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Wchnitz-MtW Nr. 18. Sonnabend, den 11. Februar 1893 59. Jahrgang. v W Mr „SSeißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal : Dienstag, Donners-. lag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 28 Pfg-, Zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Adorf. Der Bäckermeister K. hier, der sich bei einem Brande der Anordnung des Kommandanten der freiwilligen Feuerwehr, von der Brandstelle sich zu entfernen, nicht fügte, auch noch denselben mit den Worten: „Du hast mir einen Dr. . . zu sagen, ich gehe nicht!" beleidigte, war vom Stadtrathe zu Adorf zu einer Geldstrafe von 15 M. verurtheilt worden. Auf dagegen von K. eingewendete Berufung auf ge richtliche Entscheidung, verurtheilte das Schöffengericht zu Adorf K. zu 60 M. Geldstrafe und den Kosten, welches Erkenntniß auf anderweit eingelegte Berufung vom König!. Landgerichte zu Plauen volle Bestätigung fand. — Dazu bemerkt die „Sächsische Feuerwehr zeitung", der wir diese Notiz entnehmen, mit Recht: „Das ist eine sehr angebrachte Strafe für solch' rohes Verhalten eines Mannes, der seinen hilfsbereiten Mitbürgern den Dienst erschwert, und es ist wünschens- werlh, daß diese Mittheilung in allen Feuerwehren bekannt wird, denn solche Patrone giebt es anderwärts auch." Zwickau. Am 26. v. M. wurde hier eine Ver sammlung von Arbeitslosen abgehalten und dabei eine Liste zum Einzeichnen für Arbeitslose ausgelegt. Auf dieser Liste, die später vom dortigen Stadtrathe eingesordert wurde, befand sich, den hiesigen Tages blättern zufolge, u. A. ein Name mit der Angabe: „8 Wochen arbeitslos" vor, dessen Träger bis zum Tage vorher bei der städtischen Straßenunterhaltung beschäftigt gewesen war, freiwillig diese Arbeit nieder gelegt und eine Viertelstunde vor Beginn der Ver sammlung seinen Lohn auf dem Rathhause in Em pfang genommen hatte. Das heißt man doch die Un verschämtheit auf die Spitze treiben. Leipzig. Gegen Mitternacht zum 9. Februar brach in der Gastwirthschast von Schäffer aus dem Neumarkte Feuer aus, das sich so rasch verbreitete, daß die Gäste den engen Ausgang des Lokales nicht finden konnten; 6 Personen verbrannten, 3 wurden schwer verletzt. Als Urheber des Brandes durch Entzündung einer Rakete wurde ein Leipziger Weinhändler verhaftet. — Auf zahlreiche Klagen über den Zustand einzelner Straßen in Leipzig antwortet das „LeipzigerTageblatt": „Es sind allein im gegenwärtigen Winter für die Ab fuhr des Schnees aus den Straßen der Stadt bis jetzt schon 60,000 M. ausgegeben, und diese Ausgabe wird sich voraussichtlich noch um ein Bedeutendes erhöhen. Wer nicht will, daß die städtischen Steuern immer höher werden, der wird gut thun, sich mit dem zu begnügen, was die städtische Straßenreinigung, die sicher den besten Willen hat, thut." (Fortsetzung des Sächsischen in der Beilage.) Sachsenkonstituirtesich soeben der Sächsische Pferde zucht-Verein. Derselbe hat vor Allem den Zweck, die sächsische Pferdezucht zu fördern und zu heben. Um dieses durchgreifend erreichen zu können, ist eine Vereinigung der Dresdener Pferdeausstellung, des Dresdener Rennvereins (früher Reiterheim) und des Dresdener Reitvereins bewirkt worden, deren gemein same Interessen der neue Sächsische Pferdezucht-Verein in erster Linie wahren soll, während die drei oben ge nannten Genossenschaften unter der seitherigen Leitung fortarbeiien werden. Durch diese Thatsache wird die Pferdezucht Sachsens einen ganz bedeutenden, neuen, belebenden Impuls erhalten und es wird ein sport liches Unternehmen geschaffen, wie es an Bedeutung, sowie Umfang in ganz Deutschland seinesgleichen nicht findet. — Ueber den Stand des Entschädigungsprozesses, den die Frau verw. Restaurateur Zscheyge und die Vormundschaft von deren drei unmündigen Kindern (sechs mündige kommen nicht in Betracht) gegen die königl. sächs. Staatsbahnenverwaltung angestrengt haben, weil am Abend des 7. August 1890 