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Ottendorfer Zeitung 11 —« Bezugspreis: vterlrljLhrlich Mark frei i-- kfinrs. der Geschäftsstelle abgeholt viertel- jährlich , Mk. Einzelne Nummer ,o Pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag «td Sonnabend Nachmittag, — a Untergattung«- unä Änzeigeökatt »«,*iMp»«sk!»: Fiir bi« NNnf^Mgr 1k»rp«.-«ü, »ä«r deren X«m z» — Im X<M«mWÜ fiir X« Netn^olttg« Petit. Ioüe z, Xn,«igen«nnalsme b» » Xtzr Beile,igMtzr noch v«X«ch««G Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltnngsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen ,Handel «ad Mandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Veutsche Mode". D«ck »t Vortag von Hormann Rühle, Buchdruck««! in Groß Vkrilla. Verantwortlich für di« X«daktion H. Rühl« iit Oroß-GVrWa. Nummer 82 Sonntag, den ss. Juli M. Jahrgang Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Die nächste Brotmarkenausgabe findet infolge der Heidelbeerenernte Sonntag, den 11. dieses Monats von nachm. 5—7 Uhr in der neuen Schule zu Ottendorf statt. Die Aushändigung von Brotmarken an anderen Tagen erfolgt nur an erst zu gezogene Personen. Ottendorf-Morttzdorf, am 8. Juli 19 l5. —— Der Gemeindevorstand. Neuestes vom Tage. — Am Donnerstag wurde an verschiedenen Stellen der Westfront lebhaft gekämpft. Fran zösische Angriffe bei Souchez und dem in den letzten Tagen mehrsach genannten Ailly wurden abgewiesen. Im Priesterwalde, wo wir letzthin bei Croix des Carmes durch einen kräftigen Vorstoß einen schönen Erfolg er rangen, unternahmen wir wiederum einen Sturmangriff, der uns in den Besitz mehrerer französischer Grabenlinien brachte und 250 Gefangene sowie vier Maschinengewehre ein- trug. In den Vogesen griffen die Franzosen die von uns am 22. Juni erstürmte Höhe 63 l bei Ban-de-Sapt aufs neue an mit dem Erfolg, dag unsere Gräben auf dec Kuppe dnrch ihr Artillerie feuer völlig verschüttet wurden, so daß wir daher genötigt waren, sie preiszugeben. — Ein Bild aus den beispiellos schweren Kämpfen um die Lorettohöhe entwirft der nachstehend in der „Leipz. N. Nachr." ab- gedruckte Brief. Er zeigt auch, mit welch verzweifelter Kraft der feindliche Durchbruchs versuch ausgeführtwurde, der an der Tapferkeit unserer Schützengrabenbesatzung so kläglich scheiterte. äu. . . . In was für einem Hexenkessel wir hier liegen, sagt Euch zur Genüge das Wort „Lorettohöhe"! Die Zeitungen schreiben: „Die Kämpfe vor Arras über treffen alles bis jetzt Dagewesene an Er bitterung und Wut." Wie recht dieses Wort hat, habe ich zur Genüge kennen gelernt. Den 15., 16. und 17. Jani werde ich nie vergessen, denn diesen Kampfe ent ronnen zu sein, ist mir heute noch ein Wunder. Wir lagen in einem Artillerie feuer, wie es sich keiner erinnern kann. Unsere Stellungen waren in kurzer Zeit zer schossen, zerwühlt von 28-Zentimeter Granaten man wußte nicht, wo man hinkriechen sollte um den tödlichen Granatfeuer zu entgehen. Mit dreck- und staubgefüllten Ohren und Augen lagen wir 35 Stunden im Artillerie- seuer wo auch nicht eine Pause war. Endlich am dritten Tage erfolgte der An- griff durch Schwarze, Franzofen und Engländer. Da war die Reihe an uns! Die nölige Wut hatte uns das Bombardement gegeben. Es entstand ein Kampf, der nicht zu schildern ist! Mann gegen Mann! Dolch Gewehr Handgranaten verrichteten in 6 stündigem