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Dresdner Journal : 02.11.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-11-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188211028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18821102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18821102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-11
- Tag 1882-11-02
-
Monat
1882-11
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 02.11.1882
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M 255. Donnerstag, den 2. November. , 1882. ^Vouuon>>>v»8prol»r I» ^»nr«» 4«ut,eL«o L,ie^»: dtit»rl,eb! .... 18 Kitric. U jMirlioi«: 4 !it»rll bv?k. Liurulo» üuiumvrv: Iv kk. LoL„rd»Id de» dsut-obe» Kvick«» tritt?o,t- uod 8tswp^i»ii»edl»^ tüoiu. I»8vr»tvaprel»vr kür d«n k»uio einer ^e«p»Idenen pstitrsile 2V kk. tlvter ,,Lio^88»vät" dis 2sils üv kl Lei IttbsUsu- unä 2jü«ru8»tr SO ^uksoül»^. Dres-nerIournal. I»,er»1eo»nn»ttine »u8M>rt»! r»ip«tU: ^>. LranriÄetter, Cumwi—ioLLr de, Dresdner dourvnl»; L»n>darU >»>>»-Vl«u l^tpitA S»»«i >r,^»o rr»»KN»rt ». ».: Laa«en«te"> <S ^vAier, v«rUL-V>,sS»wd<u-x kr»U-L«jp»i^-rr»»ktart ». H.-Hüned«»: Ttud Lsrtt»: /Mvoftdendan/:, Lremen: Lc?dotte, Lr,^»a: /> LtanAen » !L«rea« <Lm«i ^adat^i), Vrnnkl^rt ». >.: L ^aeAer'»obe liuciik^ndlun^; vdrUt»: </. ÄUtter; S»nno,«r: (7. 7>cäU«iter, k»rt» LsrUo rr»nUart ». H.- Stu»t^»rt: />^itbe cd <7o., Sswdnrx: ^Ici. St«»«'. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Krsekeloe» r Htxlicd mit XninLkm» der 8oon- und keiert^K» Usod, kür den kolbenden 1'L^. II v r » u » x v d « r r Lünisl. Lipedition de» Dresdner donrnni», Dresden, Lvin^erstr»«« dto 20. Nichtamtlicher Theil. Uetrrslch t: Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. (Presse. Neue Preußische Zeitung.) Tagr-geschichte. (Berlin. Weimar. Prag. Buda- Pest. Paris. Rom. London. ^Belgrad. Bukarest. Konstantinopel. Kairo.) Brtrieb-ergebniffe der königl. Staatseisenbahnen. (Kohlentransport.) Drestner Nachrichten. Die Eröffnung der Secundärbahn Hain-berg- Schmiedeberg. Provinzialnachrichten. (Leipzig.) Statistik und LolkSwirthschaft. Feuilleton. TageSkalrvder. Inserate. Beilage. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Zittau.) Lermischte». UeberschurmmungSnachrichtev. Statistik und VolkSwirthschaft. Telegraphische Witterungkberichte. Inserate. «örsennachrichtev. Telegraphische Nachrichten. Buda-Pest, DienStag, 31. Oktober, Abends. (W. T. B.) In dem HeereSauSschuß der ungarischen Delegation setzte heute der ReichskrirgSmiaister Graf Bylandt-Rheydt sein gestern begonnenes ErposS über die HeereSreform (vgl. die „Tagesge- schichte*) fort. Der Kriegömlnister erklärte, der gegenwärtige Moment, wo Oesterreich-Ungarn mit allen Mächten in Frieden lebe, sei zur Durchführung der HeereS- orqamsatwn geeignet. Die rasche Durchführung der Organisation erheische die Verlegung derjenigen Ba taillone, weiche in Ungarn nicht ergänzt werden können, nach Oesterreich Der Ministerpräsident v. TiSza theilte mit, bezüglich der Dienstleistung der sraglichen Bataillone m Oesterreich werde dem ungarischen Reichstage ein Gesetzentwurf zugehen. Der Ausschuß billigte die Armeeorganisation im Allgemeinen, vorbehältlich der Genehmigung des von TiSza in Aussicht gestellten Gesetzent wurfs durch den ungarischen Reichstag und trat sodann in die Specialdebatte rin. In dem Ausschuß der ungarischen Delegation für die auswärtigen Angelegenheiten ivterprllirte Kalk wegen der Erwiderung deS Besuchs des