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Dienstag, l«. stanuar isro »LS,»«»«». M.rr «r«z»an>»rNt: RaLrl«««, «rrlde» Kern vrechee-Lam«eInumme«: 9»»6l «ur lür Ra»tne>prLck,e: «r. »vor, kchrlIOellung u. Hauplge^chLtltstellei Lre«de»-L. I, wartenstrabe 3»/t» Gegründet 1ö5S «e»»»»,e»e>, da», 1. «I l». g«rua» 1»R» Lei täglich »«elm-Uger Zufteyua, frei H«ch 1.7» VN. V»It»e,ug«vr»I« NN Monat ganuar 3.60 MI. elnichl. 96 Via- «oftgebllHr (ohne PofttusteUung-gebühr». «tnzelnummer l« Big, austerhalb Lrelden» l» Vlg. «n,e«,en»retle: «te «njetgen werde» nach «oldmart berechnet: dt« rtn!t>a»Ige 3a mm brette Zelle 3» Via., tür auswärt» «0 Psg. kamtlien- an«etge» und EteNengetuche ohne Rabatt l» Vsg., austerhal» id Vtg., dt« »a mm breit« Reklame,etl« 900 »«., -uberhalb 3»0 «ig. cilertengebithr 3ü Vtg. Ilulwärttge «usträge gegen vorautbejahlun. »eu« a. «erlag: «tevtch ä RetchaNt, Dredden Pofticheck-llt». »063 Lreade» R-chdruik nur mtl den«.Quellenangabe kDreSdn. Nach».» »ulälltg. Unverlangt» Lchrtststücke werden nicht aufbewadrt Sensation im Haas Schacht verweigert die Beteiligung -er Reichsbank an -er Tri-ut-ank eil» andere Bankenaimpe je» Mpria«» Von novarom navt» a«ll Aaag ontoanckton Sonckardarlod«ar»1ar«ar Im Haag, 1». Jan. Die große Sensation der Konferenz ist da. Während die sechs einla-eilden Mächte die letzte Hand an die Fassung der Etnigungösormel legten und sogar die Lanktionssrage durch eine formale deutsch-französische Eini gung als geregelt galt, trat gleichzeitig das Komitee für die Internationale Rank zusammen. Hier wurde Schacht sofort bei Beginn die Frage gestellt, ob die Reichsbank sich an der Internationalen Bank beteiligen werde. Man verwies auf einen Brief, den der Ncichsbankpräsidcnt am 80. Dezember an den Amerikaner Reynolds, den Borsitzenden des Komitees, geschrieben hat und in dem er die Verfälschungen des Ivungplanö im einzelnen airsführte und seine Beteili gung an der Trtbutbank in Krage stellte. Schacht erwiderte darauf: „TaS Reichsbankdirektoriu« ist leider nicht in der Lage, eine Erklärung über seine Beteiligung an der Inter, nationalen Bank abzugebe«. Deutschland ist nicht in der Lage, den Boüngpla« änzunebmen, solange es noch weiter mit Sanktionen bedroht wird, die dem ganzen Geist des AonngplanS entgegenstehen, «nd solange das dentfche Eigentum, z.B. in England, noch weiler sartgcnnW»»« wir». BoranSsetzlmg für die. Mitwirknng der Reichs« dank ist die Wioderherst«ll«ng deS N»»«g, Plans, so, wie die Sachverständigen ihn gewollt haben," Das schlug wie eine Bombe ein. Das Komitee ver tagte sich sofvrt. Politiker, Wirtschaftler und Journalisten im Haag Uesen wie ein aufgestürter Bienenschwarm durcheinander. Die Sensation war um so größer» als gleichzeitig die sonstige Einigung als Tatsache, wenn auch noch ohne Einzelheiten, bekannt wurde. Dr. Schacht hielt seine Stellung nahme auch gegenüber der deutschen Delegation aufrecht. Er siihrtc für seine Haltung auch hier politische Gründe an, u. a. die Sanktionen, den Polenvertrag, das deutsch- bclgtschc Markablvmmen »nd die anderen Perfälschun gen des Uoungplans. Natürlich herrschte innerhalb der deutschen Delegation und in allen der Regierung nahe stehenden Kreisen größte Aufregung. Nur mühsam werden heftige Aenßernuge« gegen Schacht unterdrückt. Man weist darauf hin, daß der ReichsbankprSsident bei seiner Stellungnahme die endgültige Regelung hier, beson ders die über die Sanktionen, noch gar nicht gekannt habe. Aber Schacht war zweifellos über die Grundlinien des Sch'ußabkommens hier schon genügend unterrichtet, um zu wissen, daß es sich nicht um wirkliche Erleichte rungen und Verbesserungen, sondern teilweise sogar um Ncubcla st ungen handelt. Sofort setzte ein