Kampfe ihre furchtbare, für uns siegreiche Arbeit. Der Feind wurde vernichtet. Was entfloh, wurde von unserer Artillerie zerschmettert. Was nicht tot war, wurde ge fangen. Der Feind verlor allein im Kampfe mit unserer Kompagnie 500 Tote! Und auch die anderen Kompagnien haben glatte Arbeit getan. Jetzt sind wir einige Tage in Ruhe, aber bald geht's wieder los! Ausnahme der großen Schlacht bei Krasnik-Zamosz, wo die Russen verzweifelte Anstrengungen machen, das Vordringen der Verbündeten auszuhalten, herrscht aus den Fronten des russischen Kriegsschauplatzes relative Ruhe. Die Russen versuchen immer wieder, nnter Heranziehung frischer Reserven, Gegenangriffe, welche jedoch an der Stand ¬ haftigkeit und Ausdauer der verbündeten Armeen unter großen Menschenopfern für den Gegner zerschellen. An einzelnen besonders exponierteu Stellen mutzte die Front zurück gezogen werden, da sie nicht nur frontalen, sondern auch Flankenangriffen seitens des Gegners ausgesetzt war. — Der „Corriere della Sera" klagt laut „Köln. Ztg." neuerdings über das langsame Porrücken der Italiener im Karstgebiet. Wir wissen nicht, wie der Feind seine Verteidigung und seinen Widerstand im Karst organisiert hat, wir wissen nur, daß der Widerstand schrecklich ist, Der Karst bietet die Gelegen heit zu günstiger Verteidigung, die der Feind außerordentlich geschickt ausgenützt hat. Jedes mal, wenn ein feindlicher Schützengraben er obert ist, findet man dahinter eine neue, gut vorbereitete Stellung, so daß der Angriff immer wieder von neuem beginnen muß. Unsere Soldaten rücken zwar vor, aber jeder Fortschritt von 100 oder 200 Metern er fordert einen erbitterten Kampf. Ein Gegen angriff des Feindes tolgt dem andern. Im Alpengebiet herrscht eine fieberhafte Tätigkeit die eine österreichische Offensive vermuten läßt. Die Oesterreicher versuchen durch an haltende Gegenstöße die gegnerischen An- näheruttgsarbeiten zu zerstören. Die Angriffe werden regelmäßig gegen die Flankenstellungen gerichtet, von wo aus Umgehungsbewegungen versucht werden. Private Berichte aus Italien lassen auf eine stark gedrückte Stimmung schließen, welche durch den Stillstand der Operationen im Karstgebiet, durch die hohen Verluste und neuerdings durch den Untergang des Kreuzers „Amalfi", eines der besten italienischen Kreuzer, verstärkt und durch die Berichte aus dem Hauptquartier, die täglich „E-folge" melden, nicht gehoben werde. Konstantinopel. Für die Größe der feindlichen Verluste in den letzten Dardanellen kämpfen spricht genügend das Zurücklassen von siebenhundert Toten auf einer Stelle. Die Verluste der Türken siud iu Anbetracht der Heftigkeit der andauernden Kämpfe gering. Die Zahl der bereits an die Front zurück gekehrten Verwundeten steht im Verhältnis von drei zu sieben. Brüssel. Der Generalgouverneur ordnete an, daß das in Belgien im Bereiche des Generalgouvernements angebaute Brotgetreide aller Art, wie Roggen, Weizen, Spelz, ebenso auch Gerste (Futter- und Braugerste), gleich viel ob ungemengt oder mit anderem Getreide gemengt, mit der Trennung vom Boden zu gunsten der Zivilbevölkerung im Bereiche des Generalgouvernements beschlagnahmt werde. Die Beschlagnahme erstreckt sich auch auf den Halm zünd auch auf das ermahlene Mehl, einschließlich Dunst. Mit dem Ausbrechen wird das Stroh von dieser Beschlagnahme frei. Durch die