschland geschloffen ausstellen werde, und daß wir Gelegenheit haben sollten, die inzwischen infolge de» Proteste« der Wiener Universitätlprofefforrn noch häufiger genannte Klimtsche „Philosophie" mit eigenen Augen zu schauen Diese Erwartungen aber sind — sagen wir e« von vornherein unumwunden, wie el ist — ganz allgemein gründlich enttäuscht worden Die Ausstellung der Wiener Sezession ist, um da« Kind beim rechten Namen zu nennen, der schlimmste Reinfall, den Dresden bither bei seinen neueren Ausstellungen erlebt hat Man hat den Wiener Künstlern einen der größten und am besten be leuchteten Säle ganz allein zur Versügung gestellt. Eie hätten also die Möglichkeit gehabt, ihn nach ihrem Gutdünken einzurichten und zu zeigen, was sie im Arrangement zu leisten vermögen Aber sie haben sich die Sache sehr bequem gemacht Sezesfionistisch freilich wollten sie den Dresdnern kommen, aber viel Mühe und Kosten mochten sie nicht auswenden So umzogen sie die braune Leinwand de« Saale« bi« etwa zur halben Höhe mit einem flimmerigen, bandförmigen Silbrrornament und legten um die Ränder de« Fußboden« einen schmalen blauen Läufer. Voilä tont Die mächtigen Wände aber bedingen sie mit kleinen und kleinsten Bildchen, au« deren Menge nur einige wenige größere Arbeiten und
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