verzweifelter Gegenstoß ein. ES wurde sofort an die Gegner herangetreten und eine gemeinsame Sitzung vereinbart. Ter deutsche Vor schlag, eine andere Bankengruppe, und zwar wahr scheinlich -te Reichskreditgesellschaft un- -te Preußische Seehan-lung mii den Funktionen der Reichsbank innerhalb der Jnter- nalionalcn Bank zu betrauen — eine Regelung, die imBoung- pian selbst eine Stühe findet — fand die Zustimmung derübrtgen fünf Hauptmächte. Gleichzeitig wurde von den sechs einladenden Mächten ein Brief an das Komitee für die Internationale Bank geschrieben, in dem dieses ausgcfordert wird, seine Sitzungen unter allen Umständen fortzusetzen und auch die Verhandlungen mit den Vertretern der Schweizer Behörden über den Sitz der Bank weiterzufllhren. Dr. Schacht hat sich tm übrigen bereit erklärt, an diesen Sitzungen wenigstens so lange teil- zunehmcn, bis ein Vertreter der anderen Bankengruppe hier eingctroffcn ist. Verhandlungen mit de« genannten Banken wurden sofort ausgenommen, LaS Ergebnis soll morgen de« Gegnern mitgeteilt werden. ES fragt sich aber sehr, ob diese Ersatzgestellung praktisch überhaupt durchführbar ist. Dr. Schacht hat erklärt, dieser Regelung an sich keine Schwierigkeiten machen zu wollen. Er ist auch bereit, die nötigen geschäftlichen Angelegenheiten außerhalb der Trtbutbank tUeberwetsungen usw.j vornehmen zu lassen. Natürlich würde die Reichs bank bet dieser Regelung keinen Sitz tmVermaltungsrat der Internationalen Bank haben. Das alles läßt die weitgehen den Konsequenzen erkennen, die sich an diesen Schritt knüpfen. Die Hoffnungen, schließlich doch noch mit Schacht sich zu einigen, werde» tm Regierungslager aber noch nicht aus. gegeben. A«s der ander« Seit« sind scharfmacherisch« Kreise a» Werk, hi« Zwischenzeit ans,«beute». «« de» «lh, ltebigen und gefährlichen Noich S» a»,»räside«. te« a«S dem Sattel z« heben, »nd sei»« Stellung» wen« möglich »och dnrch nachträgliche Ah» ä«d«r«»g LeS Bankgcsetzes, abhängiger z» machen. Ueber die Motive Schachts werden «m einzelnen ver schiedene Meinungen laut. Er selbst gibt keine Erklärung ab, abgesehen von dem schon erwähnten Bekenntnis, daß poli tische Gründe für ihn maßgebend seien. Er habe seine Zustimmung zu der Beteiligung non verschiedenen Vor- auSsetzungen abhängig gemacht, die bisher noch nicht erfüllt seien. Es handele sich für ihn um eine mora lische Frage, und er sei nicht in der Lage, seine Auf fassung zu ändern. ES wird setzt auch bekannt, daß Schacht vor seiner Abreise in Berlin Aeußerungen berechtigter Em pörung über die SanktionSabsichten unserer Gegner und über den Raub deutschen Eigentums getan hat. Uebcralt wird von Deutschen und Ausländern hier die Frage gestellt: »Welche praktischen Ziele verfolgt Schacht? Warum hat er mit diesem Schritt solange gewartet, bis alles fast völlig geregelt mar? Hofft er den verfälschten Houngplan noch verändern zu können, und sei eS durch die innerdeutschen Rückwirkungen seiner Erklärung? Oder war der Schritt ur sprünglich unter anderen Voraussetzungen geplant, und ist er nur durch die säst gewaltsame Einigung ohne ihn um die be absichtigte Beeinflussung des Endresultats gebracht worden?" Vielfach wird auch vermutet, daß der Reichsbankpräsident vor allem jede Mitverantwortung an den Haager Ergeb nissen und an dem heutigen Uonngplan überhaupt demon strativ ablehnen wolle, nachdem die Verhandlungen unter Veiseiteschiebung seiner Forderungen geführt worden sind. SS ist also nun soweit gekommen. Saß die Delegation »nh der Rcichsbankpräsident vor den Augen deS Aus landes hier in offener Fehde liegen. DaS hätte vermieden werden können. Diese Tatsache ist aber zugleich ein Symptom dafür, wie ungeheuer ernst Dr. Schacht die dauernde