Beschlagnahme soll die Preis treiberei verhindert werden. Sie soll aber auch eint gerechte Verteilung uuter der Be völkerung ermöglichen. Wer gegen die Ver ordnung verstößt, wird mit Gefängnis bis zu 5 Jahren oder mit einer Geldstrafe bis zu 20000 Mark bestraft. OerMches und Sächsisches. Gtten-orf-Vkrilla, w- Juli <-,5. — Durch ein Schadenfeuer, welches am Freitag früh gegen 5 Uhr in der Köhlerei von R- Lotzmann ausbrach wurde dem Be sitzer ein größerer Schaden zugefügt. Die beiden hiesigen Feuerwehren, sowie schnell herbeigeeilte Nachbarn verhinderten ein weiteres Umsichgreifen, doch fielen dem Feuer immerhin etwa 30 Meter Holz zum Opfer. — Der Geist, der in der deutschen Wehrmacht herrscht, ist so vorzüglich und io von, vaterländischen Gedanken erfüllt, daß die Fälle, in denen Wehrpflichtige ver sucht haben sich dem Heeresdienste zu entzi-heu, äußerlt selten sind. Wenn es wirklich zu Beginn des Kiieges vereinzelte Drückeberger gegeben hat, denen es gelungen war sich zeitweilig ihrer Waffen pflicht zu entziehen, so ist das eine bei der riesengroßen, weitverzweigten Einrichtung des deutschen Heeres unvermeidbare Er scheinung und bald hat rächende Nemesis die Schuldigen erreicht. Heule aber, nach der peinlich genauen wiederholten Prüfung der Militärverhältnisse aller im dienst pflichtigen Alter befindlichen. Deutschen, kann man sagen, daß es Drückeberger in Deuischland Überhaupt nicht mehr gibt. Wer nicht im Waffenrock steckt, leidet entweder an einem körperlichen Gebrechen, das ihn den Waffendienst untauglich macht, oder er befindet sich noch nicht oder nicht mehr im dienstfähigen Alter, oder er ist zur Zeit mit ausdrücklicher Erlaubnis der Militärbehörde als in seiner Ziril- stellung unentbehrlich vom Heeresdienste beurlaubt. Denn zu einem vollständigen Siege gehört auch, daß das Innere Ge triebe des Staates nicht durch Entziehung der unbedingt notwendigen Arbeitskräfte ins Stocken gerät. Nach immer aber gehen den Behörden meist anonyme Briefe mit grundlosen Verdächtigungen zu, wonach der oder jener sich dem Heeresdienste entzogen habe. Man kann sogar beobachten daß Personen, die vielleicht äußerlich einen gesunden und dienstfähigen Eindruck machen, in der Oeffentlichkeit von un bekannten Dritten daraufhin angesprochen werden warum sie noch nicht „beim Militär" seien oder ob sie vielleicht bei der Einberufung „vergessen" worden wären. Erstens liegt darin eine schwere Beleidigung sür den Betreffenden und zweitens ist eine solche Frage überaus töricht, denn wer nur einigermaßen die peinliche Gewissen Hastigkeit und Gerechtigkeit der militärischen Ordnung kennt, wird wissen, daß eine solche haltlos ist. Außerdem möge man auch bedenken, daß es eine große Anzahl körperlicher Leiden gibt, die zum Heeres dienste untauglich machen, den Betreffenden aber äußerlich nicht ohne weiteres an zusehen sind. Die Militärbehörden haben sich deshalb leider schon mehrfach genötigt gesehen, gegen die Verbreiter derartig unbegründeter Verdächtigungen Strafantrag zu stellen, worauf empfindliche gerichtliche Ahndung erfolgte. Man unterlasse daher die jetzt gänzlich überflüssige Jagd auf Drückeberger. Jeder erweist dem Varerlande einen größeren Dienst, wenn er seine Pflicht und Schuldigkeit als Staatsbürger eriüllt, dagegen die Sorge für die Heranziehung aller Wehrpflichtigen ruhig den zuständigen