italienischen KönigspaareS. Der Minister de- Auswärtigen, Graf Kal« noky, erwiderte: Der Besuch erfolgte bekanntlich, um den freundfchastlichen Gesinnungen Ausdruck zu geben, welche feiten deS italienischen KönigSpaareS unserm Herrscherhaus gegenüber gehegt werden, und um aller Welt kenntlich zu machen, daß Italien sich der kon servativen, friedlichen Politik der österreich-unqarifchen Monarchie anzujchließen wünsche. Beide Zwecke wur den erreich!; nach dem Besuche deS Königs und der Königin von Italien wurden die Fäden weiter gespon- Feuilleton. Redigir« von -vtto Baue». K. Hoftheatrr. — Altstadt. — DienStag, den 31. Octoder wurde nach längerer Zwischenzeit wieder Edmund Kretschmer'» groß: Oper .Die Fol- kunger* gegeben. Die Ausführung — theilweife mit neuer Besetzung — unter Direktion deS Hrn. Kapell meisters Schuch war eme sehr gelungene, namentlich in Betreff der Hauptpartien, der Leistungen der Chöre und de- Orchester-, in wirkungsvoll gestalteter Wieder gabe der Chor- und großen Ensemblesätze der schön sten und gehaltvollsten Musikstücke de- Werks. Und diese — so vor Allem der originelle reizende Braut tanz von Falun, der mit dem dramatisch bedeutcndem Chor .Sprich, bist Du Erich'S Sohn?* beginnende Finalsatz (Act II) und da» große Finale im dritten Act — bewährten von Neuem ihren entschiedenen Ein druck und erregten den wärmsten Beifall de» gefüllten Hause». Hr. Gudehu» hatte dem Studium der Rollen de» Magnu» für ausdrucksvoll durchgebil deten Bortrag und charakteristische Darstellung sorg samen und erfolgreichen Fleiß gewidmet, Frl.Malten hebt die Partie der Maria durch gefängliche Beseelung und dramatisch belebende Gestaltung, und Hr. Degele die deS Lar» durch charakteristische Zeichnung. Hervor« gehoben sei noch die vorzügliche «u»führung de» Duett» mischen Maria und Magnu» im vierten Act. Die übrigen Mitwirkenden suchten in ihren kleinen Partien möglichst Gute» zu bieten. Nicht blo» die nen; die Beziehungen zwischen den beiden Staaten ge stalteten sich in der sreundschaftlichsten Weise. Selbst verständlich konnte auch ein Gegenbesuch nur die bei« den erwähnten Zwecke haben. Al« e» sich um die Wahl eine» Orte» für die Zusammenkunft handelte, mußten die außerordentlichen Berhältnisfe Rom» in Betracht kommen und un» die Gefahr nahe legen, daß, abgefehen von anderen Schwierigkeiten, die Person de» Monarchen zum Zielpunkte politischer Demonstrationen von Anhängern beider Lager au-gebeutet werden würde. Ei-, der Minister, konnte daher dem Kaiser einen Gegenbesuch in Rom nicht anrathen, obschon sich die italienischen Minister nicht dazu entschließen vermochten, einen andern Ort sür die Zusammenkunft der Monarchen zu bestimmen. Der Besuch blieb demnach vertagt. Die bezüglichen Besprechungen wur den in durchaus freundschaftlicher Weis, geführt. Die Vertagung deS Projektes übte keinen störenden Ein fluß aus die freundschaftlichen Gesinnungen der Höfe und die andauernd herzlichen Beziehungen der Regie rungen au». AuS den weiteren Verhandlungen desselben Aus schusses ist noch Folgendes hervorzuhebea: Der Reichsfinanzminister v. Kallay erklärte, die Herzegowiner hätten keine Lust, von Montenegro annectirt zu werden. Von dem guten Willen deS Fürsten von Montenegro sei er überzeugt Die Blät termeldungen über die Insurrektion seien übertriebene gewesen; er habe bei seinem Aufenthalte in der Her zegowina und bei dem Verkehr mit mehreren Auf ständischen mit Erstaunen gewahrt, daß die Leute durch ganz unglaubliche Gerüchte sich zum