Verfälschung des AoungplaneS beurteilt, so ernst, daß er auch die äußersten Mittel für seine natio nale Pflicht hält. Demgegenüber erklärt die Delegation, daß sie tm Einklang mit den übrigen einladenden Mächten trotz des Zwischenfalls mit dem ReichSbankpräsidenten die Konferenz zu Ende führen werde und daß sie keinen Zweifel habe, daß ihr das auch gelingen werde. Staatssekretär Schaesser reifte am Montagabend »ach Berlin, um die Verhandlungen mit anderen Bankgrnppen ans» -»nehme«. Danzigs Tribute gestrichen Im Haag. 1». Januar. In der Frage der Danztger Tchnlden ist heute tn einer Sitzung der Gländigermächte »ollkommene Einigung dahin erzielt worden, baß der freien Stadt Danzig" die etwa löst Millionen Reichsmark betragenden Restschnlden aus der Uebernahme des seinerzeit »» Danzig übertragenen Reichs» «nd preußischen Staats eigentums, sowie ans de» Hasenverpslichtungen usw. erlasse« «irden sind. Rur die bereits gezahlten IS Millionen find als» »lä Abgeltung sür dies« Uebereignunge» Danzig anfertegt geblieben. In einem Anhang zum Haager Schlnßprotokoll »ird diese Regelung niedergeleg« werden. Der Danziger isinanzsenator Kamnitzer. der im Haag mit Unterstützung un OberregierniigSrat Dr. Ferder sür Danzig die betresse«» ie, Verhandlungen geführt hat, begab sich heute nachmittag uch Danzig »«rück. . Parker Gilbert im Haag. Der ReparaitonSagent Parker -ttbert und der amerikanische Bankier Morgan, ein Nesse sei, I. P. Morgan, sind heute tm Haag «tngetrosfen. „Rener Plan" statt Avungvlan I« Haag, 13. Januar. In das Schlußprotokoll der Haager Abmachungen werben nunmehr aus Grund der Aus arbeitungen der Juristen der Gläubigcrmächte folgende Be stimmungen ausgenommen: Der Aoungplan heißt tn Zukunft der „Neue Pla n". Der „Neue Plan" tritt tn Kraft» sobald folgende Voraus setzungen erfüllt sind: Der Präsident der Reparation-- kommtssion und der Vorsitzende der Kriegslastenkommission haben gemeinsam festzustellen, daß 1..Deutschland den Neuen Plan und da» Protokoll der Haager Abmachungen rattstztert hat und baß die damtt zusammenhängenden neuen Gesetze von den Verfassung»- mäßigen Organen angenommen und veröffentlicht worden sind: S. daß die fünf Grotzgläubsgermächte Frankreich, Italien, England, Belgien und Japan gleichfalls den Reuen Plan rattstztert haben: 8. daß dt« B. I. Z. gebildet worden ist «nd alle ihr au» dem Neuen Plan zukommenden Verpflichtungen übernommen und die Griamtschuldverschretbung Deutschlands und der Reichsbahngesellschaft erhalten hat. SeelenverMunv Unsere Sozialdemokraten und Kommunisten sind sich in ihrem letzten „kulturpolitischen Ziele, der absolute» Ver bannung religiöser Werte aus der Oesfentlichkett, durchaus einig. Und trotzdem geraten sie sich fortwährend tn die rötlich schimmernden gesträubten Perücken, wenn es sich um die Taktik handelt, die zur Erreichung dieses Ziels eingeschlagcn werden soll. Die Moskowiter bevorzugen den offenen Kampf mit der alten marxistischen Devise: »Lieligion ist Opium sür das Volk", die Sozialdemokraten meinen das gleiche, aber sie scheuen die laute Parole. Solange man noch das Zentrum braucht, um seine Machtposition in Reich und Preußen auszu- baucn, setzt man lieber an die Stelle polternder Worte ein lullende Narkotika, tn deren Schutz man seine letzten Ziele um so unverhüllter anstrcbcn kann. Man sagt nicht mehr „Diktatur deö Proletariats", man nennt das jetzt „Wirt schaftsdemokratie". Man schließt mit der katholischen Kirche einen Waffenstillstand, den man Konkordat nennt, be müht sich aber eifrig, dem Protestantismus einen paritätischen Vertrag vorzucnthalten. Man gründet Vereinigungen protestantischer und katholischer religiöser Sozia listen, um die christliche Arbeiterschaft