der Restau rateur Louis Zscheyge durch die Schuld eines Bahn wärters von einem Eisenbahnzuge am Strehlener Eisenbahnübergange getödtet wurde, sind verschiedene irrige Ansichten verbreitet. Die . Sache liegt gegen wärtig so, daß das Landgericht der Wittwe des durch den Eisenbahnzug Getödteten von dessen Todestage an auf die Dauer von 13 Jahren jährlich 400 Mark, dem damals 15 Jahre alten Sohne Julius Zscheyge, der ebenfalls vom Wagen geschleudert wurde und längere Zeit nervös krank war, für 3 Jahre jährlich 1100 Mark, und für den unmündigen Max Zscheyge ebenfalls auf 3 Jahre pro Jahr 500 M. zugesprochen hat. Der dritte unmündige Sohn wurde nicht berücksichtigt, weil er zur Zeit des Unglücksfall-s bereits 18 Jahr alt war. Die Hälfte der Kosten haben die Kläger zu tragen. Dem Vernehmen nach wird der weitere Instanzenweg betreten, da diffe Entschädigung zu ge ring erscheint. Meißen. In dem am Sonntag Nachmittag in Cölln angeschwommenen Leichnam ist ein aus Schlesien gebürtiger Gasthossbesttzer, Namens Roland, erkannt worden. Auf welche Weise derselbe den Tod gefunden hat, ist noch nicht ermittelt. Vielfach war das Gerücht verbreitet, daß der Angeschwommene ein in Schandau vor mehreren Tagen verunglückter Steuer beamter sei und gegen 2000 Mark Geld bei sich ge habt habe. Dieses Gerücht ist demnach ganz unbe gründet. Freiberg. Die hiesige Bäckerinnung beging am 6., bezw. 7. Februar die Feier ihres 500jährigen Bestehens und das 50jährige Jubiläum ihrer Fahne unter regster Antheilnahme auswärtiger Innungs genossen und von Ehrengästen in glänzender Weise. Burkhardtsdorf. Wie seit einer Reihe von Jahren große hiesige Flurstücke, die schon Forstbezirke waren oder sich zur Bepflanzung mit Wald eigneten, aus Privatbesitz in das Eigenthum des Staates über gegangen sind, so haben auch neulich wieder mehrere Grundstücksbesitzer größere Wald fläch en an den Forstfiskus verkauft. Sämmtliche Stücke, die so ver äußert worden sind, schließen an das große Forstgebiet an, das sich von Einsiedel ab bis nach Thalheim hinauf ununterbrochen hinzieht. Aus dem Vogtlande. Unsere Fabriken, besonders die englischen Gardinensabriken, sind voll beschäf tigt, und zum Theil wird mit Ueberstunden gearbeitet. Sowohl die männlichen als auch die weiblichen Arbeit« kräste sind mit Arbeit hinreichend versehen. Berück sichtigt man noch den Umstand, daß die Lebensmittel gegen das Vorjahr im Preise wesentlich zurückgegangen sind, so kann der jetzige Zustand hinsichtlich des Aus kommens eines fleißigen und tüchtigen Arbeiters be friedigend genannt werden. Tagesgeschichte. Berlin. Die praktischen Folgen der mehrtägigen Reichstagsdebatle über die Sozialdemokratie dürfen gewiß nicht überschätzt werden. Der Haupl- bestandtheil der Sozialdemokratie setzt sich aus urtheilS- losen, blindgläubigen Leuten zusammen, die durch eine akademisch-parlamentarische Erörterung schwerlich be kehrt werden können. Dennoch wird der Reichstag seine kostbare Zeit nicht vergebens geopfert haben, vorausgesetzt freilich, daß der Kampf gegen die sozial demokratischen Umsturzbewegungen nicht auf die vier Wände des Neichstagssaales beschränkt bleiben wird. Es ist ein erfreulicher Anfang, daß sich einmal alle Anhänger der bestehenden Staats- und Gesellschafts ordnung im gemeinsamen Ansturm gegen deren Feinde zusammengefunden haben, unbeschadet der zwischen ihnen vorhandenen sonstigen Meinungsverschiedenheiten und Fraktionsunterschiede. Bisher war es die Un einigkeit der Parteien, die selbst da, wo Kandidaten der Umsturzpartei davon den alleinigen Vortheil haben mußte, ihre kleinlichen Fraktionszänkereien höherstellten, als das gemeinsame Interesse an der Erhaltung der Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadtrathe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Daul Jehnk in Dippoldiswalde. Mit achtseitigrm „Nustrirten llntrrhsltungsblittt". H Mit humoristischer lvochenbeilagc „Seifenblasen", -ft Mit land- und hourwirthschaftlicher Lonrtsbeilage. