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Wochenblatt für e M useßPulsnitzi Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg uud Umgegend. —i ——- — — Amtsblatt btt Königlichen Gerichtsbehörden und -er städtischen Behörden zu Pulsnitz und Königsbrück rbeT^ - - - - " . Lo. 24. Sonnabend, den 24. Mä,z L8G6. -ke - — -- -- Politische Uebersicht. Sachse». — Das „Dresdner Journal" schreibt: „Ein hie- sizes Blatt brachte unlängst die Nachricht, der preußische Gesandte stA solle im Namen seiner Regierung die Erklärung abgegeben haben, daß sür den Fall eines Krieges zwischen Preußen und Oesterreich " seine Regierung die gewünschte Neutralität Sachsens rejpectiren ^erde, und infolge dessen sei die schon angeordnet gewesene Mo- dilisirung der sächsischen Armee sistirt worden. Ein Leipziger Blatt, welches diese Notiz erwähnt, spricht zugleich, obschon mit HI' dem Ausdrucke des Zweifels, von einer ernsten Drohung, die Graf lsM d Mismark dem sächsischen Gesandten Graf v. Hohenthal in Ber- im mit besonderer Bezugnahme auf die sächsische Presse ausge- nit'j sprochm haben soll. — Beide Nachrichten beruhen vollständig auf Erfindung. — Preußen. — Durch die Verordnung vom II. nill^ März über die Bestrafung feindlicher Handlungen gegen die sou- deraine Gewalt in Schleswig-Holstein ,hat die Regierung defini- «v gegen alle und jede Ansprüche des Augustenburgers sich er wart. Sie erklärt sich damit auch indirekt gegen die ihm Seiten 4 ß Oesterreichs zu Theil werdende Duldung, betrachtet seine Prä- knsion als Hochverrath und stellt ihm unzweifelhaft als sein Schicksal, wenn er auf schleswigschem, ^jedenfalls auch wenn er ^us preußischen: Boden sich betreffen läßt, eine Verhaftung in —« Aussicht. — Während diesseits officiell erklärt wird, daß Preu- IR M keinen CabiuetSkrieg wolle, beginnt man in Oesterreich mit dem Säbel zu rasseln. Der Verfügung des Standrechts für den nn. Prager, Pilsener, Piseker und Taborer Kreis giebt man dieAus- ^gung, daß sie nicht allein wegen der Excesse des CzechenpöbelS eS,^'. gegen die Juden, sondern auch deshalb erfolgt sei, um militairi- mE sche Maßregeln in Böhmen dadurch zu verdecken. — HD er be ¬ kannte Staatsrcchtslehrer Professor Zachariä in Göttingen hat na. sich entschieden gegen den ObertribunalS-Beschluß vom 29. Jan. ausgesprochen und sich dahin erklärt, daß es eine rechtliche Un möglichkeit tsei, den Art. 84 der preußischen Verfassung anders .... auszulegen als dahin, daß keine andere rechtliche Verantwortlich- och l' leit der Kammerinitglieder existirt als vor der Kammer selbst. — Sllic. Oesterreich. — Oie ministerielle österr. Zeitung widmet der Verordnung vom II.d. folgende Bemerkung: „Wir glauben mit l M ^Erm Bedauern nicht zurückhalten zu sollen, daß jetzt die Ma- . " lestät des Condominiums in die Conflicte hineinzezogen wird, p- welche, wahrlich nicht von Oesterreich hcrvorgerufcn oder groß cbfallen, in den Herzogthümern mehr und n:ehr hervorzutreten lÄ' dag mau diese Conflicte dadurch in einer Weise K. sickert und verschärft, welche schließlich jiede Lösung zu er- llhweren geeignet ist." — Oesterreich soll bedenkliche Nachrichten ?cr Italien, Griechenland uud Rumänien erhalten haben, als 'nc^ !a«de dort ein allgemeiner Brand in Aussicht, der sich schließlich " Benedig coneeumren solle. Ptan meldet daher bereits Pfer deankäufe sür die Artillerie und Cavallerie. In wie weit diese sür alle Eventualitäten auch Preußen gegenüber gemacht werden, steht noch dahin? — Am 15. März ist der Abschluß der neuen österreichisch-mexikanischen Militairconvention erfolgt, welche, in dem sie eine Vervollständigung der früher abgeschlossenen bildet, stipulirt, daß Werbungen bis zu 2000 Mann zur Completter- haltung des österreichischen Freiwilligencorps in Oesterreich ver anstaltet werden können. Die Werbungen sollen alsbald begin nen. — Frankreich. — Die Opposition, vertreten durch Ju les, Favre, Picard und Simon greift im gesetzgebenden Körper aufs Heftigste die Verletzung der Principien von 1789 durch die kaijerliche Regierung an. Namentlich wurde Klage über die völ lige Knebelung der Presse geführt. — Die zweite Sitzung der Donausürstenthümer-Conferenz fand gestern statt. Wie das Me morial diplomatique wissen will, wird es nicht schwer fallen, ein Einverständniß zwischen den Großmächten und der Pforte herzu stellen. — England. — Man glaubt, daß das Veto des Prä sidenten Johnson gegen daS Fortbestehen der zum Schutz der befreiten Neger eingesetzten Bureaux zu schrecklichen Scenen füh ren wird, da die Wuth der ehemaligen Sclavenhalter gegen freie Neger eine grenzenlose ist. Der Präsident wird von der fixen Idee, er werde ermordet werden, so beherrscht, daß man für sei nen Verstand fürchtet. Als er in seiner Rede seinen Gegnern die Absicht, ihn zu morden, zuschrieb, knirschte er mit den Zäh nen und war in fürchterlicher Aufregung. An heftige Maßregeln des Präsidenten gegen den Congreß glaubt man nicht, da seine Rathgeber um ihre Köpfe bange sein müßten, wollten sie ihm einen Staatsstreich anrathen. Doch wird die Kluft zwischen ihm und dem Congreß sich immer mehr erweitern. Der Senat hat als Antwort auf das Veto den Postmeister sür St. Louis nicht bestätigt. Wohin dieser Zustand der Dinge führen wird, kann Niemand sagen. So viel steht fest, daß alle Rebellenfreunde und Verräther jauchzen. — Rußland. — Von Rußland heißt es, dasselbe wolle bei einem etwaigen Kriege zwischen Oesterreich und Preußen ruhiger Zuschauer bleiben und erst wenn seine Inter essen berührt oder gefährdet würden, aus seiner passiven Rolle heraustreten. Zeitereignisse. Kamenz. Am 16. März starb unser bedeutendster Tuch fabrikant Herr Karl Friedrich Bleyl in der Vollkraft seiner Mannesjahre, uud es erleidet unsre Stadt hierdurch einen dop pelt schweren Verlust, indem der Entschlafene vermöge seines auSgebreiteten, rühmlichst bekannten Fabrikgeschäfts nicht allein eine bedeutende Anzahl Bewohner und sonstige Arbeiter beschäf tigte, sondern auch in scmer hervorragenden Stellung als Bür-