Aufstande hätten bewegen lassen. Der Minister Graf Kal noky antwortete auf mehrere an ihn gerichtete Anfragen, der Fürst von Montenegro habe sich über die ihm verursachten Kosten beklagt, beansprucht jedoch keine Entschädigung. Eine Aenderung in der Haltung des Fürsten Oester reich-Ungarn gegenüber fei seit dessen Rückkehr au» Rußland nicht wahrzunehmen gewesen. Die bulgari schen Festungen würden immer baufälliger, der Schiffs verkehr würde demnach durch dieselben nicht gefährdet, die Demolirung derselben werde nur durch die großen Kosten verzögert. Die RegulirungSarbeiten beim eiser nen Thor werden möglicher Weise im nächsten Früh jahr beginnen. Ueder die staatsrechtlichen Verhältnisse der occupirten Provinzen würden mit der Pforte keinerlei Verhandlungen gepflogen. In der ägyptischen Frage habe Oesterreich-Ungarn kein Mandat ertheilt, weil e» sich keine Verantwortung habe aufbürden wollen, lieber dre Pläne Englands seien ihm irgend welche Details nicht bekannt; England habe jedoch er klärt, ohne Intervention Europas eine definitive Rege lung der ägyptischen Angelegenheit nicht vornehmen zu wollen. Dar Ersuchen um Gestattung der An werbung von Mannschaften für die ägyptische Armee in Bosnien und in der Herzegowina sei von der Re gierung ablehnend beantwortet worden. Paris, DienStag, 31. Oktober, AbendS. (W. TB.) In der heute Abend vom Syndikat der Möbelfabrikanten abgehaltenrn Sitzung kam man dahin überein, über die Krage einer Schließung der Werkstätten erst nächsten Areitag Beschluß zu fassen. Loudon, DienStag, 21. Oktober, AbendS. (W. T. B) In der heutigen Sitzung deS Unter- Hause- bekämpfte der Premier Gladstone daS Amendemrut Gibson'S zur Reform der Geschäfts ordnung (wonach für den Schluß der Debatte zwei Drittel Majorität erforderlich sein soll) energisch, ohne jedoch auS dieser Krage eine CabinetSfrage zu machen. DaS Amendement sei durchaus unzuläs sig, weil eS ungerecht wäre, gegen kleine Minori- Sänqer der Hauptpartien wurden mehrfach hervor gerufen, sondern auch der Lomponist selbst empfing durch Hervorruf eine neue wärmste Anerkennung und Schätzung seine» Talentes und seiner künstlerischen Leistung. C. Banck. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 31. October: „Nathan derWeise*, dramatische» Gedicht in 5 Acten von G. E. Lessing. E» ist al» ein segensreicher Fortschritt im Geiste der öffentlichen Intelligenz, zugleich als ein Fortschritt in der objektiven Auffassung großartiger Kunstwerke zu bezeichnen, daß wir seit einer Reihe von Jahren dahin gekommen sind, daS Lessing'jche Meisterwerk an Tagen wie da» Reformation-fest und überhaupt bei feierlich ernsten, der Erinnerung geweihten Tagen zur Dar stellung bringen zu können. Ja, e» wurde möglich, diese Wahl zur Gewohnheit zu machen, und gern möchte jeder Wohldenkende darin die Wahrnehmung sehen, daß eine reifere, edlere Toleranz an die Stelle jener fana tischen Streitlust getreten ist, welche ehedem diese mensch lich und sittlich so rein und zugleich philosophisch so frei urtheilende Poesie Lessing » gehässig und wüst be kämpfte. Erst nach dem Schweigen de» Parteihader» ist Raum und Friede gewonnen, damit auch die Un befangenen, nicht mehr gestört von den Leidenschaft lichen, den dichterisch und moralisch auferbauendrn Ein druck de» Drama» genießen können. Die im Ganzen so vortreffliche Darstellung von „Nathan der Weise* ist vom Publicum und Kritik nach Verdienst anerkannt und da» gut besetzte Hau», sowie die weihevoll angeregte Stimmung boten «dermal» einen