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MsdmfferTagMtt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Da» „Wilsdruffer Tageblatt' erscheint Werktag» nachm. »Uhr. Dczugrpr. monaN 2RM. frei Hau», bei Postbesiellung I,8ll RM. zuzügl. Bestellgeld Einzelnummer 1ü Rps Alle Postanstalten. Postboten, unsere Austräger u Geschäftsstelle 8E höhererGew^u'oder Wochenblatt für WtlsdrUss U. UMgegLNd sonsti^^Bc^ gen besteht kein Anspruch — auf Lieferung der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreise» Rücksendung eingcsandtcr Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto bctlicgt. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten und des Stadt, rats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Äezirks Anzeigenpreis« laut aufliegender Preisliste Nr S. — Ziffer-Gebühr: 20 Rpig — Dorgesch-t» bene Erschcinungstage und Plotzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen-Annahm« bis vormittags >v Uhr .. Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermit- Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 teilen Anzeigen überneh men wir keine Gewähr. ' — Bei Konkurt und Zwangsvergleich erlischt feder Anspruch aus Nachlaß. Nr. 163 — 95. Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Mittwoch, den 15. Juli 1936 Talen gegen Neven. Wenn man nochmals den Wert des deutsch-österreichi schen Abkommens besonders herausheben will, dann tut man gut, es den Bemühungen um die Locarnokonferenz gegenüberzustellen. So wird der Fortschritt erkennbar, den die deutsche Außenpolitik gegenüber der bisher üblichen Politik der interalliierten Staaten gebracht hat. Es ist das besondere Kennzeichen der nationalsozia listischen Außenpolitik, daß sie umständliche internationale Konferenzen und den internationalen Kuhhandel um Einzelfragen bewußt ablehnt und an deren Stelle die T a t setzt. Schließlich ist die Außenpolitik auch nichts anderes als die Verständigung von Mensch zu Mensch. In Außenpolitischen Dingen sollen sich eben die Völker mit einander verständigen. In beiden Fällen braucht man keinen Dritten dazu und tut am besten, wenn man die Dinge direkt miteinander bespricht. Die Hinzuziehung dritter und mehrerer Personen macht die Auseinandersetzungen nur noch schwieriger, verzögert sie und zerrt sie womöglich auf Nebenwege, auf denen sie sich verlieren. So wie es im menschlichen Üeben ist, so ist es im Leben der Völker, und die gesunden Lebensgrundsätze gelten für den National sozialismus auch in der Außenpolitik. Deshalb zieht er die zweiseitigen Verträge den sogenannten Kollek tivverträgen vor. Und daß diese Einstellung die richtige ist, beweisen die Erfolge, beweist das Flotten- abkommen mit England, das Freundschaftsverhältnis mit Polen, beweist neuerdings das Freundschaftsabkommen mit Wien. So dient man dem Frieden zwischen den Völkern, und f" führt man die Befriedung Europas wirklich herbei. Alle anderen Methoden müssen wohl oder übel scheitern, v"'re von falschen Voraussetzungen ausgehen. Was will Methode der Kollektivverträge erreichen? Kollektiv- h^ht weiter internationale Konferenzen mit und Entschließungen, mit tausend Aus- -^ersuchungskommissionen, mit Wünschen Wochen-, ja monatelang gehen diese Besprechungen hin und her, werden hier abgebrochen, dort wiederaufgenommen und enden besten- einem Kompromiß, das die Gegensätze mühsam verhüllt und sogleich die Wurzel neuen Uebels wird. weil die Locarnokonferenz, die Düssel stattfinden sollte, durch das Abkommen zwischen Berlin und Wien angeblich durchkreuzt worden sei. Wir wollen geri^ glauben daß viele Plan?' dw d e Pariser Diplomaten für die Konferenz ausgearbeitet hatten, überholt worden sind. Sicherlich war eine der Fragen, tue den Diplomaten an der Seine besondere Kopfschmerzen bereitete, das deutsch-österreichi sche Verhältnis. Wenn man den Aeußerungen der Pariser Presse Glauben Henken wck dann, hatte man scheinbar vor, in Brussel über dieses schwierige Problem in tief gründige Erörterungen einzutreten. Dabei wäre dann das Kuriosum geschehen, daß sich Staaten über Dinae unterhalten, die sie zunächst nichts angehen, sondern die Angelegenheit der beiden in Frage kommenden Länder sind. Vermutlich wäre in Brüssel eine der berühmten Ent schließungen gefaßt worden, die man dann in Berlin überreicht hätte, mit dem Ersuchen, sich dazu zu äußern Wir zweifeln, daß auf diesem