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der Gewerbeverein hatte in der Auswahl des Vortrags entschieden Glück, denn Herr Direktor Reich aus Hannover, der am Mittwoch im Gewerbeverein seine Lichtbilder aus der Meteoro logie vorsührte und erläuterte, hat den nach den vor hergehenden Empfehlungen gestellten Erwartungen in vollkommenster Weise entsprochen und so die zahlreich erschienenen Besucher vollständig befriedigt. Seine Bilder, die Wirkungen der Lust-, Meeres- und Erd wärme, der Stürme und Niederschläge, sowie Schnee- und Eisbildungen und elektrische und optische Erschei nungen im Lustkreise zeigten, waren fast ausnahmslos grob, schön und deutlich. Dazu verstand Herr Reich, diese eigentlich nur in losem Zusammenhang stehenden Darstellungen durch seinen Vortrag in enge Verbin dung zu bringen, den wissenschaftlichen Erklärungen ein Gewand der angenehmen Unterhaltung zu geben und die großartigen Erscheinungen der Natur in so hochpoetischer, packender und anschaulicher Weise zu schildern, daß alle Zuhörer mit merklicher Spannung seinem Vortrage, der mit 2 Pausen über 2 Stunden währte, folgten und wohl gern noch länger gefolgt wären. Diesem Umstande gemäß war es erklärlich, daß der zweite Vortrag am Donnerstag über die deutsche Geschichte bis zum 30jährigen Krieg ebenfalls sehr gut besucht war. Zu demselben waren durch die Freundlichkeit eines hiesigen Bürgers einer großen Zahl Schulkinder Freikarten gewährt worden. — An die mehrfachen Vorträge, die in den letzten Tagen hier stättsanden, schloß sich am Donnerstag der Vortrag deS Herrn Fabrikant Hänichen aus Lockwitz im hiesigen Reformverein an. Herr Hänichen sprach, nachdem der Vorsitzende mit einem Hoch auf Kaiser und König die Versammlung eröffnet hatte, in zwei stündiger freier und fließender Rede über: „Jüdisches Gold und deutsche Arbeit". In gewandter Form und mit packendex Begeisterung führte er unter Anführung zahlreicher Thatsachen zunächst aus, wie das jüdische Gold, besonders durch die Börse, schon jetzt mächtig genug sei, auf ganze Völker und Staatswesen einen Druck auszuüben. Er ließ sich im Eifer dabei fort reißen, oft dazu recht drastische, ja fast zu drastische Vergleiche und Ausdrücke zu erfinden und anzuwenden. Seiner Kritik gegenüber stellte dann am Schluffe der Vortragende endlich die Bestrebungen der Neformpartei entgegen, der Partei, die voll berechtigt sei, die Hoff nung in sie zu setzen, daß es ihr einst mit der Ne gierung gelingen werde, dem Mittelstände zu seinem Rechte zu verhelfen. Mit brausendem Hoch auf Kaiser, König und das deutsche Vaterland schloß der Vortrag und reichster Beifall lohnte de» Redner. Da seit Gründung des Resormvereins nunmehr ein Jahr ver flossen ist, schloß sich dem Vortrage ein gemüthliches Zusammensein der Mitglieder mit ihren Damen an. » Kleincarsdorf. Seitdem l.d.M.ist in unserem Orte eine Posthilssstelle eingerichtet worden. S Poffendorf. Unter Leitung des Herrn Oekonom M. Hofmann wurden im Verein junger Landwirihe für Poffendorf und Umgegend im verflossenen Jahre 6 Vereins-Versammlungen abgehalten. Von den gehal tenen Vorträgen erwähnen wir folgende: Wiesenpflege, Ref.: H. M. Grahl-Poffendorf. Ueber Viehzucht, Res.: H. M. Hofmann-Poffenvorf. Zweckmäßige Er nährung des Rindviehes, Ref.: H. M. Hosmann-Poffen- dorf. Disposition in der Landwirthschaft, Res.: H. Br. Nestler-Poffendorf. Die natürlichen Bedingungen des Pflanzenlebens, Ref.: H. Bruno Nitzsche-Ober häslich. Ueber das Entstehen der neuen Kartoffeln, Ref.: H. M. Grahl-Poffendorf. Noch ist zu erwähnen, daß die Mitglieder des Vereins am 14. Juli die Vieh- und Geräthe-AuSstellung des landwirthschastlichen Vereins zu Wilsdruff besuchten. Dresden. Mit Genehmigung des Königs von I»gerate, welche bei de» bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. —. Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionell«» Theile, die Spaltenzcil« 20 Pfg.