Behörden überläßt. — Zu der neuen Buudesratsverordnung über die Höchstpreise sür Petrolemr schreiben die „Berl. Pol. Nachr.": Die vom Bundesrat auf Grund des Paragraphen 3 des Ermächtigungsgesetzes erlassene Ver ordnung setzt den Höchstpreis sür je M Kilogramm Reingewicht --- 125 Liter Petroleum, bei Verkäufen von 100 Kilogramm und mehr, Lieferung von einem deutschen Lager oder von der deutschen Grenze, ab, auf 30 Mark fest. Für den Kleinhandel, bei Verkäufen von weniger als 100 Kilogramm, sind die Höchstpreise auf 32 Pfg. bezw. 34 Pfg. für das Liter festgesetzt Der Höchstpreis beträgt 32 Pfg. wenn der Käufer das Petroleum vom Lager oder im Läden des Verkäufers ent nimmt. Der Höchstpreis beträgt 34 Pfg. wenn der Verkäufer das Petroleum in das ^aus des Käufers liefert. Für die Ueber assung und das Füllen der Behältnisse darf eine Vergütung nicht berechnet werden. Die Höchstpreise treten am 14 Juli in Kraft. Berei-s mit dem 9. Juli in Kraft getreten ist die Vorschrift über die Ver teilung der Petroleumbestände an die Verbraucher. Langebrück. Von einem beklagens werten Unfall wurde am Dienstag Abend der hier auf Urlaub aus dem Felde befindliche Herr Maurerpolier Hantzsche betroffen. Von einer Radtour heimkehrend kürzte der Genannte Ecke Radeberger und Hauptstraße so gewaltig, daß er blut- überströmt liegen blieb. Hilfsbereite Passanten brachten den Verunglückten nach einer Wohnung von wo aus am Mittwoch mittels Krankenauto die Ueberführung nach dem Dresdner Militär-Krankenhaus erfolgte. — In der Dresdner Heide auf Lange- brücker Bezirk in der Nähe von Lausa war vorgestern nachmittag abermals ein größerer Waldbrand auSgebrochen, der wegen des Windes nur mit Mühe gelöscht werden konnte. Dresden. Hier werden ganz unver antwortliche Nachrichten über die Lagerungen des seitens des Reiches in der Kristalletsfabrik und Kühlhallen Dresden eingebrachten Gefrierfleisch verbreitet. Es wird von großen Mengen gesprochen, die in die Elbe geworfen worden sind, von Verlusten, die in die Millionen gehen, von nächtlichen Abtransporten in die Abdeckerei usw. Wie der „Dresd. Anz." aus zuverlässiger Quelle erfährt, ist an allen diesen Redereien kein wahres Wort. Die Stadt Dresden, die ihre Gefrierfleisch bestände ebenfalls in obigem Unternehmen lagern hat, hat überhaupt noch kein Ge frierfleisch verkauft. Die ersten Gefrier- schwetne wurden in den letzten Tagen an die Stadt Pirna und an die Gemeinde Radebeul abgegeben. Uebec die Beschaffen heit und die vielseitige Verwendung des Gefrierfleisches besteht nur eine Stimme des Lobes. Das Gefrierfleisch ist dem frischgeschlachteten vollkommen ebenbürtig hinsichtlich seiner Zartheit soll es letzteren sogar überlegen sein. Es dürfte dies auf die vollkommene Reife unter den denkbar besten Bedingungen in den Gefrierräumen zurückzuführen sein. Zittau. Der Schneidergehilfe Hakel der bei dem Schneidermeister Steinhäuser beschäftigt war, ist in einem Teiche der Textilfirma Hermann Wünsches Erben in Ebersbach, als er mittags allein badete, ertrunken. Abends wurde erst die Leiche geborgen. Ferner ertrank in dem sogen. Neuen Teich bei der selben Firma der 13 Jahre alte Schulknabe Bruno Lehmann Sohn des gegenwärtig im Felde stehenden Zimmermanns Lehmann, als er sich an eine 6 Meter tiefe Stelle des Teiches wagte wo ihm zwei Kameraden keine Hilfe bringen konnten.