Beleg dafür. täten zu operiren und die Majorität der Tyrannei der Minorität zu unterwerfen. Die Rede Glad- stone's wurde sehr beifällig ausgenommen. St. Petersburg, Mittwoch, 1. November. (Tel. d. Dre»dn. Journ.) Se. Majestät der Kaiser vegnadigte die vom Kasan'schen Kriegsgericht in Saratow zum Tode verurtheilteu politischen Ver brecher Poliwanow und Nowitzky, Erstern zu un- bestimmter, Letzter« zu 12jähriger Zwangsarbeit. Konstantinopel, Mittwoch, 1. November. (Tel. d. Dre-dn. Journ.) Der Sultan berief, als er die beabsichtigte Abreise deS LordS Dufferin nach Aegypten (vgl. die „ TageSgefchlchte * unter Kairo) er fuhr, den Premierminister, die Minister deS Arußern, deS Innern und der Justiz iu sein Pa- laiS und ließ nach langer Berathung mit den selben den Lord Dufferin telegraphisch um seinen Besuch im PalaiS ersuchen. Lord Dufferin folgte der Einladung und bezeichnete dem Premierminister und dem Minister deS Arußern gegenüber die Er krankung de- Generalkonsul- Malet als Haupt grund seiner Reise nach Aegypten. Kairo, Mittwoch, 1. November. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der diplomatlsche Agent Krank- reichS besuchte Scherif Pascha und fragte ihn, ob der Ministerrath beabsichtige, Bredif zu den Mi- uisterrathsfitzungrn zuzuzirhen. Scherif Pascha erwiderte, baß, da die europäische Controle eine gemeinsame Einrichtung und der englische Ge neralkonsul angewiesen sei, an den MinisterrathS- fitzungen nicht Theil zu nehmen, der Ministerrath heschloffen habe, auch Bredif zu den Sitzungen nicht rivzuladen. Dresden, 1. November. Pari» — und Pari» ist Frankreich — bietet un- fortdauernd ein Bild allgemeiner Zersetzung. Wie da» Anfehen der einst mächtigen französischen Ver waltung aus da- Tiefste erschüttert erscheint, so ist auch jegliche sonstige Autorität dahingeschwunden. Sogar die fanatischen Volksführer sind durch ihr Bestreben, alle Autorität zu untergraben, gleichfalls um ihr per- fönliche» Ansehen gekommen. Gambetta'S Niederlage iu einer Scheune zu Charonne dürste noch jedem Zei- tungSlefer im Gedächtnisse sein. Eine Zeit lang war die Gunst der Menge seinem radikalen Nebenbuhler Clemenceau zugefallen, allein auch die Popularität diese» Führers blieb nur von kurzer Dauer, und nicht ein Jahr noch nach den Wahlen wurde Clemencau in einer Wählerverfammlung beschuldigt, daß er zur Com- munezeit die Kasse seine- Viertels gestohlen habe, und der Volksführer konnte nur entgegnen, er hätte die- felbe „gerettet*. Am 29. October Abend» nun hatte Clämenceau seine Wähler in den Cirque Fernando einberusen, um Rechenschaft über die Ausübung feine» Mandates abzulegen. Vorsichtiger, als Gambetta, der sich allein unter die Hausen seiner Gegner wagte, ließ Clemenceau sich von einer Leibgarde jener Radicalen begleiten, die von der gegenwärtigen Republik oppor tunistisch gefüttert werden. Es gelang der Gegner schaft, auS Intransigenten, Collectivlsten und Anarchisten bestehend trotzdem, da» Bureau in ihrem Sinne zu be setzen, und al» der Tribun seine VertheidigungSrede hielt, übertönte daS Zischen und Geheul der Rothen den Beifall seiner Claque. „ES ist ein völlig verdiente» Geschick,* bemerkt auS diesem Anlaß die Wiener (alte) „Presse*, „eine berechtigte Nemesis, wenn die radikalen Götzen von einst heute von ihren ehema ligen Anbetern in den Koth geworfen werden. Zu nächst ist eS der Contrast in den Worten und den Handlungen der alten Führer, welcher die Arbeiter Der Tempelherr des Hrn. Matkowsky hat an unbefangener