umständlichen Wege eine Bereinigung des deutsch-österreichischen Verhältnisses er folgt wäre, schon deshalb, weil die beiden Staaten, deren gegenseitige Beziehungen man zum Gegenstand der Kon ferenz gemacht hätte, selbst gar nicht auf der Konferenz vertreten waren. Das deutsch-österreichlsche Abkommen hat der Brüsse ler Konferenz der Restlocarnomächte die Muhe erspart, es hat aber gleichzeitig den Vorkämpfern für das Kollektiv- shstem gezeigt, wie manes macht. Wenn Deutschland und Oesterreich Dinge miteinander zu bereinigen haben, dann tun die beiden Staaten dies auf direktem Wege, denn sie allein sind dazu berufen, Spannungen unter einander zu beseitigen und kein Dritter, und schon gar nicht eine internationale Konferenz, und der Erfola dm direkten Verhandlungen hat sich wiederum gezeigt. Deutschland und Oesterreich haben zueinander gefunden, wie es nach der Geschichte der beiden Staaten und der Blut- und Sprachverbindung beider Volker nicht anders zu erwarten war. So wurde auf dem direkten, weil ein fachsten Wege ein schwieriges Problem gelöst, dem inter nationale Konferenzen nie beizukommen wußten. Das Abkommen hat den Vertretern des Kollektw- shsto-ns eigentlich den Weg gezeigt. Klar und deutlich hat sich erwiesen, daß die Politik der Tat de r P o l t - tik der Worte vorzuziehen ist. Oesterreichs Propagandaminister, Oberst Adam, hat in einer Rundfunkerklärung zugegeben, daß Oesterreich Mit der Außenpolitik des Deutschen Reiches vollkommen uber- einstimme. Die österreichische Regierung hat sich also da mit ebenfalls zu der Politik der Tat bekannt. So mehren sich die Staaten, die einsehen, daß Mißverständnisse, Spannungen und Aergernisse nur auf dem Wege direkter Vereinbarung beseitigt werden können. Wann endlich wird sich diese Erkenntnis allgemein durchsetzen zum Besten aller Staaten, zum Besten des Friedens in Europa?, Mit der MnMik DMlM WM. Oesterreichs Propagandaminister über den deutsch-österreichischen Vertrag. Oesterreichs Propagandannmster, Bundeskommissar Oberst Walter Adam, gab im österreichischen Rund funk eine Uebersicht über das Echo, das das deutsch-öster reichische Abkommen gefunden hat und knüpfte daran einige Bemerkungen. „Die Spannung Wien—Berlin dauerte", so betonte Oberst Adam, „mehr als zwei Jahre. In ganz Europa hatte man sich an diesen Zustand gewöhnt, man stellte ihn als gegebene Größe hin. Es ist daher nicht überraschend, daß sich an das österreichisch-deutsche Uebereinkommen da und dort sehr weitgehende Kombinationen knüpfen, die auch manchen Irrtum eins ch ließen. Es bedeutet gewiß einen Irrtum, die Wiederherstellung gutnachbarlicher Beziehungen zwischen Oesterreich und dem Deutschen Reich als einen Schritt zu einer euro päischen Blockbildung aufzufassen. Berufenste Personen haben in diesen Tagen wiederholt bekräftigt, daß die römischen Protokolle einen Tragpfeiler der österreichischen Außenpolitik bilden. Diese Protokolle schließen keinen anderen Staat aus, sie sollen vielmehr die Grundlage zu einer Erweiterung der wirt schaftlichen und kulturellen Zusammenarbeit in Europa abgeben. Demgemäß hatte auch kein Partner der römischen Protokolle je die Absicht, das Deutsche Reich von der Ord nung der Dinge im Donauraum abzuschalten. Die Aufrecht erhaltung eines unnatürlichen Spannnngszustandes zwi schen den zwei deutschen Staaten könnte doch nie als Sicherung gegen eine Blockbildung auf gefaßt werden. In einigen ausländischen Blättern kommt auch die Besorgnis zum Ausdruck, daß Oesterreich mit dem Ueber einkommen seine Unabhängigkeit erst recht gefährdet habe. Wenn solche Betrachtungen etwa aus einer Betrachtung des Größenverhältnisses zwischen Oesterreich und Deutsch land stammen, so müßte man ganz allgemein zu dem Fehl schluß kommen, daß es ein aufrichtiges freundnachbarliches Verhältnis zwischen einem großen und einem kleinen Staat überhaupt nicht geben könne. Oesterreich hat nie eine antideutsche Politik getrieben und wird auch in aller Zukunft nie eine antideutsche Politik mitmachen. Das wäre wider die Natur eines Staates, der sich schon in seiner Verfassung ausdrücklich als ein deutscher Staat bekenn^ MU rückwärts gewendetem Blick wird man das Schick sal der europäischen Völkergemeinschaft nicht ersprießlich gestalten können. Man muß über vieles, was in der Ver gangenheit geschehen ist, seelisch hinwegkommen, um vor wärtszukommen. Das ist