anzulocken. Aber wie hat man den religiösen Sozialisten ihre Arbeit sür die Partei gedankt? Das konnte man am deutlichsten aus den Auseinandersetzungen nach den letzten Kommunalwahlen ersehen. Die Freidenker, die unumschränkt in der Partei herrschen, haben den christlichen Mitgliedern durch die Tat bescheinigt, daß sie nur als Marxisten zweiten Grades angesehen werden. Als Werber für die Partei waren sie willkommen, Mandate hat man ihnen jedoch ver sagt. Ja, man hat sogar Partetangchürige. die lange Jahre Mitglieder der Stadtparlamcnte waren, obwohl sic von ihrem „Zahlabend" wiederum als Kandidaten ausgestellt wurden, auf Beseht der freidenkerischen Parteizentrale von der Bewerber liste gestrichen, weil sic noch einer Religionsgemeinschaft an» gehörten. Kein Wunder, daß die betrogenen religiösen Sozialisten für das nächste Mal mit dem Wahl streik drohen. Eine Drohung, die ihren Urhebern nur den Vor wurf des Disztplinbruches einbrachte. Der Kampf gegen die Religion wird unentwegt unterirdisch von der Partei weltergeführt. Dagegen hilft kein Lamento sogenann ter religiöser Sozialisten. Für diesen Zweck hat die Sozial demokratie eine besondere Bereinigung, den Freidenker ve r band, geschaffen. In regelmäßigen Abständen über schwemmt diese Vereinigung die sozialdemokratische Presse mit ihren ganzseitigen Werbeanzeigen mit den knalligen Ueberschriften: „Warst du schon tm Fretüenkcrhaus und hast du deinen KtrchenauStritt schon vollzogen?" Wie sympathisch dieselbe Presse dieser Bewegung gegcnübersteht, kann man jeden Tag aus der Rubrik ersehen, die den Neu erscheinungen auf dem Gebiete der Literatur gewidmet ist. In letzter Zctt erregten Bücher, wie die ,„K e tz e r b t b e l", Waffensammlung für den kämpfenden Freidenker, und „Die Kirche in der Karikatur", die Begeisterung der Reze» senten. Die warmen Empfehlungen, die dieser Art Literatur gewidmet werden, beweisen den innigen Zusammen- Hang zwischen Sozialdemokratie un- Freidenkerverband, hinter dem sich die lebhafte zersetzende Propaganda der Sozialdemokratie gegen Kirche und Religion selbst mit den Mitteln der Verhöhnung und -es Spottes verbirgt. Wirk lich, es tst eine Lust, religiöser Sozialist zu sein. Es ist nun interessant zu sehen, wie diese MInterarbelt auf die rötere Konkurrenz, auf bte Kommunisten, wirkt. Sie geraten darüber tn Helle Wut, und zwar offensichtlich des- halb. weil sie fürchten, es möchten ihnen selbst Felle davon schwimmen. Nach Moskowtterart wtmmelt gegenwärtig die kommunistische Presse von Beschimpfungen schwerster Art gegen die „bestochene Freibenkerbürokratie". Der Gruud ergtbt sich aus der Tatsache, daß der Frcidenkerverbanb jüngst KörperschaftSrcchte verliehen bekam. Nach kommu nistischer Ansicht ist das ja schwärzester Verrat an dem revo lutionären Proletariat, denn sicher hat die Leitung des Ver bandes zu diesem Zwecke die Forderung des Kampfe» gegen die Ktrche gestrichen, die Verpflichtung der Mitglieder -ur Feuerbestattung abgcschafft und aus dem Kulturprogramm sozialistische Redewendungen gestrichen. Wie könnte man es sonst erklären, daß selbst das Zentrum der Verleihung der KörperschaftSrechle keinen Widerstand entgegensetzte. Freilich» die Oesfentlichkett hat nicht erfahren, durch welche Lippen bekenntnisse der Fretdenkerverband die KörperschaftS- rechte erwarb. ES kommt dem ja auch gar keine Bedeutung zu. Positiv geändert hat sich der Verband, wie seine Kirchen- auStrittspropaganda beweist, jedenfalls nicht. Für da» Bür- gertum wären auch die wutverbissenen Aeußerungen komm«, ntsttscher Organe nichts weiter als ein häuslicher Streit der setndltcheu marxistischen Brüder, wenn man in ihnen »ich« «tuen neuen Beweis dafür sehe» müßt«, «ie lebhaft betde