Kernhaftigkeit in der Rede und fomit an Charakteristik gewonnen. Dieser Vortheil kann künst lerisch noch gesteigert werden, wenn der junge Krieger — wie eS der Wahrhe't nacy seinem Wesen ent sprechen würde — niemals ersichtlich Gelegenheit nimmt, in lauschender Selbstkritik mit dem tönenden Wohlklang eines schönen AccenteS zu sprechen. Die Titelrolle wurde diesmal von Hrn. Porth gespielt. Es war eine die volle Sympathie gewinnende Leistung. DaS gegenwärtig Hochgesteigerte derselben liegt wesentlich in der »ach und nach bei dem ge nannten Künstler eingetretenen Vermeidung alles Sal- bungSreichen im Vortrag. Die Erzählung von den drei Ringen — das erhabenste deutsche Kunstwerk in der kontemplativen Poesie — bekam eine außerordent liche Kraft und Frffche durch die Einfachheit und Natürlichkeit jener gesunden VortragSmethode. Sie ist der Gegensatz deS Akademischen und Didaktischen, dieser Leichenbetter alles dramatischen Lebens auf der Bühne. O. B. Dresden. Die moderne Abtheilung der königl. Gemäldegalerie wird bei der Wiedereröffnung nach den Reinigungstagen am Sonnabend, den 4. Novem ber, >.n fast völliger Neuordnung erscheinen. Diese Neuordnung, welche die erste Aufgabe war, die der neuen Direktion zufiel, war nothwendig geworden, weil die ehemalige Anordnung durch die zahlreichen und glücklichen neuen Ankäufe moderner Gemälde au» dem Gleichgewicht gebracht worden war. Uebrigen» ließ e» sich statt mit dem alten, in fast keiner Sammlung dex Welt mehr befolgten Principe, nach welchem hi« geyen erbittert. Die Herren Gambetta, Clämenceau, Floquet, Schölcher und wie die Braven alle heißen, haben sich an der Politik fettgegesien; sie sind fürstlich eingerichtet, speifen Fasanen, halten elegante Equipagen und Mai- tressen, und da» Schlimmste ist, daß man nicht weiß oder daß man sehr wohl weiß, woher da» Vermögen kommt, au» dem sie den Luxu» ihrer Paläste bestrei ten. Während die großen Wühler zu Reichthum und Macht gelangten, wurden die Arbeite»massen mit radi- caler Kirchenpolitik und socialen Phrasen gefüttert; e» gab keine ehrwürdige Institution, keine Ueberlieferung deS französischen Volke», welche von den Maulhelden nicht der Begehrlichkeit der Bestie hingeworsen wurden, um sie zahm zu erhalten. Wenn die Revolutionäre in Montceau-leS-Mine» heute die Kreuze au» der Erde reißen, so sind sie durch die Predigten der Radicalen hierzu seit Jahren aufgereizt worden, und der Staat ist ihnen vorangegangen, indem er alle religiösen Ab- zeichen au» den Schulen und öffentlichen Anstalten gewaltsam und unter geflissentlicher Verhöhnung der konservativ gesinnten Bevölkerung hinauSwarf. Der Knall der Bomben unv des Dynamit» ist nur der Widerhall der Hetzphrasen, welche die VolkLbetrüger in jeder öffentlichen Versammlung gegen die Religion und da» Eigenthum der Anderen abfeuerten, während sie das Ihrige sehr gut zusammenzuhalten unv zu ver mehren wußten. Die furchtbare Saat geht auf, welche Clemenceau und Consorten auSgestreut, und es kann nur zur allgemeinen Befriedigung gereichen, daß diese Gesellen endlich der Volksverachtung verfallen.