notwendig. Auch ein Schuß europäischen Optimismus ist notwendig, um zu einer Konsolidierung Europas zu aelanaen, an der Oester ¬ reich als kleiner Staat im Schnittpunkt so vieler Interessen im besonderen Maße interessiert ist. Wir wissen uns darin mitderAußenpolitikdesDeutschenReiches olidarisch. Die europäische Friedenspolitik ist von dem Begriff „Optimismus" nicht zu trennen." Oie Grenzländer erwarten die Reichsdeutschen. In den österreichischen Grenzländern herrscht über das deutsch-österreichische Abkommen große Freude. Man fühlt sich von einem Druck befreit, der drei Jahre lang auf den Menschen lastete. Run. erwartet man mit Spannung die Reichsdeutschen, deren Besuch von dem Ergebnis der Verhandlungen über die Aufhebung der 1000-Mark-Grenze und der Regelung der Devisenfrage ab- hängt. Man hofft, daß die Reisebeschränkungen nach und nach beseitigt werden, und erwartet, daß für die erste Zeit der Reiseverkehr kontingentiert wird. Gesandter v. Papen begrüßt den neuen österreichischen Minister. Nach einem Gottesdienst in Wien begrüßte der deutsche Gesandte v. Papen den nach der deutjch-österreichischen Einigung in das Kabinett Schuschnigg aufgenommenen neuen Minister Glaise-Horstenäu. (Weltbild). Ws tikMrt die Lmw-Msemr. Frankreich wünscht nicht sofortige Hinzuziehung Deutschlands und Italiens. Die Frage, ob nach dem deutsch-österreichischen Ab- Mmmen die Locarnokonferenz zustande kommt, wird immer mehr dahin beantwortet, daß der ursprüngliche Konferenz plan durch die Ereignisse überholt ist. Außerdem scheinen sich zwischen London und Paris Gegensätze herausgebildet zu haben, die zum mindesten eine Verschiebung der Konfe renz nötig machen. Der belgische Ministerpräsident van Zeeland vertritt die Auffassung, daß die Ereignisse der letzten Tage den Plan einer Locarnokonferenz überholt haben. Nach Bekanntwerden der deutsch-österreichischen Verständigung und der Weigerung der italienischen Regie rung, an einer Konferenz in Brüssel ohne Deutschland teil zunehmen, habe die belgische Regierung sich mit Frankreich und England in Verbindung gesetzt. Es besteht die Mög lichkeit, daß die Konferenz auf einen späteren Termin ver legt werde. Darüber fänden zwischen Brüssel und London Besprechungen statt. Frankreich legt den größten Wert auf die Abhaltung der Konferenz, selbst ohne die Beteiligung Italiens und Deutschlands, da man bei dieser Gelegenheit versuchen möchte, die Frage der Generalstabsbesprechungen zwischen Frankreich, Bel- silen und Großbritannien auszuwerfen und zusätzliche Sich erheitsgarantien von Großbritannien zu er reichen. Wie sich die französische Regierung endgültig zu der etwas veränderten Lage verhalten wird, wird vor aussichtlich in den allernächsten Tagen bekanntwerden, wenn Außenminister Delbos wieder in der französischen Hauptstadt ist. Die Pariser Blätter haben allgemein den Eindruck, als ob man in London nickt sehr von der Ab yauung der Konferenz unter den gegenwärtigen^ um- ständen begeistert sei. „Großbritannien", so schreibt die außenpolitische Mitarbeiterin des „Oeuvre", „kehre zu seiner überlieferungsgemäßen Politik des Abwartens zurück. Das Londoner Auswärtige Amt habe den britischen Botschafter in Brüste! beauftragt, den belgischen Außenminister zu einer Erklärung zu veranlassen, nach der das Ziel der Brüsseler Konferenz in folgenden zwei Punkten bestehen sollte: 1. Abschluß eines westeuropäischen Sicherheitspaktes und 2. Rückkehr Deutschlands in den Völkerbund. — Die französische Regierung, die ebenfalls von diesem Vor schlag in Kenntnis gesetzt worden sei, habe jedoch mit einem kategorischen Nein geantwortet. Was die Hinzu- ziehung Deutschlands zu den Besprechungen angehe, so habe die französische Regierung in ihrer Antwort zwar grundsätzlich sich mit der britischen Haltung einverstanden erklärt, aber darauf hingewiesen, daß die Einladung an Italien und Deutschland er st imAnschluß an eine vorherige Fühlungnahme der anderen drei Locarnomächte erfolgen dürfe. In diesem Punkte bestün.dm daher zwischen Paris und London Meinungsverschiedcn- beiten " * Vertagung der Brüsseler Konferenz? Wie in unterrichteten englischen Kreisen verlautet, ist die Möglichkeit einer Vertagung der für den 22. Juli nach Brüssel einberufenen Konferenz der Rumpf-Locarno- Mächte größer denn je. Mancherorts wird bereits vo« einer Verschiebung auf unbestimmte Zeit gesprochen.