* Da» Wiener Blatt zeichnet die Lage in treffender Weise. Da» Toben der Radicalen, der unsinnige Krieg gegen Alle», was dem Menschen heilig ist, gegen göttliche und menschliche Autorität, gegen Besitz, gegen die Bildung und gute Sitte hat in breiten Schichten eine völlige Entartung der Volksseele gezeitigt, die nun ihre bitterbösen Früchte trägt. Die „Neue Preußische Zeitung* schrieb dieser Tage: „Wenn, wie e» vor Kurzem vorgekommen, die Bürger Royer und Cattiaux sich nicht scheuen, im Municipalrath von Puri» be» der Debatte über Schulangelegenheiten «m Kampfe für die gottlose Schule die gräulichsten Blasphemien gegen Gott auszuspiechen und hartnäckig die Existenz des Allerhöchsten zu läugnen, wird nicht die Gottlosigkeit der Communalver- tretung hlneindringen m die Stadt selbst? Die wilden Reden der radicalen Bandltensührer in den revolutionären Volksversammlungen sind ja nur die natürlichen Echo» jener gottlosen Expectorationen verblendeter, atheistisch gesinnter Bäier ver Stadt. In dem Berichte der französischen Evangelisation»gejellschaft steht e» zu lesen, daß die Protestanten in letzter Zeit einen weit schlimmer», rabiatern und kampfbereltern Feind, al» je die katholische Kirche es gewesen, bekommen hätten; eS seien die Atheisten in Stadt und Land. Atheistisch gesinnte Männer bilden die Behörden der Städte, atheistisch gesinnte Schulmeister übernehmen die Er ziehung der Jugend. Daher kommt eS, daß die Gott losigkeit sich tropfenweise und durch tauseno Spulten in die Klassen schleicht, die von ihrer Hände Arbeit leben. Die hohen Herren verspotten während ihrer Toilette, bei ihren Diners und Soupers in Gegen wart ihrer Lakaien, ihrer Friseure und Lieferanten da» Chrlstenthum und predigen den Atheismus al» die einzig geltende Weltanschauung. Diese allzu verschwen derische Aufklärung dringt bruchstückweise in da» Ge hirn des Handlangers, des SchenkwlrthS und der Sol daten, bis auch sie sich sür majorenn im Wissen er klären und auch keinen Glauben an irgend eine Autorität, weder an eine göttliche, noch irdische, mehr kennen.* Man darf nicht erstaunen, wenn die Unheilisaat nun aufgeht, und wenn Mordverfuche, böswillige Brandstiftungen, Zuchtlosigkeit und Gier nach fremdem Gut unter der Bevölkerung mehr und mehr um sich stündlich zusammengehörigen Gemälde zusammengehängt, also z. B. alle Landschaften in denselben Räumen ver einigt worden waren, auch zur Veränderung einmal mit einem andern Princip versuchen. Die neue Di rektion war bei ihrer Anordnung bestrebt, das der Zeit und dem Stile nach Zusammengehörige so viel wie möglich zusammenzubringen und dabei vom Eingang»« biS zum Schlußzimmer eine gewisse Stufenfolge vom ältern zum mndernern emzuhalten, zugleich aber jede einzelne Bilderwand durch einen Wechsel von Land schaften und Figurenbildern, der beiden rrfahrung»- mäßig nicht fchaoet, fondern oft beide hebt, durch mög lichst organisch-synmetrifchen Ausbau und durch Zusam menhängung der im Tone zu einander passenden Bilder nach dekorativen Gesichtspunkten möglichst ruhig und harmonisch zu gestalten. Zwischen jenem historischen und diesem dekorativen Princip mußten, da doch nur mit gegebenen Größen gerechnet werden konnte, natür lich in vielen Fällen Compromisse geschlossen werden; und mag auch im Einzelnen Manche- Verbesserung»- fähig sein, so darf doch gehofft werden, da» kunstsinnige Publicum Dresden» werde anerkennen, daß die neue Anordnung jedem Bilde und jeder Bilderwand ihr Recht läßt und zugleich die Uebersicht über den Ge- sammtschatz moderner Bilder, den unsere Galerie bereit besitzt, erleichtert. n DreSden. Die wissenschaftlichen Borträge in der Aula de» königl. Politechnikum» nehmen nunmehr Myntyg, den k. November, Abend» K8 Uhr mit dem Bortrag de« Prof. vr. Flitz Schultze ,Ueber die neuesten Offenbarungen au» dem Geister« reiche* (in dem es sich um eine Darstellung und
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